von Jonas Fehling und Sandra Duy
Unser Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen war bei seinem Besuch bei Hart aber fair diese Woche der „hellste Stern am Himmel“, sagt die Süddeutsche Zeitung in ihrer TV-Kritik. Denn so wie sich die politischen Gäste in der ARD-Talkshow über das geplante Heizungsgesetz gestritten haben, konnte das Publikum nur ratlos zuschauen.
Generell zankt die Regierung gerade ĂĽberall um den
Gesetzesentwurf, der ab 2024 den Einbau neuer Gas- und Ă–lheizungen weitgehend
verbieten soll. Deshalb wird’s jetzt eng, dass das Gesetz überhaupt noch schnell
beschlossen wird. Das wäre aber wichtig, damit endlich alle wissen, was uns nun
genau erwartet.
Wir wollen Dir deshalb schon heute ein paar Tipps mit
auf den Weg geben, damit Du eine informierte Entscheidung treffen kannst und
keinen Fehler machst:
1. BloĂź keine Panik
Besonders wichtig ist, dass Du Dich von der Aufregung
nicht anstecken lässt. Denn erst 2045 muss jede fossile Heizung ausgetauscht
sein. Wenn Deine Heizung noch funktioniert, musst Du sie ab 2024 also nicht
durch ein klimafreundlicheres Gerät ersetzen, egal wie alt sie ist – außer Du
hast einen alten Konstanttemperaturkessel. Du darfst sie auch reparieren
lassen.
Nur wenn das nicht mehr geht, musst Du die Heizung drei Jahre später gegen eine klimafreundliche Heizung austauschen. Allerdings gehen jährlich nur ca. 0,7% aller Heizungen irreparabel kaputt. Und wenn es doch passiert: Es soll hohe Zuschüsse für neue Heizungen aus erneuerbaren Energien geben. Mindestens 30% der Kosten übernimmt der Staat, durch verschiedene Boni sind sogar bis zu 50% drin. Mehr dazu liest Du hier. Alternativ kannst Du Deine Kosten auch von der Steuer absetzen.
2. ĂśberstĂĽrz nichts
Mach außerdem keine Schnellschüsse – zum Beispiel jetzt
noch schnell eine neue Gas- oder sogar Ölheizung holen, damit die möglichst noch
bis 2045 hält und Du noch lange Zeit keine viel teurere Wärmepumpe kaufen
brauchst. Erstens sollten die gerade sehr hohen Preise für Wärmepumpen schon in
den nächsten Jahren wieder sinken, denn die Hersteller bauen ihre Produktion
deutlich aus.
Zweitens steigt der CO2-Preis in den nächsten Jahren
immer weiter. Das erhöht bei fossilen Heizungen die jährlichen Kosten in einem
Einfamilienhaus mit durchschnittlichem Verbrauch um mehrere Hundert Euro. Auf
der anderen Seite gibt es Pläne, die Stromsteuer zu senken – mit einer
Wärmepumpe würdest Du davon profitieren.
3. Mach eine Bestandsaufnahme
Analysier also erstmal in Ruhe Deine Situation, bevor Du eine Entscheidung triffst. Dabei spielen nicht nur die schon genannten Faktoren eine Rolle, sondern auch Deine RĂĽcklagen und der Zustand Deiner Heizung bzw. Immobilie. Hast Du zum Beispiel eine neuere Gas- oder Ă–lheizung, kann es eine gute Entscheidung sein, einfach abzuwarten und auf einem Tagesgeld– oder Festgeldkonto unserer Empfehlungen schonmal was anzusparen – fĂĽr einen kĂĽnftigen Wechsel, z. B. auf eine Wärmepumpe.
Wenn Du aber dringend handeln musst, weil z. B. Deine
Gasheizung nicht mehr zu reparieren ist, kann es in manchen Fällen Sinn ergeben,
nochmal eine neue einzubauen. Zum Beispiel wenn eine Wärmepumpe gerade nicht
lieferbar ist, Du sie nur sehr teuer bekommen würdest und das trotz Förderung
bei Dir finanziell nicht drin ist.
Andersherum kann aber eine Wärmepumpe sogar dann sinnvoll sein, wenn Du im Altbau wohnst. Auch wenn Du vielleicht anderes gehört hast: In einigen Fällen funktioniert eine Wärmepumpe dort trotzdem effizient – teilweise sogar ohne Sanierung oder nur mit kleineren MaĂźnahmen. Alle Details dazu liefern wir Dir bald in einem neuen Ratgeber, erste Infos gibt’s schon in unserem Ratgeber zur Wärmepumpe.
4. Lass Dich beraten
Bevor Du bei Deinen Plänen konkreter wirst, empfehlen wir Dir, Dich unbedingt beraten zu lassen. Eine gute und günstige erste Anlaufstelle ist die Energieberatung der Verbraucherzentrale. Oder Du wendest Dich direkt an einen qualifizierten Energieeffizienzexperten oder eine -expertin in Deiner Nähe. Woran Du einen guten Berater oder eine gute Beraterin erkennst und worauf Du beim Beratungstermin
achten solltest? Schau doch mal in unsere
Checkliste.
5. Sprich mit der Familie drĂĽber
Gerade für ältere Menschen ist der teure Wechsel auf
eine klimafreundliche Heizung finanziell oft nur schwer zu stemmen. Wer ĂĽber 80
Jahre alt ist, darf deshalb in jedem Fall weiter eine neue und gĂĽnstigere
Gasheizung einbauen. Wer im Alter aber freiwillig auf Erneuerbare setzt, bekommt
eine deutlich höhere Förderung. Deshalb kann es sich lohnen, die Heizungsfrage
zum Anlass zu nehmen, in der Familie mehr ĂĽber Finanzen zu reden und in diesem
Fall die Eltern oder GroĂźeltern zu unterstĂĽtzen, z. B. durch eine BĂĽrgschaft fĂĽr
einen Kredit.
Denn wenn man von über 80-Jährigen erbt oder kauft, sieht das geplante Gesetz auch noch vor, dass man ab 2024 spätestens zwei Jahre nach dem Eigentümerwechsel eine klimafreundliche Heizung einbauen muss Jetzt stell Dir mal vor: Oma hat gerade einen neuen Gaskessel einbauen lassen, stirbt unerwartet und Du erbst das Haus – schon zahlt Ihr als Familie doppelt. Außerdem steigert Ihr mit einer klimafreundlichen Heizung und vielleicht begleitenden Sanierungsmaßnahmen auch den Wert der Immobilie.
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