Rente versteuern Wann musst Du Deine Rente versteuern?

Jörg Leine
Finanztip-Experte für Steuern

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Ruhestand kann es vorkommen, dass Du auf Deine Rente Steuern zahlen musst.
  • Das hat mit der 2005 eingeführten nachgelagerten Besteuerung zu tun.
  • In unserer Tabelle kannst du nachsehen, ob Du betroffen bist.

So gehst Du vor

  • Schau in Deiner Renteninformation nach Deiner monatlichen Brutto-Rente.
  • Gleiche diese mit unserer Tabelle zur maximalen steuerfreien Bruttorente ab.
  • Falls Du darüber liegst, solltest Du schnell prüfen, ob Du im schlimmsten Fall sogar Steuern nachzahlen musst.

Es könnte so schön sein: Du hast ein Leben lang gearbeitet und in die Rentenkasse sowie die private Altersvorsorge eingezahlt – und im Alter genießt Du einfach das Geld, das nun in umgekehrte Richtung fließt. Doch weit gefehlt: Auch Renten sind steuerpflichtig, und zwar als sonstige Einkünfte. Das ist vielen im Ruhestand nicht bewusst.

Wie viele Rentner müssen Steuern zahlen?

Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums (BMF) müssen 6,1 Millionen von den rund 21 Millionen Empfängern einer gesetzlichen, betrieblichen oder privaten Rente in Deutschland Steuern zahlen. Bei knapp 90 Prozent der steuerbelasteten Rentnerinnen und Rentner ist der Grund: Sie beziehen neben ihrer gesetzlichen Rente noch weitere steuerpflichtige Einkünfte.

Dennoch kann es passieren, dass auch ein älterer Mensch, der ausschließlich seine gesetzliche Rente hat, aufgrund einer Rentenerhöhung (sogenannte Rentenanpassung) in die Steuerpflicht hineinrutscht. Letztlich muss jeder Rentenbezieher und jede Rentenbezieherin selbst überprüfen, ob sie eine Steu­er­er­klä­rung abgeben und vielleicht sogar Steuern zahlen müssen.

Am 1. Juli 2023 stieg die Rente in Westdeutschland um 4,39 Prozent, im Osten sogar um 5,86 Prozent. Dadurch rutschten rund 87.000 Rentner neu in die Steuerpflicht, schätzt das BMF. Allerdings sollten auch 195.000  aus der Steuerpflicht herausfallen. Das liegt daran, dass nicht nur die Renten gestiegen sind, sondern im Jahr 2023 auch deutlich der steuerliche Grundfreibetrag von 10.347 Euro (2022) auf nunmehr 10.908 Euro. 

Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch für das Jahr 2024. Denn die Renten steigen zum 1. Juli 2024 um 4,57 Prozent, erstmals einheitlich in Deutschland - der Grundfreibetrag aber sogar von 10.908 auf 11.604 Euro, was einer Steigerung von 6,38 Prozent entspricht. Das BMF spricht davon, dass deshalb 244.000 Rentnerinnen und Rentner aus der Steuerpflicht fallen, neu hinzu kommen hingegen 114.000. 

Was ist nachgelagerte Rentenbesteuerung?

2005 hat der Fiskus mit dem Alterseinkünftegesetz die nachgelagerte Besteuerung für Renten eingeführt. Bis 2040 gibt es eine Übergangsphase, in der nur ein Teil der Rente zu versteuern ist. Dieser Prozentsatz des Besteuerungsanteils steigt jedes Jahr für Neurentnerinnen und Neurentner.
Achtung: Das geplante Wachstumschancengesetz sieht vor, dass diese Übergangsphase bis 2058 verlängert wird.
Im Gegenzug ist ein immer höherer Anteil der geleisteten Ren­ten­ver­si­che­rungsbeiträge als Vorsorgeaufwand steuerlich abzugsfähig. 

Wer schon Rentner ist, für den bleibt der steuerfreie Teil in Euro konstant. Mit jeder Rentenerhöhung nimmt aber die Höhe der steuerpflichtigen Rente zu. Auch deshalb ist die Zahl der steuerpflichtigen Rentner meist gewachsen.

Nach dem Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zur Dop­pel­be­steu­er­ung der Renten hat die Ampel-Koalition eine Überarbeitung der Übergangsphase angekündigt.
Mit dem Jahressteuergesetz 2022 sind deshalb Altersvorsorgeaufwendungen schon 2023 statt 2025 zu 100 Prozent absetzbar sind. Zudem werden Renten laut Wachstumschancengesetz nicht schon ab 2040, sondern erst ab 2058 voll versteuert.  

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Wann ist die gesetzliche Rente zu versteuern?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Rentnerinnen und Rentner steuerpflichtige Einkünfte beziehen, steigt kontinuierlich. Die Standardrente, auch Eckrente genannt, lag für das Jahr 2023 nach der Erhöhung am 1. Juli bei 1.692 Euro brutto im Monat. Diese Summe gibt es, wenn Du 45 Jahre lang das Durchschnittsentgelt verdient hast. 

Ein lediger Rentner, der 2024 erstmals Rente bezieht, keine weiteren Einkünfte hat und in die gesetzliche Kran­ken­ver­si­che­rung gezahlt hat, muss bei einer Brutto-Jahresrente von mehr als 16.434 Euro davon ausgehen, dass er darauf Steuern zu zahlen hat. Das hat Finanztip ermittelt. Das bedeutet, dass der Rentner in diesem Fall eine Steu­er­er­klä­rung abgeben muss. Erst mit dem Steuerbescheid des Finanzamts ist dann klar, ob und in welcher Höhe Steuern zu zahlen sind.

In der folgenden Tabelle kannst Du anhand des Rentenbeginns und der Rentenhöhe ablesen, ob Du Deine Rente 2024 versteuern musst, falls Du ausschließlich eine gesetzliche Rente beziehst. Die Zahlen stellen die Brutto-Rente dar, das heißt, die Einnahmen aus der gesetzlichen Ren­ten­ver­si­che­rung abzüglich 8,15 Prozent Beitrag zur gesetzlichen Kran­ken­ver­si­che­rung (inklusive durchschnittlichem Zusatzbeitrag von 1,7 Prozent) und 3,4 Prozent Pfle­ge­ver­si­che­rung. Sie gelten für eine ledige Person. Für Ehepaare, die sich zusammen veranlagen lassen, gelten die doppelten Beträge.

Überschreitest Du diese in der Tabelle dargestellten Beträge im Jahr 2024, musst Du befürchten, Steuern zahlen zu müssen. Liegst Du deutlich darüber, solltest Du zügig prüfen, ob Du für die Vorjahre Steu­er­er­klä­rungen nachreichen musst. Erledige das möglichst schnell. Schließlich könnten Finanzämter 15 Monate nach Ablauf des Kalenderjahres, in dem die Steuer entstanden ist, für jeden Verspätungsmonat Zinsen verlangen.

Rentenbesteuerung Tabelle

Wir zeigen Dir jetzt, wie hoch 2024 Deine Rente maximal sein darf, damit sie steuerfrei bleibt.

Rentenbeginn

Rentengebiet WestRentengebiet Ost
 Jahresrente1Monatsrente im ersten HalbjahrMonatsrente im zweiten HalbjahrJahresrente1Monatsrente im ersten HalbjahrMonatsrente im zweiten Halbjahr
200521.704 €1.768 €1.849 €20.044 €1.633 €1.708 €
200621.175 €1.725 €1.725 €19.668 €1.602 €1.676 €
200720.736 €1.689 €1.767 €19.351 €1.577 €1.649 €
200820.413 €1.663 €1.739 €19.157 €1.561 €1.632 €
200920.025 €1.631 €1.706 €18.909 €1.541 €1.611 €
201019.573 €1.595 €1.668 €18.571 €1.513 €1.582 €
201119.235 €1.567 €1.639 €18.319 €1.492 €1.561 €
201218.863 €1.537 €1.607 €18.138 €1.478 €1.545 €
201318.477 €1.505 €1.574 €17.953 €1.463 €1.529 €
201418.164 €1.480 €1.547 €17.733 €1.445 €1.511 €
201517.933 €1.461 €1.528 €17.599 €1.434 €1.499 €
201617.678 €1.440 €1.506 €17.471 €1.423 €1.488 €
201717.381 €1.416 €1.481 €17.258 €1.406 €1.470 €
201817.109 €1.394 €1.458 €17.036 €1.388 €1.451 €
201916.829 €1.371 €1.434 €16.817 €1.370 €1.433 €
202016.465 €1.341 €1.403 €16.513 €1.345 €1.407 €
202116.358 €1.333 €1.394 €16.443 €1.340 €1.401 €
202216.331 €1.330 €1.391 €16.459 €1.341 €1.402 €
202316.550 €1.348 €1.410 €16.550 €1.348 €1.410 €
202416.434 €1.339 €1.400 €16.434 €1.339 €1.400 €

1Bruttorente
gerechnet mit 8,15 % Beitrag zur Kran­ken­ver­si­che­rung (mit durchschnittlichem Zusatzbeitrag 1,7 %),
3,4 % Beitrag zur Pfle­ge­ver­si­che­rung, abzüglich Pauschbeträge Werbungskosten 102 €, Sonderausgaben 36 €
Quelle: Finanztip-Berechnung, Stand: 20. März 2024

Maximale steuerfreie Bruttorente im Jahr 2024 in Euro

Du siehst: Je länger Du schon in Rente bist, desto mehr gesetzliche Rente darfst Du beziehen ohne in die Steuerpflicht zu rutschen. Bedenke, dass die Tabelle sich nur auf die Zahlungen der gesetzlichen Rente bezieht. Bei weiteren steuerpflichtigen Einnahmen kann es sein, dass Du dann doch über die Grenzen rutschtst. Auf der anderen Seite kannst Du auch im Ruhestand diverse Beträge steuerlich absetzen. Daher lohnt es sich, jeden Einzelfall für sich zu prüfen – und so manche Rentnerin und so mancher Rentner muss nach Abgabe einer Steu­er­er­klä­rung doch keine Steuern zahlen.

Tipp: Mit dem Alterseinkünfte-Rechner des Bayerischen Landesamts für Steuern können Rentner kostenlos kalkulieren, wie hoch eine mögliche Einkommensteuer ausfällt. Viele Rentner müssen nur geringe Steuern zahlen.

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