von Jonas Fehling und Timo Halbe
Steuern zahlen auf ETFs und Fonds? Bisher musstest Du dafür nichts tun, die Steuer wurde automatisch abgezogen: Entweder vom Gewinn, wenn Du Anteile verkauft hast. Oder von den Dividenden, wenn Du einen Ausschütter im Depot hast. Also keinen ETF, der Erträge automatisch wiederanlegt (Thesaurierer), sondern einen, der sie mehrmals im Jahr auf Dein Konto auszahlt.
Jetzt musst Du aber selbst aktiv werden: Denn im Januar
2024 kommt ein dritter Steuerfall dazu, den Du vielleicht noch kennst, falls Du
schon länger auf ETFs/Fonds setzt – die Vorabpauschale. Heute zeigen wir Dir,
was Du wissen und tun musst, um Ärger mit Deinem Depotanbieter oder dem
Finanzamt zu vermeiden.
Was ist die Vorabpauschale?
Im Prinzip ein fiktiver Ertrag Deines ETFs/Fonds, auf
den zum Jahresanfang eine Steuer anfällt, wenn der Fondswert im Kalenderjahr
davor gestiegen ist. Das betrifft vor allem Thesaurierer, die nur in Deinem
Depot rumliegen und kein Geld ausschütten. Bevor Du Dich über diese scheinbar
zusätzliche Steuer aufregst:
- Die Steuer auf die Vorabpauschale ist – wie das Wort sagt – eine
Vorab-Steuer. Du zahlst also jetzt Steuern, dafür aber später weniger, wenn
Du Anteile verkaufst.
- Die Vorabpauschale gibt’s schon länger, sie ist in den letzten Jahren nur
ausgefallen. Denn ob sie eine Rolle spielt – und wie hoch sie ist – hängt
vom allgemeinen Zinsniveau ab. Und das ist seit Mitte 2022 deutlich
gestiegen.
Genauer gesagt geht’s dabei um den Basiszins, den die
Bundesbank jedes Jahr festlegt. Und der war 2021/22 negativ. Deshalb gab’s keine
Vorabpauschale. 2023 ist der Zins aber wieder positiv (2,55%) – also ist auch
die Pauschale zurück.
Was musst Du wann tun?
Eingezogen wird die Steuer fürs Vorjahr Anfang Januar – für 2023 also im Januar 2024. Sitzt Dein Depotanbieter in Deutschland, wie all unsere Depotempfehlungen, erledigt er das automatisch für Dich (inkl. der komplizierten Steuerberechnung). Sitzt er im Ausland, musst Du Dich selbst ums Versteuern kümmern – und zwar 2025 mit einer Steuererklärung für 2024.
Anders als bei Dividenden oder auch Tagesgeld-Zinsen wird die Steuer auf die Vorabpauschale aber nicht von Deinen Erträgen abgezogen, bevor sie ausgeschüttet werden. Fondsanteile werden dafür auch nicht verkauft. Dein Depotanbieter bucht die Steuer stattdessen direkt von Deinem Verrechnungskonto ab. Du musst also drauf achten, dass Anfang 2024 genug Geld auf diesem Konto liegt. Überweis am besten schon Ende 2023 einen ausreichenden Betrag, falls nötig.
Oder Du richtest einen Freistellungsauftrag (FSA) für 2024 ein. So verhinderst Du, dass die Steuer überhaupt anfällt. Auch darum solltest Du Dich Ende 2023 kümmern, meistens geht das einfach online im Depot. Pro Person sind 1.000€ Kapitalerträge im Jahr steuerfrei. Denk aber dran, dass die Summe für alle Banken zusammen gilt. Eventuell musst Du also bei anderen Banken (z. B. beim Tagesgeld) was anpassen, um insgesamt nicht über 1.000€ zu kommen.
Wie viel Geld brauchst Du für die Steuer?
Für Aktien-ETFs kannst Du Dir für 2023 als Faustregel
merken: Es geht pro 10.000€ Fondsvolumen um max. 35€ Steuer bzw. einen FSA von
125€.
Damit Du prüfen kannst, wie es bei Deinem Fonds/ETF (auch Geldmarkt-ETFs & Immobilienfonds) aussieht, haben wir einen neuen Rechner für Dich gebaut, den Du mit drei Angaben füttern musst. Für unsere ETF-Empfehlungen haben wir einen Teil davon bereits hier für Dich recherchiert.
Der Rechner liefert Dir dann ein Ergebnis, mit dem Du auf der sicheren Seite bist: Denn auf den Cent genau musst Du gar nicht wissen, wie viel Geld aufs Konto bzw. wie hoch der FSA sein muss. Du musst nur wissen, wie hoch die Vorabpauschale bzw. die Abgeltungssteuer (+ Soli und Kirchensteuer) maximal sein kann. Und genau diese Werte spuckt unser Rechner aus. Wenn Deine tatsächliche Steuer dann niedriger ausfällt oder gar nicht anfällt, überweist Du das restliche Geld einfach zurück auf Dein Girokonto bzw. reduzierst Deinen FSA und kannst ihn bei anderen Banken wieder erhöhen.
Hat Dein ETF im Jahr 2023 keinen Gewinn erzielt, fällt keine Steuer an. Auch wenn Du einen Ausschütter hast, kann es gut sein, dass Du keine Vorab-Steuer zahlen musst. Denn Du hast bereits Steuern auf die Dividenden bei der Ausschüttung gezahlt. Auch dazu liefert Dir unserer Rechner eine Orientierung inklusive Interpretationshilfe für die Ergebnisse.
Was passiert, wenn Du’s vergisst?
Wenn Dein Verrechnungskonto nicht ausreichend gedeckt ist, kann Dir von zwei Seiten Ärger drohen: Entweder rutscht Dein Konto ins Minus und Du musst evtl. Dispo- oder sogar Überziehungszinsen zahlen. Oder Dein Depotanbieter kann nicht abbuchen und meldet das ans Finanzamt. Dann bist Du 2025 verpflichtet, eine Steuererklärung für 2024 abzugeben und musst die Steuer nachzahlen. Machst Du das nicht, kann das Finanzamt verschiedene Sanktionen verhängen. Früher oder später musst Du die Steuer also auf jeden Fall zahlen.
Natürlich kannst Du Deine Vorabpauschale und die Steuer darauf auch ganz genau ausrechnen. Wie Du dabei vorgehst, erklären wir Dir ausführlich und mit Beispielen in unserem Ratgeber.
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