Aufgeschobene Rentenversicherung mit Aktienanteil von 2004

  • Hallo zusammen,


    Ende 2004 hat mein Vater für mich eine aufgeschobene Rentenversicherung bei Generali abgeschlossen weil ab 2005 die Erträge solcher Produkte steuerpflichtig wurden. Ich versuche zu verstehen ob dieses Produkt irgendeinen Nutzen hat und wie ich weiter damit verfahren soll. Vielleicht bekomme ich ja hier ein paar weiterführende Hinweise (gern auch allgemeiner Natur, kenne mich im Bereich Versicherungskonstrukte nicht so aus).


    Die Eckdaten:

    - Generali (jetzt Proxalto) Selekta Individualvorsorge MRE1

    - ab 12/2040 Rente oder Kapitalwahlrecht, Beitragsrückgewähr im Todesfall

    - Garantiezins 1,5% und bis zu 35% Aktienanteil

    - Beitragszahlung jährlich, mit 10% Dynamik


    Wer dazu direkt was sagen kann bitte gerne einfach antworten.

    Wer Lust auf Zahlen hat darf natürlich unten noch weiterlesen :)







    Proxalto schrieb zu Ende 2023:


    - Bei Todesfall: ca. 9.000 Euro sofort

    (davon 226 Überschuss garantiert)


    - Bei Beitragsstopp: 12.100 Euro ab Ende 2040

    (davon 230 Überschuss garantiert + 1.700 prognostiziert)


    - Bei Fortführung wie gehabt: 31.500 Euro ab Ende 2040

    (davon 230 Überschuss garantiert + 3.100 prognostiziert)

    ...vermute das soll heißen bei Fortführung ohne Dynamik.


    => Wieso werden denn da nur 230 Euro Überschüsse garantiert wenn im Vertrag von 1,5% Garantieverzinsung die Rede ist?



    Taschenrechner / Excel

    Excel sagt dass ich bis Ende 2023 insgesamt knapp 10.000 Euro eingezahlt habe.

    Das habe ich mit den Beitragsrechnungen abgeglichen, scheint so zu stimmen.


    Wenn ich in Excel ab 2024 die Beiträge ohne Dynamik fortschreibe dann komme ich 2040 bei insgesamt eingezahlten 26.800 Euro raus. Wenn ich die Garantieverzinsung von 1,5% p.a. für jedes Jahr mit in die Tabelle bastle so sollten daraus ca. 33.300 Euro werden. Stellt sich nun die Frage, wieso kommt die Versicherung nur bei 31.500 raus?


    Und wieso kommt sie überhaupt da raus wenn sie nur von ca. 3.300 Euro an Überschüssen ausgeht? Das passt alles irgendwie nicht recht zusammen. Und was ist eigentlich mit den 35% Aktien, die sollten das niedrige Zinsniveau zwischen 2009 und 2022 doch easy kompensiert haben? Wären nicht ohnehin deutlich mehr als die 1,5% drin gewesen? Alles Gebühren oder wie? Bin gespannt was Ihr sagt...



    Danke fürs Lesen, viele Grüße!

  • Moin Fleks ,


    Rendite ausrechnen:


    Rendite einer Rentenversicherung


    Gefällt dir die Rendite weiter besparen, gefällt sie dir nicht überleg was du mit dem Vertrag machen kannst.


    Künidigen, Beitragsfrei liegen lassen oder vielleicht verkaufen.


    Geht vielleicht der Widerrufs Joker bei deiner LV. Das kannst du bei der Verbraucherzentrale HH überprüfen lassen.


    Generell sind solche Produkte für den Vermögensaufbau ungeeignet.


    Im Blog von Hartmut Walz findest du Zahlreiche Beiträge dazu.


    Z.b. den hier

    Die 3 größten Irrtümer bei Lebens- und Rentenversicherungen und 1 Anleitung - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Irrtümer zu Lasten des Kunden: Mitte 2003 lernte meine Mandantin einen Vermittler der Hamburg Mannheimer International (HMI, heute ERGO Pro) kennen...
    hartmutwalz.de


    Viel Erfolg mit deinen Finanzentscheidungen

  • Danke für die Antwort!


    Wenn ich die Rendite errechnen könnte wäre ich tatsächlich schonmal einen großen Schritt weiter. Leider teilt die Versicherung weder die Höhe der Rente noch der Kapitalabfindung bei Fortführung der Dynamik mit, sondern immer nur ausgehend davon dass die Beiträge ab jetzt stabil bleiben.


    Ich bräuchte also einen Rechner in dem ich nach den ersten 20 Jahren Laufzeit die Dynamik deaktivieren kann. Deshalb habe ich versucht das in Excel zu machen, dort komme ich grob bei 26k Einzahlungen raus versus 31k Auszahlungen. Das wären sowas wie 15% Rendite über den Gesamtzeitraum von 36 Jahren, was ja erstmal nach extrem wenig klingt. Aber wie man das bei steigenden Beiträgen auf eine Rendite p.a. umrechnet ist mir schleierhaft.


    Du schreibst:
    Generell sind solche Produkte für den Vermögensaufbau ungeeignet.

    Dieser Einruck drängt sich auf, aber für was sind sie dann überhaupt gut?

  • Dieser Einruck drängt sich auf, aber für was sind sie dann überhaupt gut?

    Also diese Produkte werfen viel Rendite ab für die Versicherungsunternehmen und der provisionsgestütze Verkäufer lebt auch nicht schlecht davon.


    Eine Dynamik ist immer ein kleiner neuer Abschluss der wieder Kosten verursacht.

    Der Garantiezins bezieht sich nur auf den Sparanteil deines Geldes . Wie hoch dieser Anteil ist wirst du leider nicht erfahren.


    Also spart man sich mit so einem Produkt arm. Du wirst die Kaufkraft deines eingesetzten Geldes nicht erhalten und dir somit davon weniger kaufen können.


    Du musst beim sparen mindestens die Inflation schlagen , sonst sparst du rückwärts.


    Und die Inflation schlagen die wenigsten Versicherungsprodukte……leider sparen sich viele Menschen mit solchen Produkten arm.

  • Ja bei Hartmut Walz hatte ich jetzt schonmal gelernt dass die Garantieverzinsung sich vor Gebühren versteht. Danke für den Link! Das ist bei meinen 1,5% Garantiezins dann natürlich unterirdisch. Warum ist das denn nicht geregelt wie bei Fonds wo die Managementvergütung schon von der Performance abgezogen ist?


    Heißt aber auch wenn ich in meiner Tabelle unterhalb der 1,5 % p.a. rauskomme dann bedeutet das nicht zwangsläufig dass ich falsch gerechnet habe sondern vielleicht eher dass das Produkt noch nutzloser ist als befürchtet :-/


    Bei den 1,5% müsste ich mit Zinseszins über 36 Jahre eine Gesamtrendite von ca. 70% erzielen.

    Meine prognostizierte Gesamtrendite von 15% über diesen Zeitraum entspräche hingegen nur noch durchschnittlich 0,4 % p.a. wenn man es linear verteilt. Da die Beiträge wegen der Dynamik zu Anfang deutlich niedriger waren als jetzt ist diese Betrachtung natürlich nicht ganz korrekt.


    Vielleicht finde ich ja einen Rechner wo ich einfach alle Raten eintragen kann. Ich habe die Datenreihe ja in Excel schon vorliegen, aber ich traue meiner Berechnung noch nicht ganz. Ich geh nochmal auf die Suche!

  • Ja ich hab jetzt auf der Seite einen Zinsrechner gefunden in welchen man eine komplette Zahlenreihe manuell eintragen kann. Diesen Rechner findet man hier:

    Renditerechner


    Eingetragen habe ich die Einzahlungen mit Dynamik von 2004 bis 2023, danach Fortschreibung ohne Dynamik bei circa 1.050 Euro Jahresbeitrag bis 2039. In der letzten Zeile habe ich als Auszahlung einfach die von Proxalto prognostizierte Höhe der Rente eingetragen, also die Kapitalabfindung als Einmalzahlung im Jahre 2040.


    Summe der einzelnen Einzahlungen: 26.778

    Höhe der Auszahlung: 31.574

    Dauer: 36 Jahre


    Ergebnisse:

    - Gewinn: 4.797 Euro

    - Gesamtrendite: 17,9 %

    - Rendite p.a.: 1,14 % (Effektivverzinsung IRR / interner Zinsfuß)

    - Durchschnittlicher Jahresgewinn: 133 Euro p.a.

    - Relativer Jahregewinn: 0,49% p.a.


    So ganz daneben lag ich mit der Tabelle also nicht, es sieht in dem Rechner minimal besser aus. Trotzdem alles in allem recht deprimierend. Aber ich bin schonmal einen Schritt weiter.

  • Jetzt ist die Frage, wie sehen meine Alternativen aus?


    Die Variante mit dem Widerruf habe ich vor einigen Jahren schonmal prüfen lassen, leider scheint mein Vertrag nicht von dieser fehlerhaften Rücktrittsklausel betroffen zu sein.


    Wenn ich den Vertrag beitragsfrei stelle erhalte ich zum Ende der Laufzeit 12.158 Euro als Einmalzahlung. Das ist immerhin mehr als ich bisher eingezahlt habe. Schlecht verzinst ist es trotzdem. Der Rechner sagt:


    - Gewinn: 2.172 Euro

    - Gesamtrendite: 21,7 %

    - Rendite p.a. 0,83 % (Effektivverzinsung / interner Zinsfuß)

    - Durchschnittlicher Jahresgewinn: 60 Euro

    - Relativer Jahregewinn: 0,6 % p.a.


    Der Gewinn im Verhältnis zum Einsatz ist höher, aber durch die 16 Jahre bis zur Auszahlung sieht die Rendite pro Jahr noch schlechter aus, so würde ich das mal interpretieren.

  • Ja du hast wohl Recht. Man muss ja bei der Variante Beitragsfreistellung auch noch berücksichtigen dass man das Geld welches nicht mehr in den Vertrag fließt nun wieder zur Verfügung hat. Das wären auf dem Weg bis 2040 immerhin knapp 17.000 Euro die für bessere Anlageformen zur Verfügung stünden.


    Das Gleiche gilt aber auch für die Variante Rückkauf. Bei Rückkauf erhielte ich nur 7.767 Euro zurück und gut 2.200 Euro meiner Einzahlungen wären in den Wind geschossen. Autsch. Interessant wäre da dann jetzt der direkte Vergleich mit der Beitragsfreistellung.


    Festgeld:

    Der Vertrag läuft noch 16 Jahre. Nehmen wir mal an ich lege die 7.767 Euro Rückkaufswert einfach 16 Jahre lang auf ein Festgeldkonto. Aktuell bekommt man so 3,5%. Dann landet man 2040 bei 13.467 Euro Gesamtwert. Damit läge man besser als wenn man den Vertrag nur beitragsfrei stellt, allerdings muss man den Gewinn versteuern. Nach Steuern kommt man ungefähr aufs Gleiche raus. Das überrascht mich fast ein wenig.


    Aktienfonds:

    Die durchschnittliche Rendite eines Weltmarkt-ETFs liegt über lange Fristen irgendwo um die 7%. Das ergäbe nach 16 Jahren einen Gesamtwert von knapp 23.000 Euro. Wegen jährlicher Steuern (Thesaurierung / Vorabpauschale) bleiben laut ETF-Steuerrechner gut 20.000 Euro übrig. Damit wäre ich deutlich besser dabei als mit der Beitragsfreistellung.


    Gemischt:

    Jetzt sind die Börsen super gelaufen die letzten Jahre und das läuft vielleicht nicht ewig so weiter. Gehen wir also etwas konservativer rein: Bei einer Rendite von 5 Prozent käme ich raus bei knapp 17.000 Euro Gesamtwert. Nach Steuern wären das gut 15.000 Euro. Würde sich also immer noch klar lohnen gegenüber der Beitragsfreistellung.


    Fazit:

    Wenn ich glaube dass ich die 7.767 Euro Rückkaufswert über die nächsten 16 Jahre zu mehr als 3,5% p.a. angelegt kriege dann lohnt sich der Rückkauf gegenüber der Beitragsfreistellung.