DB FondsRente - kündigen oder nicht?

  • Liebe Community,


    nach langer Zeit des Lesens in diesem Forum möchte ich nun selbst eine Frage zum Thema "Fondsgebundene Rentenversicherungen" stellen. für das Gesamtbild möchte ich voranschicken, dass ich (36, m) in den letzten Jahren meine Finanzen selbst in die Hand und neu sortiert habe. Die Asset Allocation meines Selbstbau-Depots sieht heute so aus:

    • 10% Bar/Tagesgeld
    • 20% Festgeld (als Festgeldleiter)
    • 20% Renten-ETFs (kurzlaufende Staatsanleihen Europa, höchste Bonität)
    • 35% Aktien-ETFs (US/Europa/EM/Pazifik)
    • 5% Immobilien-ETF (entwickelte Welt)
    • 10% physisches Gold/Silber

    Mein Ziel ist die langfristige Investition in breit gestreute Anlagen mit niedrigen Kosten zur Altersvorsorge.


    Und nun zum eigentlichen Problem: Meinen Zielen entgegen steht meiner Einschätzung nach eine DB FondsRente (Zurich), die meine Großmutter vor zehn Jahren für mich als abgeschlossen hat. Diese wurde gegen Einmalbeitrag angelegt und läuft bis 2047. Es handelt sich um eine reine Fondsanlage ohne Beitragsgarantie.
    Um es klar zu sagen: Wenn ich heute selbst vor der Wahl stehen würde, das in der Versicherung gebundene Geld anzulegen, würde ich die FondsRente nicht wählen. Zum Einen stören mich die unnötigen Kosten des Versicherungsmantels. Zudem beschränkt sich die Auswahl der Fonds auf aktiv gemanagte, die (hier folge ich Gerd Kommer) Nachteile in der Performance gegenüber einem breit gestreuten ETF-Portfolio haben. Außerdem ist die garantierte Rente je Anteil Fondsvermögen relativ schlecht (im Vergleich zu anderen Rentenversicherungen, die ich recherchiert habe). Zu guter Letzt finde ich es problematisch, noch fast 30 Jahre an dieser Produkt gebunden zu sein.
    Angelegt ist das Geld derzeit in zwei Fonds: 50% DWS Euroland Strategie (WKN: 847403) und 50% DWS Vermögensbildungsfonds (WKN: 847652). Zur Auswahl stehen Fonds aus folgender Liste: https://www.zurich.de/_/media/…0A2AA5274E0932B3D4431FE97


    Nun stehe ich vor der Frage, was ich mit dieser Versicherung mache. Die Optionen sind meiner Einschätzung nach folgende:

    • Die Versicherung kündigen oder verkaufen und das Geld neu entsprechend meiner Asset Allocation anlegen. Erfreulicherweise sind die Fonds im Versicherungsdepot immerhin bei +65% verglichen zur Anlagesumme. Ich habe bisher noch nicht gänzlich verstanden, welche Kosten bei einer Kündigung auf mich zu kämen. Abgeltungssteuer, Soli, Kirchensteuer auf die 65% Gewinn? Die Kosten der Versicherung sind, so wie ich das verstehe, bereits im aktuellen Depotwert verrechnet, abgesehen von einer geringen Gebühr für die Kündigung. Zudem muss man wahrscheinlich beachten, dass die Rentenzahlungen aus der Versicherung später steuerfrei sind - im Gegensatz zu Verkäufen aus einem privat geführten Depot am Lebensabend.
    • Die Versicherung weiter laufen lassen und aus den schlechten Fondsoptionen die am wenigsten Schlechte wählen.

    Momentan tendiere ich zu 1. Natürlich würde ich mich vorher beraten lassen und eine Austellung der Kosten für die Kündigung (bzw. auch Verkauf, falls dies in Frage kommt) machen lassen. Die Kernfrage sollte ja sein: Läuft die breit gestreute Selbstbau-Anlage mit niedrigen Kosten so viel besser, dass sie den durch die Kündigung entstehen Verlust wett macht?


    Sind die folgende vereinfachten Annahmen so korrekt?

    • Verkauf/Neuanlage in ETF-Depot: Betrag minus 30% Steuer, Vorteile über die Restlaufzeit von 29 Jahren durch (angenommene) bessere Performance von, danach bei Auszahlung nochmal 30% Steuer.
    • Weiterführen: Doppelte Steuerfreiheit im Vergleich zum Verkauf, dafür schlechtere Performance und laufende Gebühren der Versicherung.

    Über eure Meinungen, Gedankenanstöße und vielleicht auch selbst gemachte Erfahrungen mit fondsgebundenen Rentenversicherungen freue ich mich. Bis hierhin schon mal vielen Dank fürs Lesen!


    Viele Grüße
    Peter

  • In der Situation würde ich zu 2. tendieren und zwar aus ganz phlegmatischen Gründen:


    Die Kiste hat kein eigenes Geld gekostet und ergänzt als Sahnehäubchen das eigene Portfolio.


    Wenn einen aber die entgangene Rendite wurmt, dann muss man anderweitig aktiv werden.

    • Offizieller Beitrag

    my 2 respectively 3 cents:


    - Steuer sollte aus meiner Sicht nie das erste Entscheidungskriterium sein. Und wenn die Versicherung nach 2005 abgeschlossen wurde, ist sie in keinem Fall steuerfrei bei Ablauf (auch wenn auf eine Rentenzahlung das günstige Ertragsanteilsverfahren zum Tragen käme).
    - Zum Thema Anlage in Rentenfonds (50% sind in einem Rentenfonds!): https://www.finanztip.de/investmentfonds/rentenfonds/
    (der Fonds könnte aber sicher gewechselt werden innerhalb der Versicherung)


    - wichtigster Punkt: laufende Kosten!
    Der DWS Verm.bild.fonds I hat eine TER von immerhin nur 1,45% laut finanzen.net. Aber was macht das (und Anlageentscheidungen des Managers) aus über 10 Jahre?
    siehe Anlage, meine Schnellauswertung über Onvista


    Das sind mehr als 100% über 10 Jahre...


    Wie immer: Das hier ist keine Beratung, nur meine Meinung... ;)

  • Vielen Dank für die Antworten.

    In der Situation würde ich zu 2. tendieren und zwar aus ganz phlegmatischen Gründen:


    Die Kiste hat kein eigenes Geld gekostet und ergänzt als Sahnehäubchen das eigene Portfolio.


    Wenn einen aber die entgangene Rendite wurmt, dann muss man anderweitig aktiv werden.


    So habe ich es bisher auch betrachtet. Aber de facto ist es ja Teil des Gesamtvermögens. Und je mehr ich über persönliche Finanzen lerne, umso mehr nagt das Wissen, das ich an dieser Stelle mit der bestehenden Anlage sehr suboptimal investiert bin.

    Das sehe ich auch so - Steuer sollte nicht das erste Kriterium sein, aber in der Gesamtrechnung für meine Entscheidung sollte sie ja dennoch berücksichtig werden. Da Steuer auf die Auszahlungen der Rentenversicherung anfallen wird, spricht dies ja eher für einen Verkauf und eine Neuanlage.
    Mit der Steuerfrage muss ich mich aber definitiv nochmal näher beschäftigen bzw. beraten lassen.


    Zur Auswahl stehen bei den Aktienfonds entweder nur wenig diversifizierte oder aber solche mit relativ hohem TER (wie Sie ja auch schon angemerkt haben). Die europäischen Rentenfonds investieren sehr stark in Italien, Spanien u.a. - die möchte ich weder als Renditebringer noch als Sicherheitsanker in meinen Depot haben wollen.


    Die von Ihnen dargestellte Entwicklung des DWS Vermögensbildungsfonds ist wirklich sehr dürfig, das stimmt. Mir ist gerade aufgefallen, dass der Fonds in der akutellen Fondsliste gar nicht mehr auftaucht, was wahrscheinlich bedeutet, dass hier demächst eine Umschichtung ansteht? (Ein wesentlicher Nachteil der Anlage: Man hat keine Kontrolle darüber, welche Fonds die Versicherung zur Verfügung stellt.)


    Aus der aktuellen Liste gibt noch den DWS Akkumula (WKN: DWS2L9). Dieser kostert "nur" 0,80% TER. Aber auch hier wäre mir ein ETF auf den MSCI World lieber - auf das in der Fondsbeschreibung genannte Stock Picking der DWS kann ich verzichten.


    Ich denke also, wenn ich in der Versicherung bleibe, sollte ich zumindest den schlechten Rentenfonds-Anteil streichen und komplett in einen "möglichst wenig schlechten" Aktienfonds gehen. Dafür sollte ich dann aber entsprechend die restlichen Teile meines Gesamtportfolios, die dieser Fonds nicht abdeckt (Emerging Markets und RK1), anpassen. Würden Sie mir da soweit folgen?


    Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr tendiere ich aber zur einer Neuanlage. Mich stört auch die langfristige Bindung an die Versicherung bzw. die Versicherungsgesellschaft. Ein noch nicht ganz unerheblicher Faktor: Bin ich richtig informiert, dass das Fondsvermögen in der Versicherung kein echtes (sprich: mein) Sondervermögen ist und bei einer Insolvenz der Zurich gefährdet ist? Bis 2047 gehen ja doch noch ein paar Jahre ins Land.


    Die aktuelle Problematik mit Rentenfonds ist mir bewusst. Für den risikoarmen Teil meines Portfolios habe ich mich aber dennoch für einen Mix aus 50% Festgeldleiter und (Kommer folgend) 50% Deka iBoxx EUR Liquid Sovereign Diversified 1-3 (WKN: ETFL12) als letzten Sicherheitsanker entschieden.

  • Das sehe ich auch so - Steuer sollte nicht das erste Kriterium sein, aber in der Gesamtrechnung für meine Entscheidung sollte sie ja dennoch berücksichtig werden.

    Keiner weiss wie sich die Steuern auf Dividenden/Kurserträge bzw. für Versicherungsanlagen entwickeln.

    Mich stört auch die langfristige Bindung an die Versicherung bzw. die Versicherungsgesellschaft.

    Die Gesamtanlage ist doch als Altersvorsorge gedacht, also sollte die langfristige Bindung keine Rolle spielen. Die Versicherungsanlage hätte in diesem Zusammenhang den Vorteil, dass man diese nicht so schnell kündigt, während man ja ETF/Aktienfonds schnell verkaufen kann.

  • Hallo @Cygnus,
    Willkommen im Forum.
    Ich bin der Meinung an meiner Altersvorsorge muß kein Zweiter mitverdienen. Deshalb habe ich mich gegen eine Rentenversicherung entschieden.
    Die Altersvorsorge mit Hilfe von Fonds in die eigenen Hände zu nehmen, finde ich gut, weil ich das auch so mache.
    Zur Fondsauswahl empfehle ich die aktuelle Zeitschrift "Finanztest" November 2018 zu lesen. Diese Ausgabe steht unter dem Motto "Fonds clever kombinieren".
    Die Erträge im Alter müssen nicht automatisch versteuert werden. Ich muß meine (geringen) Erträge bisher nicht versteuern. Da ich mit meinen Erträgen unterhalb des Freibetrages bleibe. Diesen Freibetrag nutze ich aber bewußt aus, indem ich am Jahresende soviel Fondsanteile durch Tausch verkaufe, dass mein Freibetrag maximal ausgeschöpft ist.
    Solltest Du höhere Einkünfte haben, mußt Du halt Steuern zahlen. Das ist im Übrigen nicht negativ behaftet, sondern nur den höheren Einkünften geschuldet.
    Gute Erfolge in der Altersvorsorge wünscht


    Altsachse

  • Keiner weiss wie sich die Steuern auf Dividenden/Kurserträge bzw. für Versicherungsanlagen entwickeln.

    Die Gesamtanlage ist doch als Altersvorsorge gedacht, also sollte die langfristige Bindung keine Rolle spielen. Die Versicherungsanlage hätte in diesem Zusammenhang den Vorteil, dass man diese nicht so schnell kündigt, während man ja ETF/Aktienfonds schnell verkaufen kann.

    Danke für die Antwort, @winter. Da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Die Bindung an sich ist nicht das Problem - mein Portfolio ist auf Buy and Hold angelegt, dient der langfristigen Anlage und bleibt bis auf jährliches Rebalancing unangetastet.
    Es ist eher die langfristige Bindung an das m. E. schlechtere Produkt einer Versicherung, auf deren Versprechen, mir in 30 Jahren Rente auszuzuahlen, ich nur bedingt vertraue. Ich sehe hier einfach einen zusätzlichen (und theoretisch unnötigen) Risikofaktor.




    Vielen Dank, @Altsachse. Da scheinen wir ähnliche Ansätze zu haben.
    Mit meiner Fondsauswahl im Depot bin ich derzeit zufrieden und wüsste auch, wie ich die Mittel aus der Versicherung in mein Portfolio (siehe den ersten Post) integrieren würde. Finanztest und Finanztipp haben mir dabei auch sehr weitergeholfen, dazu der erwähnte Gerd Kommer.
    Die Sache mit den Freibeträgen ist ein guter Hinweis.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke also, wenn ich in der Versicherung bleibe, sollte ich zumindest den schlechten Rentenfonds-Anteil streichen und komplett in einen "möglichst wenig schlechten" Aktienfonds gehen. Dafür sollte ich dann aber entsprechend die restlichen Teile meines Gesamtportfolios, die dieser Fonds nicht abdeckt (Emerging Markets und RK1), anpassen. Würden Sie mir da soweit folgen?


    Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr tendiere ich aber zur einer Neuanlage. Mich stört auch die langfristige Bindung an die Versicherung bzw. die Versicherungsgesellschaft. Ein noch nicht ganz unerheblicher Faktor: Bin ich richtig informiert, dass das Fondsvermögen in der Versicherung kein echtes (sprich: mein) Sondervermögen ist und bei einer Insolvenz der Zurich gefährdet ist? Bis 2047 gehen ja doch noch ein paar Jahre ins Land.


    Zum ersten Punkt: Ja, ich persönlich würde in so einer noch langlaufenden Anlage voll auf Aktienfonds setzen. Später kann man immer noch in Rentenfonds umschichten - übrigens kosten- und steuerfrei innerhalb des Versicherungsmantels, das einzige wesentliche Argument FÜR einen solchen Versicherungsmantel.


    Zum zweiten Punkt: Richtig, es handelt sich um eine Versicherung und somit technisch um kein Sondervermögen. Aber: Hierfür gibt es den technischen Begriff des Sicherungsvermögens, d.h. im Falle einer Insolvenz müssen die Versicherten zuerst bedient werden. Hierfür gibt es u.a. Rückversicherer. Will sagen: Der Insolvenzschutz ist schon sehr gut und ein Verlust sehr unwahrscheinlich. Da würde eine große Versichererkrise bedeuten und in so einem Fall hätten auch die Fonds als Sondervermögen sehr stark an Wert verloren m.E.




    Keiner weiss wie sich die Steuern auf Dividenden/Kurserträge bzw. für Versicherungsanlagen entwickeln.


    @winter Das sehe ich mit Verlaub anders: Auch einer der wenigen Vorteile eines Versicherungsmantels - man kauft sich die Gesetzeslage zum Zeitpunkt des Abschlusses ein und kann auf diesen Bestandsschutz klagen. Ich kann mich an keinen Fall erinnern, wo solche Altfälle rückwirkend für die Versicherten schlechter gestellt worden sind. S.a. die steuerfreien LVs aus 2004 und davor...
    Ein Sonderfall wären evtl. britische Lebensversicherungen, die jetzt vom Brexit betroffen sind...