Ergänzende Altersvorsorge von Arbeitgeber sinnvoll?

  • Hallo, mein Arbeitgeber bietet folgendes Angebot zur Altersvorsorge an und ich frage mich, ob das sinnvoll ist, dieses Angebot zu nutzen. Zur Information, ich habe noch 19 Jahre zur Rente und spare langfristig in ETFs an.


    Hier die Infos:


    Wir bieten dir die Möglichkeit, eine ergänzende Altersvorsorge aufzubauen. Hierzu bieten

    wir Direktversicherungen an. Hier ist für dich der Anbieter/Versicherer frei wählbar.

    Deine Vorteile:


    • Anlage in klassischen und fondsgebundenen Produkten
    • Arbeitgeberförderung: Zuschuss vom AG in Höhe von 15% zur Umwandlung
    • Hoher Sparbetrag durch Steuer- und Abgabenersparnis
    • Maximal steuerfreier Betrag: 8 % der Beitragsbemessungsgrenze (BMG)
    • Bsp. In 2024 können bis 7.248 € jährlich (8 % von 87.600 €) oder 604,00 € monatlich steuerfrei angelegt werden
    • Keine Sozialabgaben auf die Beiträge (Max. Betrag für die Sozialversicherungsfreiheit 4% der BMG = 3.624 € jährlich)
    • Mindestens sind aber jährlich 300 € einzuzahlen
    • Möglichkeit der Mitnahme des Versorgungsanspruches bei Ausscheiden aus dem Arbeitsverhältnis
  • Zum Thema bAV empfehle ich Dir einen intensiven Blick auf den Blog von Prof. Hartmut Walz zu dem Thema:


    Leider ist es so, dass sich solche Verträge nur in den seltensten Fällen für den Arbeitnehmer lohnen. Und das zumeist auch nur, wenn die Förderung deutlich größer als das gesetzliche Minimum von 15% ist!

    Meine Partnerin hat eine bAV, die zu 100% durch den Arbeitgeber finanziert wird. Das ist dann ein No-Brainer.

    Meine Anfang der 200o'er Jahre abgeschlossene bAV (inzwischen stillgelegt) war der größte finanzielle Fehler in meinem Leben!

  • Hm.


    Du zahlst bei der Auszahlung volle SV-Beiträge (z.B. den vollen KV-Satz von heute ca. 17 %). Auf dein Brutto-Gehalt zahlst du den halben und der AG die andere Hälfte.


    Das, was der AG hier beisteuert, ist mit 15 % das Mindestmaß, zu dem er gesetzlich verpflichtet ist. Normalerweise reicht das nicht, um eine solche bAV zu einem guten Produkt für dich zu machen.


    Z.B. hier ist das durchgerechnet:
    https://hartmutwalz.de/bav-petra/


    Hast du eine Modellrechnung bekommen, was z.B. bei einer monatlichen Einzahlung von 300 € nach den 19 Jahren als garantierte Rente für dich rauskommen würde?

    Lass dich nicht blenden, normalerweise steht in der Rechnung, dass du vom Brutto 300 € einzahlst, es effektiv aber nur z.B. 200 € Abzug vom Netto sind, weil die Steuerlast sinkt und die SV-Abgaben sinken können. Je nach dem, wo sich dein Gehalt befindet, verlierst du mit der Zahlung aus dem Brutto Ansprüche aus der gesetzlichen Rente.

  • Hallo, mein Arbeitgeber bietet folgendes Angebot zur Altersvorsorge an

    Wir bieten dir die Möglichkeit, eine ergänzende Altersvorsorge aufzubauen. Hierzu bieten

    wir Direktversicherungen an. Hier ist für dich der Anbieter/Versicherer frei wählbar.


    Ist der Anbieter wirklich frei von DIR wählbar oder nur wählbar unter der Vorselektion des AG?
    Dann könntest Du Nettopolicen mit ETF anschleppen.

  • Oftmals laufen in diesem Sektor Deals zwischen der Firmenleitung und den jeweiligen Finanzberatern der Versicherung ab.


    Bei der hier sichtbaren Ausgestaltung würde ich einfach die Finger davon lassen.

  • Hi, hatte zum Glück nur ein paar Jahre so eine Drecks bAV.


    Verdient haben Makler und Versicherung. Meinem Chef wars egal, hat ja nur die Ersparnis weitergereicht und ich hab die Zeche bezahlt.

    Hab sie stillgelegt und bekomme mit 67 dann ca. 1t Euro ausgezahlt, vor Steuer wohlgemerkt :)


    Bin nicht böse drum, Lehrgeld.

    Daher von mir keine Empfehlung.

  • Mein Arbeitgeber bietet folgendes Angebot zur Altersvorsorge an und ich frage mich, ob das sinnvoll ist [...] ich habe noch 19 Jahre zur Rente und spare langfristig in ETFs an.


    • Arbeitgeberförderung: Zuschuss vom AG in Höhe von 15% zur Umwandlung
    • Hoher Sparbetrag durch Steuer- und Abgabenersparnis

    Wenn man einem Deutschen Steuervorteile anbietet, beißt er absolut sicher an. Ein Angler würde die Steuervorteile einen Wunderköder nennen.


    Das Geschäft für Deinen Arbeitgeber ist nicht schlecht: Würde er dieses Geld als Lohn auszahlen, müßte er um die 20% Sozialversicherung drauflegen. So sind es nur 15%.


    Wenn der Arbeitgeber 50% (also nicht fünf-zehn, sondern fünf-zig) drauflegen würde, könntest Du Dir die Sache überlegen. Vorher nicht.


    Wir haben das Thema super-häufig. Bitte lies die alten Threads zum Thema, die beantworten all Deine weiteren Fragen.

  • Dein letzter Satz ist entscheidend, ich spare in ETFs an, lass es einfach dabei. Ich habe einen 100% vom Arbeigeber finanzierten BAV Vertrag. Bei einem stink normalen ETF auf den MSCI World wäre jetzt mehr als das doppelte auf meiner Habenseite! Steuern und Krankenversicherung könnte ich auch noch sparen.

  • Um deine Frage zu beantworten:


    Sinnvoll ist dieses bAV Angebot schon. Nur leider nicht für dich. Der Versicherungsindustrie hilft es schon damit ordentlich Geld zu verdienen.

    Sinnvoll ist auch wenn du im Alter eine nicht so hohe Rente von der DRV haben möchtest. Durch die Beiträge der bAV verringert sich deine Rentenhöhe.

  • Hallo.


    Deine Antwort, dass Du Abstand von der Sache nimmst, habe ich gesehen. Es wird wahrscheinlich auch der bessere Plan sein.


    Nur zur Vollständigkeit:


    Falls die Rahmenbedingen stimmen, dann kann eine bAV eine gute Sache sein.


    Dass Dein AG nur das Minimum zuschiesst, sollte eine rote Flagge sein.


    Falls der Vertrag so richtig, richtig gut ist, dann könnte auch bei dem grundsätzlich zu niedrigen Zuschuss des AG ein Abschluss ggf. Sinn ergeben, sofern die restlichen Umstände passen.

    Angenommen Du wirst in den Jahren bis zur Rente

    1. nicht arbeitlos,

    2. landest nicht im Krankengeld,

    3. und wirst nicht erwerbsgemindert,


    bist zusätzlich im Rentenbezug pflichtversichert in einer gesetzlichen Krankenkasse,


    hast nur diese eine bAV und zahlst nur soviel ein, dass die Auszahlung der bAV unter 5% der Bezugsgrösse bleibt (2025: 187,25) bzw. bei Einmalzahlung unter dem 120fachen davon,


    oder Du benötigst in einem Jahr ein besonders niedriges sv-pflichtiges Einkommen bzw. eine grosse Steuerabschreibung,


    dann könnte man genauer rechnen.

    Ansonsten einfach lassen. ;)