Riester - Kündigen oder Tilgung Darlehen

  • Ich habe leider in jungen Jahren (ledig, keine Kinder) einen Riester-Vertrag abgeschlossen.

    Immerhin gute Wertentwicklung, aus 40 k Einsatz sind rund 120 k geworden.

    Bis zur Rente möchte ich eigentlich nicht warten, da dann in eine (teure) Rentenversicherung umgeschichtet wird.

    1. Wenn ich aber kündige, müsste ich Zulagen und Steuern zurückzahlen, ca. 10 k. Allerdings auch den Gewinn von 80 k auf einen Schlag mit dem persönlichen Steuersatz versteuern, ca. 30 k !

    2. Nächstes Jahr bräuchte ich eine Anschlussfinanzierung für meine Wohnung, dafür könnte ich das Riester-Guthaben komplett einsetzen. Allerdings würden dann die 120 k auf ein fiktives Wohnförderkonto fließen, welches mit 2% jährlich verzinst wird, Laufzeit ca. 15 Jahre bis Renteneintritt. Ich hätte dann eine gesetzliche Minirente und einen riesigen Berg Steuerschulden.


    Was wäre die bessere Alternative?

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich habe leider in jungen Jahren (ledig, keine Kinder) einen Riester-Vertrag abgeschlossen.

    Immerhin gute Wertentwicklung, aus 40 k Einsatz sind rund 120 k geworden.

    Wenn in einer unbekannten Frist aus 40 T€ 120 T€ geworden sind, warum ist das dann leider? Ist das nicht etwa sagenhaft toll?

    Bis zur Rente möchte ich eigentlich nicht warten, da dann in eine (teure) Rentenversicherung umgeschichtet wird.

    Was möchtest Du denn dann machen?

    1. Wenn ich kündige, müsste ich Zulagen und Steuern zurückzahlen, ca. 10 k. Allerdings auch den Gewinn von 80 k auf einen Schlag mit dem persönlichen Steuersatz versteuern, ca. 30 k!

    Das wäre ja fürchterlich! Es wäre vermutlich besser gewesen, Du hättest weniger Gewinn gemacht, dann müßtest Du jedenfalls weniger Steuern zahlen.

    2. Nächstes Jahr bräuchte ich eine Anschlussfinanzierung für meine Wohnung, dafür könnte ich das Riester-Guthaben komplett einsetzen. Allerdings würden dann die 120 k auf ein fiktives Wohnförderkonto fließen, welches mit 2% jährlich verzinst wird, Laufzeit ca. 15 Jahre bis Renteneintritt. Ich hätte dann eine gesetzliche Minirente und einen riesigen Berg Steuerschulden.

    Es ist wie bei Odysseus zwischen Scylla und Charybdis: Wenn er nach rechts segelt, frißt ihn die Skylla, segelt er aber nach links, frißt ihn die Charybdis. Nirgendwo eine Chance zu sehen, Kapitalerträge einzunehmen, ohne die bekannt hohe Steuer bezahlen zu müssen.


    Ob Du eine gesetzliche Minirente bekommst, kann aus Deinen Angaben heraus niemand ermessen. Einen riesigen Berg Steuerschulden schaffst Du in 15 Jahren jedenfalls nicht.


    Steck Deine Emotionen in die Schublade und wirf Excel an! Welche der Möglichkeiten in Deinem speziellen Fall die günstigste ist, kann aus Deinen Angaben niemand Externes errechnen, weil dabei etliche ungenannte Parameter eine Rolle spielen, etwa Steuersatz und Einkommen jetzt und im Ruhestand und die Konditionen einer eventuellen Verlängerung Deines Immobiliendarlehens.


    Wenn Du bedauerst, Deinen Riestervertrag abgeschlossen zu haben, kannst Du ihm zumindest teilweise entrinnen, indem Du das Geld in die Baufinanzierung steckst. Eine Baufinanzierung könnte aktuell 3% kosten, wenn man Dir über das Wohnförderkonto aber nur 2% fiktiv anrechnet, ist das ein Vorteil für Dich. Ob Deine (vermutete) Uniglobalrente mehr bringt als 2% oder 3%? In der Vergangenheit war das der Fall, sonst wären aus 40 T€ keine 120 T€ geworden.


    Nicht genannt hast Du die Option, zu Beginn des Ruhestands immerhin 30% des Kapitals entnehmen zu können. Aber ach! Dabei fallen ja wieder hohe Steuern an!

  • Ja, es handelt sich um die Uniprofirente mit Laufzeit ca. 20 Jahre.

    Wenn ich richtig rechne, würde das Wohnförderkonto bei Renteneintritt ca. 165 k betragen, bei einer gesetzlichen Rente von ca. 12 k im Jahr eine große Steuerlast!

    Den Vertrag regulär bis zum Renteneintritt laufen zu lassen ist wohl wenig ratsam, da dann eine Rentenversicherung ins Spiel kommt mit hohen Kosten und einer realititätsfremden Lebenserwartung?

  • Ja, es handelt sich um die Uniprofirente mit Laufzeit ca. 20 Jahre.

    Bei Riesterverträgen wird typischerweise in Sicherheitsbausteine gespart, das Resultat ist in der Regel eine unterirdische Rendite. Viele Anleger sehen einen Vorteil darin, daß für die unterirdische Rendite nur wenig Steuern gezahlt werden muß. Ich sehe darin keinen Vorteil.


    Du hast eine Uniprofirente, die angesichts der erfreulichen Börsenentwicklung eine ordentliche Rendite zeigt. Du bist nicht der einzige, der nun darüber jammert, daß er für die ordentliche Rendite hohe Steuern bezahlen müsse.


    Du bekommst das Geld allerdings nicht aus dem Konto heraus, ohne einen Teil davon beim Fiskus abzuliefern. Das war Teil des Deals, und der Deal ist dicht.


    1. Du kannst ganz normal eine Rente daraus beziehen - dann zahlst Du hohe Steuern auf die Auszahlungen. Darüberhinaus reserviert die Versicherungsgesellschaft einen unrealistisch hohen Teil des Geldes für eine Zwangs-Rentenversicherung ab dem 85. Lebensjahr, deren Leistungsphase die Hälfte der Versicherten nicht erreicht. Wenn Du den Vertrag bis dahin stehenläßt, nimmst Du immerhin die relativ hohe Rendite dieser speziellen Konstruktion mit, wenngleich die Gesellschaft "aus Sicherheitsgründen" den Aktienanteil ab den rentennahen Jahren zurückfahren wird.


    2. Du kannst zu Rentenbeginn 30% entnehmen - worauf Du selbstverständlich hohe Steuern bezahlen mußt (nachgelagerte Besteuerung). Immerhin: Dieses Geld hast Du nach der Versteuerung in der Hand. Mit dem Rest geht es weiter wie bei 1.


    3. Du kannst teilweise ein Wohnförderkonto eröffnen. Dazu nimmst Du das Geld steuerfrei (!) aus dem Riestervertrag heraus und tilgst damit Dein Immobiliendarlehen. Du verzichtest damit auf die Rendite der Uniprofirente und sparst Dir dafür Darlehenszinsen. Der entnommene Betrag wird auf einem fiktiven Konto, dem Wohnförderkonto weitergeführt, das pro Jahr um 2% wächst. Mit Beginn der Rentenbezugs meldet sich der Fiskus bei Dir. Entweder versteuerst Du den Betrag des Wohnförderkontos auf einen Schlag und bekommst dafür 30% Nachlaß. Wohlgemerkt: Du versteuerst den Betrag wie Einkommen, Du zahlst ihn nicht etwa zurück. Oder Du versteuerst ihn in gleichen Raten bis zum Deinem 85. Lebensjahr (Bei Rentenantritt 67 sind das als 18 Raten).


    Dein eigentlich erstrebtes Ziel, in der Ansparphase Zulagen und Steuervorteile mitzunehmen und dann Dein Kapital irgendwie steuerfrei aus dem Vertrag herauszubekommen, kannst Du also nicht erreichen.


    Letzlich wirst Du Dir das selber durchrechnen müssen.

    Wenn ich richtig rechne, würde das Wohnförderkonto bei Renteneintritt ca. 165 k betragen, bei einer gesetzlichen Rente von ca. 12 k im Jahr eine große Steuerlast!

    Eine gesetzliche Rente von 12 T€ im Jahr wäre ungewöhnlich niedrig. Es wird Gründe für diese niedrige Rente geben und andere Alterseinkünfte obendrauf. Du müßtest pro Jahr etwa 9 T€ (oder pro Monat 750 €) versteuern - dafür hast Du aber schon im nächsten Jahr Deine Immobilie schuldenfrei und sparst Dir die Miete.


    Rechenexempel, wie gesagt.

  • Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung, es ist wirklich eine schwierige Entscheidung.


    Als Rentner spielen Kapitaleinkünfte bei der Festsetzung des Steuersatzes (ebenso wie im Berufsleben) keine Rolle?

  • Als Rentner spielen Kapitaleinkünfte bei der Festsetzung des Steuersatzes (ebenso wie im Berufsleben) keine Rolle?

    Rentnerinnen sind auch nur normale Menschen und damit steuerpflichtig.


    Es könnte jedoch sein, dass du aufgrund deiner Einkommenssituation mit einer Steuererklärung dann über den Sparerfreibetrag hinaus durch die Abgeltungssteuer gezahltes Geld, teilweise wieder zurückholen kannst.

  • Ist nämlich echt schwierig zu beurteilen, wie (stark) sich die Besteuerung im Alter auswirken wird.

    Wenn da doch annähernd ca. 30 k zusammenkommen würden, wäre eigentlich eine sofortige Kündigung vorzuziehen, auch wenn Förderung und Steuerersparnisse zurückgezahlt werden müssten.

    Aber dafür wäre man die gesamte Bürokratie los 😉

  • Ich habe nämlich noch eine bAv, die lediglich eine Einmalauszahlung vorsieht.

    Trotz Fünftelregelung würde mir zusammen mit dem Wohnförderkonto vermutlich der Höchstsatz an Steuern von 45% blühen.


    Ich sollte mich daher vermutlich entweder von Riester oder von bAv trennen?

  • Wie wäre es denn mit einem guten Steuerberater?

    Pecunia non olet!

    Das faszinierende an Alzheimer ist, dass man jeden Tag neue Leute kennenlernt, die alle in der gleichen Wohnung leben wie man selbst!

  • Hm, oh je, hatte gehofft, dies nicht zu benötigen

    Echt jetzt??? Wieso denn das?

    Ich meine immerhin haben Steuerberater bekanntermaßen eine berufliche expertise in dem Thema - und manchmal, wenn es sich um sog. Wirtschaftskanzleien handelt, kennen die sich auch noch mit Finanzen jenseits von Steuern aus...

    Pecunia non olet!

    Das faszinierende an Alzheimer ist, dass man jeden Tag neue Leute kennenlernt, die alle in der gleichen Wohnung leben wie man selbst!

  • Als Rentner spielen Kapitaleinkünfte bei der Festsetzung des Steuersatzes (ebenso wie im Berufsleben) keine Rolle?

    Als Rentner spielen Kapitaleinkünfte bei der Festsetzung des Steuersatzes (ebenso wie im Berufsleben) eine Rolle.


    Wenn ich sehe, was Du nun schreibst, muß ich mit einem gewissen Bedauern feststellen, daß ich mich von Dir aufs Glatteis habe führen lassen. Sonst schreibe ich immer: Finanzplanung muß ganzheitlich sein! (Eine Maxime, die übrigens nicht ich erfunden habe!) und dieses Mal nicht. :(


    Finanzen wirken immer zusammen. Wenn Du Dir Gedanken über die Steuerbelastung machst, mußt Du wirklich alles in Betracht ziehen, so wie das Finanzamt von Dir auch immer alles in der Steuererklärung sehen will. Da kannst Du nicht einfach sagen: Ich will aber nur die Versteuerung der Riesterauszahlung sehen, die 120 T€ sonstigen Einkünfte will ich mal beiseite lassen. Das heißt: Sagen kannst Du das natürlich schon, allerdings bekommst Du dann keine realistische Kalkulation.


    Hier wird immer wieder geklagt: Ich kann doch nicht vor all den Leuten hier finanziell die Hosen herunterlassen! Das brauchst Du auch nicht. Allerdings kannst Du auch keinen guten Rat bekommen, wenn Du das nicht tust. Jeder Ratgeber (egal in welchem Umfeld) braucht das vollständige Bild. Wenn er das nicht hat, sind seine Schlüsse falsch und somit für Dich unbrauchbar bis gefährlich.


    An sich ist dieses Forum das Forum der Finanzselbermacher. Hier bekommt man Hinweise, wie man sich selbst schlau machen kann. Das muß man dann aber halt auch tun.


    Ich weiß nicht, was ein Steuerberater alles leistet, weil ich mir selbst keinen Steuerberater leiste. Ich ahne nicht, ob er für Dich eine Vorausplanung auf Sicht von 15 Jahren erstellt (nämlich bist zu Deinem Renteneintritt), vielleicht auch länger. Wäre ich in der Situation, würde ich diese Planung erstellen und mir überlegen, wie ich mit einer Kapitalabfindung aus einer bAV umgehen würde. Wenn sich Einkünfte in einem Jahr ballen, ist das steuerlich ungünstig. Wenn man kann - und auf diese Sicht sollte das möglich sein - tut man wohl daran, die Einkünfte auf mehrere Jahre zu verteilen. Um sowas zu planen, braucht man allerdings die passenden Daten, die hier nicht vorliegen. Möglicherweise übersteigt eine solche Planung auch den Umfang eines Threads hier.


    :)

  • Oh, tut mir leid, ich wollte es nicht zu komplex gestalten, aber stimmt wohl, man sollte bAV und Riester von Anfang an zusammen planen/kalkulieren.

    Wenn ich die bAV so weiterführe wie bisher, stünden bei Renteneintritt ca. 200 k zur Auszahlung bereit, wobei immerhin die Fünftelregelung möglich wäre.


    Jährliche gesetzliche Brutto-Rente ca. 16 k (etwas mehr als ursprünglich von mir angegeben)


    Dazu käme, wenn ich Wohnriester machen würde, das Wohnförderkonto in Höhe von 165 k


    Was meint ihr, soll ich am besten machen?