Riester kündigen oder Wohnriester?

  • Hallo Community,


    ich bespare seit 2013 einen Riester-Vertrag bei der WWK, der nicht wirklich was gebracht hat. Laut aktueller Bescheinigung habe ich knapp 22000 € eingezahlt, weitere 1730 € an Zulagen (Grundzulage) bekommen und eine aktuelle Summe des Altersvorsorgevermögens von gut 23000€.

    Aufgrund dieser Zahlen habe ich beschlossen den Vertrag zu kündigen. Laut meiner Steuerbescheide müsste ich dann etwa 6300€ an Steuervorteilen und die 1730€ an Zulagen zurückzahlen. Das ist ja an sich schon ein ganz ordentlicher Batzen. Aber immer noch besser als das Geld im Vertrag liegen zu lassen, denke ich.


    Jetz habe ich mich aber mit Wohnriestern beschäftigt und festgestellt, dass es ganz schön komplex ist.

    Ich bin 52 Jahre alt und werde meine Wohnsituation höchstwahrscheinlich nicht mehr ändern.


    Ich frage mich nun, ob es nicht sinnvoller wäre, den gesamten Betrag, also gut 23000€ in eine neue Wärmepumpe und einige andere kleinere energetische Sanierungsmaßnahmen (3-fach-verglaste Terassentür, wärmegedämmte Haustür, Kellerdecken-Dämmung) zu stecken. Besonders über die Anschaffung einer Wärmepumpe denke ich schon recht lange nach und habe auch schon mehrere Kostenvoranschläge vorliegen. Bisher fehlte aber das nötige Kleingeld :)


    Denke ich richtig, wenn ich davon ausgehe, dass ich den oben genannten Verlust von ca. 8000 € bei einer Kündigung des Riester-Vertrags nicht hätte, wenn ich das Altersvorsorge-Vermögen komplett als Wohnriester auszahlen lassen, dafür aber dann die nachgelagerte Besteuerung bei Renteneintritt? Die ich aber wiederum um 30% verringern könnte, wenn ich die Steuern per Einmalzahlung abgelte? Worauf fallen denn genau die Steuern an? Tatsächlich auf die gesamten 23000€, von denen ich aber 22000€ selber eingezahlt habe?

    Mein Steuersatz liegt bei etwa 29%.

    Ich müsste doch durch das Wohnriestern ordentlich Geld einsparen, oder?


    Oder würdet ihr empfehlen die Finger vom Wohn-Riestern zu lassen und mit den 8000 € Verlust zu leben?



    Vielen Dank und viele Grüße,

    Georgenberger

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich bespare seit 2013 einen Riester-Vertrag bei der WWK, der nicht wirklich was gebracht hat.

    Aufgrund dieser Zahlen habe ich beschlossen, den Vertrag zu kündigen. Laut meinen Steuerbescheiden müsste ich dann etwa 6300€ an Steuervorteilen und die 1730€ an Zulagen zurückzahlen.


    Jetzt habe ich mich aber mit Wohnriestern beschäftigt und festgestellt, dass es ganz schön komplex ist.

    Da fragtest Du Dich dann: Ob ich mir dieses Abenteuer wohl gönnen sollte? :)

    Ich frage mich nun, ob es nicht sinnvoller wäre, den gesamten Betrag, also gut 23000€ in eine neue Wärmepumpe und einige andere kleinere energetische Sanierungsmaßnahmen (3-fach-verglaste Terassentür, wärmegedämmte Haustür, Kellerdecken-Dämmung) zu stecken. Besonders über die Anschaffung einer Wärmepumpe denke ich schon recht lange nach und habe auch schon mehrere Kostenvoranschläge vorliegen. Bisher fehlte aber das nötige Kleingeld :)

    Es ist Dein Geld, und was Du damit machst, ist Deine Sache. Generell finde ich es immer ungünstig, wenn Geld flüstert: Gib mich aus! Gib mich aus! und man diesem Ansinnen dann nachkommt.


    Ich könnte mir vorstellen, daß 23 T€ für Deine Wunschliste nicht reichen. :) Vermutlich reicht der Betrag noch nicht einmal für die Wärmepumpe allein.


    Neulich habe ich einen Beitrag eines deutsch-polnischen Journalisten gelesen, der sich darüber wunderte, daß die Installation einer Wärmepumpe in Deutschland entscheidend teurer ist als in Polen. Ok, die Lohnkosten sind schon unterschiedlich - das Gerät aber ist das gleiche. Warum kostet das Gerät allein in Deutschland so viel mehr als in Polen? Vermutlich liegt das an der staatlichen Förderung, die sich die Heizungsmonteure so gern abgreifen wie die Versicherungswirtschaft die Riester-Förderung. :)

    Denke ich richtig, wenn ich davon ausgehe, dass ich den oben genannten Verlust von ca. 8000 € bei einer Kündigung des Riester-Vertrags nicht hätte, wenn ich das Altersvorsorge-Vermögen komplett als Wohnriester auszahlen lassen, dafür aber dann die nachgelagerte Besteuerung bei Renteneintritt? Die ich aber wiederum um 30% verringern könnte, wenn ich die Steuern per Einmalzahlung abgelte? Worauf fallen denn genau die Steuern an? Tatsächlich auf die gesamten 23000€, von denen ich aber 22000€ selber eingezahlt habe?


    Mein Steuersatz liegt bei etwa 29%.

    Ich müsste doch durch das Wohnriestern ordentlich Geld einsparen, oder?


    Oder würdet ihr empfehlen die Finger vom Wohn-Riestern zu lassen und mit den 8000 € Verlust zu leben?

    Die Hoffnung stirbt zuletzt! Rechne Dir es am besten selber durch.


    Wohnriester funktioniert grob so:


    Du hast ein normales Riesterguthaben, das sich bis zu Deinem Renteneintritt mäßig verzinsen würde. Dann würdest Du es nach dem Wunsch des Staates in monatlichen Raten ausgezahlt bekommen und versteuern.


    Jetzt holst Du mit Wohnriester dieses Geld aus dem Vertrag heraus und setzt es in Betongold irgendwelcher Art um. Damit ist das Geld als solches weg. Man rechnet das bereits ausgegebene Geld aber fiktiv weiter (mit 2% Zins/a) bis zu Deinem Renteneintritt.


    Bei einem normalen Riesterkonto begänne nun die Auszahlphase, also simuliert man diese beim Wohnriesterkonto auch. Entweder Du versteuerst das auf einmal (und bekommst dafür 30% Nachlaß) oder Du zahlst 20 Jahre lang Steuer auf je 1/20 des Wohnriesterkontos.


    Superkompliziert, wie du schon festgestellt hast.


    Der Fehler war ganz am Anfang (Unterschrift unter den Riestervertrag), jetzt ist allenfalls noch Reparatur möglich. :)

  • Eins vorab:

    Die 8000€ "Verlust" tun weniger weh, wenn man sich klar macht, dass das die Steuern sind, die Du sonst in der Zukunft zahlen müsstest.


    Versuche, in deinem Fall etwas steuerlich durchkalkulieren zu wollen, halte ich für Nebelkerzen. Der eigentliche Vorteil durch einen Wechsel zu Wohnriester im Vergleich zum Bezug einer lebenslangen Rente bestünde darin, dass Du garantiert Deine Einzahlungen zurückbekommst, aber das ist bei einer Kündigung auch der Fall.


    Nebelkerzen, weil mit den zu erfüllenden Auflagen für energetische Sanierung möglicherweise Zusatzkosten verbunden sind, die man bei einer einfachen Renovierung, die man sonst durchgeführt hätte, nicht gehabt hätte. Oder weil man sich damit die Möglichkeit nimmt, andere KfW?-Förderungen in Anspruch zu nehmen.


    Theoretisch könnte man noch darüber nachdenken, nur einen Teil des Vermögens für wohnwirtschaftliche Zwecke zu entnehmen, um damit das verbleibende Vermögen soweit zu mindern, dass man zu Beginn der Rentenphase den Gesamtbetrag ausgezahlt bekommt. Stichwort: Kleinbetragsrente und Fünftelung! - Aber auch das ist eigentlich bei den Beträgen nur steuerliche Spielerei

  • Vielen Dank für eure Ratschläge!

    Ich werde den Vertrag nun kündigen und mir den kläglichen Rest auszahlen lassen und die verlorenen 8000€ (immerhin gut ein Drittel) als Lehrgeld verbuchen ...

  • Hallo, ich nochmal :)


    Meine Riester-Verträge habe ich nun alle gekündigt und die Auszahlungen auch erhalten und in einen ETF zum MSCI World angelegt.


    Nun ist der Riester-Vertrag meiner Partnerin (50) an der Reihe.

    Sie ist da deutlich ängstlicher und konservativer als ich; vor allem nach dem Absturz des MSCI World ...


    Bei ihr ist die Situation aber auch eine andere.

    Sie bekommt nämlich neben ihrer Zulage in Höhe von 175 p.a. auch die für die beiden Kinder (13 und 16 Jahre alt) mit jeweils 300€ p.a. Sie zahlt monatlich gut 110€ ein (Bruttogehalt als Beamtin: etwa 3600€ pro Monat).

    In den letzten 12 Jahren (der Vertrag läuft, wie meiner auch seit 2013) hat sich das Vermögen insgesamt mit einem ganz leichten Plus etwickelt:

    eingezahlt: 14000€ plus Zulagen: 7000€. Also insgesamt etwas mehr als 21000.

    Das Gesamt-Vermögen lag zum 31.12.24 bei 22100€.

    Wenn man jetzt nur die Einzahlungen betrachtet, ist es natürlich schon ein ganz ordentliches Plus...


    Aufgrund der Zulagen halte ich es für sinnvoll den Vertrag prinzipiell weiter laufen zu lassen.


    Ich möchte nur weg von der WWK, weil die so hohe Kosten haben und ETFs nicht möglich sind (würde mich 150€ kosten).

    Zu deren Effektivkosten habe ich noch keine genauen Infos bekommen, aber vor drei Wochen angefordert.

    Laut einem aktuellem Produktinformationsblatt liegen die bei 3,16% und der Rentenfaktor bei 28,16.


    Das sind die Zahlen von 2023 (die von 2024 habe ich noch nicht) zum Vertrag meiner Partnerin:

    Vermögen zum 1.1.23: 16255,48€

    Fondskosten: -267,18€

    Verwaltungskosten: -123,70€

    Absicherungskosten: -92,18€

    Erträge aus Zinsen: +123,41€

    Wertentwicklung Fonds: +1007,03€

    Vermögen zum 31.21.23: 18848,44€



    Über Check24 habe ich jetzt ein Angebot von der Allianz bekommen:

    Die haben Effektivkosten von nur 1,65% und einen Rentenfaktor von aktuell 29,60 mit einer Garantie von 23,68.


    Bei der Allianz habe ich eine Fondsquote (ETF MSCI AllWorld möglich) von nur etwa 20% (bei der WWK waren es 50%).

    Die Allianz gibt mir aber auf das restliche (Absicherungs-)Kapital eine Zinsgarantie von 1%. In den letzten 10 Jahen waren es aber so etwa 2-3% (sagt der Berater).



    Was würdet ihr mir raten, nun zu tun?

    Zur Allianz wechseln oder gibt es evtl. noch günstigere Anbieter?

    Oder abwarten, was sich die neue Bundesregierung da noch genau zu ausdenkt?

    Oder doch kündigen und auf die Zulagen (Steuerabzüge waren über de ganze Laufzeit nur 467€) verzichten? Wie gesagt, meine Partnerin ist da sehr ängstlich und würde das Geld nicht in einen ETF legen oder, wenn dann nur, wenn das irgendjemand (also eine Bank, o.ä.) für sie managed...


    Vielen Dank für eure Hilfe im Voraus!


    Viele Grüße,

    Georgenberger

  • Sie zahlt monatlich gut 110€ ein (Bruttogehalt als Beamtin: etwa 3600€ pro Monat).

    Sie zahlt quasi mit 2095 Euro den Höchstbetrag von 2100 Euro ein.

    Also muss das Bruttoeinkommen höher sein oder sie zahlt zu viel…


    Bitte prüfen.


    Nachklapp: die Zahlen für 2024 müssten inzwischen da sein.


    Kündigen würde ich diesen Vertrag JETZT nicht.

  • Meine Riester-Verträge habe ich nun alle gekündigt und die Auszahlungen auch erhalten und in einen ETF zum MSCI World angelegt.


    Nun ist der Riester-Vertrag meiner Partnerin (50) an der Reihe.

    Sie ist da deutlich ängstlicher und konservativer als ich; vor allem nach dem Absturz des MSCI World ...

    Welchen Absturz meinst Du denn? Ok, das ist immer eine Frage der Wahl des Stichtags. Wenn ich die Entwicklung seit Jahresanfang nehme, sind die Kurse schon deutlich zurückgegangen. Wenn man allerdings die Entwicklung des letzten Jahres nimmt, ist kaum etwas passiert, die Kurse sind im Vergleich zum 18.04.2024 weder gestiegen, noch gefallen. Das Dornröschen, das am 18.04.2024 die berühmten Schlaftabletten des André Kostolany genommen hat, wacht heute auf, reibt sich die Augen und fragt: Is was?


    Ich habe spaßeshalber mal einen Sparplan mit einer Monatsrate von 110 € gerechnet. Bei 5% Rendite (die mit "sicheren" Papieren in den vergangenen Jahren natürlich nicht erreichbar waren), steht dieser nach 12 Jahren auf 21,5 T€. Ohne jeglichen Steuervorteil, ohne jegliche staatliche Förderung.


    Du sagst, sie bekomme 775 €/a staatliche Förderung. Die frißt natürlich jeden Steuervorteil auf, der bei ihr etwa 400 € betragen würde. Ich rechne das mal anders: Sie bekommt pro Jahr 400 € Steuervorteil (den sie im Ruhestand in der Auszahlphase ja zum großen Teil zurückzahlen muß - nachgelagerte Besteuerung). Darüberhinaus gibt es nur noch 375 €/a staatliche Förderung (die sie in der Leistungsphase übrigens auch versteuern muß).

    Aufgrund der Zulagen halte ich es für sinnvoll den Vertrag, prinzipiell weiter laufen zu lassen.

    Mal einen ganz anderen Gedanken:


    Hat sie schon einmal daran gedacht, mit freiwilligen Beiträgen einen gesetzlichen Rentenanspruch aufzubauen? Wenn Du mit dem Rentenfaktor argumentierst: Die gesetzliche Rente hat einen Rentenfaktor von etwa 45, ist also entscheidend besser, was auf dem freien Markt angeboten wird, nicht gerechnet die Inflationsanpassung, die kaum ein gewerblicher Altersvorsorgevertrag bietet.


    Sollte Deine Partnerin vor ihrer Beamtenzeit schon einen Rentenanspruch aufgebaut haben, umso besser: Dann hat sie möglicherweise die Wartezeit von 60 Monaten schon voll. Der Anteil der Rente, der aus einer Pflichtversicherung resultiert, wird ihr im Ruhestand auf die Pension angerechnet (also von dieser abgezogen). Für einen Anspruch aus freiwilliger Beschäftigung gilt das aber nicht, der ist von der Pension unabhängig.


    Noch ein Vorteil in diesem Fall: Sie ist als Beamtin vermutlich privat krankenversichert, zahlt also einen festen Beitrag, der von den Alterseinkünften unabhängig ist. Normalrentner müssen ihre Rente sowohl versteuern als auch verbeitragen. Immerhin bekommen sie einen "Arbeitgeberzuschuß" dazu, so daß von der Rente effektiv außer der Steuer nur etwa 8% für die GKV (und noch etwa 3,5% für die GPV) weggehen.


    Im Fall Deiner Partnerin ist das anders: Die Rente muß sie natürlich versteuern (wie sie die Riesterauszahlung auch versteuern würde), mehr Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag zahlt sie aber vermutlich nicht, bekommt von der Rente aber dennoch etwa 8% Zuschuß zur Krankenversicherung, so daß für sie der Punktwert nicht 39,32 € ist, sondern etwa 42,50€.


    Bei allem Geunke: Ich halte die Rendä für sischä, wie Norbert Blum selig immer gesagt hat.


    Geh doch dem Gedanken mal nach!


    Es könnte durchaus sein, daß diese Option letztlich besser für Deine Partnerin ist als der vorhandene oder ein anderer Riestervertrag.

  • Welchen Absturz meinst Du denn?

    Ich bin blöderweise Anfang des Jahres in den ETF eingestiegen :(


    Mal einen ganz anderen Gedanken:


    Hat sie schon einmal daran gedacht, mit freiwilligen Beiträgen einen gesetzlichen Rentenanspruch aufzubauen?

    [...]

    Geh doch dem Gedanken mal nach!

    Das haben wir tatsächlich noch nicht gemacht!

    Damit habe ich mich noch gar nicht auseinandergesetzt, das ist absolutes Neuland für mich.

    Werde ich mir die nächsten Tage/Wochen mal vornehmen...


    Vielen Dank!


    Nachklapp: die Zahlen für 2024 müssten inzwischen da sein.


    Kündigen würde ich diesen Vertrag JETZT nicht.

    Leider kommen die Zahlen bei der WWK immer erst etwa Mitte Mai :(


    Du schreibst, dass du aktuell den Vertrag nicht kündigen würdest. Meinst du damit auch das Wechseln (unter Mitnahme des bisherigen Vermögens) in einen anderen Vertrag (z.B. Allianz)?

    Und wenn ja, was denkst du, wie lange sollte ich abwaren? Im Herbst letzten Jahres sollte ja auch schon eine Rentenreform kommen. Jetzt ist sie wieder angekündigt. Irgendwie habe ich nicht so richtig das Vertrauen, dass da in absehbarer Zeit was passiert ...

  • Und wenn ja, was denkst du, wie lange sollte ich abwaren?

    Du solltest vor allem beachten, dass dein Frau da voll eingebunden sein muss!


    Ich würde jetzt erst in Ruhe das Ding berechnen und wenigstens abwarten, was da bei der Riesterrente an Änderungen kommt.


    Übrigens (kein Scherz) : ruhig mal deine Bundestagsabgeordnete anmailen.