Ethereum Ether – die Nummer Zwei, die anders tickt

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Ethereum und Ether stehen für eines der bekanntesten Krypto-Projekte. Grundlage ist – ähnlich wie bei Bitcoin – eine weltweite Datenbank, eine Blockchain.
  • Anders als Bitcoin ist Ethereum/Ether nicht nur eine Kryptowährung, sondern auch mit einem Computerbetriebssystem vergleichbar, auf dem individuelle Programme laufen können.
  • Die zugehörige Recheneinheit oder Währung heißt Ether. Ethereum ist der Name der Blockchain.
  • Im September 2022 hat Ethereum seinen Prüfmechanismus umgestellt. Künftig soll die Qualitätssicherung deutlich weniger Strom verbrauchen.

So gehst Du vor

  • Auch als Privatperson kannst Du Ether kaufen und handeln. Wie auch bei anderen Anlageformen gilt im Krypto-Bereich: Rendite ohne Risiko gibt es nicht. Sei kritisch und skeptisch.
  • Im Zentrum Deiner Finanzen sollte ein Mix aus Tagesgeld, Festgeld und kostengünstigen Indexfonds (ETFs) stehen.
  • Wo man Ether am besten kauft, hat Finanztip noch nicht untersucht. Als Plattformen für den Bitcoin-Kauf empfehlen wir Bison und Bitvavo.

Der Bitcoin mag bekannter sein, aber Ethereum hat eine vielseitigere Technologie mit verschiedenen Einsatzbereichen im Gepäck, darunter die sogenannten Smart Contracts. Das sind digitale Verträge, die ähnlich wie eine Software funktionieren und Daten verarbeiten können. Solche Verträge werden mit der Recheneinheit Ether abgewickelt. Die Blockchain, also das Datenbank-Fundament von Ethereum, ist programmierbar und somit ständig erweiterbar.

Der Marktwert von Ether steht unter allen Kryptowährungen auf Platz Zwei hinter Bitcoin. Die meisten Krypto-Handelsplätze bieten sowohl Bitcoin als auch Ether an. Bevor Du aber hier Geld investierst, solltest Du das Konzept mit seinen Risiken verstanden haben.

Was ist Ethereum?

Ethereum bezeichnet sich selbst auch als „Marktplatz für Finanzdienstleistungen“. Grundidee ist – wie bei Bitcoin – eine dezentrale Datenbank, die Blockchain. Eine Besonderheit der Ethereum-Blockchain ist aber, dass sie von Nutzern erweitert werden kann. So ist es möglich, eigene Programme zu schreiben, die an die Blockchain andocken.

Der Erfinder von Bitcoin ist unbekannt, über dem Konzeptpapier steht lediglich der Name Satoshi Nakamoto – es aber unklar ist, wer sich dahinter verbirgt. Die Erfinder von Ethereum kennt man hingegen. Im Jahr 2013 wurde das Ethereum-Konzept von Vitalik Buterin, einem kanadischen Softwareentwickler, vorgestellt. Sein Ziel war es anfangs, Bitcoin um eine Programmiermöglichkeit zu erweitern, um so nicht nur Zahlungsströme abzuwickeln, sondern auch weitergehende Finanzdienste einzubeziehen. Dabei sollten die Transaktionen ohne zentrale Kontrollinstanz ablaufen. Der Oberbegriff für die Technologie heißt Defi, oder Decentralized Finance.

Als sich abzeichnete, dass diese Idee im bestehenden Bitcoin-System nicht umsetzbar war, riefen Buterin und sechs weitere Entwickler und Unternehmer Ethereum als separates Projekt ins Leben. 2015 startete die Programmierplattform von Ethereum, und die ersten Einheiten der zugehörigen Kryptowährung Ether kamen in Umlauf (siehe nächsten Abschnitt). Die Entwicklung von Ethereum wird von der Stiftung Ethereum vorangetrieben, die in Zug in der Schweiz sitzt.

Was ist Ether?

Ether ist die Kryptowährung der Ethereum-Blockchain. Ether wird auch für Zahlungsvorgänge genutzt. Du kannst Ether an verschiedenen Online-Handelsplätzen kaufen und verkaufen. Bekannte internationale Plattformen sind zum Beispiel Kraken oder Binance, aus Deutschland auch Bison. Auf ihnen kannst Du Ether gegen Euro tauschen.

Ethers spezielles Einsatzgebiet sind aber Smart Contracts, also digitale Verträge, die ähnlich wie eine Software funktionieren und Daten verarbeiten können. Besondere Bedeutung hat Ether im Bereich der NFTs. Um diese digitalen Zertifikate zu erstellen, musst Du Transaktionsgebühren in Ether zahlen.

Die Abkürzung für Ether ist ETH. Auch der griechische Buchstabe Ξ (Xi) steht für Ether. Der Ether-Marktwert beträgt rund 200 Milliarden Euro (Stand: 13. September 2022). Bitcoin hat einen höheren Marktwert, rund 400 Milliarden Euro. Die nächstkleineren Kryptowährungen Binance Coin, Ripple, Solana oder Cardano folgen mit einigem Abstand (jeweils zwischen rund 10 und 50 Milliarden Euro Marktwert).

Für einen Bruchteil eines ETH gibt es die Bezeichnung 1 Wei, was einem Trillionstel ETH entspricht, sowie 1 Gwei (Gigawei), was für ein Milliardstel ETH steht.

1 ETH1 Etherca. 1.600 Euro
0,0006 ETH600.000 Gweica. 1 Euro
0,000 000 001 ETH1 Gwei 
0,000 000 000 000 000 001 ETH1 Wei 

Quelle: Blockchaincenter.net, Stand: 13. September 2022

Die Ethereum-Blockchain ist nicht nur Grundlage für Ether, sondern für eine Reihe anderer Kryptowährungen, darunter der Stablecoin Tether, der den Kurs des US-Dollar nachbilden soll.

Wie Du Ether am besten handelst, hat Finanztip noch nicht untersucht. Für den Handel mit Bitcoin empfehlen wir Bison und Bitvavo, zwei seriöse und namhafte Plattformen.

Was ist Gas in Bezug auf Ethereum?

Die Bezeichnung Gas hat nur im übertragenen Sinne etwas mit Erdgas oder Benzin beziehungsweise Sprit zu tun (nach dem englischen Wort gas). Es geht hier um Zahlungen in der Kryptowährung Ether. Ähnlich wie Treibstoff für einen Motor sind aber diese Gas-Zahlungen erforderlich, damit eine bestimmte Transaktion auf der Ethereum-Blockchain abgewickelt wird. Ebenso fallen diese Zahlungen für die Ausführung eines Smart Contracts an sowie fürs Prägen (Minten) eines NFT, also eines bestimmten Zertifikats.

Durch Angebot und Nachfrage bildet sich der sogenannte Gaspreis (gas price), der in diesem Moment die Grundlage für diese Transaktionsgebühr ist. Der Gaspreis wird in Ether beziehungsweise der Untereinheit Gwei angegeben.

Es ist möglich, ein Gaslimit anzugeben, also einen Höchstpreis für eine Transaktion. Aber Vorsicht: Wird dieses Limit überschritten, kann die Transaktion nicht ausgeführt werden, aber der Gaspreis wird trotzdem abgezogen. Es kann also passieren, dass Du für eine Leistung zahlst, diese aber nicht erhältst.

Was ist der Ethereum-Merge?

Im September 2022 fand eine umfangreiche Aktualisierung des Ethereum-Netzwerks statt. Mit diesem Update, auch Ethereum-Merge (Zusammenführung) genannt, änderte sich die Arbeitsweise der Ethereum-Blockchain. Es geht dabei um das Prinzip, das Sicherheit und Echtheit der Blockchain gewährleistet. Zusammengeführt wurden dabei zwei Blockchains: die bestehende sowie eine zweite, die für dieses Sicherheitsprinzip eine alternative Herangehensweise mitbringt.

Zuvor funktionierte Ethereum (ebenso wie Bitcoin) nach dem sogenannten Konsensmechanismus „Proof of Work“. Die Folge: Um Blockchain-Einträge zu bestätigen, ist ein hoher Einsatz an Computer-Rechenleistung erforderlich. Und somit ist der Stromverbrauch dieser Methode sehr hoch. Das Mining oder Schürfen passiert in der Regel in riesigen Rechenzentren.

Ethereum 2.0

Seit dem Ethereum-Merge funktioniert die Prüfung der Blockchain über das Verfahren „Proof of Stake“. Hier ist kein Wettrüsten der Rechenzentren erforderlich, sondern ein finanzieller Einsatz (vom englischen „to stake“). Wer einen bestimmten Betrag der Kryptowährung Ether vorübergehend hinterlegt, kann zufällig für die Kontrollaufgabe der Blockchain ausgewählt werden und bekommt dann eine Belohnung für eine regelgerechte Prüfung. So soll der Energieverbrauch von Ethereum drastisch reduziert werden – nach Angaben der Ethereum-Stiftung um über 99,9 Prozent. Es gibt bereits andere Kryptowährungen, die mit dem energiesparenderen „Proof of Stake“ arbeiten, etwa Solana oder Cardano – beide spielen allerdings eine deutlich kleinere Rolle als Ethereum.

Der Ethereum-Merge ist eine enorme Reform, die zu starken Kursschwankungen bei Ether führen kann. Ob die Zusammenführung technisch einwandfrei geklappt hat, kann noch nicht abschließend beurteilt werden.

Hast Du eigene Ether in Deinem Wallet (also in deiner digitalen Geldbörse), musst Du nichts unternehmen. Insbesondere solltest Du nicht auf Betrüger hereinfallen, die die Gelegenheit ausnutzen werden, um Dich mit anderslautenden Mails übers Ohr zu hauen. Auch angebliche Verlosungen von Ether-Coins sind im Umlauf. Lass davon die Finger und versende keine eigenen Ether. Der Handel von Ether kann allerdings vorübergehend eingeschränkt sein.

So teilte beispielsweise die Krypto-Handelsplattform Bison ihren Kunden mit: „Da die Auswirkungen des Merge auf das Ethereum-Netzwerk nicht abschließend absehbar sind, wird der Handel mit ETH vorsorglich ca. 24 Stunden vor dem Merge nicht mehr möglich sein.“ Ein- und Auszahlungen wurden ebenfalls pausiert. Am 15. September 2022 schaltete Bison den Handel mit ETH sowie Ein- und Auszahlungen wieder frei.

Ist Ether eine gute Geldanlage?

Für eine Investition in Ethereum beziehungsweise Ether gelten ähnliche Risiken wie auch bei Bitcoin, der anderen namhaften Kryptowährung. Zwar unterscheiden sich Ethereum und Bitcoin in ihren Anwendungsbereichen und seit dem sogenannten Ethereum-Merge auch in der Methode, wie die Blockchain gepflegt wird. Wir verweisen trotzdem auf diese Argumente gegen eine Geldanlage in Bitcoin.

Kurzgefasst sagen wir auch über eine Geldanlage in Ether:

  • Ether funktioniert in den allermeisten Fällen nicht als Zahlungsmittel. Zu den Ausnahmen gehören Dienste, die direkt mit der Blockchain zu tun haben, zum Beispiel das Prägen oder der Kauf eines NFT. Manche Onlinehändler wie der Schweizer Versender Galaxus akzeptieren Ether – die Preise sind allerdings immer in Franken beziehungsweise Euro ausgeschrieben, zudem fällt eine Umrechnungsgebühr an.
  • Ether ist nicht abgesichert. Es gibt keine Einlagensicherung wie beim Sparbuch und anderen Bankkonten und keine Zentralbank, die die Preisstabilität im Blick hat.
  • Ether hat keinen materiellen Wert, sondern – wie andere Kryptowährungen auch – nur so lange einen Wert, wie Menschen an ihren Erfolg glauben. Wenn sich viele Spekulanten von Ethereum abwenden, kann der Euro-Wert des Ether schnell abrutschen. Du riskierst, alles zu verlieren.

Natürlich gibt es auch Pro-Argumente für Ether. Insbesondere der bisherige Wertzuwachs war über weite Strecken enorm. Allerdings gibt es keine Garantie, dass dies so weitergeht. Es gibt auch keine Garantie, dass Du Deine Ether in Zukunft mit Gewinn verkaufen kannst. Sie können auch komplett wertlos werden.

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