Tipps & Tricks

Private Kran­ken­ver­si­che­rung? Nur unter diesen Bedingungen

Niedrige Beiträge, VIP-Behandlung beim Arzt: Die private Kran­ken­ver­si­che­rung klingt verlockend. Sie kann aber auch zur Falle werden. Für wen die PKV sinnvoll ist und wie Du am besten reinkommst.

Barbara Weber
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Einfach gesetzlich oder doch besser privat krankenversichert? Wenn man sich es leisten kann, für manche Menschen ein fast schon emotionales Thema aus der Kategorie "Kaufen oder Mieten". Aber wann ist ein Wechsel aus der gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) in die private (PKV) wirklich sinnvoll? Und wie gehst Du am besten vor? 

Erstmal musst Du wissen, dass dieser Wechsel oft eine Entscheidung fürs Leben ist: Wer einmal in die PKV wechselt, kommt nicht mehr so einfach zurück in die GKV. Aber das willst Du vielleicht mal: Zum Beispiel weil Du Dir die regelmäßig steigenden PKV-Beiträge nicht mehr leisten kannst, etwa im Ruhestand oder wenn Dein Einkommen nicht mitsteigt. Denn anders als in der GKV sind PKV-Beiträge unabhängig davon, wie viel Du verdienst oder an Rente bekommst. 

Überleg Dir also gut, ob die PKV neben Vorzügen wie Chefarztbehandlung oder schnelleren Terminen auch finanziell langfristig eine gute Sache für Dich ist. So gehst Du vor: 

1. Wer darf in die PKV? 

Zuerst solltest Du prüfen, ob Du überhaupt in die PKV wechseln kannst. 

  • Du bist angestellt: Dann darfst Du nur in die PKV wechseln, wenn Dein Bruttoeinkommen im Vorjahr über der sog. Jahres­arbeits­entgelt­grenze lag und das im folgenden Jahr so bleibt – oder direkt, wenn Du durch einen Jobwechsel darüber kommst. Die Grenze steigt in der Regel jedes Jahr – 2024 liegt sie bei 69.300€. 
  • Du bist verbeamtet oder selbstständig: Dann kannst Du bis auf wenige Ausnahmen unabhängig von Deinem Einkommen frei zwischen GKV und PKV wählen. 
  • Du studierst: Dann kannst Du Dich zu Beginn des Studiums privat krankenversichern. Die Entscheidung gilt in der Regel für das gesamte Studium. Danach kannst Du wieder in die GKV – außer Du machst Dich direkt nach dem Studium selbstständig. 

2. Wann ist eine PKV sinnvoll? 

Nur weil Du in die PKV darfst, bedeutet das noch längst nicht, dass es auch sinnvoll ist. Du solltest Dir unbedingt sicher sein, dass Du Dir die Beiträge (langfristig) leisten kannst. Deshalb solltest Du folgende Kriterien unbedingt erfüllen: 

Du bist noch jung und gesund: Am besten schließt Du eine PKV ab, wenn Du unter 40 Jahre alt bist. Denn ein Teil der Beiträge fließt in sog. Altersrückstellungen. Die sorgen dafür, dass Deine Beiträge im Alter nicht zu stark steigen. Damit das funktioniert, muss die Ver­si­che­rung aber möglichst früh möglichst viel Geld ansparen können. Je später Du in die PKV wechselst, desto schwieriger wird das – und Dein Gesamtbeitrag steigt deutlich. 

Außerdem ist Deine Krankenakte in jungen Jahren vermutlich noch dünner. Auch das spart Dir hohe Beiträge. Anders als bei der GKV gibt’s vor Aufnahme in die PKV nämlich eine Gesundheitsprüfung. Hast Du bestimmte Vorerkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes oder psychische Erkrankungen), sorgt das oft für einen Risikozuschlag auf Deinen Beitrag – oder Du bekommst überhaupt nur sehr wenige PKV-Angebote. 

Du arbeitest in keinem riskanten Beruf: Sonst musst Du auch hier (z. B. als Dachdeckerin, Sprengmeister oder Stuntman) mit Zuschlägen und damit einem hohen Gesamtbeitrag oder einer nur kleinen Tarifauswahl rechnen. Schwierig wird’s auch bei Jobs, bei denen die Versicherer zweifeln, ob Du Dir die PKV dauerhaft leisten kannst (z. B. Kioskbesitzer oder Schaustellerin). 

Deine Familienplanung steht bereits fest: Du planst eine Familie? Das solltest Du genau wissen, bevor Du Dich für eine PKV entscheidest. Denn das ändert viel: Erstens gibt’s in der PKV keine kostenlose Fa­mi­lien­ver­si­che­rung wie in der GKV. Du musst also auch Deine Kinder privat versichern und dafür extra zahlen.  

Zweitens musst Du in der Elternzeit bei den meisten PKV-Tarifen Deine Beiträge weiterzahlen – bist Du angestellt, fällt der PKV-Zuschuss Deines Arbeitgebers von aktuell max. 422€ im Monat weg. Diese Summe musst Du also zusätzlich zahlen.  

Drittens gibt’s in der PKV auch kein Kinder­kranken­geld oder ähnliche Unterstützung. Insgesamt kommen Familien in der GKV oft günstiger weg. 

Du verdienst gut oder hast Vermögen (oder bist verbeamtet): Vor allem ist aber wichtig, dass Du nicht nur jetzt gut verdienst, sondern sicher sein kannst, dass es auch so bleibt. Bist Du angestellt, denk gründlich darüber nach, wie sicher Dein Job bzw. Deine Branche ist. Bist Du selbstständig, solltest Du schon wissen, dass Dein Geschäftsmodell nachhaltig funktioniert. Oder Du hast Vermögen, um schwierige Phasen überbrücken zu können.  

Denn wieder in die GKV zu wechseln, ist schwierig: Selbstständige müssen z. B. wieder zurück in ein Angestelltenverhältnis, und mit über 55 Jahren ist eine Rückkehr generell fast unmöglich. Die genauen Bedingungen für eine Rückkehr in die GKV liest Du in unserem Ratgeber. 

Bist Du verbeamtet, ist nicht nur Dein Job sicher, gleichzeitig übernimmt auch der Staat mind. 50% Deiner Gesundheitskosten – die sog. Beihilfe. Beamte müssen deshalb nur die restlichen Kosten versichern und kommen so deutlich günstiger weg. Deshalb ist eine PKV für sie oft die beste Option.  

Für die Kinder gibt’s sogar 80% Beihilfe – solange Kindergeld gezahlt wird. Deshalb ist eine PKV für Studierende oft sinnvoll, wenn die Eltern verbeamtet sind. Sonst ist im Studium die GKV meist die bessere Wahl, gerade wenn Du über die GKV der Eltern kostenlos familienversichert sein kannst. 

3. Wie findest Du eine gute PKV? 

Du erfüllst alle Kriterien, hast gründlich nachgedacht und bist überzeugt, dass die PKV für Dich passt? Dann mach Dir unbedingt noch bewusst, welche Leistungen unverzichtbar und wichtig sind. Dafür haben wir Dir eine ausführliche Leistungsübersicht (PDF) erstellt. Erst danach machst Du Dich auf die Suche nach einem geeigneten Tarif.

Deine PKV solltest Du aber niemals selbst suchen. Dafür gibt es einfach zu viele verschiedene Tarife, Versicherer und Faktoren, von denen abhängt, welcher Tarif am besten zu Dir passt. Lass Dich deshalb unbedingt beraten. Wo? Gerade erst haben wir geeignete Ver­si­che­rungsmakler untersucht und sie nach Kriterien wie Erfahrung, Marktabdeckung und Anzahl der Beraterinnen und Berater ausgewählt.  

Wir empfehlen Dir von Buddenbrock Concepts, BVLG - Beamtenversorgung leicht gemacht, Hoesch und Partner, Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung und Fachzentrum Finanzen Dieter Homburg.

Entscheid selbst, ob Du wirklich in die PKV solltest 

Wichtig: Lass Dich von den Maklern nur zur Auswahl des richtigen Tarifs beraten – erwarte von ihnen aber keine neutrale Einschätzung, ob Du überhaupt in die PKV solltest. Diese Entscheidung solltest Du mit unseren Kriterien von oben vorher selbst treffen. 

Unsere Leistungsübersicht nimmst Du am besten in die Beratung mit. So kannst Du im Gespräch direkt abgleichen, welcher Tarif Deine Anforderungen wie gut abdeckt. Nutz außerdem unsere Checkliste (PDF) für die Beratung selbst. Damit kannst Du gegenchecken, ob Ihr über alle wichtigen Punkte gesprochen habt. Alle Details liest Du in unserem Ratgeber zur PKV.

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