Spiegel-Artikel Eigentum vs. Mieten

  • Hallo zusammen,

    aktuell schreibt der Spiegel über den Vorteil von Eigenheim gegenüber Mieten:

    Immobilienstudie: Eigentümer haben im Alter deutlich mehr Geld als Mieter
    Das eigene Haus ist für viele zum unerreichbaren Traum geworden. Eine aktuelle Studie des Pestel-Instituts zeigt, wie groß der Unterschied ist, den…
    www.spiegel.de


    Das gilt doch sicher nur dann, wenn der Mieter nicht parallel zur Miete in Aktien-ETFs investiert.


    Sowohl Finanztip als auch Finanzfluss hatten ja ausgerechnet, dass man als Mieter der parallel in ETFs investiert ungefähr gleich auf liegt.


    Ist natürlich vielen Variablen unterworfen, aber wenn ich mein finanzielle Situation sehe, müsste ich besser dastehen, im Alter.


    Ich frage mich, ob der Artikel von der Bauindustrie gesponsort ist.


    Gruß

    Fuchs

  • Das liest sich in dem Artikel, als sei das selbst bewohnte Eigenheim der Schlüssel zur Glückseeligkeit. Nicht darin bedacht ist, dass nicht alle eine Ergeschosswohnung - selbstverständlich barrierefrei - erwerben können. Wo ist eine Wohnung im Alter der Garant? Ich wohne unterm Dach, über 4,5 Etagen ohne Aufzug hoch. Mit den Kids war das alles super, nun wird es mir bald zu viel mit den Treppen steigen. Und dann? Ich suche mir eine Mietwohnung, auch ich kann den Preis einer neuen Wohnung in Düsseldorf nicht mehr stämmen. Der Kreislauf ist größer als im Artikel bedacht.


    Im Übrigen entscheiden viele Eigentümer in einem Mehrfamilienhaus, bestehend aus ETWs, auch mit über die eigene Zukunft. Wenn beschlossen wird mit der Mehrheit, dass saniert wird, dann mehmen manche Menschen einen Kredit auf und schon hängen sie in der Falle.

  • Fuchs73

    Harmut Walz hat darauf bereits in diesem älteren Blogartikel hingewiesen: https://hartmutwalz.de/schlues…-als-anlageklasse-teil-2/


    Und er steht mit Sicherheit nicht im Ruf von irgendwem gesponsert zu sein. Hypothekendarlehen motivieren oft über Jahrzehnte zum konsequenten Zwangssparen. Wer sein Geld anderweitig anlegt, gibt es eben auch schnell mal für das neue Auto oder den nächsten Urlaub aus.

  • Im Übrigen entscheiden viele Eigentümer in einem Mehrfamilienhaus, bestehend aus ETWs, auch mit über die eigene Zukunft. Wenn beschlossen wird mit der Mehrheit, dass saniert wird, dann mehmen manche Menschen einen Kredit auf und schon hängen sie in der Falle.

    Unter anderem hat mich das hier in Hamburg immer davon abgehalten eine Eigentumswohnung zu kaufen. Man hängt immer bei Sanierungen mit drin. Bei einem freistehenden Haus steht einem eine Sanierung/Renovierung eher frei.



    Harmut Walz

    Hat selbst aber auch ein Eigenheim.

  • Meiner Meinung nach ist es nicht möglich, den Vergleich Mieten vs. Kaufen für die Zukunft nach finanzieller Vorteilhaftigkeit auszurechnen. Da geht es um Zeiträume über viele Jahrzehnte, gerne mal 50 Jahre plus evtl. Vererbungsmotiv. Das Ergebnis der Rechnung wird maßgeblich beeinflusst von Größen, die allesamt nicht prognostizierbar sind: Zinsen, Renditen von Alternativ-Investments, Entwicklung des Miet-Markts, Entwicklung des Kauf-Markts, und unzählige Einzelfall-Faktoren.


    Rein anekdotisch ist es in meinem persönlichen Umfeld schon so, dass Leute mit Wohneigentum im Alter eher wohlhabender sind - wobei es aber auch sein kann, dass eben die Personen mit finanziell erfolgreichem Lebensweg eher Wohneigentum kaufen (also umgekehrte Kausalität).

  • Aktuell schreibt der Spiegel über den Vorteil von Eigenheim gegenüber Mieten:

    https://www.spiegel.de/wirtsch…162?sara_ref=re-so-app-sh


    Das gilt doch sicher nur dann, wenn der Mieter nicht parallel zur Miete in Aktien-ETFs investiert.

    Das ist halt der entscheidende Punkt: Immobilienschulden sind so ziemlich der stärkste Sparanreiz überhaupt, und die Bank ist unerbittlich. Es ist sehr viel schwieriger, selber konsequent zu sparen als von der Bank dazu gezwungen zu werden.


    Ich kenne Veröffentlichungen dieser Art seit Jahrzehnten mit immer dem gleiche Tenor: Verglichen werden Mieter und Häuslebauer unter sonst gleichen Bedingungen. Die einen konsumieren, die anderen zahlen die Immobilie ab. Wenn beide in Rente gehen, haben sie gleich viel liquides Vermögen - aber die einen zusätzlich eine abbezahlte Immobilie.


    Wenn man genauer hinschaut, steht hinter den "wissenschaftlichen" Veröffentlichungen irgendein Immobilienlobbyist, etwa die hier https://www.empirica-institut.de/ (dahinter stecken die Landesbausparkassen).

    Ich frage mich, ob der Artikel von der Bauindustrie gesponsort ist.

    Honi soit qui mal y pense. :)

  • Also ich habe im familiären Unfeld eher einen gemischten Eindruck.


    Onkel erbt Stadthaus seiner Mutter, verkauft es für einen Euro, weil der Sanierungsbedarf in die Millionen geht.


    Meine Mutter überschätzt den Instandhaltungsaufwand ihres Einfamiliehauses auf dem Dorf und tut daher nur das nötigste.


    Ihr Lebensgefährte lebt mit Ende 70 in einem Reihenhaus, welches ob der kleinen Grundfläche das kleine Bad treppaufwärts hat, viel Spaß wen das Laufen mal nicht mehr so geht.

  • Also ich habe im familiären Unfeld eher einen gemischten Eindruck.

    Ein schöner Vertipper! Da bekommt das Wort Familienbande gleich einen anderen Zungenschlag. :)

    Onkel erbt Stadthaus seiner Mutter, verkauft es für einen Euro, weil der Sanierungsbedarf in die Millionen geht.

    Meine Mutter überschätzt unterschätzt den Instandhaltungsaufwand ihres Einfamilienhauses auf dem Dorf und tut daher nur das nötigste.


    Ihr Lebensgefährte lebt mit Ende 70 in einem Reihenhaus, welches ob der kleinen Grundfläche das kleine Bad treppaufwärts hat, viel Spaß, wenn das Laufen mal nicht mehr so geht.

    Ich vermute mal, Du hast genau das Gegenteil dessen geschrieben, was Du wolltest. Paßt meine Korrektur?


    Immobilien sind nicht immer pures Betongold (hallo SemperFidelis ),sondern können nicht nur im Alter eine rechte Last sein. Daß ein Stadthaus für nur 1 € über den Tisch geht, wundert mich aber dennoch. Das Haus mag Schrott sein, aber das Grundstück nicht - und das Durchschnittsgrundstück ist mehr wert als die Abrißkosten für das Haus darauf.

  • Daß ein Stadthaus für nur 1 € über den Tisch geht, wundert mich aber dennoch.

    Es war Salpeter in dem Wänden, damit kann man die Ziegel mit dem Fingernagel abblättern. Dazu kamen hohe Denkmalschutzauflagen, die die Sanirungskosten verteuerten. Denke, da hat auch der Grunstückswert nichts genutzt.


    Und entschuldige das hektische Vertippem.

  • Ja die Fälle gibt es, aber auch da ist die Frage der Kausalität und des Vergleichs. Arm sein im eigenen Haus ist nicht unbedingt schlechter als arm sein in der Mietwohnung. Und dass lebenslang Mieten per se reich macht, wüsste ich jetzt auch nicht.


    Das heißt natürlich nicht, dass jeder unbedingt Wohneigentum erwerben sollte. Oft geht das schon allein mangels Mitteln gar nicht oder wäre viel zu prekär finanziert.

  • Sowohl Finanztip als auch Finanzfluss hatten ja ausgerechnet, dass man als Mieter der parallel in ETFs investiert ungefähr gleich auf liegt.

    Ich vermute, dass das genau der Knackpunkt ist. Wenn man das sauber vergleichen will, muss man den Betrag, den der eine ins Haus steckt, in einen ETF stecken.

    Und dann schauen wir mal :)

  • Man hängt immer bei Sanierungen mit drin. Bei einem freistehenden Haus steht einem eine Sanierung/Renovierung eher frei.

    Ich habe seit 30 Jahren eine vermietete ETW Baujahr 1987. Ich hatte dort genau einmal eine Sonderzahlung geleistet, der Rest wurde aus der Instandhaltungsquote gedeckt. Die Kosten waren so vernachlässigbar, dass ich nicht mal mehr den Betrag weiß. Meine andere ETW, ebenfalls Baujahr 1987, habe ich verkauft. Da wurde bisher gar nichts renoviert, ich hatte die Wohnung seit Baubeginn. Aber alles Peanuts im Vergleich zum eigenen Haus, wenn dort die Heizung fällig wird oder man zum Verschönern beginnt (neuer Fußboden, neue Küche, Terrassenüberdachung, Badrenovierung).


    Es kommt also sehr darauf an. Wenn man eine neue Wohnung kauft, hat man wirklich viele Jahre Ruhe vor Sonderzahlungen, die nicht aus der Instandhaltungsquote gedeckt werden. Dafür kauft man teuer. Eine ältere, gebrauchte Wohnung geht billiger her, aber da sollte man etwas Geld zur Seite legen.

    Ihr Lebensgefährte lebt mit Ende 70 in einem Reihenhaus, welches ob der kleinen Grundfläche das kleine Bad treppaufwärts hat, viel Spaß wen das Laufen mal nicht mehr so geht.

    Mit Ende 70 wird die Sache spannend, knietechnisch gesehen. Es könnte aber auch sein, dass einen das Haus bis dahin fit hält, eben wegen des Trainings. Ich habe ein Haus mit ähnlicher Bauweise. Ich gehe täglich mindestens zwischen 500 und 700 Stufen und das ziemlich flott. Ich übernehme regelmäßig bei meinen jüngeren Kollegen im Treppenhaus nach dem 2. Stockwerk die Führung, wenn sie nicht gleich mit dem Lift fahren. Sind zuhause eben nur 1-Etagen-Bewohner. ^^

  • Es könnte aber auch sein, dass einen das Haus bis dahin fit hält, eben wegen des Trainings. Ich habe ein Haus mit ähnlicher Bauweise. Ich gehe täglich mindestens zwischen 500 und 700 Stufen und das ziemlich flott. Ich übernehme regelmäßig bei meinen jüngeren Kollegen im Treppenhaus nach dem 2. Stockwerk die Führung, wenn sie nicht gleich mit dem Lift fahren. Sind zuhause eben nur 1-Etagen-Bewohner. ^^

    So ist es hier auch 😁Wenn ich Besuch bekomme, können manche gar nicht mehr reden, weil die Puste weg ist. Ich mach das mit Einkäufen noch - sagen wir nicht mit links, aber noch mit rechts 🤣 (bin 61, jetzt 20 Jahre im DG)

  • Mit Ende 70 wird die Sache spannend, knietechnisch gesehen. Es könnte aber auch sein, dass einen das Haus bis dahin fit hält, eben wegen des Trainings.

    Glaube mir, irgendwann nutzt auch das Training nichts mehr!

    Die Gefahr bei Treppensteigen sind die Stürze beim Treppe herunter gehen. Im Alter reicht die Kraft zumeist nicht mehr aus um sich am Treppengeländer abzustützen, wenn man einmal ins straucheln kommt.

  • Glaube mir, irgendwann nutzt auch das Training nichts mehr!

    Die Gefahr bei Treppensteigen sind die Stürze beim Treppe herunter gehen. Im Alter reicht die Kraft zumeist nicht mehr aus um sich am Treppengeländer abzustützen, wenn man einmal ins straucheln kommt.

    Umzug in eine Mietwohnung ist in den nächsten 3 Jahren geplant, aber Umfeld Düsseldorf... naja, ich bin positiv gestimmt, das soll helfen 😎

  • Das gilt doch sicher nur dann, wenn der Mieter nicht parallel zur Miete in Aktien-ETFs investiert.


    Sowohl Finanztip als auch Finanzfluss hatten ja ausgerechnet, dass man als Mieter der parallel in ETFs investiert ungefähr gleich auf liegt.

    Bei solchen Vergleichen muss man immer aufpassen. Wer nur im unteren Einkommensbereich rumkrebst, wird gar keinen Kredit bekommen und damit auch kein Eigenheim. Immobilienbesitzer sind nicht der Durchschnitt der Gesellschaft, sondern eine überdurchschnittlich gut verdienende Teilmenge. Das Zwangssparen durch den Kredit ist nur ein Teilaspekt.


    Und man muss auch vorsichtig sein, wenn postuliert wird, dass Eigentum kostenfreies Wohnen ermöglicht. Mein Neubau ist zur Rente 35-40 Jahre alt, da sind diverse Bauteile schon durch. Man kann das Haus natürlich total verkommen lassen und viele alte Leute tun das auch. Schön ist es aber sicherlich nicht. Letztendlich sitzt man als Eigentümer aber vor allem auf einem riesigen Batzen Geld, aus dem sich nicht vernünftig entnehmen lässt

  • Die Gefahr bei Treppensteigen sind die Stürze beim Treppe herunter gehen. Im Alter reicht die Kraft zumeist nicht mehr aus um sich am Treppengeländer abzustützen, wenn man einmal ins straucheln kommt.

    Ja, bin ich deiner Meinung. Ich bin schon in deutlich jüngeren Jahren die Treppe herauf- und hinuntergestolpert aus Versehen. Wenn das mit 70+ passiert, wird aus der Prellung ein Bruch.


    Mein Vater war lange fit wie ein Turnschuh. Aber mit 85 ist er in eine Wohnung mit Lift umgezogen. Ich versuch mich mal daran zu orientieren. ;)

  • Ich vermute, dass das genau der Knackpunkt ist. Wenn man das sauber vergleichen will, muss man den Betrag, den der eine ins Haus steckt, in einen ETF stecken.

    Klar, ist halt schwer zu vergleichen, die ETF-Fraktion wird den Vergleich vielleicht latent für sich auslegen, die Immoblienfraktion eher für sich.


    Die Gefahr bei Treppensteigen sind die Stürze beim Treppe herunter gehen. Im Alter reicht die Kraft zumeist nicht mehr aus um sich am Treppengeländer abzustützen, wenn man einmal ins straucheln kommt.

    Ich kenne aber auch einige Menschen die im 4. Stock eine gemieteten Altbauwohnung leben. Da ist es egal ob gekauft oder gemietet.


    Alles in allem ist das Thema sehr komplex.

    Ich denke, der Mieter, der nicht die Möglichkeit hat oder nutzt, anderweitig Vermögen aufzubauen hat es schwer.


    Aber auch der Immobilienbesitzer, der seine Immobilie aus welchen Gründen auch immer nicht instand hält.