Tipps & Tricks

3 Steuer-Hacks für ETFs – einer kann Dir 28.000€ extra bringen

Mit einem ETF-Sparplan kannst Du Dir bequem ein Vermögen aufbauen. Einmal eingerichtet, musst Du praktisch nichts mehr tun. Du kannst es aber – und steuerlich viel rausholen.

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Du investierst in einen breit gestreuten Aktien-ETF? Dann hast Du die wichtigste Entscheidung für Deinen langfristigen Vermögensaufbau schon getroffen. Denn sobald Du Dein Investment per ETF-Sparplan auf Autopilot gestellt hast, musst Du für den Erfolg fast nichts mehr tun. Du willst noch mehr rausholen? Dann kannst Du das auch, z. B. steuerlich. Hier unsere drei besten Steuer-Hacks für ETFs – natürlich völlig legal:

1. Jüngere ETF-Anteile zuerst verkaufen 

Fangen wir direkt mit dem besten Trick an, der Dir in unserem realistischen Rechenbeispiel insgesamt 28.000€ extra bringt. Dabei geht’s darum, ein Grundprinzip beim ETF-Verkauf zu umgehen: Wenn Du Anteile verkaufst, werden automatisch die ältesten zuerst verkauft. 

Für Dich ist das aber nicht ideal. Denn diese ältesten Anteile haben höchstwahrscheinlich den größten Gewinn gemacht. Bei jahrzehntelangem Sparen dürfte der Wert jedes Deiner ETF-Stückchen über die Zeit wachsen, daher wächst auch die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs. Je höher der Gewinn, desto mehr Steuern musst Du aber bezahlen. Und diese abgeführten Steuern können dann nicht weiter Rendite für Dich einfahren. Wenn es ans Entsparen geht, ist es also schlauer, die jüngeren Anteile zuerst verkaufen.

Aber wie? Dafür gibt‘s zwei Varianten: 

Variante 1: Die Finanztip 3x10-Strategie

Die kannst Du nutzen, wenn die Auszahlphase bei Dir noch weit weg ist. Bespar einfach alle paar Jahre einen neuen Welt-ETF (hier geht’s zu unseren ETF-Empfehlungen) und lass den bzw. die alten ETFs einfach im Depot liegen. In unserem Beispiel sind wir von drei verschiedenen ETFs ausgegangen, die Du nacheinander für je zehn Jahre besparst (deshalb 3x10). Den ETF, den Du zuletzt bespart hast, verkaufst Du dann später zuerst – und Deinen ersten ETF zuletzt. Wie Du das am einfachsten umsetzt, liest Du in diesem Text.

Variante 2: Depotübertrag nutzen 

Du hast schon länger Geld in einen einzigen ETF gesteckt und stehst kurz vor der Auszahlphase? Dann ist es etwas komplizierter, aber Du kannst trotzdem Steuervorteile rausholen. Für diese Variante brauchst Du ein zweites Depot, am besten ein Zweitdepot beim selben Anbieter. Von unseren Emp­feh­lungen bieten das ING, Consorsbank, 1822 direkt, Comdirect und Flatex.

Zuerst überlegst Du Dir, wie viel Geld Du aus Deinem Depot holen möchtest (z. B. wie viel Du die nächsten zwölf Monate brauchst) und wie viele Anteile Du dafür verkaufen musst. So viele Anteile lässt Du in Deinem ersten Depot, den Rest schickst Du per Depotübertrag in Dein Zweitdepot. Erst danach verkaufst Du die Anteile in Depot 1. Warum? Weil beim Depotübertrag dieselben Regeln gelten wie beim ETF-Verkauf: Die ältesten Anteile werden zuerst auf Depot 2 übertragen. In Depot 1 bleiben also Deine jüngsten Anteile übrig – auf die Du wahrscheinlich viel weniger Steuer zahlen musst.

Wenn Du das nächste Mal Geld entnehmen willst, machst Du dasselbe – nur umgekehrt: Du überträgst von Depot 2 auf Depot 1. Worauf Du sonst noch achten musst, liest Du hier.

2. Mit einem ausschüttenden ETF beginnen

Du nutzt Deinen jährlichen Sparerpauschbetrag (aktuell 1.000€ pro Person) allein durch Zinsen noch längst nicht aus und willst gerade mit Aktien-ETFs loslegen? Dann überleg Dir, ob Du nicht besser mit einem ausschüttenden ETF startest. Anders als ein thesaurierender ETF legt der die Dividenden der enthaltenden Aktien nicht automatisch wieder in Form weiterer Aktien an. Die Ausschüttungen landen stattdessen regelmäßig auf Deinem Konto. Du musst sie also selbst reinvestieren, wenn Du den Zinseszinseffekt nutzen willst. Und das solltest Du unbedingt.

Aber warum den Ausschütter wählen, wenn es mit einem Thesaurierer bequemer geht? Weil Du mit den Ausschüttungen Deinen Pauschbetrag nutzen kannst. So bleiben sie auch dann steuerfrei, wenn Du sie reinvestierst. Bei einer angenommenen Ausschüttungsrendite von 2% p. a. funktioniert das bis zu einem ETF-Volumen von ca. 50.000€. Erst dann sind die 1.000€ ausgeschöpft und Du solltest auf einen Thesaurierer umsteigen, um Deine Erträge nicht unnötig früh versteuern zu müssen. Den Ausschütter lässt Du einfach liegen.

Am besten wechselst Du den ETF aber schon etwas bevor Du die 1.000€ erreichst (z. B. bei 800€). Denn mit der Zeit wird der Ausschütter durch steigende Dividenden immer stärker an Deinem Freibetrag knabbern. 

Übrigens: Natürlich wird durch die Vorabpauschale mittlerweile auch beim Thesaurierer Dein Pauschbetrag verbraucht – gerade am Anfang Deiner ETF-Karriere wird das aber nur wenig ausmachen. Mehr dazu liest Du in diesem Text.

Dieser Trick funktioniert übrigens super in Kombination mit Variante 1 der Finanztip 3x10-Strategie: Durch den Wechsel zum Thesaurierer besparst Du ja automatisch einen neuen ETF.

3. ETF am Jahresende abverkaufen

Auch beim Thesaurierer kannst Du den Pauschbetrag zusätzlich zur Vorabpauschale nutzen – und zwar wenn Du gegen Jahresende bemerkst, dass Du Deine 1.000€ längst nicht ausnutzen wirst. Um das zu ändern, kannst Du jetzt einen kleinen Teil Deiner ETF-Anteile steuerfrei verkaufen. Der Vorteil auch hier: Diese Summe musst Du nie wieder versteuern. Wichtig: Denk auch hier an den Zinseszinseffekt und reinvestier die Auszahlung.

Ganz einfach umzusetzen ist das aber nicht: Es ist schwierig, exakt herauszufinden wie viele Anteile Du steuerfrei verkaufen kannst. Am besten richtest Du im Depot einen Freistellungsauftrag (FSA) ein und verkaufst erstmal nur einen kleinen Teil. Dann checkst Du, wie viel FSA der Verkauf aufgebraucht hat und legst ggf. mit einem zweiten Teilverkauf nach. Die nötige Größe kannst Du jetzt auch viel besser einschätzen.

Und keine Sorge: Es ist nicht schlimm, wenn Du minimal über Deinem FSA landest. Achte aber unbedingt darauf, wie hoch die Gebühren Deiner Depotbank sind: Teilverkäufe lohnen sich vor allem, wenn Du für Verkauf und Wiederanlage kaum etwas zahlst (z. B. bei einem Neobroker).

Fazit 

Mit jedem dieser Tipps kannst Du Deinen ETF steuerlich also noch etwas oder sogar deutlich optimieren. Zwingend nötig sind sie aber nicht, um Dir per ETF erfolgreich ein Vermögen aufzubauen. Wenn Du es einfach halten und Dich möglichst wenig kümmern willst, reicht es völlig aus, dauerhaft nur einen einzigen Thesaurierer zu besparen und ihn später normal abzuverkaufen. Aber welchen ETF solltest Du wählen? Schau doch mal in unseren ETF-Finder.

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