GRV ungleich Investment

  • Die Schweden haben den Euro - obwohl sie dazu vertraglich verpflichtet wären - bis zum heutigen Tag nicht eingeführt.

    Ich hab's gelesen. Aber in diesem Punkt nicht verstanden bzw. eine Kenntnislücke :|.

    In welchem Vertrag haben sich die Schweden zur Euroeinführung verpflichtet?

  • Ich hab's gelesen. Aber in diesem Punkt nicht verstanden bzw. eine Kenntnislücke :|.

    In welchem Vertrag haben sich die Schweden zur Euroeinführung verpflichtet?

    Ich habe ja zum Thema Euro nur Basiskenntnisse. Aber (noch deutlich größere) Kenntnislücken zum Thema Einheitswährung sind ja hier eher die Regel denn die Ausnahme ...


    Nur aus der Hüfte und der Erinnerung geschossen (in die Tiefen der Verträge zu steigen fehlt mir jetzt Zeit und Lust):


    Zu dem Thema (Warum führt Schweden den Euro nicht ein ? Wenn sie doch a) vertraglich dazu verpflichtet sind, b) die Konvergenzkriterien erfüllen und c) der Euro so eine erfolgreiche Währung ist ? Und wie lange will die EU-Kommission diesen Rechtsbruch der Schweden noch dulden ?) hatte Prof. Starbatty in 2019 (nach meiner Erinnerung) sogar mal eine offizielle schriftliche parlamentarische Anfrage im EU-Parlament gestellt. Die wurde m. W. auch damals schriftlich beantwortet (von Valdis Dombrovskis nach meiner Erinnerung). Sollte sich in den Tiefen des Internets finden lassen.


    Nach den damaligen EU-Verträgen (u. a. wohl Vertrag von Maastricht aus dem Jahr 1992; sowie auch AEUV) haben wohl die beteiligten (die den Vertrag unterzeichneten) Länder den Euro zwingend einzuführen, wenn sprich sobald diese die sog. "Konvergenzkriterien" erfüllen bzw. erreicht haben.


    Nur Dänemark und UK hatten m. W. eine vertragliche sog. "Opt-Out-Klausel" vereinbart. Schweden aber m. W. nicht.


    Was damals (2003) die Schweden nicht davon abgehalten hat, das besagte Referendum in Schweden durchzuführen.


    Danach hat Schweden (teilweise mit buchhälterischen und bilanztechnischen Winkelzügen) in diversen Jahren die Konvergenzkriterien bewußt nicht erreicht bzw. bewußt verfehlt, um den Euro nicht gegen den Willen des Volkes (Stichwort: Ergebnis des Referendums von 2003) einführen zu müssen.


    In die gleiche (schwammige) Richtung vom Tenor her ging damals (nach meiner Erinnerung) auch die schriftliche (knappe) Antwort von Vladis Dombrovskis (fehlende rechtliche Konvergenz, da einige rechtliche (eher unbedeutende) Vorschriften in Schweden der Euro-Einführung widersprächen sowie Verfehlung des Wechselkurskriteriums; dafür hatte man in Schweden m. W. selbst gesorgt). Eine Farce, wenn man bedenkt, daß Italien (um nur ein Beispiel zu nennen) mit einem Schuldenstand von > 100% vom BIP (und der war noch manipuliert) der Eurozone beitreten konnte, obwohl Maastricht 60% vom BIP als maximale Höchstgrenze definierte. Und dann ein um Längen finanziell solideres Land wie Schweden diese Konvergenz (angeblich) nicht erfüllen soll (bzw. diese absichtlich verfehlte).


    Aus der EU-Kommission habe ich damals mehrfach gehört, daß man Schweden lieber nicht "zwingen" mag, weil die schwedische Bevölkerung die Krone unbedingt behalten will. Und dies vermutlich "kontraproduktive" Folgen für das Ansehen der EU in Schweden generell hätte.


    Die EU-Verträge (Maastricht, AEUV) sind die Einheitswährung betreffend nicht das Papier wert auf dem sie gedruckt sind. Daher frage ich mich ehrlich gesagt, warum Du gerade im Kontext mit dem Euro (Euroeinführung in Schweden) nach einer vertraglichen Grundlage fragst ?

  • Sorry, bei "Brüssel" bin ich ausgestiegen. :sleeping:

  • Und hier zugebrüsselt zu werden macht dabei den Unterschied?

    "Zugebrüsselt" (um Deine Terminologie aufzugreifen) werde ich hier in praxi doch ohnehin, da locker 90 Prozent aller Vorschriften inzwischen von daher kommen dürften ... Was unsere Währung betrifft sogar 100% via der Behörde EZB.


    Mit Wahlen die EU betreffend habe ich seltsame Erfahrungen gemacht - da wählt man jemand, der gewinnt auch - den Posten bekommt dann aber jemand ganz anderes, der nicht mal auf dem Wahlzettel stand (Frau von der Laien etwa; siehe auch meinen Beitrag Nr. 656; Stichwort: Manfred Weber).


    Für meinen Teil schreibe ich manchmal was zum Thema (auch in Zeitungen), unterstütze Kräfte (Parteien), die sich für die Einhaltung der EU-Verträge einsetzen (u. a. auch Klagen vor dem BverfG), ebenso Protagonisten, die sich für eine wettbewerbliche und marktwirtschaftliche Ausrichtung der EU einsetzen usw. usw.


    Ob das einen "Unterschied" macht ? Keine Ahnung. Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten aber doch besser als gar nix.


    Der direkteste und größte zudem messbare Erfolg war sicherlich die Umstrukturierung meiner Altersvorsorge (so wie nahezu meiner gesamten Mittel) vor Euroeinführung. Das ist aber nur ein winziger noch dazu rein individueller Erfolg. Mir wäre ein breiterer Erfolg lieber - denn schlechtes Geld ist immer und überall für alle schlecht.

  • Daher frage ich mich ehrlich gesagt, warum Du gerade im Kontext mit dem Euro (Euroeinführung in Schweden) nach einer vertraglichen Grundlage fragst ?

    Mir war halt neu, dass es da eine Verpflichtung gegeben haben soll. Die SEK war m.W. nie im Wechselkursmechanismus II und hat damit schon formal nie die Eurokriterien erfüllt. Im Gegensatz zur DKK, die m.W. immer dabei war.

  • Mir war halt neu, dass es da eine Verpflichtung gegeben haben soll. Die SEK war m.W. nie im Wechselkursmechanismus II und hat damit schon formal nie die Eurokriterien erfüllt. Im Gegensatz zur DKK, die m.W. immer dabei war.

    Prof. Starbatty hat m. E. profunde Kenntnisse zu diesem Thema (m. W. ist er auch mehrfach vor dem BverfG aufgetreten bzw. war da bei den Beschwerdeführern) und war zudem mehrere Jahre (ich meine von 2014 bis 2019) auch Mitglied des europäischen Parlaments.


    Wenn er also die Frage in einer offiziellen schriftlichen parlamentarischen Anfrage so formuliert (Warum führt Schweden den Euro nicht ein, obwohl es vertraglich dazu verpflichtet ist ? Und warum geht die EU-Kommission dann gegen diesen kontinuierlichen Rechtsbruch Schwedens nicht vor ?), dann habe ich keinen Zweifel daran, daß dies so auch stimmt.


    Zumal sich das vollumfänglich mit meinen Recherchen vor Euroeinführung (u. a. der ausgeprägten Skepsis der klassischen skandinavischen Hartwährungsländer) gegenüber dem Euro deckt.


    Oder wie mir jüngst eine Kroatin zum Eurobeitritt Kroatiens sagte: Ich darf mir jetzt eine Währung mit Deutschland und den Niederlanden teilen - und muß mir aber auch leider eine Währung mit Ländern wie Italien und Griechenland teilen ...


    Dombrovskis hatte damals in seiner Antwort (nach meiner Erinnerung) auch mit keiner Silbe darauf abgestellt, daß Schweden nicht dazu vertraglich verpflichtet wäre, den Euro einzuführen - sondern sich auf ganz andere Aspekte berufen (fehlende rechtliche Konvergenz, abweichende innerstaatliche schwedische Regelungen, Defizite bei den Wechselkurskriterien).


    Dieses "Geschwurbel" wäre vollumfänglich entbehrlich gewesen, hätte die EU-Kommission einfach auf die fehlende vertragliche Rechtspflicht der Schweden verweisen können.

  • Puhh,

    ganz schön viel schwere Kost am Morgen auf nüchternen Magen.;)

    Mir wird aber inzwischen immer klarer, warum wir Deutschen im Ausland so einen dermaßen guten Ruf genießen.;)

    Und das bisher ja so höchst erfolgreiche Experiment des Brexit verfolge ich natürlich auch höchst interessiert.

    Wir haben inzwischen in unserer Stammkneipe eine Wette am laufen: Hat der HSV bis 2025 mehr Trainer verschlissen als GB Premierminister?

    Und nun frag ich mal in Brüssel nach, ob ich heute noch arbeiten muss.

  • Sovereign

    Nichts zu danken!

    Und immer daran denken. Irgendwann sind wir alle Tod. Mit welchem Geld dann dereinst unsere Beerdigungen bezahlt werden, mag für Dich von Interesse sein. Mir ist es egal.


    PS: Brüssel hat gesagt ich muss heute noch ein paar Euros machen.;)

  • Und das bisher ja so höchst erfolgreiche Experiment des Brexit verfolge ich natürlich auch höchst interessiert.

    Ob das für die Briten ein Erfolg, Mißerfolg oder ein eher neutrales Ereignis wird, kann man frühestens in einigen Jahrzehnten valide beurteilen. Und auch dann könnte es auf die Parameter ankommen - etwa, wenn es um Themen wie Selbstbestimmung, Freiheit (auch wirtschaftliche Freiheit), markt- und wettbewerbliche Ausrichtung usw. geht. Zudem wird es denknotwendig auch auf die weitere Entwicklung (wenn man schon auf den direkten Vergleich abstellt) der real existierenden EU ankommen.


    Nach meiner Erfahrung sind so gut wie bei jeder Trennung (angefangen von Geschäftspartnern über Unternehmen bis hin zu staatlichen Zusammenschlüssen; das dürfte sogar im privaten Bereich gelten; Beispiel: Ehescheidung, Beispiel: Ein langjähriges Mitglied tritt aus dem Verein aus usw.) verantwortliche Anteile auf beiden Seiten zu identifizieren. Wenn auch nicht selten in unterschiedlicher Gewichtung.


    Wenn also erstmalig (!) überhaupt ein Land aus der real existierenden EU austritt (!) - und es sich dabei auch noch um die zweitgrößte Volkswirtschaft (!) der EU handelt (der Austritt von UK entspricht wirtschaftlich dem Austritt von 19 der kleinen EU-Länder, wie ein Kollege damals mal ausgerechnet hat) - dann würde ich jedenfalls, bei allem eventuell auch berechtigten Briten-Bashing, meine Anteile daran kühl und nüchtern analysieren. Dies praktisch nicht zu tun und/oder nicht einmal ansatzweise zu thematisieren, sagt viel wenn nicht alles über diese EU aus.

  • Und immer daran denken. Irgendwann sind wir alle Tod.

    Vielen Dank für diese wertvolle Information. Das war mir bislang nämlich unbekannt.


    Muß man da korrekterweise nicht "tot" so schreien, da nicht von dem "Tod" die Rede ist ?

    Mit welchem Geld dann dereinst unsere Beerdigungen bezahlt werden, mag für Dich von Interesse sein. Mir ist es egal.

    Das ist bei mir völlig anders. Oder: Dieser Dein Grad von Fatalismus, (Egoismus ?), Gleichgültigkeit, nach mir die Sintflut-Haltung usw. ist mir fremd. Und gehört auch in meinem Umfeld auf keinen Fall zu den Usancen. Da sorgen die (allermeisten) Menschen verantwortlich auch (finanziell) für ihre Beerdigung vor (allein schon um dafür die Allgemeinheit nicht aufkommen zu lassen bzw. in Haftung zu nehmen) - und sorgen auch vor für Partner, Familie, Kinder, Freunde usw. In meinem Fall beispielsweise steht eine Stiftung im Zentrum meiner diesbezüglichen Überlegungen (u. a., weil ich mein nächstes Umfeld schon vor geraumer Zeit abgesichert hatte).


    Aber auch die weitere Entwicklung unseres Landes (selbst nach Ihrem Tod; zur Schreibweise siehe oben) hat für die allermeisten Menschen - in meinem Umfeld jedenfalls - eine gewisse Bedeutung. Das gilt übrigens auch für mich.


    Dennoch vielen Dank für die offenen Worte. So kann ich Deine Einlassungen künftig vor diesem Hintergrund sehen und damit besser einschätzen und auch bewerten.

  • Ich liebe - nicht nur bei Diskussionen - die Abweichung und das Quergedenke. Und Wortspiele, Spitzfindigkeiten und Blödeleien sowieso. Das macht mir echt Spaß hier. Insofern ist es bemerkenswert, dass ich jetzt gleich die Tasten in der folgenden Reihenfolge drücken werde:


    Wollen wir beim Thema bleiben bzw. dahin zurückkehren?


    Der Titel dieser Diskussion lautet "GRV ungleich Investment" (GRV= Deutsche gesetztliche Rentenversicherung) und wurde am 5.1.2021 von Referat Janders eingeleitet mit den Worten

    Schon oftmals (nicht nur hier, sondern quer durchs Zwischennetz) begegnete mir die Sichtweise "Die gRV ist ein schlechtes Investment". Dazu will ich hier einmal meinen Senf dazu beisteuern.


    Oft (nach meinem Geschmack zu oft) lese ich Aussagen wie: "Wenn ich meinen Rentenversicherungsbeitrag in einen ETF einzahle, stehe ich im Alter besser da."


    ...

    An der Frage gibt ganz offensichtlich mehrjährig reges Interesse.


    Es hängt zwar irgendwie alles mit allem zusammen - gerade auch in der Finanzwelt - aber für so interessante und wichtige Themen wie Schwundwährung Teuro, Brüsselbürokraten, Politikerversorgensichselbst, Brexitistbesser oder Goldistambesten möchte man vielleicht jeweils einen eigenen Diskussionsfaden anfangen.


    Und auch hier zum Kernthema wurde in den letzten zwei Jahren zwar bestimmt noch nicht alles, aber doch schon sehr viel geschrieben. Dass ein Bundesarbeitsminister im Jahr 1986 Plakate mit einer auch heute noch häufig zitierten Aussage kleben ließ, wurde den wenigen (jüngeren) Mitlesern schon am ersten Tag der Diskussion nahegebracht. Das weiß der Schwarm also schon.

  • Gerne doch, bin dabei.

  • Mir war halt neu, dass es da eine Verpflichtung gegeben haben soll. Die SEK war m.W. nie im Wechselkursmechanismus II und hat damit schon formal nie die Eurokriterien erfüllt. Im Gegensatz zur DKK, die m.W. immer dabei war.

    Da mich das selbst interessiert (habe ja leider nur Basiskenntnisse zu dem Thema "Einheitswährung") hatte ich heute früh mal telefoniert (die eine war immerhin jahrelang Mitglied im europäischen Parlament, der andere ist noch immer als Korrespondent in Brüssel tätig).


    Meine bereits hier gemachten Aussagen (u. a. Nr. 663) wurde da von beiden vollumfänglich bestätigt. Eingedampft:


    Schweden hatte sich (1994) mit der Unterzeichnung des Beitrittsvertag zur Europäischen Union vertraglich und verbindlich verpflichtet die schwedische Krone aufzugeben und den Euro dafür einzuführen.


    Schweden hat (iGz Dänemark) auch keine sog. Opt-Out-Klausel vertraglich vereinbart.


    Die schwedische Regierung fühlt sich aber weiter zwingend an das ablehnende Referendum der schwedischen Bevölkerung aus dem Jahr 2003 gebunden.


    Eine Umfrage in Schweden 10 Jahre nach dem damaligen Referendum (2013) ergab inzwischen eine noch deutlichere Ablehnung der Bürger: Nur 9% der Befragten seien für den Eurobeitritt oder andersherum 91% der Befragten seien dagegen. Aufgrund dieser Stimmungslage in der Bevölkerung wurden daher erneute (eventuelle) diesbezügliche Referenden nicht mehr geprüft oder gar gestartet.


    Vor dem gesamten Hintergrund hat sich Schweden sozusagen auch geweigert dem WKM 2 beizutreten (obwohl das Land von den Kriterien her (Maastricht-Kriterien, Konvergenzregeln) deutlich besser dasteht als diverse andere Länder, die in der Eurozone sind; siehe Italien, Griechenland - um nur zwei Beispiel zu nennen). Und/oder teilweise Kriterien bewußt verfehlt.


    Meine Conclusio daraus ist schon seit langem: Für wirtschaftlich solide und starke Länder (wie Schweiz, Norwegen und UK aber auch sogar EU-Länder wie Dänemark. Norwegen etc. ergibt ein Eurobeitritt inzwischen wenig Sinn und Nutzen - anders mag dies für eher wirtschaftlich schwache (und/oder kleine) Länder aussehen (jüngstes Beispiel: Kroatien), die sich vom Eurobeitritt Hilfen, Subventionen, Zuschüsse etc. aus der Brüsseler- aber auch der EZB-Umverteilungsmaschinerie erhoffen.


    Ein valider Anlass die Ergebnisse meiner damaligen Recherchen nochmal auf den Prüfstand zu stellen, wäre beispielsweise der Eurobeitritt der Schweiz. Ein diesbezügliches Referendum (die Schweiz würde wohl - im Gegensatz zu Deutschland - wie andere Länder auch (siehe Schweden, Dänemark, Norwegen) zuvor ihrer Bürger dazu per Volksentscheid befragen) würde ich jedenfalls mit großem Interesse verfolgen.