Wann verkauft ihr einzelne Aktien?

  • Hallo,


    auch wenn wir hier mehr auf ETFs ausgerichtet sind interessiere ich mich für einzelne Aktien. Bezeichnend als allgemeines Interesse, einer gewissen Risikofreude und dem schnöden Ziel etwas dazu zu verdienen :*


    Die Buy&Hold Strategie findet bei mir, wie bei vielen anderen hier, über den ETF statt.

    Trotzdem investiere ich ab und zu mal einen kleinen Betrag in einzelne Titel.

    Hier habe ich aber nicht das Ziel den einzelnen Titel auf ewig zu halten. Verkaufen ist von Anfang an geplant, nur stellt sich wie so oft die Frage wann ist der Zeitpunkt gekommen?


    Eine erste Herangehensweise wäre "schlag den Markt" bzw. verkaufe dann wenn der Kursanstieg im gleichen Zeitraum besser ist als beim MSCI World. Gleiches Prinzip von einer anderen Seite betrachtet, wenn die Aktie in einem Zeitraum nicht mehr steigt wie der MSCI World wird verkauft.

    Überschlagen würde das bedeuten, dass die Aktie verkauft wird sobald sie einen Zuwachs von rund 10% gesehen hat. Wenn ich Kauf- und Verkaufgebühren mit in die Betrachtung nehme komme ich bei mir auf min. 12% Kursgewinn die eine Aktie machen müsste.


    Viel mehr fällt mir als recht ahnungsloser in diesem Bereich in der Betrachtung zum Verkauf ehrlich gesagt derzeit nicht ein. Man könnte mit Risikoanalysen und ähnlichem versuchen mehr rauszuholen, aber mir würde das Ziel den MSCI World zu schlagen schon ausreichen.


    Daher möchte ich mal in die Allgemeinheit fragen wann ihr einzelne Titel verkauft?


    Ich möchte mich hier auch ganz klar von kaufen und liegen lassen trennen. Mir ist diese Philosophie natürlich schon bekannt. Diese soll aber ganz bewusst, auch wenn theoretisch mehr Gewinn möglich wäre, nicht berücksichtigt werden.


    Ein Beispiel aus meinem Depot

    Ich hab Fresenius letztes Jahr für rund 30€ gekauft, heute steht sie bei rund 40€. Ist also in einem Jahr rund 33% gestiegen und wäre damit ein Kandidat verkauft zu werden und den Gewinn mitzunehmen.

    Ein anderes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, ich habe Bayer bei 20,1€ gekauft, jetzt steht die Aktie ca. 9% höher. Dementsprechend wäre diese Aktie auch kurz vor dem Punkt verkauft zu werden.


    Daher die Frage was andere User hier die einzelne Aktien kaufen und verkaufen für Regeln haben um einen Titel auch wieder zu verkaufen?

  • Genau hier liegt das Problem, wir kennen nur die Vergangenheit, was wird hingegen nicht. Ob der Verkauf der Aktie bei 33% Gewinn sinnvoll ist musst du für dich selbst entscheiden, es kann durchaus vorkommen, dass genau diese Aktie demnächst den doppelten oder den halben Wert hat. Diesen kennt keiner, als Beispiel Analysten haben Anfang letzten Jahres, Apple einen Jahreshöchstwert von 190 zugetraut, hättest du zu dem Stand verkauft, wären über 50€ zum Höchststand verloren gegangen, mittlerweile sind wir in etwa dort. Kurz gesagt, man weiß es nicht.

  • Genau hier liegt das Problem, wir kennen nur die Vergangenheit, was wird hingegen nicht. Ob der Verkauf der Aktie bei 33% Gewinn sinnvoll ist musst du für dich selbst entscheiden, es kann durchaus vorkommen, dass genau diese Aktie demnächst den doppelten oder den halben Wert hat. Diesen kennt keiner, als Beispiel Analysten haben Anfang letzten Jahres, Apple einen Jahreshöchstwert von 190 zugetraut, hättest du zu dem Stand verkauft, wären über 50€ zum Höchststand verloren gegangen, mittlerweile sind wir in etwa dort. Kurz gesagt, man weiß es nicht.

    Das ist mir klar, aber umso länger man die Aktie hält umso größer ja auch das Risiko.

    Wir als ETF Anleger haben uns ja im Grunde dafür entschieden mit durchschnittlichen Ergebnissen zufrieden zu sein und eben nicht das maximale zu erwarten.

    Dieses Prinzip kann man ja auch auf einzelne Aktien anwenden. Akzeptieren, dass man nicht den größten Gewinn mitnimmt und eben bei Zeiten auch wieder verkaufen.

    Wenn ich später festlegen anders wäre besser gewesen ist das eben Pech. Aber ob es so schlimm ist?


    Ich hatte mal Bitcoin, verkauft hab ich schon vor Jahren. Hätte ich das mal lieber nicht gemacht? Einerseits ja, auf der anderen Seite hab ich damit eine Wohnung mitfinanziert und mir viele Jahre Schulden gespart, auch ok wie ich finde und ich bin dem Verkauf von damals nicht böse gegenüber

  • Es bleibt dabei, wenn du mit dem Kurs zufrieden bist und keine großen Sprünge mehr erwartest, solltest du verkaufen. Ich habe vor Jahren meine Einzelaktien mit meinem ETF verglichen und festgestellt, dass der ETF insgesamt mehr gebracht hat. Es waren auch einige dabei die besser gelaufen waren, aber ich habe alles verkauft und in den ETF investiert. Bin bis heute damit zufrieden und lebe ruhiger. Manche Leute haben Einzelaktien mit hohen Dividenden, davon war bei dir aber nicht die Rede, diese laufen halt so mit, da kann dir aber sicherlich McProfit mehr dazu berichten.

  • Sonntag 26.4.2025

    Hallo Forumsfreund ichbins

    ich lese immer mit Freude Deine Kommentare.

    Vor allem deshalb weil Du hier zu den Forumsschreibern gehörst die eine ziemlich klare Anlagestrategie verfolgen.

    Das finde ich schon mal gut.

    Das ändert nichts daran, dass ich persönlich Deine Strategie nicht so gut finde und ich daher selbst eine andere Anlagestrategie habe

    ASllerdings war Dein letzter Kommentar widersprüchlich bzw. sogar versöhnlich:

    Erst besprichst Du die Vor- und Nachteile von Einzelaktien

    und als FAZIT schreibst Du dann, dass am Ende ein ETF Fonds eine bessere Rendite gehabt hätte. Langjährige Anleger, dazu gehören die meisten Schreiber hier, wissen das längst.


    Selbst professionelle Fondsmanager oder Vermögensverwalter als sogenannte Wealth-Manager schaffen auf Dauer keine bessere Rendite, zumal solche Menschen auch noch ihre eigenen Gebühren zusätzlich dazuverdienen müssen um "nur" das Ergebnis eines ETFs zu erzielen.


    Dennoch gibt es natürlich sehr viele Anleger die Einzelaktiei bevorzugen.

    Auch ich gehöre seit Jahrzehnten dazu:


    Das hat verschiedene Gründe:

    Es gibt viele Anleger, die schon seit Jahren und Jahrzehnten in Aktien investiert sind.

    Damals gab es noch keine ETFs und ein Wechsel von Aktien in Fonds kostet erst mal erhebliche Steuer, weil ja längerfristige Anleger längst mehr oder weniger hoch im Gewinn liegen.


    Der zweite Grund ist, dass immer noch viele Anleger glauben, bei der eigenen Auswahl ein besseres Händchen zu haben.

    Es dauert sehr lange bis man feststellt, dass es am Ende nicht stimmt.

    Oft merken es diese Aktionäre gar nicht, weil sie keine echte Renditeberechnung machen.

    Das ist auch gar nicht so einfach weil ja bei Einzelaktien öfter gekauft und verkauft wird.

    Man hat öfter mehr oder weniger viel CASH was ja zusätzlich Rendite kostet. Und man hat höherer Gebühren.


    All das könnte man nur dann realistisch vergleichen wenn man zur gleichen Zeit mit 2 separaten Depots und 2 separaten cashkontos mit der Anlage startet.


    Anhand des Depotwertes plus des Cashbestandes könnte man dann die echte Rendite vergleichen.

    Weil das kein Mensch so konsequent macht, hinken die Renditevergleiche oder man redet sich seine eigene Rendite schön weil man mal eine Minusposition verkauft hat und weil diese nicht mehr im Depot auftaucht und dann "vergisst" man einfach diesen Verlust.


    Einen 3. Grund für Einzelaktien hast Du selbst genannt.

    Vor allem für Anleger mit höheren Vermögen ist der Aktienkurs immer mehr zweitrangig, weil es denen um die Kapitalerträge geht.

    Genauso wie ein Immoblieninvestor an möglichst regelmäßigen und steigenden Mieten Interesse hat (und seine Immobilien gar nicht verkaufen will), so geht es dem echten Aktieninvestor um die Dividende.


    Viele sogenannte "Privatiers" leben längst von Kapitalerträgen.

    Allerdings findest Du diese kaum hier im Forum, sondern eher in Port Andraxt auf Mallorca, oder an der Cote dAzur, vielleicht auch im Tessin oder in einem der vielen Yachthäfen auf de Welt.


    Daher bin ich hier im Forum sowóhl vom Alter als auch vom Vermögen her, eher eine Ausnahme. Das hat aber auch den Vorteil dass dadurch der Blick mancher Forumsfreunde geschärft wird auf die Tatsache dass Kapitalanleger eben eine bunte Mischung darstellen,


    Vom Neuling der mit irgendwelchen Stopp-Loss-Strategien sein Gück versucht bis hin zum Anleger im 3-stelligen Millionen-Wert den eher der Ertrag interessiert und der eher überlegt ob er jetzt endlich einen Erbvertrag machen soll oder gleich ein Stiftung gründen soll um eine Erbauseinandersetzung nach seinem Tod zu vermeiden.

    (PS Ich habe mich übrigens für eine Stiftung entschieden.)


    Viele Grüße McProfit

  • Hallo McProfit und vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung, ich genieße immer deine Kommentare, da diese immer sehr viel Sachverstand beinhalten und keine Besserwisser-Weisheiten enthalten. Meine Erfahrungen mit der Börse begann in den frühen 90iger Jahren, also bei weitem nicht so lange wie bei dir. Ich habe da mit einem weltweiten gemanagten Fonds und ein paar deutschen Einzelaktien den Einstieg gemacht. Mit dem Wissen von heute hätte ich wahrscheinlich ähnlich gehandelt, allerdings bei den Einzelaktien mich weltweit aufgestellt. Zwischenzeitlich habe ich dann auch mal einiges verkauft und mir eine Immobilie gekauft. Nach dem Verkauf habe ich dann neben den verbliebenen Einzelaktien, ETF Anteile auf den MSCI World gekauft. Dividenden waren für mich nicht wichtig, mein benötigtes Geld kam aus meinem (unseren) Gehältern. Nach der Prüfung was nun mehr bringt, habe ich die Erträge der verkauften Aktien in den ETF geschoben. Allerdings sieht mein Bedarf sicherlich, auch jetzt kurz vor Renteneintritt, anders aus als bei dir. Alle meine normalen Kosten werden durch die Renten gedeckt, meine private Altersvorsorge wird für die schönen Dinge des Lebens genutzt, weiterhin für die unvorhergesehenen Dinge. Fazit ist dass ich Einzelaktien für eine berechtigte Anlage halte und gerade in deinem Fall mit dem Anteil an Dividenden sehr sinnvoll sind. Für mich ist halt das Problem, dass viele Neulinge der Meinung sind den Markt schlagen zu können (müssen), leider geht das in der Regel schief und lässt nicht wenige sich vollständig von der Börse zurück zu ziehen. Schönen Sonntag und Grüße ins Schwabenland

  • Eine Aktie zu verkaufen nur, weil sie in einem bestimmten Zeitraum den Markt, also z.B. den MSCI World, geschlagen hat, ist für mich keine Strategie sondern hat für mich eher einen Touch von "Besserwisserei".

    Du musst doch keinem beweisen, dass du den Markt schlagen kannst...


    Eine Einzelaktie oder einen Branchen bzw. Länder ETF habe ich persönlich immer dann verkauft, wenn meine Investmentthese aufgegangen ist.

    Als China mal ordentlich abgesackt ist, habe ich z.B. einen Länder ETF gekauft und auf eine Erholung gewettet.

    Ist aufgegangen und dann habe ich verkauft.


    Den Wert des Verkaufes sollte man vor dem Kauf festgelegt haben. Genauso wie die Beschränkung des Verlustes durch eine Stopp-Loss-Order.

    Zudem kann man eine zeitliche Beschränkung setzen.

    Die 20 Prozent Gewinn müssen z.B. in den nächsten 6 Monaten eintreten. Ansonsten wird nach Ablauf der 6 Monaten verkauft, auch wenn die Aktie bis dahin nur 3 Prozent hochgegangen ist.

    Und auch losgelöst davon, ob der MSCI World in dem Zeitraum um 5 Prozent hochgegangen ist.



    Der MSCI World ist eine Referenz für die Marktrendite.

    Aber um Gottes Willen, man macht dadurch keine Kauf/Verkaufsentscheidung abhängig.

  • Das ist mir klar, aber umso länger man die Aktie hält umso größer ja auch das Risiko

    Nur, wenn Du das ganze als reine Spekulationsspiel ansiehst ohne Dich mit dem Unternehmenn beschäftigen zu wollen.


    Dividenden scheinen Dich ja nicht zu interessieren. Die würde ich aber "irgendwie" in meine Kalkulation mit einbeziehen, wenn ich mit einzelaktien spekulieren wollte. Wenn es keine Spekulation ist, dann habe ich mich vorher mit der Firma beschäftigt und halt die Aktie so lange, wie ich an dieser Beteiligt sein möchte.

    Einerseits ja, auf der anderen Seite hab ich damit eine Wohnung mitfinanziert und mir viele Jahre Schulden gespart,

    Schulden aber nicht rendite. Außer, das war nach 2021. Aus heutiger Sicht hätte man bei Immo-Kreditzinsen von <=2% den Eingenanteil so klein wie möglich halten sollen. Das hätte die Rendite auf den dann anders investierten Eigenanteil sowohl mit BTC, mit den passenden Einzelaktien oder schon nur mit weltweiten Aktien-ETFs massiv gesteigert.

    Du musst doch keinem beweisen, dass du den Markt schlagen kannst...

    Doch, ihm selber, da er genau diese Strategie verfolgt. Das scheint auch der einzige Grund für grePO zu sein, überhaupt Einzelaktien zu kaufen. Wie auch immer er diese dann aussucht.