Überperformance durch Rebalancing, Depot selbst in die Hand nehmen

  • Liebe Finanztip Community,


    Ich habe momentan ein Depot bei dem Robo-Advisor Quirion. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Depot. Die Aufteilung macht für mich sehr viel Sinn. Die Länder sind gut aufgeteilt. Der Anteil von Amerika ist nicht so stark wie bei einem reinen MSCI World Portfolio und es wird nach Faktoren aufgeteilt um die gesamte Wirtschaft abzubilden. Auch die Gesamtstrategie gefällt mir gut. Es wird einmal im Jahr Rebelancing betrieben und zumindest laut quirion können die Kosten(Spreads, Ordergebühren) durch interne Umschichtungen und große Orderaufträge zu guten Zeiten minimiert werden. Auch werden immer die kostengünstigsten ETFs gesucht und wenn es sinnvoll ist, beim Rebalancing darein investiert.

    Das ist mein Depot:

    ETF-NameKategorieAnteil am Portfolio
    Amundi Prime Global UCITS ETF DR - USD (D)Industrieländer (Standard)25,05 %
    SPDR MSCI WorldIndustrieländer (Standard)22,97 %
    X MSCI World Value UCITS ETFIndustrieländer (Substanz)19,94 %
    iShares MSCI World Small Cap UCITS ETFIndustrieländer (Nebenwerte)17,99 %
    iShares MSCI EM IMISchwellenländer (Standard)7,02 %
    iShares MSCI EM ValueSchwellenländer (Substanz)5,03 %
    SPDR MSCI Emerging Markets Small Cap UCITS ETFSchwellenländer (Nebenwerte)2,00 %



    Nun beträgt die Provision 0,48%. Was ich nicht unfair finde, aber ich überlege die Sache selbst in die Hand zu nehmen und dadurch Kosten zu sparen. Wahrscheinlich werde ich etwas Geld beim Rebalancing für Ordergebühren und Spreadsheets bezahlen und ich habe etwas Angst davor, zu einem ganz ungünstigen Zeitpunkt an der Börse zu verkaufen oder zu kaufen. Weil es ja kurz dauert bis ich wieder reinvestiert bin. Da wollte ich fragen, wie hoch ihr da ein Risiko einschätzt, schlecht davon zu kommen. Und dann wollte ich generell fragen, wie sinnvoll ihr Rebalancing findet, und ob damit wirklich eine Überrendite erzielt wird, auch nach Abzug von Kosten und Steuern. Mein Depot is ca. 200.000EUR groß.


    des Weiteren würde ich gerne wissen, bei welchem Broker das Rebalancing am günstigsten ist.


    Liebe Grüße an die Community und danke für die Hilfe.

  • lolland1811


    Ich stecke jetzt nicht so tief in der Materie mit einem Robo Advisor, aber neben der Einfachheit sehe ich einen entscheidenden Punkt den man nicht unterschätzen sollte: ein Robo Advisor macht das Rebalancing automatisch, regelbasiert und vollkommen emotionslos. Egal in welchem Zustand die Weltwirtschaft gerade um dich herum ist. Auch wenn sie gefühlt am untergehen ist.

    Etwas was nicht jeder Anleger kann. Die wenigstens hätten in Zeiten von Corona dies so durchgezogen und waren mehr emotional als rational. Das hat aber massiv Rendite gekostet im Rückspiegel. Und du schreibst ja selbst in deinem Text dass du schon Bedenken hast. Kein guter Wegbegleiter wenn du mich fragst. Ein Robo Advisor hat keine Emotionen.


    Auch sind das ziemlich viele ETFs - die zu rebalancen durch dich selbst ist neben der Zeit auch mit entsprechenden Gebühren und Steuern verbunden. Das solltest du auch nicht unterschätzen.


    Natürlich kann man das machen. Persönlich denke ich, aufgrund der oben genannten Argumente, das es schlechter wird als besser.


    Man muss aufpassen, dass man, immer wenn man versucht etwas zu schlagen, am Schluss nicht der ist der selbst geschlagen wurde.

  • Strategie sieht okay aus.


    Das Portfolio ist komplizierter als es sein muss.

    Der Robo scheint wohl ETFs zu wechseln, ohne den Alten zu verkaufen.

    Das macht völlig Sinn, man will ja nicht vorzeitig Steuern zahlen.


    Befürchte daher etwas, dass das mit der Zeit noch weiter ausartet. Das ist kein Problem und vermutlich in gewisser Weise optimal.

    Wenn du das Depot aber doch mal irgendwann selbst verwalten willst, musst du entweder steuerwirksam verkaufen oder den Dschungel selbst managen ;)

  • Wenn du das Depot aber doch mal irgendwann selbst verwalten willst, musst du entweder steuerwirksam verkaufen oder den Dschungel selbst managen ;)

    lolland1811 Ein sehr guter Hinweis. Wenn du wirklich rebalancen willst, dann solltest du überlegen, dein Depot jetzt umzuziehen und zu vereinfachen, sonst sieht es irgendwann so aus:


  • Vielen lieben Dank für eure Antworten!


    Ja, das mit der zunehmenden Komplexität habe ich noch nicht bedacht. Mein Gedanke war das Geld einfach von Quirion abzuziehen, aber eben danach die selbe Strategie zu fahren. Also die Allocation genau so beizubehalten und das Rebalancing selber vorzunehmen und mir dadurch effektiv die Kosten zu sparen.


    Das Portfolio ist ja auch nicht unbedingt so kompliziert. Eben Industrieländer+ Schwellenländer und dann jeweils Standard, Substanz und Nebenwerte. Eigentlich recht einfach abzubilden und eben kostensparender. Vor allem weil zu dem jetzigen Vermögen erstmal nicht so viel dazu kommen wird.


    Ich denke nur die 0,48% zu sparen, über einen langen Zeitraum, macht das schon einen großen Unterschied, oder?

  • Ich denke nur die 0,48% zu sparen, über einen langen Zeitraum, macht das schon einen großen Unterschied, oder?

    Ich kenne da jemand, der 0,75 % bezahlt. Die Maschine kauft und verkauft ihm ETF.

    Wenn du mit deinem Depot und der Aufteilung sehr zufrieden bist, kannst du natürlich mit wenig Aufwand beim richtigen Broker das alles selbst abbilden.

    Du sparst dir dann ca. 1000 Euro im Jahr und musst selbst ab und an etwas „eingreifen“.

  • Ich kenne da jemand, der 0,75 % bezahlt. Die Maschine kauft und verkauft ihm ETF.

    Wenn du mit deinem Depot und der Aufteilung sehr zufrieden bist, kannst du natürlich mit wenig Aufwand beim richtigen Broker das alles selbst abbilden.

    Du sparst dir dann ca. 1000 Euro im Jahr und musst selbst ab und an etwas „eingreifen“.

    Ja, ich denke mir eben. Ich will das Geld eh sehr lange liegen lassen. Und da werde ich dann wahrscheinlich auch keine ETFs verkaufen um neue zu kaufen, macht ja keinen Sinn mit der Steuer..Dann lieber einfach diese ETFs behalten und einfach selber Rebalancing machen. 6,5 Prozent oder 7 Prozent Rendite macht dann schon einen Unterschied bei gleichem Risiko.

  • Könnte mir jemand erklären, ob es einen großen Unterschied zwischen dem Amundi Prime Global UCITS ETF DR - USD (D) und dem SPDR MSCI World gibt. Außer, dass der eine in USD gehandelt wird und der andere in EUR?

  • Ich würde vermuten, der Robo hat zuerst den SPDR bespart und ist dann auf den Amundi Prime gewechselt, da er mit 0,05% TER günstiger ist.


    Nun konnte er den SPDR wegen Steuern nicht verkaufen (zumindest nicht über den Freibetrag hinaus) und du hast 2 fast identische ETFs im Depot.


    Das Vorgehen ist in gewisser Weise optimal. Denn letztlich ist ein Depot nicht schlechter, nur weil es unübersichtlich ist... Zumindest, solange es ein Robo verwaltet :D

  • Ich habe momentan ein Depot bei dem Robo-Advisor Quirion. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Depot. Die Aufteilung macht für mich sehr viel Sinn. Die Länder sind gut aufgeteilt. Der Anteil von Amerika ist nicht so stark wie bei einem reinen MSCI World Portfolio und es wird nach Faktoren aufgeteilt um die gesamte Wirtschaft abzubilden.

    Ahem: Wer hat sich diese Aufteilung eigentlich ausgedacht? War das der Robo?

    Das ist mein Depot:

    [noch einigermaßen übersichtlich mit nur 7 Werten, neulich hatten wir mal eins mit 25]

    Nun beträgt die Provision 0,48%. Was ich nicht unfair finde, aber ich überlege die Sache selbst in die Hand zu nehmen und dadurch Kosten zu sparen. Wahrscheinlich werde ich etwas Geld beim Rebalancing für Ordergebühren und Spreads bezahlen.

    Die statische Aufteilung kannst Du sicher problemlos replizieren. Wie bekommst Du mit, wenn der Robo seine Strategie ändert (oder geheime Kräfte von außen seine Strategie ändern?)

    Und dann wollte ich generell fragen, wie sinnvoll ihr Rebalancing findet, und ob damit wirklich eine Überrendite erzielt wird, auch nach Abzug von Kosten und Steuern. Mein Depot ist ca. 200.000 EUR groß.

    Ich rebalance nicht, sondern lasse mein Depot einfach laufen. Das Rebalancing dient der Risikosteuerung, nicht der Renditemaximierung. Ein Gutteil der Rendite der letzten Jahre kam von wenigen High-Tech-Werten. Wenn man die weg-rebalancet hat, hat das die Rendite verringert, nicht vermehrt.


    Hinter einem Robo steht letztlich auch ein Mensch, der die Strategie festlegt. Der Unterschied besteht darin, daß der Robo im Fall einer Markterschütterung keine Muffe bekommt und dann neu überlegt, sondern genau das ausführt, was man ihm gesagt hat.


    2022 gingen Aktien- und Rentenkurse gleichzeitig in den Keller, was angeblich völlig ausgeschlossen ist. Man hat den Robos gesagt: Verkaufe Aktien, wenn sie x% sinken und kaufe Renten dafür. Damit hat der Robo weisungsgemäß ganz emotionslos die Verluste realisiert. Hinterher wurden alle Robos geändert, daß die dies das nächste Mal nicht mehr tun.


    Ich halte von diesen Anlagen nichts und würde daher auch kein Geld dafür bezahlen. Das ist nämlich mit Sicherheit weg, egal was die Börsen machen.

  • Ich würde vermuten, der Robo hat zuerst den SPDR bespart und ist dann auf den Amundi Prime gewechselt, da er mit 0,05% TER günstiger ist.


    Nun konnte er den SPDR wegen Steuern nicht verkaufen (zumindest nicht über den Freibetrag hinaus) und du hast 2 fast identische ETFs im Depot.


    Das Vorgehen ist in gewisser Weise optimal. Denn letztlich ist ein Depot nicht schlechter, nur weil es unübersichtlich ist... Zumindest, solange es ein Robo verwaltet :D

    Es kann auch sein, dass Quirion selbst von Amundi plötzlich eine kleine „Motivationsprämie“ bekommt..

  • Danke für euer Feedback. Wenn ich jetzt ein neues Depot aufstellen würde. Wie würdet ihr das möglichst kostengünstig machen? Das Depot soll lange laufen(40+Jahre). Und ich würde gerne vor allem für die nächsten 30 Jahre einen hohen Aktienteil haben und diesen später reduzieren. Würde eben gerne möglichst breit in den gesamten Weltmarkt investieren und eben auch Value und Small Cape dazu nehmen. Was wäre eure Anlagestrategie. Gibt es steuerliche Vorteile durch "einen" Welt ETF, da das Rebalancing in dem ETF selber stattfindet und es so nicht zu einem Steuer-Event kommt? Wie könnte ich das oben gezeigte Portfolio replizieren, möglicherweise einfacher gestaltet? Findet ihr es sinnvoll ETFs in EUR UND USD zu halten um sich gegen ein Währungsrisiko abzusichern?

  • Danke für euer Feedback. Wenn ich jetzt ein neues Depot aufstellen würde. Wie würdet ihr das möglichst kostengünstig machen? Das Depot soll lange laufen (40+Jahre). Und ich würde gerne vor allem für die nächsten 30 Jahre einen hohen Aktienteil haben und diesen später reduzieren. Würde eben gerne möglichst breit in den gesamten Weltmarkt investieren und eben auch Value und Small Cape dazu nehmen. Was wäre eure Anlagestrategie. Gibt es steuerliche Vorteile durch "einen" Welt ETF, da das Rebalancing in dem ETF selber stattfindet und es so nicht zu einem Steuer-Event kommt? Wie könnte ich das oben gezeigte Portfolio replizieren, möglicherweise einfacher gestaltet? Findet ihr es sinnvoll ETFs in EUR UND USD zu halten um sich gegen ein Währungsrisiko abzusichern?

    Dies ist das Forum für Finanzselbermacher. Wir helfen uns gegenseitig. Einen Gutteil muß aber jeder selber übernehmen, nämlich sich selber schlauzulesen. Du hast bereits ein Depot erheblicher Größe, aber bisher nicht so ganz die große Ahnung, was Deine Anfängerfragen deutlich machen. Zwar hat jeder von uns so angefangen, es ist also kein Beinbruch, daß ein Anfänger noch nicht gut informiert ist, aber Du kommst dennoch nicht drumherum, das aus eigener Initiative zu ändern.


    Lies Dich schlau, bevor Du was änderst. Mein Lieblings-Anfängerbuch

    Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken wäre vielleicht ein guter Anfang.


    Versuche, Deinen Gestaltungsdrang zumindest so lange zurückzuhalten, bis Du weißt, was etwa small caps sind. Die Steuer ist wichtig, sollte aber immer an letzter Stelle stehen und Dir nicht als erster Faktor das Hirn vernebeln.


    :)

  • Achim bewirbt sich wieder für die Auszeichnung hilfreichste Antwort :)


    lolland1811 Wenn du dir sicher bist, dass du das Ganze selbst in die Hand nehmen willst (aber nur dann!), würde ich an deiner Stelle recht bald das Thema Depotübertrag ausloten. Das wäre m.E. die erste Stellschraube, und zwar abhängig davon, wie du anlegst – Sparpläne, Einmalanlagen oder nur Rebalancing des o.g. Depots bzw. Kombinationen aus diesen dreien. Bei welcher Bank hast du denn dein Girokonto?

  • Ja, werde mich auch noch mehr einlesen. Denke ich habe ein ganz gutes Anfänger-Verständnis. Vielleicht noch nicht in der Tiefe. Aber habe schon viele Videos gesehen zum Vermögensaufbau. Verstehe auch wie Indexes und ETFs funktionieren. Wie Etfs repliziert werden(thesaurierend vs. ausschüttend). Was Industrieländer und Schwellenländer(EM) sind. Und auch Small Caps(Unternehmen am unteren Ende in ihrer Markkapitalisierung). Value Etfs muss ich noch verstehen. Theoretisch könnte ich mir auch ein einfaches 70/30 Portfolio aufbauen. 70 MSCI WORLD, 30 EM Markets und vielleicht noch bisschen Small Caps. Bei Quirion fand ich die Depotaufteilung eben sehr ausgeklügelt. Aber ist natürlich fraglich ob man das braucht oder doch lieber ein einfacheres Depot fährt. Wie viel Unterschied das macht in der Rendite. Habt ihr Anlageansätze, die ich mir mal anschauen könnte. Also wie ich das Depot strukturiere(wie viel EM, wie viel Small Cape, wie viel Value).

  • Ich würde das Depot gerne selber in die Hand nehmen und diese Allocation ungefähr beibehalten. Ich habe Lust das selber zu machen und mich damit auseinander setzen. Nun habe ich mir das Whitepaper durchgelesen und mir ist eine Sache aufgefallen:


    Nun habe ich eine Frage dazu. Durch internes Verschieben von Wertpapieren, könnte doch einiges an Steuern gespart werden. Könnte sich das am Ende doch mehr rechnen als das Rebalancing selber durchzuführen? Einen Hacken sehe ich dabei schon. Wenn alle in den gleichen Aktien-ETFs drinnen sind und dann Rebalancing betrieben wird, dann haben ja alle eigentlich gleichzeitig einen Verkaufsdruck und dann kann kaum etwas intern herumgeschoben werden. Oder wie seht ihr das?

  • Habt ihr Anlageansätze, die ich mir mal anschauen könnte. Also wie ich das Depot strukturiere(wie viel EM, wie viel Small Cape, wie viel Value)

    ETF-Portfolios | 100 Musterportfolios zum Nachbauen
    ETF-Portfolios für Einsteiger und Profis. ✓ Weltportfolios ✓ Experten-Portfolios ✓ Ausschüttungsportfolios ✓ viele Risikoklassen.
    extraetf.com


    Hier kannst du nächtelang durchlesen und rum probieren, wie du willst…