Sondertilgen oder investieren

  • Hallo,


    folgende Thematik:

    Wir haben unseren Hausbau über drei Kredite finanziert:


    - Kredit 1: 200.000€; Zinssatz 1,2%; Zinsbindung bis 2040

    - Kredit 2: 55.000€; Zinssatz 0,8%; Zinsbindung bis 2030

    - KfW Darlehen: 120.000€; Zinssatz 0,8%; Zinsbindung bis 2030


    Der Bausparvertrag meiner Frau und auch meiner sind zuteilungsreif. Das Darlehen ist aufgrund der Zinsen uninteressant.

    Mir geht es um die angesparte Summe. Ist es sinnvoll diese zur Sondertilgung der Kredite zu nutzen oder wären diese aufgrund der guten Zinssätze der Baukredite in einer neuen Geldanlage besser aufgehoben?


    Danke schon mal für eure Meinungen.


    Gruß

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Auf diese Frage gibt es eine finanzmathematische und eine psychologische Antwort.


    Solange eine alternative Anlage (ggf. nach Steuern) mehr Zinsen bringt als 1,2 % oder 0,8 %, ist es finanzmathematisch sinnvoll, überzähliges Geld alternativ anzulegen.


    Es gibt aber Leute, die mit Schulden schlecht schlafen können, selbst dann, wenn sie parallel dazu ein besserverzinsliches Guthaben haben. Diese Leute schlafen besser, wenn sie wider wirtschaftliche Vernunft sondertilgen.

  • Hallo.


    Die Zahlen sprechen für sich.

    Persönlich würde ich das Geld passend bis 2030 anlegen.

  • Hallo.


    Danke für die Antworten.

    Leider bin ich zeitlich ziemlich eingebunden. Daher würde ich einfach überschüssiges Geld in den MSCI World stecken und das ganze machen lassen.

    Oder habt ihr bessere Vorschläge die wenig zeitintensiv sind?

  • Und wie seht ihr es mit der Zinsbindung die bis 2030 auslaufen? Nicht sinnig zu versuchen diese bis dorthin abbezahlt zu bekommen?

  • Es wäre sinnig zum Ende der Zinsbindung das Geld parat zu haben, um eine Anschlussfinanzierung vermeiden zu können.


    Selbst mit langweiligen Anlagen (Festgeld, Tagesgeld, Geldmarktfonds) wirst Du eine Rendite erzielen, die oberhalb des Kreditzinses liegt.

  • Eine Frage hierzu:

    Hängt die Abwägung nicht auch davon ab, wie hoch die Möglichkeit für Sondertilgungen ist?


    Es kann ja sein, dass es aktuell - rein die aktuelle Zinsdifferenz betrachtend - erst einmal interessanter zu sein scheint, das Geld anzulegen, anstatt Sondertilgungen vorzunehmen. Aber das setzt m.E.n. voraus, dass man die Sondertilgung dann verzögert auch in dem vollen Umfang vornehmen kann, wie man es ansonsten über die Jahre bis 2030 verteilt gemacht hätte.


    Wenn ich beispielsweise laut Kreditvertrag maximal nur einen festen Betrag pro Jahr als Sondertilgung zusätzlich abzahlen kann, dann kann das dazu führen, dass man die dann evtl. bis 2030 aufgeschobenen Sondertilgungen in 2030 nicht mehr in dieser Summe abbezahlen kann.

    Damit wäre man dann gezwungen mit einen höheren Restbetrag des Kredits in die Neuverhandlungen zu gehen, wofür die Kreditkonditionen und die dann aktuellen Zinsen für Geldanlagen noch unbekannt sind (Risiko).


    Oder habe ich da etwas übersehen?

  • Wenn ich beispielsweise laut Kreditvertrag maximal nur einen festen Betrag pro Jahr als Sondertilgung zusätzlich abzahlen kann, dann kann das dazu führen, dass man die dann evtl. bis 2030 aufgeschobenen Sondertilgungen in 2030 nicht mehr in dieser Summe abbezahlen kann.


    Damit wäre man dann gezwungen mit einen höheren Restbetrag des Kredits in die Neuverhandlungen zu gehen, wofür die Kreditkonditionen und die dann aktuellen Zinsen für Geldanlagen noch unbekannt sind (Risiko).


    Oder habe ich da etwas übersehen?

    Nach mindestens 10 Jahren plus 6 Monaten Kündigungsfrist darf man in beliebiger Höhe sondertilgen, zum Ende der Zinsbindung auch, soweit ich weiß. In die Neuverhandlungen für die Anschlussfinanzierung geht man deshalb dann nur mit dem Betrag, den man nicht bei Ende der Zinsbindung ablösen kann bzw. will.


    Wir haben z.B. 15 Jahre Zinsbindung mit der Möglichkeit jährlicher Sondertilgung. Die nutzen wir nicht (wäre angesichts des extrem niedrigen Zinssatzes finanziell Quatsch), haben aber Stand jetzt vor, dann zum Ende der Zinsbindung die gesamte Restschuld abzulösen.

  • Danke, 12345.

    Noch eine weitere Frage:

    Wenn man monatlich einen festen Betrag (Rate) für seinen Kredit zurückzahlt, dann setzt dieser sich doch aus Zinszahlung und Tilgung zusammen. Am Anfang ist der Anteil, den die Zinsen ausmachen relativ hoch und der Anteil der Tilgung relativ klein. Mit der Laufzeit verschiebt sich das immer mehr. Durch die Tilgungen wird die Restschuld kleiner, so dass der Zinsanteil (absoluter Wert in der Rate) sinkt und der Anteil der Tilgung pro Rate steigt.


    Eine zusätzlich Tilgung verkürzt dann doch die Gesamtlaufzeit des Kredits.


    Sollte man die Alternativen für die Tilgung (möglichst rasch oder verzögert) dann doch besser in Excel (o.ä) durchspielen?

    Ich bin mir nicht sicher, ob die reine Differenz vom Zins, der im Kreditvertrag steht vs dem Zinssatz für Geldanlagen diesen Sondertilgungseffekt abdeckt. Oder ob man nicht kontinuierlich gucken müsste, wie hoch der Zinsanteil in der aktuellen Ratenzahlung ist, anstatt den Wert zu nehmen den der Kreditvertrag für die gesamte Laufzeit ausweist.

  • Ich glaube hier denkst Du Dir unnötig einen Knoten in den Kopf 😁


    1€ Sondertilgung ist am Ende nichts anderes als 1€ Festgeld bis zum Ende der Kreditlaufzeit zum Kreditzins. Mit dem Vorteil, dass hierauf keine Kapitalertragssteuer anfällt. Im Falle einer Vermietung reduziert man aber auch die Absetzbarkeit der Zinsen.


    Hallo.


    Danke für die Antworten.

    Leider bin ich zeitlich ziemlich eingebunden. Daher würde ich einfach überschüssiges Geld in den MSCI World stecken und das ganze machen lassen.

    Oder habt ihr bessere Vorschläge die wenig zeitintensiv sind?

    Das kann man machen und ich persönlich tue das aktuell so ähnlich. Ich würde das aber nur nach sehr reiflicher Überlegung machen und wenn Du weisst was Du hier tust. Der MSCI World kann auch deutlich nach unten gehen und dann hättest Du zum Ende der Zinslaufzeit Deiner Kredite das notwendige Geld ggf. nicht zusammen. Daher sagt man im Allgemeinen, das Geld in einen Aktien ETf mindestens 15 Jahre nicht benötigt werden sollte.

  • Also wir haben ein Volltilgerdarlehen ohne vertragsseitige Sondertilgungsmöglichkeiten.

    Wir werden aber schauen, ob wir nach 10 1/2 Jahren anfangen die gesetzliche Möglichkeiten für Sondertilgungen zu nutzen. Dies passiert eher aus "spirituellen" Erwägungen, weniger aus finanzmathematischen Überlegungen. Das Haus schuldenfrei zu haben, bevor meine Frau 50 wird, das klingt schon ganz nett. Und falls sie sagt, dass der Urlaub vor der 50 wichtiger ist, dann ist sie eben erst mit 52 schuldenfrei.


    Es sind nicht nur reine Zahlen. ;)

  • Aus persönlicher Erfahrung würde ich ein Volltigerdarlehen vorziehen mit der Möglichkeit, soviel Sondertilgung zu machen wie ich will und das auch mehrmals im Jahr.


    So haben ich unser Haus finanziert und nach 14,5 Jahren komplett abbezahlt.

    Das eigentliche Darlehen war ein Volltilger mit einer Laufzeit von 25 Jahren.

    Mit der Bank hatte ich auch vereinbart, das Sondertilgungen mehrmals im Jahr möglich sind (zum damaligen Zeitpunkt war das nicht selbstverständlich).

    Die Bank hat lediglich darauf bestanden, dass es dann mindestens 1000,-€ sein müssten (ja, war schon zu Zeiten des €uros ;) ), was für mich völlig in Ordnung und verständlich war.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Wie schon erwähnt, waren wir nach 14,5 Jahren aufgrund der Sondertilgungen mit der Bezahlung fertig.

    Unter dem Strich haben ich und meine Frau knapp 90.000€!!! Zinsen gespart.

    Gerade in den ersten Jahren nach Aufnahme des Kredits spart man die meisten Zinsen bei Sondertilgungen.


    Hätte ich das für Sondertilgung "genutzte" Geld irgendwo angelegt, hätte ich in vergleichbarer Zeit sicherlich nirgends risikoarm so einen Gewinn gemacht ... vor allen Dingen sollte man nicht außer Acht lassen, dass wir die gesparten Zinsen ja hätten Netto verdienen müssen, wenn wir sie gezahlt hätten.


    Letztlich muss jeder gemäß seinem persönlichen „Umfeld“ entscheiden, was er macht. Ein allgemeingültiges Vorgehen gibt es da sicherlich nicht.

  • Habe eine ganz ähnliche Situation und habe das Geld (für die Restschuld) bislang in Tagesgeld oder Festgeld geparkt. Eine Restschuld ist Ende 2030 fällig, eine 2035 und eine 2040. Ich würde gerne zumindest das für die Restschuld 2030, evtl. auch einen Teil der Restschuld 2035 (den anderen Teil in MSCI World), auf Grund der gesunkenen Zinsen bei Festgeld, in Anleihen ETF's mit fester Restlaufzeit stecken. Hat hiermit jemand Erfahrungen? Wo finde ich die besten ETF's hierfür, welche Zinsen kann ich erwarten und wie hoch ist hier das Ausfallrisiko? Werden diese ETF dann zu Ablauf automatisch aus dem Depot ausgebucht? Viele Fragen... vielleicht macht es ja noch jemand so?

  • 1€ Sondertilgung ist am Ende nichts anderes als 1€ Festgeld bis zum Ende der Kreditlaufzeit zum Kreditzins. Mit dem Vorteil, dass hierauf keine Kapitalertragssteuer anfällt. Im Falle einer Vermietung reduziert man aber auch die Absetzbarkeit der Zinsen.

    Magst Du mir mal Deinen Gedanken dahinter kurz erklären, bitte.

    Ich habe den nicht ganz verstanden.

    Ich meine zu verstehen, dass Du sagst: wenn man 1 € tilgt ist es genauso gut, als ob Du 1 € angelegt hättest bis 2030 zum gleichen Zinssatz wie der Kredit?!

    Sprich ein Null-Summen-Spiel.


    Bekommst Du beim Festgeld mehr, dann lieber da das Geld hin, bekommst Du weniger, dann zur Sondertilgung greifen.


    Das ist, glaube ich, gemeint und das verstehe ich.


    ABER der eine 1 € in der Sondertilgung erhöht doch die Geschwindigkeit der Gesamttilgung und reduziert damit die "geplanten" Zinskosten.

    Ergo wäre bei Festgeld-Zinsen = Kredit-Zinsen das Geld in der Sondertilgung besser angelegt, oder?

    Oder schmeiße ich hier jetzt etwas durcheinander?

    Sorry und Danke!

  • Ja, so meine ich das. Natürlich bitte noch die Kapitalertragssteuer beachten. Bei Vermietung ggf. steuerliche Aspekte.

    Ich glaube hier hast Du einen Knoten im Kopf und ich weiss nicht ganz wie ich den löse 😁.


    Als Beispiel. (Steuern mal aussen vor)


    Dir leiht jemand 1€ für 1 Prozent Zinsen. Für 1 Jahr. Nach einem Jahr gibst Du ihm 1,01 zurück. Wenn Du jetzt jemand anderem 1 Euro für 3 Prozent Zinsen leihst, erhälst Du 1,03 zurück. Also 2 ct Gewinn. Das kannst Du auf beliebig viele Jahre etc. fortschreiben.


    Ich würde sogar eher die Anlage nicht im Kredit bevorzugen, da man dann flexibler ist. Geld was Du einmal getilgt hast, kannst Du nur schwer wieder als Kredit aufnehmen. Das ist aber sehr individuell und kommt natürlich auf die Rahmenbedingungen an.

  • Wir sind d‘accord!


    Ich meinte nur (habe das offensichtlich nicht klar beschrieben), dass mit jeder Sondertilgung (bei gleichbleibender Rate) Du ab dann das Verhältnis „Tilgung zu Zinsen“ zu Gunsten der Tilgung verschiebst und Du somit schneller fertig bist.


    Das „schneller fertig“ sein spart Dir dann ja die Zinsen, die laut Plan noch gekommen wären.


    Ergo musst Du das faktische Ende mit dem Festgeld vergleichen und nicht das „geplante“ Ende ohne Sondertilgung.


    Ich hoffe, dass ich es jetzt nicht verschlimmert habe. :)

  • Ich kann Dir einfach nicht folgen 😃. Das mag aber auch gerade an mit liegen.


    Wenn man am Ende Kreditsumme - Festgeld rechnet ist es doch egal.


    Hast Du vielleicht eine Beispielrechnung?

  • Natürlich bitte noch die Kapitalertragssteuer beachten.

    Oh, auch gleich mal eine Frage von mir dazu:

    Kreditzins: 1,1%

    Tagesgeld: 1,5% (DKB)


    Eine mögliche Sondertilgung von fiktiven 10000 € legen wir lieber auf das Tagesgeldkonto, weil wir dort 150 € Zinsen bekommen... Aber nein, es sind nur ca. 74%, also 111 €, richtig?

    Somit ist es hier total egal, ob man tilgt oder anlegt, oder (den einen Euro mal außen vor gelassen)?

  • So herum ja, allerdings bekommt man für Tagesgeld (oder Festgeld) aktuell um die 3%, da sieht die Rechnung anders aus. Das ist der arithmetische Aspekt.


    Ich habe oben schon vom psychologischen Aspekt geschrieben. Manchen Leuten könntest Du beliebig viel sichere Rendite für die Alternativanlage bieten, die schlafen einfach mit Schulden schlecht, selbst wenn das Darlehen nur 0,5% kostet. Diese Leute werden gegen das wirtschaftliche Kalkül trotzdem sondertilgen.

  • Ich kann Dir einfach nicht folgen 😃. Das mag aber auch gerade an mit liegen.


    Wenn man am Ende Kreditsumme - Festgeld rechnet ist es doch egal.


    Hast Du vielleicht eine Beispielrechnung?

    Ich meinte es wie folgt.


    Dein Kredit sind 1000 Euro und Du zahlst pro Jahr 100 € ab = 10 Jahre.


    Deine Rate teilt sich auf in Jahr 1 zu 10% Tilgung und 90% Zinsen.


    Wenn Du jetzt das Festgeld für 10 Jahre rechnest, passt das! Da sind wir ja d‘accord.



    Wenn Du jetzt aber jedes Jahr Sondertilgung betreibst, verändert sich die Laufzeit zu Deinen Gunsten und Deine Rate (die ja gleich bleibt in der Höhe) kippt im Verhältnis zu mehr Tilgung und zu weniger Zinsen, sodass Du dadurch zusätzlich zur Sondertilgung schneller fertig bist.


    Auf diesen Zeitgewinn spiele ich an!


    Und je höher der Zinssatz war, umso eher bis Du davon befreit und könntest das Kapital wieder anlegen.


    Ich hoffe, dass mein Gedanke klarer geworden ist!