Kryptowährungen Digitale Werteinheiten mit ausgeprägten Unterschieden

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Anders als staatliche Währungen wie Euro oder Dollar werden Kryptowährungen nicht von einer Notenbank oder einer anderen zentralen Einrichtung herausgegeben.
  • Es gibt Tausende Kryptowährungen. Jede hat ihre eigenen Merkmale. Die mit Abstand bekannteste ist der Bitcoin.
  • Der Sammelbegriff für alle anderen Krypto-Assets heißt Altcoins. Manche davon sind Scherz- oder sogar Betrugs-Projekte.

So gehst Du vor

  • Was für andere Anlageformen gilt, stimmt erst recht im Krypto-Bereich: Rendite ohne Risiko gibt es nicht. Sei kritisch und skeptisch.
  • Kryptowährungen sind spekulativ. Investiertes Geld kann verloren sein.
  • Im Zentrum Deiner Finanzen sollte ein Mix aus Tagesgeld, Festgeld und kostengünstigen Indexfonds (ETFs) stehen.

Ein Zahlungsmittel, das nicht der Kontrolle eines Staates unterliegt. Ein Wertaufbewahrungsmittel, das komplett digital funktioniert. Und im besten Fall auch eine Recheneinheit für Güter und Leistungen. Das sind Ideale, die von unzähligen Kryptowährungen angestrebt werden.

Tatsächlich ist die Gruppe aber völlig bunt gemischt. Die Idee der Kryptowährung kann völlig unterschiedlich umgesetzt sein. In ihrer – noch kurzen – Geschichte gab es schon enorme Renditechancen, aber auch dramatische Zusammenbrüche und Betrug.

Was ist eine Kryptowährung?

Eine Kryptowährung ist – nüchtern formuliert – ein Vermögensgegenstand, den man handeln kann. Die sprachliche Nähe zu Geld und Währung gefällt dabei nicht allen (mehr zu dieser Frage liest Du weiter unten). Automatisch hast Du wahrscheinlich Bilder im Kopf von Bitcoin- oder Ether-Münzen, denn viele Artikel oder Filme sind mit solchen Symbolbildern illustriert. Tatsächlich existieren Kryptowährungen aber nur in digitaler Form und nicht als Bargeld. Jede Kryptowährung hat einen Bauplan oder eine Art Geschäftsordnung, die ihren Zweck und ihre Funktionsweise definiert und solche Fragen klärt wie

  • Wie entstehen neue Einheiten der Kryptowährung?

  • Wie werden Übertragungen geprüft, abgewickelt und dokumentiert?

  • Wie kann die Geschäftsordnung der Kryptowährung geändert werden?

Diese Aspekte sind auch bei traditionellen Währungen geregelt. Deren Geschäftsordnung ist aber nicht in einem Dokument oder einem Programmcode zusammengefasst, sondern ergibt sich aus einer Vielzahl von Gesetzen oder einfach aus allgemeinen Gewohnheiten. Den Euro beispielsweise darf nur die Europäische Zentralbank als neues Bargeld ausgeben. Sie hat ihren Auftrag von den Parlamenten der Euro-Länder bekommen, die diesen auch ändern oder theoretisch entziehen könnten, oder, wie derzeit diskutiert, auf einen digitalen Euro ausweiten können. Die einzelnen Geschäftsbanken können Buch- oder Giralgeld neu schöpfen, wenn sie Kredite ausgeben. (Das heißt: Zahlt jemand 100 Euro aufs Bankkonto ein, lagert die Bank den Betrag nicht komplett, sondern reicht ein Vielfaches davon an andere Kunden weiter, die Kredite aufnehmen.) Und Zahlungsvorgänge in Euro werden je nach Art unterschiedlich geprüft und dokumentiert: Die Trinkgeldzahlung im Café läuft technisch anders ab als die Überweisung Deines Gehalts oder Deiner Rente.

Wie viele Kryptowährungen gibt es?

Anfang 2024 gibt es über 20.000 verschiedene Kryptowährungen. Darunter sind etliche nicht-öffentlich und auch manche Karteileichen, für die es keine aktuellen Transaktionen und Kursdaten gibt. Auf sehr großen Krypto-Börsen werden in der Regel mehrere Hundert Titel gehandelt. Die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen, also die umlaufenden Anteile mit dem aktuellen Kurswert multipliziert, betrug im Februar 2024 rund 1,8 Billionen Euro. 2021 lag diese Marktkapitalisierung aufgrund der seinerzeit höheren Kurse vieler Währungen bei fast 3 Billionen Euro.

Sind Kryptowährungen tatsächlich Währungen?

Der Begriff Kryptowährung wird auch kritisch gesehen. Wir haben uns dafür entschieden, ihn in unseren Texten zu benutzen, weil er eingängig und verbreitet ist, möchten aber auf ein paar Einschränkungen eingehen.

Schauen wir zunächst auf den Wortbestandteil Währung: Mit herkömmlichen beziehungsweise staatlichen Währungen haben Bitcoin und Co. einerseits gemein, dass sie als Spekulationsgut genutzt werden können. Entsprechend gibt es Trader, die auf Kursbewegungen von Yen, Franken oder Dollar wetten. Schon der Umtausch an sich fühlt sich ähnlich an, denn es gibt jeweils aktuelle Wechselkurse und spezialisierte Händler. Aber es bestehen wichtige Unterschiede.

Schaust Du auf die Gewähr, die sprachlich in der Währung enthalten ist, findet diese komplett anders statt. Ein Staat garantiert – mehr oder weniger glaubwürdig – den Wert seiner Währung. Der Wert einer Kryptowährung wird nicht von einer staatlichen Stelle garantiert. Je nach Konzept der jeweiligen Kryptowährung kann es flankierende Garantien geben: Beim Bitcoin ist zum Beispiel im Code festgehalten, dass es nicht mehr als 21 Millionen Einheiten geben wird. Das sagt allerdings nichts über den Tauschwert von Bitcoin in Alltagsgüter aus. Bei Stablecoins ist in irgendeiner Form geregelt, dass ihr Wert an ein anderes Anlageobjekt gekoppelt ist, zum Beispiel Tether an den US-Dollar.

Grob gesagt: Die Gewähr, die die Schweizer Nationalbank für den Franken abgibt, ist wahrscheinlich seriöser als die einer Diktatur oder eines Entwicklungslandes. Ebenso ist das Wertversprechen des Bitcoin-Konzepts sicher belastbarer als das eines beliebigen Spaß-Coins.

Neben der Tausch- und Wertaufbewahrungs-Funktion haben traditionelle Währungen noch eine dritte Rolle, nämlich die eines Maßstabes. Das bedeutet, dass Preise in der jeweiligen Währung genannt oder auch in Verträgen festgehalten werden (also etwa das Monatsgehalt in Euro oder ein Fass Rohöl in Dollar). Diese Rolle übernehmen Kryptowährungen sehr selten, was nicht zuletzt an den starken Kursschwankungen liegt. Selbst Bitcoin wird in der Regel zum aktuellen Tageskurs einer staatlichen Währung wie Euro getauscht.

Auch der Wortbestandteil Krypto wird – allerdings seltener – in Frage gestellt. Das Argument: Zwar stecken meist kryptographische, also Verschlüsselungs-Technologien hinter den Projekten. Im Sinne von „verborgen“ oder „geheim“ sei die Nutzung hingegen nicht zu betrachten. Zentraler Bestandteil einer Kryptowährung ist schließlich eine Datenbank, oft als Blockchain realisiert. Es ist also prinzipiell möglich, jede einzelne Transaktion lückenlos nachzuvollziehen – ganz anders als bei Bargeld. Mit Hilfe von Pseudonymen ist das in der alltäglichen Praxis halb so wild, aber bedenkenswert ist der Einwand schon.

Alternative Bezeichnungen für Kryptowährungen sind Kryptogeld (hier treffen einige Kritikpunkte ebenfalls zu) oder Krypto-Werteinheit beziehungsweise englisch Krypto-Asset und crypto asset.

Staatliche Währungen wie Euro und Franken wiederum werden insbesondere in der Krypto-Branche als Fiat-Währungen bezeichnet. Das ist als Abgrenzung gedacht, etwa in Formulierungen wie „hier kannst Du Fiat-Währung einzahlen und in Bitcoin tauschen“. Mit „fiat“, lateinisch für „es werde“, soll betont werden, dass sie nicht an einen Rohstoff gekoppelt sind – woran sich wieder die Frage anschließt, ob denn dann nicht auch Kryptowährungen unter diese Definition fallen würden. Du siehst: Die Begrifflichkeiten können etwas verwirrend sein, aber aus dem Zusammenhang ergibt sich normalerweise, wer von was spricht.

Welche Kryptowährungen sind die wichtigsten?

Die älteste und mit Abstand verbreitetste Kryptowährung ist der Bitcoin. Sein Anteil an der gesamten Marktkapitalisierung liegt bei grob 40 Prozent. An zweiter Stelle steht Ether (Ethereum) mit einem Anteil von etwa 15 Prozent. Die weiteren Kryptowährungen der Spitzengruppe folgen erneut mit Abstand.

Da die allermeisten Kryptowährungen stark im Wert schwanken, also eine hohe Volatilität haben, kann sich auch die Reihenfolge und die Marktkapitalisierung schnell ändern.

KryptowährungKürzelMarktwert
in Mrd. Euro
BitcoinBTC935
Ether (Ethereum)ETH326
Binance CoinBNB50
SolanaSOL43
RippleXRP28
CardanoADA20
AvalancheAVAX13
TronTRX11
DogecoinDOGE11
ChainlinkLINK10

Quelle: blockchaincenter.net
Stand: 20. Februar 2024

Bitcoin

Aus der Maßeinheit Bit für digitale Daten und dem englischen Wort Coin für Münze ist der Name der ältesten, bekanntesten und relevantesten Kryptowährung gebildet: Bitcoin, abgekürzt BTC.

Seit 2009 kann Bitcoin gehandelt werden. Der Bauplan von Bitcoin ist in quelloffener (Open-Source-)Software festgehalten. Neue Bitcoins entstehen durch kryptographische Rechenaufgaben, deren Schwierigkeitsgrad im Zeitverlauf zunimmt – weswegen große Rechenzentren und ein hoher Energieeinsatz nötig sind. Auch die Bestätigung von Transaktionen und deren Archivierung in der Blockchain-Datenliste wird mittels dieser Rechenaufgaben erledigt. Der Fachbegriff für diese Methode heißt „Proof of Work“ (Arbeitsnachweis). Maximal können laut Bitcoin-Software 21 Millionen BTC entstehen, nicht mehr.

Ether (Ethereum)

Ether ist die Kryptowährung der Ethereum-Blockchain. Ether wird auch für Zahlungsvorgänge genutzt, sein spezielles Einsatzgebiet sind aber Smart Contracts, also digitale Verträge, die ähnlich wie eine Software funktionieren und Daten verarbeiten können. Besondere Bedeutung hat Ether im Bereich der NFTs. Um diese digitalen Zertifikate zu erstellen, musst Du Transaktionsgebühren in Ether zahlen. Die Abkürzung für Ether ist ETH.

Dogecoin

Der Dogecoin ist wohl der Inbegriff für die Gruppe der Spaßcoins, von manchen deutlich kritischer als Shitcoins bezeichnet. Ein weiterer Sammelbegriff ist Meme-Coin, vom englischen Wort für meist scherzhaft-ironische Anspielungen in sozialen Netzwerken. 2013 als Parodie auf Bitcoin gestartet, hält sich der Dogecoin durchgehend unter den meistgehandelten Kryptowährungen.

Kaum ein Text über Doge kommt ohne ein Symbolbild einer Münze mit Hundegesicht aus, ein Shiba Inu. Anders als der Bitcoin hat Dogecoin keine Obergrenze für die Zahl der insgesamt erstellbaren Einheiten. Die richtige Aussprache für Dogecoin benutzt Du, wenn Du erst „dou“ sagst, so dass es sich auf „Show“ reimt, und dann ein weiches Sch wie hinten in „Garage“.

Stablecoins

Ein Stablecoin ist eine Kryptowährung, die an einen anderen Vermögenswert gekoppelt ist, häufig ist das der US-Dollar. Stablecoins sind damit eine Art Bindeglied zwischen den restlichen Kryptowährungen und der analogen Währungswelt. Sie erleichtern den Tausch von einer Kryptowährung in eine andere, wenn sich Nutzer als Zwischenstufe gegen allzu starke Wertschwankungen absichern wollen. Allerdings gibt es unter den Stablecoins unterschiedliche Konzepte, wie die Kopplung an den Dollar oder andere Vermögenswerte geregelt ist. Tether (USDT), USD Coin (USDC) und Binance USD sind die bekanntesten Stablecoins.

Wo kannst Du Kryptowährungen kaufen?

Auch wenn weder eingefleischte Krypto-Fans noch Anhänger des traditionellen Währungssystems den Vergleich sonderlich mögen: Es gibt Gemeinsamkeiten mit herkömmlichen Wechselstuben. Leitwährungen wie US-Dollar oder Euro kannst Du an sehr vielen Stellen tauschen, exotischere Währungen aus kleineren Ländern deutlich seltener. Bei den Plattformen für Kryptowährungen haben die allermeisten Anbieter Bitcoin und Ether (Ethereum) im Programm, aber schon dahinter fächert es sich stark auf. Es gibt Börsen mit weit über 100 verschiedenen Kryptowährungen. Binance hat nach eigenen Angaben sogar über 600 auf seiner Liste.

Finanztip hat sich empfehlenswerte Plattformen für den Bitcoin-Handel angesehen. Dabei war uns insbesondere die Regulierung in Deutschland oder einem anderen EU-Staat wichtig. Mehr Informationen liest Du in unserem Ratgeber Bitcoin kaufen.

Bison
Bitcoin-Plattform
  • In Deutschland regulierter Anbieter
  • Handelspartner ist Euwax, Tochter der Börse Stuttgart
  • Verrechnungskonto bei der deutschen Solaris, kostenlose Ein- und Auszahlungen per Überweisung
  • Handelsspanne (Spread) bei Kauf und Verkauf: 1,25 Prozent des Bitcoin-Wertes
  • Kostenlose Limit-Order, 90 Tage gültig
  • Kostenloser Sparplan möglich (ohne zusätzliche Gebühren)
  • Hauseigenes kostenloses Wallet bei der Blocknox GmbH nutzbar
  • Demo-Modus mit Spielgeld

Du solltest auf keinen Fall zu einem Handelsplatz gehen, über den es keine oder nur wenige unabhängige Berichte in den Medien gibt. In diesem vergleichsweise jungen Markt tummeln sich zahlreiche Betrüger. Auch Werbemails, die ein Investment in Bitcoins anpreisen, solltest Du ignorieren.

Bist Du komplett neu beim Thema Börse, Aktien und ETF? In unserem Artikel Depot einfach erklärt findest Du alles, was Du für Dein erstes Depot wissen musst. 

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