Opportunitätskosten: Leasing (210 € / Monat) vs. Kauf eines gebrauchten Autos (24000 €) - eure Meinungen und Erfahrungen?

  • Hallo zusammen,


    ich stehe vor der Entscheidung, mir ein Auto zuzulegen und schwanke zwischen zwei Varianten: Leasing oder Kaufen

    (5 Jahre alt, aber guter Zustand). Ich weiß, dass Leasing oberflächlich betrachtet natürlich teurer ist, als einen Gebrauchten zu kaufen. Aber in diesen Betrachtungen werden soweit ich das sehe oft die Opportunitätskosten nicht miteinberechnet. Dazu folgende Gedanken:


    Variante 1: Gebrauchtwagen kaufen

    • Einmalige Anschaffung: ~24.000 €
    • Laufende Kosten: Versicherung + Wartung/Inspektion/Steuern (insgesamt ca. 1.000 € / Jahr), ggf. nach vielen Jahren eine neue Hybrid-Batterie (~3.000 €)
    • Vorteile:


      • Nach der Kaufphase geringere monatliche Belastung
      • Kein Zwang zur Rückgabe oder Kilometer-Begrenzung
      • Restwert am Ende (nach 15 Jahren rechne ich mit ~5000 € Restwert)

    Nachteile: Hohe Einmalkosten - Kapital ist direkt gebunden und kann nicht investiert werden.Risiko unvorhergesehener Reparaturen nach Ablauf der Garantie (wobei dieses Modell noch 10 Jahre Restgarantie hat)

    Über eine Haltedauer von 15 Jahren komme ich (Einkaufspreis + laufende Kosten + evtl. neue Batterie - Wiederverkaufswert) auf durchschnittliche monatliche Kosten von 219 €. Das Auto würde ich tatsächlich über die gesamte Zeit halten wollen. Zudem habe ich für den Gebrauchten eine 10-jährige Garantie vom Hersteller bestätigt bekommen.


    Variante 2: Leasing

    • Monatliche Rate: 210 € / Monat
    • Weitere Kosten: Es wäre das Nachfolgemodell des Gebrauchten, daher rechne ich hier mit den gleichen Kosten was Inspektion etc. angeht (ca. 1000€ / Jahr)
    • Vorteile:


      • Kaum Reparaturrisiko und durchgehende Garantie
      • Keine Verschleißteile, die nicht unter die Garantie fallen
      • Alle paar Jahre ein neues Fahrzeug mit aktueller Technologie
      • Keine hohe Einmalinvestition - das Geld kann stattdessen in einen ETF angelegt werden
      • Flexibilität für zukünftige Entwicklungen (z. B. Förderungen für E-Autos
    • Nachteile
    • Höhere laufende Kosten (210 € Leasingrate + ca. 1500 € Überführungskosten alle 3 Jahre + laufende Kosten macht insgesamt ca. 343 € / Jahr)
    • Kein Eigentum am Fahrzeug
    • Keine Garantie, wie sich die Leasingpreise in Zukunft verhalten
    • Kilometerbegrenzung (wobei ich nicht viel fahre und in absehbarer Zeit mit Sicherheit unter 10k km pro Jahr bleiben werde).
    • Keine Sicherheit, wie sich der Markt über die nächsten 15 Jahre verhält, wobei ~7% ja die langfristige Durchschnittsrendite ist.

    Die große Frage

    Ich überlege, ob es sich finanziell lohnt, lieber zu leasen und die 24.000 € (die ich sonst ins Auto stecken würde) in ETFs anzulegen. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Rendite von ~7 % pro Jahr würde eine Einmalanlage nach 15 Jahren etwa 44.374 € Zinsen generieren. Das entspräche durchschnittlich 246 € Zinsen pro Monat, die sich gegen die Leasingkosten rechnen lassen. Finanzmathematisch könnte Leasing also günstiger sein, vorausgesetzt, der Markt entwickelt sich über die nächsten 15 Jahren ungefähr im historischen Durchschnitt und die Leasingkosten steigen bei den nächsten Fahrzeugen nicht stark.


    Was meint ihr dazu?


    Als Kontext: Ich könnte den Gebrauchtwagen kaufen, ohne meinen Notgroschen anzutasten, und auch die Leasingraten aus meinem Gehalt zahlen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten. Ich bin mir bewusst, dass es auch günstigere Gebrauchtwagen gibt, oder ich mein altes Auto bis zum bitteren Ende fahren könnte. Mit geht es hier jedoch eher um den Vergleich dieser zwei konkreten Optionen und ob Leasing -- wenn man die Opportunitätskosten eines Gebrauchtwagenkaufs miteinberechnet -- tatsächlich immer die schlechtere Variante sein muss.


    Danke für eure Meinungen und Erfahrungen!

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Keine Verschleißteile, die nicht unter die Garantie fallen

    Reifen und Bremsen sind in keiner Garantie enthalten. Aber vermutlich ist der Gebrauchte auch nur mit einem Satz Reifen/Felgen ausgestattet.


    Ich sehe da noch ein paar weitere Nachteile fürs Privatleasing:

    • In der Regel ist dort eine Vollkasko gefordert. Gut, mit dem 5-Jahre alten Gebrauchten mag man die auch abschließene, aber (ich jedenfalls) nicht mehr mit dem 10-15 Jahre alten Gebrauchten.
    • Die VK deckt nur den Wiederbeschaffungswert (Zeitwert) ab, da ist m.W.n. noch eine passende Zusatzversicherung einzurechnen, falls Du das Risiko nicht selber tragen möchtest.
    • Restwert bei Rückgabe. Ich habe meine Autos noch nie mit einem relevanten Restwert nach 12-15 Jahren angesetzt (was Du ja tust). Hatte es diesen noch, wurde es auch weiter gefahren. Daher war mir der Zustand, wenn er in einem für mich allgemein akzeptabelen Maße ist, irrelevant. Ob das Ding ein paar Kratzer bekommt, stört mich irgendwann nicht mehr.
    • Falls Du nicht alle 3 Jahre ein Auto least, das wieder exakt die selben Räder nutzt, ist auch alle 3 Jahre ein neuer Satz Felgen+Winterreifen fällig. Das mag man dann gegen die sonst nötigen neuen Sommerreifen ansetzen, kam bei mir aber noch nie bei Null raus. Aber u.U. hast Du ja Spaß am Privatverkauf der alten Räder vom Vorgänger.


    vorausgesetzt, der Markt entwickelt sich über die nächsten 15 Jahren ungefähr im historischen Durchschnitt

    Ich finde es immer lustig, wenn man bei sowas mit dem Marktdurchschnitt kalkuliert. Und, wenn es dann um eine Entnahme fürs Leben (Ruhestand) geht, macht das selbst für den Aktienanteil des Vermögens kaum noch jemand.


    Deine Rendite stimmt als Realrendite auch nur, wenn Du die Steuern nicht berücksichtigst. Ob Du für Deine Rendite dann mit 7% vor oder nach Inflation rechnest (die Inflation wird es bei PKW-Preisen, und damit bei Leasingrate sicher geben wird), weisst nur Du.


    Und klar, Du musst auch den Anschaffungspreis für den Gebraucht-Nachfolger irgendwie ansparen. Das Geld liefert weniger Rendite wie die 7% p.A.


    Ich bin mir bewusst, dass es auch günstigere Gebrauchtwagen gibt

    Wenn Du passend suchst, wird es ggf. auch günsigere Leasingraten geben. Ist halt immer schwer, sowas "allgemein" und dann noch mit einer Rendite über 15 Jahre zu berechnen.


    Ich habe für meinen Gebrauchten vor einem Jahr mal eben 17% weniger gezahlt wie ich angesetzt hatte (30k geplant, 25,5k waren es dann, trotz sehr ähnlichem PKW mit gleichem Alter/Laufleistung vom Händler). Da hätte ich also ganz spontan das Leasing wieder neu bewerten müssen. Ich hätte auch kein Leasing gewollt, bei dem ich das Auto erst in 3-6 Monaten abholen kann, wie das bei günstigen Angeboten auf mydealz und co. schonmal der Fall ist.


    Für mich sind die finanziellen Gefahren beim Privatleasing zu hoch. Ich leiste mir lieber den eigenen Gebrauchten anstatt 15 Jahre lang extrem auf das Fahrzeug aufpassen zu müssen und ca. alle 3 Jahre zu hoffen, dass es keine Extrakosten für mich gibt. Dazu alle 3 Jahre die neue Suche nach einem günsitgen Leasing-Angebot, dass dann auch noch zum Laufzeitende des vorherigen Vertrages passt.


    Klar kann man das alles einfach über den örtlichen Händer abwickeln und die vermuteten Zusatzkosten in Kauf nehmen. Ob dann aber die Rechnung noch aufgeht.


    Naja, und ganz aktuell bin ich froh, noch ein vor Juli 2024 Auto zu haben, das mich nicht mit massenweise Zwang-Assistenten nervt, die ich nach jeder Fahrtunterbrechung wieder abschalten muss.

  • Ich bin kein Leasing-Fan (bei herkömmlichen Antrieben). Bei E-Autos habe ich das noch nicht überlegt, ob Leasing evtl. besser wäre wegen der hohen Kosten im Falle eines Akku-Defekts.

    Was für mich gegen Leasing spricht:

    - Ich muss auf das Auto peinlich genau aufpassen bzw. selbst kleinste Schäden reparieren lassen.

    - Es gibt Vorgaben der Leasinggesellschaft, die die Kosten nach oben treiben, wie z.B. Vollkaskoversicherung oder Wartung/Reparaturen ausschließlich in der Vertragswerkstatt oder dass in der Kaskoversicherung freie Werkstattwahl vereinbart sein muss.

    - Ich weiß nicht (genau genug), wie sich mein Leben entwickelt und ob ich mit den vereinbarten jährlichen Kilometern auskomme. Bei meiner derzeitigen Fahrleistung wären Leasingraten absurd teuer, was sich überhaupt nicht lohnt.

    - Nach x Jahren hat das gekaufte Fahrzeug einen Restwert von nahe null. Es fährt aber trotzdem noch fast beliebig viele weitere Kilometer. D.h. je länger ich es fahre, desto wirtschaftlicher ist es (wobei man Reparaturen gegenrechnen muss). Beim Leasingfahrzeug hat man immer diese Restwertrechnerei, die für mich nicht transpararent genug ist.

  • Bei E-Autos habe ich das noch nicht überlegt, ob Leasing evtl. besser wäre wegen der hohen Kosten im Falle eines Akku-Defekts.

    In der Regel hast du mittlerweile eine Akkugarantie von 8 Jahren/160 000km. Leasingautos sind in der Regel jünger, insofern hast du da keinen Vorteil.




    Restwert am Ende (nach 15 Jahren rechne ich mit ~5000 € Restwert)

    Dann ist das Auto 20 Jahre alt. Zu deiner geplanten Laufleistung schreibst du nichts, aber selbst mit durchschnittlicher Fahrleistung ist das Auto dann weit jenseits der 200 000km. Da ist der Restwert mit knapp über Null anzusetzen.


    Grundsätzlich finde ich 24k für ein 5 Jahre altes Auto viel zu viel. Für das Geld bekommt man ja schon fast einen neuen Octavia. Zwar ohne das ganze Klimbim, aber was nicht da ist, kann auch nicht kaputtgehen. An der Stelle ist mir auch nicht klar, wie es sein kann, dass das Leasing eines Autos der Klasse 40k+ nur 210€ pro Monat kosten soll. Das ist nur mit versteckten Kosten zu erklären.


    Wenn du deutlich unter 10k pro Jahr fährst, würde ich den Teufel tun und mich für eine der beiden Optionen entscheiden. Ich würde nach einem deutlich günstigeren Auto suchen oder überlegen, ob nicht komplett aufs Auto verzichtet werden kann. Ggf. mit Carsharing

  • Zu deiner geplanten Laufleistung schreibst du nichts

    Doch, hier:

    Kilometerbegrenzung (wobei ich nicht viel fahre und in absehbarer Zeit mit Sicherheit unter 10k km pro Jahr bleiben werde).


    Bei einer angenommenen durchschnittlichen Rendite von ~7 % pro Jahr würde eine Einmalanlage nach 15 Jahren etwa 44.374 € Zinsen generieren. Das entspräche durchschnittlich 246 € Zinsen pro Monat, die sich gegen die Leasingkosten rechnen lassen. Finanzmathematisch könnte Leasing also günstiger sein, vorausgesetzt, der Markt entwickelt sich über die nächsten 15 Jahren ungefähr im historischen Durchschnitt und die Leasingkosten steigen bei den nächsten Fahrzeugen nicht stark.

    Selbst wenn (!) - man weiß es nicht - die nächsten 15 Jahre durchschnittlich 7 % Rendite rauskommen, dann ist diese Rendite a) vor Steuer und b) vor Inflation. Das heißt, nach Steuer sind es nur noch 5,15 %, und nach Inflation (wenn man 2,5% Inflation annimmt) nur noch 2,65 %.


    Die Leasingraten werden vermutlich mindestens mit der Inflation mit steigen, möglicherweise noch deutlich höher, wenn das Angebot jetzt ein Lockangebot ist. Sind die 210 EUR wirklich inklusive allem, als Rate, Vollkasko usw...?


    Mit geht es hier jedoch eher um den Vergleich dieser zwei konkreten Optionen und ob Leasing -- wenn man die Opportunitätskosten eines Gebrauchtwagenkaufs miteinberechnet -- tatsächlich immer die schlechtere Variante sein muss.

    Deine Gleichung hat eben sehr viele Variablen, und bei vielen davon kannst Du nur raten, wie sich das auf die nächsten 15 Jahre entwickelt. Vielleicht ist der Gebrauchte eine Zitrone und Du hast nur Ärger und Kosten damit (für Dinge, die nicht von der Garantie erfasst sind). Vielleicht sind die nächsten 10 Jahre eine "verlorene Dekade" an der Börse und/oder der nächste Crash kommt kurz nach der Einmalanlage, und gleichzeitig wird die nächste Leasingrate doppelt so teuer.


    Im Grunde kannst Du Dir das in jede Richtung schönrechnen oder schlechtrechnen (und das ganz abgesehen von der Frage, ob bei wenig Fahrleistung überhaupt ein Auto für 24.000 EUR bzw. noch deutlich teureres Neufahrzeug im Leasing sein muss). Mein Eindruck ist, Du würdest gerne den Leasingvertrag abschließen und suchst jetzt nach Gründen, warum Leasing sich in diesem konkreten Fall lohnt. Wenn Du Dir das leisten kannst, mach' es doch einfach!

  • An der Stelle ist mir auch nicht klar, wie es sein kann, dass das Leasing eines Autos der Klasse 40k+ nur 210€ pro Monat kosten soll.

    Das ist eher die interessante Frage und nicht, ob hier jemandem ein 5-Jahre jungen gebrauchter (von dem niemand weiss, was es für einer ist) zu teuer sein könnte. Ich frage mich auch, welcher Hersteller/Händler auf einen 5 Jahre alten Gebrauchten nochmal 10 Jahre Garantie (anscheindn auf nahezu alles bis auf Verschleißteile) gibt. Herstellergarantie gibt es m.W.n. nur bis 10 Jahre ab Neuwagenkauf.


    Wenn du deutlich unter 10k pro Jahr fährst, würde ich den Teufel tun und mich für eine der beiden Optionen entscheiden.

    Klar, ohne irgendwelche Vorlieben, Anforderungen oder Modelle zu kennen.


    Mein letztes Auto war mit jedenfalls jeden der 588 Euro/Monat wert, das es mich in real gekostet hat. Egal, ob ich am Anfang gut 20k km im Jahr gefahren bin und die letzen 6 Jahre dann nur noch <10k km. Carsharing: ist hier keine sinnvolle Option und der nächste Autovermieter ist 1h Zugfahrt entfernt (und der Zug fährt mit Glück jede Stunde, wenn er nicht schon wieder ausfällt). Alternativ zweimal mind. 60€ Taxi, um mir zwei Urlaubstage dafür zu sparen.

  • Klar, ohne irgendwelche Vorlieben, Anforderungen oder Modelle zu kennen.


    Mein letztes Auto war mit jedenfalls jeden der 588 Euro/Monat wert, das es mich in real gekostet hat. Egal, ob ich am Anfang gut 20k km im Jahr gefahren bin und die letzen 6 Jahre dann nur noch <10k km. Carsharing: ist hier keine sinnvolle Option und der nächste Autovermieter ist 1h Zugfahrt entfernt (und der Zug fährt mit Glück jede Stunde, wenn er nicht schon wieder ausfällt). Alternativ zweimal mind. 60€ Taxi, um mir zwei Urlaubstage dafür zu sparen.

    Klar gehts nicht immer ohne Auto. Hier auch nicht. Aber da fahren auch die wenigsten unter 10 000km pro Jahr. Die Laufleistung ist bei Erstwagen eher typisch für Städter, die damit am Wochenende mal einen kleinen Ausflug machen und 1-2 Mal im Jahr in den Urlaub fahren. Und dann lohnt es sich schon zu überlegen, ob man viel Geld in ein Auto stecken will