Anfängerfrage: ETF oder PV-Anlage (konkret in Zahlen)

  • Hallo zusammen,

    um nicht vorweg die volle Entrüstung des Forums zu riskieren oute ich mich hier als totaler Anfänger, durchschnittsdeutscher, Sicherheitssparer. Entgegen all meines bisherigen Tuns, wage ich mich nun, an der Börse aktiv zu werden, bzw. ich erwäge es - oder ich bleibe bei meinen Leisten und lasse mir eine PV-Anlage montieren.
    Grundsätzliches dazu:

    Eine PV-Anlage würde bei mir nach professioneller Kalkulation etwa 2.500€ jährlich bei einem Investment von 20.000€ u. laufenden Kosten von jährlich 170€ einbringen. Einziger Vorteil davon ist, dass ich gemütlich so weitermachen kann wie bisher, keinerlei Risiko eingehen muss, mir Stromkosten spare und darüber hinaus noch etwas bekomme...


    Der radikalere Weg, der mir aufgrund der möglichen Rendite als besonders verlockend erscheint, ist die Investition in einen ETF. Doch hier fangen die Fragen an, bzw. die wichtigste davon: Wie viel Rendite wirft ein ETF konkret ab? Beispielsweise, wenn ich die 20.000€ in einen iShares Core MSCI World investieren - 27,16% 1-Jahres Fondsrendite ist ja schon eine ganze Menge... doch ich werde ja wohl im Leben nicht mit einem Wertzuwachs von fast 30% jährlich rechnen können - also wo liegt hier die Krux, kann mir jemand helfen, das zu verstehen? (oder mir alternativ zu verstehen geben, dass man von Dingen, von denen man nichts versteht, besser die Finger lassen sollte)

    Bereits vielen Dank im Voraus und freundliche Grüße

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo und herzlich willkommen im Finanztip Forum,


    auch wenn du schon zwei Wochen keine Antwort auf deine Frage erhalten hast, versuche ich mich mal daran und teile meine Gedanken als Laie mit.


    Aufstellung der Parameter für Photovoltaikanlage (PV-Anlage):


    20.000,00 Euro (€) einmalige Investmentkosten für PV-Anlage

    170,00 € jährliche Kosten PV-Anlage

    2.500,00 € geschätzte jährliche Einkünfte durch die PV-Anlage


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    Grobe Überschlagsrechnung:


    2.500,00 € - 170,00 € = 2.330,00 € jährliche Bruttoerträge


    20.000,00 € : 2.330,00 € = 8,583690987 Jahre Amortisationsdauer


    (2.330,00 € : 20.000,00 €) x 100 = 11,65 % fixe jährliche Bruttorendite auf den Kapitaleinsatz.


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    Nun kenne ich mich bei den Grundlagen von PV-Anlagen nicht sonderlich gut aus, aber ich denke, dass du die Erträge noch versteuern musst. Die 11,65 % p. A. sind natürlich nicht in Stein gemeißelt, aber bei der leider dürftigen Informationslage, würde ich davon mal als obere, etwas zu optimistische Rendite ausgehen.


    Tendenziell ist es bei den Strompreisen ähnlich wie bei Aktienkursen, man weiß nicht, wie sich diese in Zukunft entwickeln. Ich persönlich gehe bei beiden von Steigungen aus. Bei den Aktien-ETF gefällt mir das, bei den Strompreisen wiederum nicht so sehr. ;)


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    Bei Aktien-ETF kann es durchaus sein, dass du jahrelang "Unterwasser stehst" (also rote Minuszahlen im Depot hast, aber wenn du die Buchverluste nicht realisierst, ist es "nur" ein unangenehmes Gefühl), Die bekannte Informationslage ist, dass Investitionen in Aktien-ETF nach 15 Jahren nominell noch nie im Minus waren. Hierbei ist jedoch die jeweilige Inflation nicht berücksichtigt.


    Backtests besagen, dass Aktien-ETF langfristig mit 7% p. A. rentieren, allerdings ist das nicht verbindlich und niemand kann die Zukunft konkrete Vorhersagen treffen.

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    Hast du mal darüber nachgedacht beide Investitionen in Betracht zu ziehen? Also PV-Anlage und einen kleinen ETF-Sparplan laufen zu lassen?


    Ohne jedoch deine ,von Achim Weiss in vielen Fällen heraufbeschworene, Gesamtsituation zu kennen, lassen sich keine klaren Empfehlungen aussprechen.


    Lies dich am besten einfach zu deinen beiden Themen auf http://www.Finanztip.de schlau und wenn du noch weitere Fragen hast, meldest du dich noch einmal hier im Forum.




    Beste, späte oder doch frühe (?) Grüße



    Danger92

    "Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht." Zitat von Unbekannt.

  • Du darfst die Abschreibung nicht vergessen. Wenn Du auf 20 oder 25 Jahre Abschreibung, sind das 4 oder 5% im Jahr. Schließlich bekommst Du die Investitionskosten nicht zurück. Instandsetzung (also ein neuer Wechselrichter auf die Zeit...) kämen auch dazu. 11,65% CashFlow minus 5% Abschreibung kommst Du auf eine Nettorendite vom 6,65%.


    Ich würde in jedem Fall die PV Anlage bevorzugen (und die Erträge in ETF und auch sonst noch was stecken). Die Erträge der PV sind "sicher" und schwanken nur um den Strompreis (welcher auf lange Sich aber eher nicht signifikant sinken wird).


    Finanzentscheidungen aber immer ganzheitlich treffen. Singuläre Entscheidungen führen meist nicht zum Ziel.


    Wie ist das sonstige Vermögen allokiert? Wie ist die Altersvorsorge aufgebaut usw.


    Aber eine sichere Rendite von über 6% würde ich mir nicht entgehen lassen. Es kann Dir niemand versprechen, dass Du auf 20 Jahre mit einem Weltaktien-ETF da mehr Rendite machen wirst.


    Das Problem an der PV ist, dass Du die Erträge nicht thesaurieren kannst, also wieder in der Anlage anlegen und vom Zinseszins profitieren kannst. Wenn Du diese aber in einen ETF packst (monatlich), dann wäre das auch gelöst. Ich denke, das wäre mein Weg.


    Wenn Du jetzt 20k in den FTSE All World packst und er auf 20 Jahre tatsächlich die vielbeschworenen 7% p.a. bringt hättest Du nach 20 Jahren ca. 71k. Investierst Du die 20k in die PV und machst einen Sparplan in Höhe von 200€ mtl (also die Gesamterträge) auf den FTSE All World und er bringt die 7% p.a. hättest Du nach 20 Jahren über 100k und eine PV die immernoch Strom produziert.

  • Naja, sicher ist die schonmal gar nicht. Es wird genauso über den zukünftigen Strompreis spekuliert wie über Unternehmensbewertungen...

    Sicher ist nichts im Leben, dass stimmt. In der Kapitalmarktanlage erstmal recht nicht. Selbst Leistungen aus einer Rentenversicherungen können bei Schwierigkeiten gesenkt werden und da es sich um nominale Versprechen handelt ist der reale Wert bei Auszahlung absolut ungewiss. Sorry, da war ich zu müde und bin etwas über das Ziel hinaus geschossen.


    Es handelt sich um nach gängigem Risikoverständnis relativ sichere und planbare Cashflows, nicht um absolut sichere. Sicherheit gibt es nirgends.


    Ist der zugrundeliegende Strompreis realistisch geschätzt?

    Ist die Eigenverbrauchsqoute realistisch geschätzt?

    Ich bin davon ausgegangen, dass die Kalkulation und die Zahlen des TE stimmen.


    Aber relativ sicher ist das ganze schon:


    Die Einspeisevergütung (wieviel % der produzierten Menge, wird hier zugrunde gelegt?) ist vertraglich für die Abschreibungsdauer festgeschrieben.


    Der Verbraucherstrompreis schwankt, aber mit Aktien-Vola bzw. Maximum Drawdown und Verlustphasen (bis zu 14 Jahre beim MSCI World) ist das eher nicht vergleichbar, siehe hier Strompreise über die Zeit


    Auf Null wird der Strompreis nicht fallen, ich denke, das wäre unrealistisch. Wenn er sich halbiert (wer glaubt auf 20 Jahre daran?) sinkt die Ersparnis selbst bei 50% Eigenverbrauch um 25% ab diesem Zeitpunkt, also aus 11,6% jährlichem "Cashflow" werden 8,6% p.a. Immer noch ausreichend.


    Bei einem MSCI World liegen die historischen Durchschnitts-Renditen auf 20 Jahre gesehen zwischen ca. 2% und 16% p.a.


    Für mich ist das ein No-Brainer (wenn die Angaben stimmen). Natürlich bleiben Risiken. Zum Beispiel das der Zerstörung der Anlage durch nicht versicherte Ereignisse (Kriege..) oder drastische Strompreissenkungen in der Zukunft. Aber unter landläufiger Definition ist der Cashflow aus der PV ziemlich sicher.

  • Sorry, einige meiner überschläglichen Kalkulationen sind unsinn glaube ich. Rechne mal selbst anhand Deiner Daten ein paar Szenarien aus. An meiner Grundaussage ändert das aber nichts. Die PV ist ein ziemlich sicheres Vehikel mit relativ gut planbaren Erträgen und auch ein Strompreisrückgang um 20% haut einen da nicht aus der Bahn. Aber mit den Strompreisänderungen und den Auswirkungen auf die Rendite habe ich mich etwas verhauen, glaube ich.


    Aber wie gesagt: Wenn Deine Angaben korrekt ermittelt sind, dann wäre das für mich ein No Brainer. PV Anlage aufs Dach und Sparplan in Aktien-ETF. Und: Gesamtvermögensallokation einmal ansehen und überdenken. Helfen können die Bücher von Prof. Walz, Gerd Kommer, John Bogle und auch Andreas Beck. Viel Erfolg!