Robo-Advisor Aktien/Anleihen

  • Guten Abend zusammen,


    Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen.

    Lange habe ich mich davor gescheut „etwas in Richtung Aktien“ zu machen, jedoch durch die YouTube Videos und Artikel von Finanztip über Robo-Advisor endlich losgelegt.

    Ich habe den Quirion und den Growney Robo-Advisor jeweils mit einer Einmalanlage und einer Sparrate gestartet. Mein Anlagehorizont liegt bei mindestens 30 Jahren.

    Durch den Fragebogen zu Beginn wurde mir eine Gewichtung von Aktien und Anleihen vorgeschlagen, letztendlich habe ich mich für 70% Aktien und 30% Anleihen entschieden. Aber warum? Das kann ich tatsächlich nicht sagen, es war eine reine Bauchentscheidung.

    Aktuell recherchiere ich viel im Internet und das Thema Anleihen ploppt immer wieder negativ auf, weshalb ich nicht weiß was tun soll ?

    Was würdet ihr empfehlen und warum ?

    Was sagt mir die Information „die Anleihe stabilisiert das Depot“ für mein persönliches handeln ?


    Bin dankbar für jeden tip.


    Liebe Grüße

  • Hallo Maaiikk, willkommen hier im Forum!


    Ich könnte kotzen, das klingt genau nach so einem Fall, vor dem ich immer warne: Der große Nachteil an den Robo-Advisorn ist, dass es keinen Menschen gibt, der die Selbsteinschätzung plausibilisiert. Ich halte Anleihen für Gift im Depot, zumal bei 30 Jahren Laufzeit. Das ist entweder ein Renditefresser oder ein unnötiges Risiko.


    Ich kenne jetzt natürlich nicht Deine restliche Situation, um Dir direkt was empfehlen zu können. Wie viel legst Du denn an, einmalig oder monatlich?

  • Keine Panik.


    Finanztip empfiehlt Mischportfolios aus breit gestreuten Aktien-ETF und als Sicherheitsbaustein Tages-/Festgeld, je nach persönlicher Risikoneigung. https://www.finanztip.de/geldanlage/


    Das mit den Anleihen ist das, was man bei einem Finanztip-Portfolio mit Tages-/Festgeld macht. Institutionelle Anleger können nicht zur Bank gehen, da sie dort Negativzinsen bekommen und nicht unter die Einlagensicherung fallen. Deswegen müssen sie Anleihen kaufen.


    Die Anleihen an sich sind nicht das Problem. Sie haben im kurzen Laufzeitbereich allerdings negative Zinsen und es fallen Verwaltungskosten des Fonds und des Robos an, was bei Eigenanlage für den Sicherheitsbaustein nicht anfällt. Ferner profitierten die Anleihen von den sinkenden Zinsen, da bestehende Anleihen dann wertvoller werden. Umgekehrt verlieren die Anleihen an Wert wenn die Zinsen steigen, was allerdings kein Renditeproblem ist solange man diese bis zur Fälligkeit hält.

    Was sagt mir die Information „die Anleihe stabilisiert das Depot“ für mein persönliches handeln ?

    Im Moment finden wir das alle ganz toll wie sich die Aktienmärkte entwickeln. Bei Corona sind die Aktien-ETF um rund ein Drittel eingebrochen, ein Renten-ETF mittlerer Laufzeit nur um 5%. Wäre die Erholung nicht so schnell gekommen würdest Du Dich heute wahrscheinlich glücklich über die 30% Anleihen schätzen.

    Was würdet ihr empfehlen und warum ?

    Wenn Du mit mehr Risiko leben kannst würde ich als ersten Schritt die Sparrate für die Robos stoppen und einen ETF-Sparplan anlegen, in den die Sparraten fließen. https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/fondssparplan/

    Dann überlegen welche ETF-Quote für Dich geeignet ist. Wenn diese über die Robos und den Sparplan erreicht wird zusätzlich etwas in Tages-/Festgeld sparen, damit diese ETF-Quote erhalten bleibt.


    Beispiel:

    Angenommen Du hast zur Zeit 10.000 € angelegt mit 70% Aktien-ETF und willst auf 80%.

    Der Anleihenanteil sind 3.000 €, damit er 20% ist brauchst Du 12.000 € in Aktien-ETF (80% von 15 T€).. Im Robo sind 7.000 € Aktien-ETF. Also lässt Du den neuen Sparplan laufen bis 12.000-7.000 = 5.000 € erreicht sind. Ab dann sparst Du 80% Deiner Rate in den neuen Sparplan und 20% auf Tages-Festgeld.

  • Guten Morgen,

    Ersteinmal danke für deine Antwort :)


    Was ich nicht verstehe, warum sollte ich die Robos stoppen ? Bin eigentlich zufrieden das ich mir über nichts Gedanken machen muss und die Robos alles machen. Meinst du Robos stoppen weil dort laufende Kosten höher sind oder ?

    Mir geht es eigentlich eher um den Aktien - Anleihen Anteil (der momentan 70/30 ist). Soll ich diesen verändern oder ist es oke, wenn man meine Laufzeit betrachtet ? Das verstehe ich leider noch nicht ganz.

    Nochmal kurz erwähnt, die laufenden Kosten der Robos sind mir „eigentlich egal“, weil ich das Gefühl habe nicht selber immer up to Date sein zu müssen was das ganze angeht, ist aber vllt ein Irrglaube ?

    (Eine Notreserve mehrerer Nettogehälter haben ich auf einem Tagegeldkonto geparkt, wollte ich noch erwähnen.)


    Bitte nicht falsch verstehen, verschließe mich nicht gegen deine Tips blicke nur ich nicht so ganz durch ?

  • Hallo Maaiikk, willkommen hier im Forum!


    Ich könnte kotzen, das klingt genau nach so einem Fall, vor dem ich immer warne: Der große Nachteil an den Robo-Advisorn ist, dass es keinen Menschen gibt, der die Selbsteinschätzung plausibilisiert. Ich halte Anleihen für Gift im Depot, zumal bei 30 Jahren Laufzeit. Das ist entweder ein Renditefresser oder ein unnötiges Risiko.


    Ich kenne jetzt natürlich nicht Deine restliche Situation, um Dir direkt was empfehlen zu können. Wie viel legst Du denn an, einmalig oder monatlich?

    hallo tobias,


    Robo 1: 15.000€ Einmalanlage + 100€ Sparrate

    Robo 2: 5000€ Einmalanlage (10.000€ folgen noch) + 100€ Sparrate


    Was ich vllt erwähnen sollte, weiß nicht ob das jetzt hier so rauskam:

    Ich kann diese 70/30 Gewichtung ändern, zu jeder Zeit also quasi sofort.

    Bin aber einfach nicht sicher ob ich es tun sollte bzw. verstehe dieses „warum“ und „was ändert sich am Ergebnis“ (abgesehen von vllt mehr Rendite) noch nicht.


    Liebe Grüße

  • Falls Du relativ lebensjung bist spricht nichts gegen 80:20.

    Du wirst nach momentaner Einschätzung etwas mehr Rendite bekommen, dafür wird das Kapital stärker schwanken.

    Wenn Du mit dem Robo zufrieden bist kannst Du gerne da bleiben. Ich hatte verstanden, dass Du die Anleihen begrenzen wolltest, darauf zielte mein Konzept.

  • Oke habe es gelesen, wobei der Unterschied zwischen 70/30 und 80/20 wahrscheinlich im Endeffekt nicht so doll ins Gewicht fallen wird.


    Wo andere habe ich gelesen man solle 100% Aktien machen und dann ab einem Alter von 55 nach und nach die Gewichtung runterfahren und Anleihen rein nehmen ?‍♂️

  • Wo andere habe ich gelesen man solle 100% Aktien machen

    Kann man machen, nur bist Du dann voll im Risiko des Aktienmarkts. Der MSCi World hat 2000 und 2007 massiv korrigiert und brauchte jeweils ca. 6 Jahre zur Erholung zum alten Wert. In der Zeit hättest Du mit Anleihen / Festgeld trotzdem was verdient.

  • Ich könnte kotzen, das klingt genau nach so einem Fall, vor dem ich immer warne: Der große Nachteil an den Robo-Advisorn ist, dass es keinen Menschen gibt, der die Selbsteinschätzung plausibilisiert.

    Das verstehe ich nicht ganz. Ich beantworte die Fragen und dann kommt das Ergebnis raus. Ich konnte mein Ergebnis nachvollziehen (ich wollte es eben mal testen).

  • Bin 31 Jahre alt, zählt das als jung ? ??

    Bin halt nicht sicher mit diesem Verhältnis weil man überall was anderes liest.

    Jo, ich würde Dich mit 31 noch als jung bezeichnen...

    Das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko musst Du halt nach Deinem persönlichen Risikogefühl setzen. Aktien(ETF) können in einer Krise/Crash durchaus mal 50% an Wert verlieren. Das passiert mit Anleihen i.d.R. nicht. Dafür gibt es auf Anleihen halt auch fast keine Rendite (mehr).

    Allgemein geht man halt davon aus, dass ein junger Mensch einen Crash ruhig aussitzen kann, wenn man zum Zeitpunkt des Crash 10-20 Jahre Investitionszeitraum vor sich hat.

    Im Übrigen würde ich mir als normaler Kleinanleger keine Anleihen in Depot packen. Für Hunderttausend € reicht eine Festgeldtreppe vollkommen aus.

    Es gibt so eine Faustregel: Risikobehafteter Anteil = 100% - Lebensalter. Demnach wird empfohlen mit 30 Jahren sein Geld zu 70% in risikobehaftete Anlagen (z.B. Aktien, ETF) zu investieren.

    M.E. kommt es dabei viel mehr auf die persönliche Lebensplanung/Risikoaffinität an. Ich bin mit knapp 50 zu 80% in Aktien-ETF investiert und schlafe damit sehr gut! Um die weitere Planung mache ich mir frühestens mit 61 Gedanken. Dann werde ich absehen können, wie lange ich letztlich arbeiten muss.


    Zum Thema Robo-Advisor.

    Welchen Vorteil hat die Anlage(empfehlung) per Robo-Advisor gegenüber der eigenen Finanzplanung!? Gerade im Corona Crash haben sich die Robo Advisor nicht gut behauptet:

    https://www.sueddeutsche.de/wi…ash-der-roboter-1.4876006

    Im Kern sind die Ausreden bei allen Anbietern gleich.

    So etwas gab es noch nie...

    Unvorhersehbar...


    Tja, da bleibe ich doch lieber bei meinem selbst verwalteten Depot und spare mit die Gebühren.

  • monstermania

    Ersteinmal danke für deine Antwort :)

    Tatsächlich gibt es sogar Videos, glaube es war sogar von Finanztip, indem die Robos gar nicht schlecht in der Krise waren, aber das ist nicht der Grund warum ich mich für den Robo entschieden habe.

    Eigentlich ist der einzige Vorteil für mich persönlich, dass ich mich vermeintlich um nichts kümmern muss bzw mir keine Gedanken machen muss welchen ETF ich kaufe, wo ich diesen kaufe etc. Deshalb hatte ich mich nach einigen Finanztip Videos und Artikeln für den Robo entschieden. Ich bin nicht sehr entscheidungsfreudig und würde ewig nach dem richtigen Anbieter und dem richtigen ETF suchen und lesen. Mal als kleines Beispiel: Dieses Geld was ich da jetzt investiert habe und das Geld was zusätzlich demnächst noch dazu kommt wollte ich schon 2015 in ETF‘s investieren, habe es aber nie gemacht, weil ich immer wieder an dem Pinkt gelandet bin das ich mir nicht zu 100% sicher war zwecks Anbieter etc. Diese Robo haben mir irgendwie ein gutes Gefühl gegeben und so liegt das Geld wenigstens nicht mehr auf dem Giro, was schonmal ein voller Erfolg ist ????


    Nichtsdestotrotz plagt mich jetzt im nachhinein trotzdem die Frage der Gewichtung Aktien/Anleihen und ich kann mich da irgendwie nicht entscheiden, ob meine 70/30 Auswahl oke ist oder ich es doch umstellen soll.

  • Jetzt kamen schon ganz viele sehr gute Tipps, daher nur kurz: Ich wollte Dich mit meiner ersten Antwort nicht verschrecken. Mit Deinem Hintergrund ist der Robo schon ein guter Start, v.a. wenn Du laufend umschichten kannst, was man in der Praxis aber nicht machen sollte, sondern lieber eine richtige Strategie einfach durchhalten.


    Ich vermute, dass Du mit einem menschlichen Berater auf einen höheren Aktienanteil kämst. Aber das kannst Du ja dann später noch ändern, wenn Du Erfahrungen gesammelt hast und weißt, wie sich temporäre Verluste wirklich anfühlen, wenn es mal runter geht.

  • Ja bin auch grundsätzlich erstmal zufrieden.

    Über YouTube und verschiedene Artikel liest bzw hört man halt, dass Anleihen eigentlich das Ganze stabilisieren aber aufgrund der geringen Zinsen im Endeffekt negativ sind und die Rendite runter ziehen und deswegen keinen Sinn mehr ergeben. Habe ich das so richtig verstanden, dass im Endeffekt einfach bei einem Crash meine Aktienrendite in den Keller gehen würde aber die quasi nicht vorhandene Anleihenrendite zumindest nicht in den Keller gehen würde und konstant bleibt?

    Dann würde es ja Sinn machen Richtung Rente also Richtung Ausstieg mehr Anleihen zu haben damit dieser Teil dann bei einem Crash konstant bleibt, folglich bräuchte ich sie dann aber bei meinem Anlagehorizont aktuell gar nicht.


    Oder bin ich da auf dem Holzweg ?

  • Das hatte ich oben in #13 schon skizziert. Wenn Du es aushältst, dass Dein Depot z.B. 60% verliert und vielleicht über Jahre nicht wieder hoch kommt, brauchst Du in der Ansparphase unter dem Hintergrund der aktuellen Zinssituation keinen Sicherheitsbaustein.


    Richtung Entnahmephase geht die Diskussion hier in der Community dahingehend, den Bedarf für mehrere Jahre auf Tages-/Festgeld zu haben und zyklisch immer wieder aufzufüllen. Finanztip spricht von bis zu 15 Jahren. die Community sieht kürzere Zeiträume.

  • monstermania

    Eigentlich ist der einzige Vorteil für mich persönlich, dass ich mich vermeintlich um nichts kümmern muss bzw mir keine Gedanken machen muss welchen ETF ich kaufe, wo ich diesen kaufe etc. Deshalb hatte ich mich nach einigen Finanztip Videos und Artikeln für den Robo entschieden. Ich bin nicht sehr entscheidungsfreudig und würde ewig nach dem richtigen Anbieter und dem richtigen ETF suchen und lesen. Mal als kleines Beispiel: Dieses Geld was ich da jetzt investiert habe und das Geld was zusätzlich demnächst noch dazu kommt wollte ich schon 2015 in ETF‘s investieren, habe es aber nie gemacht, weil ich immer wieder an dem Pinkt gelandet bin das ich mir nicht zu 100% sicher war zwecks Anbieter etc. Diese Robo haben mir irgendwie ein gutes Gefühl gegeben und so liegt das Geld wenigstens nicht mehr auf dem Giro, was schonmal ein voller Erfolg ist ????

    Ok. Hauptsache erstmal anfangen!!! :)

    Ich habe mich leider erst 2019 richtig mit meiner Altersvorsorge/Rentenlücke beschäftigt und bin seither investiert. Wobei mir der Corona Crash dann schon nach einigen Monaten den ersten Dämpfer verpasst hat. <X

    Im Endeffekt war es aber gut für mich, da ich feststellen konnte, dass ich die Ruhe bewahrt habe und einfach Stur weiter gemacht habe.


    Schau Dir das jetzt erstmal für 1-2 Jahre an. Evtl. bist Du dann schon deutlich ruhiger und siehst das mit den Schwankungen auf dem Aktienmarkt entspannter. Immer daran denken, so lange Du nicht verkaufst, wird der Verlust auch nicht realisiert!

    Evtl. bist Du dann auch bereit Dich selbst um Dein Geld bzw. Deine Anlagestrategie zu kümmern. Sprich die ETF in die Du letztlich investierst selbst auszuwählen. Spart Dir halt die Robo-Kosten. Jeder € weniger Kosten multipliziert sich über die Jahre!

    Mir hat der Finanzwesir Albert Warnecke sehr dabei geholfen, dass richtige 'Mindset' zu entwickeln.

    https://www.finanzwesir.com/

    Gerade sein Buch war verglichen mit dem 'Kommer' für mich deutlich praxisorientierter.

    Letztlich geht es mir nicht darum reich zu werden, sondern ich möchte halt nicht Arm sterben! Wobei, wenn just an meinem Todestag mein ganzes Geld weg wäre, hätte ich Alles 100% richtig gemacht. :)


    Was die Auswahl des/der ETF angeht. Wenn Du Dein Geld in ETF auf die großen marktbreiten Indizes (MSCI World/MSCI EM, MSCI ACWI oder FTSE All World) investierst spielt der ETF-Anbieter fast keine Rolle mehr (ETF >5 Jahre am Markt, >100 Millionen im ETF).

    Außerdem geht man ja keine Ehe mit dem Anbieter ein. Man kann jederzeit den ETF-Anbieter wechseln.

    Und Deine 'mangelnde Entscheidungsfreude' sehe ich sogar als Vorteil an! ;) Damit ist die Chance einfach größer, dass Du den einmal eingeschlagenen Weg stur weiter gehst.

    Abgerechnet wird an der Börse erst am Schluss. Und wann Schluss ist, bestimmst Du selbst.

  • Guten Morgen zusammen,


    Ersteinmal danke an euch alle für die Nachrichten, die Anmerkungen, Hinweise etc. ?


    Habe mir nochmal die halbe Nacht den Kopf zerbrochen und heute morgen dann auf 100% Aktien umgestellt.

    Damit bin ich bauchgefühlstechnisch echt zufrieden und so werde ich mir erst wenn es auf die Rente zugeht, vllt im Alter von 55 oder nochmal Gedanke machen langsam zurück in Anleihen oder was zu der Zeit so genutzt wird umzuschichten, um dann vllt etwas Sicherheiten zu haben.


    Ich danke euch nochmal !



    Rein aus Interesse würde mich trotzdem interessieren, ob ihr durchweg Robos nicht gut findet und ob es nur an den Gebühren liegt oder ob ihr wirklich denkt das ihr mit einem ETF auf MSCI World wirklich besser fahrt.


    Liebe Grüße an euch alle ?