Trump/Inflation/US-Anleihen bzw Zinsen/Börsen

  • Hallo,


    morgen wird Trump vereidigt, direkt danach wird er gemäß eigener Ankündigung rund 100 Dekrete unterschreiben, darunter Massenabschiebungen und Razzien mit Schwerpunkt Chicago (Wallstreet Journal und New York Times). Im Gespräch ist auch der Nationale Notstand, um Militär in den Bundesstaaten gegen deren Willen einsetzen zu können. Der deutsche Botschafter warnt vor "maximaler Disruption" durch Trump (FAZ). Da sich Diplomaten diplomatisch ausdrücken, wird es vermutlich auch so kommen.


    Die deutliche Anhebung von Zöllen stand ja bereits von Anfang an auf seiner Agenda. Damit einhergehend wird der Anstieg der Inflation erwartet.

    Die US-Anleihemärkte haben das inzwischen auch eingepreist, gesunkene Anleihekurse bzw gestiegene Renditen auf staatliche Anleihen in den letzten Wochen.

    Die aktuelle Rendite bei 10jährigen-US-Staatsanleihen lag zum Wochenschluss bei 4,59%.


    Wenn obige "Disruptionen" stattfinden werden, gibt es vermutlich einen weiteren Anstieg dieses Zinssatzes, da die Reputation und damit das Ranking der USA weiter abnimmt. Einige große Zentralbanken schichten bereits seit einiger Zeit von US-Anleihen bzw Dollar als Reserveanteil auf andere Währungen bzw Gold um.


    Wie schätzt ihr die Auswirkungen eines potentiellen weiteren Anstiegs der US-Anleiherenditen auf die Wallstreet ein?


    Ab welchem Prozentsatz ist für viele Anleger, institutionelle wie private, die Verschiebung von Aktien auf Anleihen interessant bzw für die Börsenkurse ein Risiko?


    Vielen Dank und schöne Grüße aus dem Taunus!

  • Wie schätzt ihr die Auswirkungen eines potentiellen weiteren Anstiegs der US-Anleiherenditen auf die Wallstreet ein?

    Alles kann passieren, sogar das Gegenteil.


    Ich habe keine Ahnung und das ist auch gut so. Das ganze ist so ungewiss wie der Ausgang eines Fußballspiels, wenn das Ergebnis vorher bekannt wäre würde kein Zuschauer mehr dahin gehen.


    Ich habe mich einfach mit meiner Unwissenheit abgefunden.


    Irgendwas passiert ja immer.

  • Ich würde es davon nicht abhängig machen, denn das wäre für mich nicht prognosefrei sondern Market Timing was nicht (nachhaltig) funktioniert.


    Eine Umschichtung von Aktien zu Anleihen würde ich von meiner persönlichen Risikotragfähigkeit abhängig machen. Ebenso von meinem Anlagehorizont und Quote Sachvermögen zu Geldvermögen.

  • Bei gar keinem, denn wie John Bogle schon gesagt hat: Für einen Privatanleger sollte das Aktien-Anleihen-Verhältnis nicht von irgendeinem Zinssatz abhängig sein, sondern der persönlichen Risikotragfähigkeit entsprechen. Diese wird durch deine festgelegte Asset Allokation wiedergeben und sollte von aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen unabhängig sein.

  • Bei gar keinem. Der MSCI World hat letztes Jahr 30% oder sowas in der Größenordnung gemacht. Klar, das läuft nicht jedes Jahr so, aber es gibt die Chance. Bei festverzinslichen Papieren gibt es die nicht.

  • morgen wird Trump vereidigt, direkt danach wird er gemäß eigener Ankündigung rund 100 Dekrete unterschreiben, darunter Massenabschiebungen und Razzien mit Schwerpunkt Chicago (Wallstreet Journal und New York Times). Im Gespräch ist auch der Nationale Notstand, um Militär in den Bundesstaaten gegen deren Willen einsetzen zu können. Der deutsche Botschafter warnt vor "maximaler Disruption" durch Trump (FAZ). Da sich Diplomaten diplomatisch ausdrücken, wird es vermutlich auch so kommen.

    Naive, aber ernst gemeinte Frage: Kann er das Kraft Amtes tatsächlich alles einfach so "anordnen"? Das klingt mir mehr nach Diktatur, denn nach Demokratie.

  • Hallo, hier der Link zum Artikel in der FAZ:


    Deutscher Botschafter Andreas Michaelis warnt vor Donald Trump
    „Maximale Machtkonzentration beim Präsidenten zulasten von Kongress und Bundesstaaten“: Der deutsche Botschafter in den USA befürchtet grundlegende Änderungen…
    www.faz.net



    "Der deutsche Botschafter in den USA befürchtet einem Dokument zufolge von dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump und seiner Regierung grundlegende Änderungen der politischen Ordnung des Landes. Trumps Agenda bedeute eine „maximale Machtkonzentration beim Präsidenten zulasten von Kongress und Bundesstaaten“, heißt es in einer Reuters vorliegenden vertraulichen Analyse für die Bundesregierung. Das Papier ist mit Datum vom 14. Januar von Botschafter Andreas Michaelis unterzeichnet.


    Trump verfolge eine Agenda „der maximalen Disruption“, heißt es in dem Papier. Demokratische Grundprinzipien und das US-System der Gewaltenteilung (Checks and Balances) würden weitestgehend ausgehebelt. Legislative, Gesetzesvollzug und Medien würden ihrer Unabhängigkeit beraubt und politisch missbraucht. Große Technologieunternehmen (Big-Tech) erhielten „Mitregierungsgewalt“. Bereits jetzt gingen Trump und sein Berater Elon Musk, der milliardenschwere Eigentümer der Kurznachrichtenplattform X, gegen Kritiker und unliebsame Medienunternehmen vor."

  • Dann wiederhole ich meine Frage nochmal: Kann er das einfach so machen? Ich denke (hoffe!), so einfach wird das nicht funktionieren. Dazu müsste er die Macht bereits besitzen, die es sich mittels dieser Maßnahmen erst einräumen möchte.


    Die, die er überflüssig machen will, werden da ganz sicher nicht mit einverstanden sein, oder?

  • Bestimmte Dinge wird er definitiv anordnen können. Außerdem ist er der Oberbefehlshaber des Militärs, es ist, anders als bei uns, keine Parlamentsarmee.

    In zwei Tagen sind wir schlauer.

    Für die Anhebung der Zölle braucht es einige Monate, schreibt die FAZ an anderer Stelle.


    Außerdem: (FAZ)

    Der designierte US-Präsident Donald Trump könnte bereits am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit den Kündigungsschutz für rund 50.000 US-Bundesbeamte per Durchführungsverordnung aufheben. Dies berichten mit den Erörterungen des Übergangsteams von Trump vertraute Personen. Die entlassenen Beamten sollen dann möglichst schnell durch handverlesene, loyale Mitarbeiter ersetzt werden. Damit wolle Trump den von ihm und seinen Anhängern so bezeichneten „Deep State“ abbauen, sagten zwei der ungenannten Personen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

    Die Trump-Administration werde sich demnach auch beeilen, Tausende politische Ernennungen in der gesamten Regierung mit Loyalisten zu besetzen. Trump-Verbündete machen illoyale Bürokraten für die Verschleppung oder Vereitelung von Initiativen im Justizministerium, im Bildungsministerium und bei anderen Behörden in der ersten Amtszeit Trumps verantwortlich."

  • Das Thema wird aktuell von und bei vielen Strategen, Vermögensverwaltern, Banken, Family-Offices, im Reserach usw. lebhaft und teilweise ernsthaft diskutiert.


    Im Durchschnitt aller Befragten (30 Banken und Vermögensverwalter) sah man - nur aus der Erinnerung - für 2025 den Zins für die 10-jährige Bundesanleihe von der Jahresmitte 2025 von 2,17% auf 2,24% steigen und für die 2-Jährige von 1,87 auf 1,79 fallen. Für US-Staatanleihen (10-Jahre Treasurys) von 4,26% auf 4,33% steigen und für die 2-Jährigen von 3,91% auf 3,85% sinken. Was immer der Wert solcher Prognosen sein mag ...


    Hintergrund/Ausgangslage aus meiner Sicht:: Die ungeheure Macht der gigantisch großen Anleihemärkte (die "Mutter aller Blasen" dürfte im Bondmarkt schlummern") bestimmt (normalerweise *), was Staaten bzw. Politiker sich leisten können (Zinsen vs fiskalische Spielräume bzw. Kosten der Verschuldung sowie deren max. Gesamthöhe). Die USA genießen diesbezüglich enorme Privilegien (Dollar als Weltwährung, wirtschaftliche Power und Dynamik, militärische Potenz usw.). Aber selbst die Fed steht bei ihrer Geld- und Zinspolitik unter einer nicht ganz unerheblichen Dominanz der Aktienmärkte und der Real-Estate-Märkte, weil da die US-Bürger ihre Altersvorsorge schwerpunktmäßig drin haben.


    * Die EZB hat einen noch etwas größeren Zwang und Druck bei ihrer Geldpolitik (und damit kleinere Spielräume) in Form der fiskalischen Dominanz, da sie die heterogene Eurozone zusammenhalten muß, was u. a. gerade dadurch geschieht, daß die EZB einzelne Länder von den Märkten abschirmt (via Anleihekäufe). Neben der sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Dynamik (Eurozone vs USA) dürfte das der Grund für den auch derzeitigen erheblichen Spread sein (EZB- vs US-Leitzins; > 200 Basispunkte).


    Die US-Verschuldung ist gigantisch und noch erstaunlicher ist der immer weitere (fast exponentiell verlaufende) Aufwuchs. Wie lange das die Märkte akzeptieren, weiß kein Mensch. Wenn ein Kipp-Punkt kommt, kann das manchmal auch sehr schnell gehen. Einerseits. Andererseits liegen und "kuscheln" Staaten und Notenbanken längst "im selben Bettchen", sprich im Zweifel wird man mit orchestrierter "Finanzieller Repression" (negative Realzinsen) arbeiten, um das (inzwischen hochverschuldete und fragile) Gesamtsystem nicht kippen zu lassen. Das gilt erst recht für die Eurozone mit dem hoch fragilen Euro-Konstrukt als Einheitswährung. Das Mantra der von der Politik "unabhängigen Notenbanken" ist längst zu einer Mär mutiert und gilt nur noch ganz bedingt. Die Frage, inwieweit heute überhaupt noch an den Bondmärkten Risiken adäquat (via Renditen) vergütet werden, wäre eine eigene Diskussion wert.


    In der Praxis sind aber meines Erachtens die Unwägbarkeiten (u. a. Trump und dessen Politik) inklusive der diversen Stellschrauben im System samt deren Imponderabilitäten sowie ebensolchen Interdependenzen mit so vielen Unsicherheiten behaftet (dazu kommen noch die seit 2008 immer massiveren Eingriffe der Notenbanken), daß ich für meinen Teil da keine Prognosen wagen würde. Schon gar nicht Demarkationslinien im Sinne von Basispunkten hinter dem Komma (als "Kochrezept") ab dem man dann in "Festverzinsliche umschichtet" ...


    Die (hoffentlich vorhandene und aus guten objektiven und subjektiven Gründen definierte und festgelegte) Asset-Allocation solle meines Erachtens die Richtschnur sein. Zumal "taktisches" Timing immer so eine Sache ist. Diese AA würde ich - ganz persönlich - beibehalten. Erst wenn sich das ganz "große Bild" (Big Picture) ändert, würde ich auch meine Asset-Allocation ändern (im Sinne von "strategischen Umschichtungen" bzw. Umgewichtungen).


    Dabei wäre auch immer die generelle und strukturelle Frage zu beantworten, ob man sich in der Gläubigerposition in einer so hoch wie noch nie verschuldeten Welt wirklich wohl fühlt.


    Apropos Big Picture: Das war bei meiner Wenigkeit beispielsweise erst zweimal der Fall. Einmal in minimaler Form (Ende von Bretton-Woods in den 70er Jahren - in Form des Starts einer minimalen Beimischung von Gold) und einmal in signifikanter Form (vor der Einführung des Euro Ende der 90er Jahre - mit einer damals eingeleiteten Umgewichtung von ursprünglich 30 vs 70 zu dann 70 vs 30 "Sachwerte" im weitesten Sinn vs "Nominalwerte" betreffend).


    Ob sich das große Bild (säkulare Stagnation mit dem langfristigen Trend sinkender Zinsen) nun wirklich substantiell wieder ändert, scheint mir (noch jedenfalls) fraglich auch im Hinblick auf die Ratio "Sachwerte" vs. "Nominalwerte". Wobei in dem Bereich Finanzen nix ausgeschlossen und damit "sicher" ist (außer den Steuern, der Inflation und den Kosten btw. Gebühren, die mit jeder Anlage verbunden sind).



    Nur meine ganz persönliche Meinung als Finanz-Laie, wenn auch einem an solchen Themen Interessierten. Schon von daher kann das keine Anlageempfehlung sein.



    Dir gute Gedanken und dann ebensolche Finanz-Entscheidungen !