Konsumverzicht

  • Dann ist es für mich kein Verzicht mehr.

    Das kann man wohl für sich so sehen oder so definieren.

    Verzicht setzt für mich eine Freiwilligkeit voraus.

    Allein die gebräuchliche Formulierung "freiwilliger Verzicht" spricht aber dafür, daß es auch einen "erzwungenen Verzicht" gibt.


    Ebenso Formulierungen wie "Das kann ich mir nicht leisten, daher muß ich darauf verzichten".


    Von der Sache her wollte ich in Nr. 18 nur erwähnen, daß eine freiwillige Abstinenz (sei es nun Konsumverzicht oder eine anderweitige Askese) oftmals anders empfunden werden dürfte als eine notgedrungene oder erzwungene. Nach meiner bescheidenen Meinung jedenfalls.

  • ... ein erzwungener ist sprich mangels finanzieller Möglichkeiten erfolgt (man kann nicht konsumieren, selbst wenn man es wollte).

    Nach der Definition erlebe ich jeden Tag 'erzwungenen' Konsumverzicht. :/ Ich schätze mal, dass es abgesehen von einer absoluten Minderheit fast allen Menschen so gehen dürfte.

    Zum Freizeitflug ins Weltall, Privatjet, Yacht, Heli, usw. fehlen wohl zumeist die finanziellen Mittel. Wir 'müssen' also verzichten.


    Die Frage wäre, was würde man tun, wenn man über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen würde? :/ Damit einhergehend wäre dann ja auch die Unabhängigkeit von der 'normalen' Erwerbstätigkeit.

    Das wäre mal ein interessantes Gedankenspiel. Ich gehe einfach mal davon aus, dass sich jeder Mensch Dinge vorstellen kann, die man sich bei unbegrenzten finanziellen Mitteln 'leisten' würde. Einfach nur weil man es kann.

    Ich hätte dann wohl einen (noch) größeren Fuhrpark den ich dank mehr Freizeit dann auch bewegen könnte... ;)

    Oder besser gleich die eigene Rennstrecke mit Garage/Werkstatt vor der Haustür.

  • Nach der Definition erlebe ich jeden Tag 'erzwungenen' Konsumverzicht. :/ Ich schätze mal, dass es abgesehen von einer absoluten Minderheit fast allen Menschen so gehen dürfte.

    Zum Freizeitflug ins Weltall, Privatjet, Yacht, Heli, usw. fehlen wohl zumeist die finanziellen Mittel. Wir 'müssen' also verzichten.

    Da hast Du aber ziemlich erhebliches Wunschpotential ... ? ;)


    Für mich "muß" ich in den Fällen nicht verzichten, weil alle vier von Dir genannten Optionen (Freizeitflug ins Weltall, Privatjet, Yacht und Heli) für mich ohne Belang sind.

    Die Frage wäre, was würde man tun, wenn man über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen würde? :/

    Über "unbegrenzte" finanzielle Mittel verfügt kein Mensch. Wie sollte das aussehen und/oder wer sollte das sein ?


    Hatte mich hier an anderer Stelle mal an etwas genaueren Definitionen versucht. Etwa an der Begrifflichkeit der "finanziellen Freiheit", die meines Erachtens bedeutet, daß man von finanziellen Überlegungen weitgehend befreit ist sprich diese (nahezu) keine Rolle mehr spielen.

    Damit einhergehend wäre dann ja auch die Unabhängigkeit von der 'normalen' Erwerbstätigkeit.

    Was ich in dem Zusammenhang unter "finanzielle Unabhängigkeit" subsumieren würde sprich von Erwerbsarbeit (Arbeit für Geld also) unabhängig zu sein (für den Rest des Lebens inkl. Alter und ggf. Pflegebedürftigkeit). Sprich man kann natürlich noch arbeiten - muß es aber nicht mehr (bzw. nicht mehr für Geld).

    Ich hätte dann wohl einen (noch) größeren Fuhrpark den ich dank mehr Freizeit dann auch bewegen könnte... ;)

    Muß nicht könnte aber auf ein "luziferisches" Versprechen (Vorstellung) hinauslaufen.


    Zum einen: Es gibt keinen Besitz, der Nachlässigkeit verträgt (dürfte übrigens besonders für einen Fuhrpark gelten ...). Bei manchen dieser Protagonisten könnte man fast denken, daß sie nicht den Fuhrpark besitzen - sondern Pflege, Betreuung, Wartung, Verwahrung, Versicherung etc. pp. bis hin zu nötigen "Bewegungs- und Erhaltungsfahrten" ... der Fuhrpark von seinem Besitzer Besitz ergriffen hat ...


    Zum anderen: Der Gewöhnungseffekt ist erheblich und sollte nicht unterschätzt werden.


    Last but not least: Der Grenznutzen ist tendenziell abnehmend (ein alter Kumpel hat mindestens wenn nicht mehr Spaß und Freude mit seinem einzigen Zweitfahrzeug (einem Opel GT 1900) - als ein anderer Kumpel mit seinen gut 20 hochwertigen Oldtimern ...).



    Anekdotisch aber vielleicht symptomatisch: Kann mich schwerlich an einen diesbezüglich (Stichwort: Fuhrpark) größeren Besitzstolz erinnern, als - direkt nach bestandener Führerscheinprüfung - bei meiner ersten Fahrt mit dem selbst bezahlten ersten und damals einzigen Auto: Ein VW Käfer 1200 mit 34 PS ... (Tankanzeige hatte der keine nur einen Nothebel unter dem Armaturenbrett mit dem weitere fünf Liter Benzin freigegeben werden konnten, wenn der Motor wegen Benzinmangel anfing zu stottern...).

  • Sovereign

    Das Problem ist, dass es dann schnell ins 'Träumen' abdriftet. Und ob man z.B. einen Fuhrpark besitzt oder der Fuhrpark Besitz von einem ergreift spielt bei genügend finanziellen Mitteln ehrlicherweise keine Rolle mehr.

    Da rufe ich einfach mein Werkstattteam an und sage, dass ich heute Nachmittag mal 1-2 Stunden mit meinem Carrera RSR fahren will. Und nächste Woche dann eben mit dem 300SL.


    Und warum nicht ins Weltall fliegen? Das wäre durchaus eine Erfahrung die mich interessieren würde. Allein schon vom Ausblick her.

    Muss ich das machen/haben. Nö, aber wenn genug Geld da wäre könnte man das machen.

  • Und ob man z.B. einen Fuhrpark besitzt oder der Fuhrpark Besitz von einem ergreift spielt bei genügend finanziellen Mitteln ehrlicherweise keine Rolle mehr.

    Da rufe ich einfach mein Werkstattteam an und sage, dass ich heute Nachmittag mal 1-2 Stunden mit meinem Carrera RSR fahren will. Und nächste Woche dann eben mit dem 300SL.

    Da sind meine persönlichen Erfahrungen und auch die mit meinem Umfeld etwas andere. Insbesondere bei den Menschen, die sich ihren Fuhrpark über Jahre hinweg selbst aufgebaut haben, hinter jedem Auto und dessen Erwerb eine Geschichte steht und die einen gewissen persönlichen Bezug zu den Fahrzeugen haben.

    Und warum nicht ins Weltall fliegen?

    Fahre viel lieber selbst als mich fahren zu lassen. Da ich nicht fliegen kann geschweige denn eine Rakete ...

  • Da sind meine persönlichen Erfahrungen und auch die mit meinem Umfeld etwas andere. Insbesondere bei den Menschen, die sich ihren Fuhrpark über Jahre hinweg selbst aufgebaut haben, hinter jedem Auto und dessen Erwerb eine Geschichte steht und die einen gewissen persönlichen Bezug zu den Fahrzeugen haben.

    Geht mir auch so. Daher kann ich mich auch nur schwer von einem meiner Motorräder trennen.

    Nur es ging ja darum, wenn man so viel Geld hat, dass man sich keine Gedanken mehr darum machen muss. Das erweitert ja das Spielfeld.

    Da ich nicht fliegen kann geschweige denn eine Rakete ...

    Geht ja um das Erlebnis. Ich kann auch keinen Ballon fahren, trotzdem hat es Spaß gemacht und war ein schöner Abend. ;)

  • Zum anderen: Der Gewöhnungseffekt ist erheblich und sollte nicht unterschätzt werden.

    Das gilt in dem Zusammenhang für Vieles, denke ich.


    Ich "verzichte" beispielsweise schon mein ganzes Leben lang (trotz etlicher Fernreisen und 1,90m Körperlänge) auf die Nutzung der Business-Klasse. Wenn ich mich dann nach 12 Stunden aus der Holzklasse rausquäle, denke ich jedesmal(!), beim nächsten Mal tust du dir das nicht mehr an.


    Aber wenn die nächste Buchung ansteht, schmerzt mich der vier- bis fünffache Preis so sehr, dass ich "gerne" wieder verzichte. Wir könnten uns das mittlerweile finanziell durchaus "mal leisten". Aber einmal heißt dann vermutlich immer ... und dann ginge es wirklich ins Geld.


    Soviel zum Gewöhnungseffekt und wie man versuchen kann, ihn zu vermeiden ;)

  • ich habe die Theorie, dass Konsumverzicht glücklicher macht

    nach allem, was ich nun auch von den Mitforisten an Gedanken gelesen habe, kann ich für mich sicher sagen: zusätzlicher Konsum macht mich nicht zusätzlich glücklich, und meine Lebenszufriedenheit kommt bestimmt auch daher, dass ich in der glücklichen Situation bin, Dinge nicht zu brauchen (aber haben könnte, wenn es für mein Glück unbedingt notwendig wäre)


    Ich glaube aber nicht, das ich mich nächste Woche besser fühlen würde, wenn ich nun auf Dinge verzichten würde, die nicht absolut lebensnotwendig sind. Statt Käse aus dem Feinkostgeschäft könnte ich ja auch Käse im Supermarkt kaufen - warum sollte ich mich deswegen besser fühlen?


    Ja, vielleicht schließt es zusätzlich aber auch Dinge ein, die gesellschaftlich in den jeweiligen Kreisen als „normal“ gelten und ein Stück weit erwartet werden. Wenn z.B. alle um einen herum 2 mal im Jahr in den Urlaub fliegen und man selbst immer zuhause bleibt, dann ist das vielleicht auch Konsumverzicht

    ich stimme dir zu, denke aber auch, das auch das Gegenteil wahr sein kann:

    wenn ich mir morgen einen, oder besser noch zwei, Ferrari vor die Haustür stellen würde, dann bekomme ich von meinen Nachbarn und Freunden sicherlich keine Bewunderung, sondern Bedauern. In manchen "Blasen" sind bestimmte Verhaltensweisen verpönt, so das mein Verzicht eventuell gar nicht ganz freiwillig ist?


    Muss ich vielleicht mal ausprobieren: ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert 😉

  • Vielen Dank an euch alle für eure sehr rege Beteiligung an meiner Umfrage und hier im Diskussionsforum. Ich hatte ein paar Tage nicht rein geschaut und bin gerade direkt überwältigt von der Resonanz auf dieses Thema. Die erforderliche Mindestteilnehmerzahl habe ich sogar überschritten.

    Vielen Dank auch für eure vielfältigen Anmerkungen, welche ich mit in die Interpretation der Ergebnisse einarbeiten werde. Ich habe die verschiedenen Studienabschlüsse z.B. zu "Hochschulabschluss" zusammengefasst. Danke für den Hinweis dazu.
    Besonders interessant finde ich die Frage nach dem freiwilligem bzw. erzwungenem Verzicht und das Thema des bewussten Konsumierens. In diesem Bereich wird definitiv weitere Forschung nötig sein.
    Vor allem kam auch die Frage nach der Kausalitätsrichtung auf, welche sich in dieser Forschung leider ebenfalls nicht beantworten lässt.
    Was ich euch nach erster Durchsicht der Daten schon verraten kann, ist, dass es eine signifikante Korrelation zwischen Konsumneigung und Lebenszufriedenheit gibt. Diese ist allerdings nicht stark ausgeprägt. Vergleicht man jedoch die Lebenszufriedenheit zwischen konsumvermeidenden Menschen und konsumaffinen Menschen, ist ein deutlicher Unterschied in der Höhe der Lebenszufriedenheit messbar. Konsumvermeidende Menschen scheinen überdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Leben zu sein.
    Selbstverständlich ist das Thema Lebenszufriedenheit viel komplexer als diese eine Betrachtungsweise. Trotzdem hoffe ich mit meiner Arbeit einen Blick auf das Thema Konsum als Einflussfaktor auf die Lebenszufriedenheit gerichtet zu haben und einen ersten Überblick gegeben zu haben. Weitere Forschungen dazu sollen folgen.
    Nochmals vielen Dank für euere Beteiligung