Mietrechtsschutz Wann eine Miet­rechts­schutz­ver­si­che­rung sinnvoll ist

Henriette Neubert
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Das Wichtigste in Kürze

  • Wohn- oder auch Mietrechtsschutz über eine Ver­si­che­rung erhältst Du nur in Verbindung mit einer Pri­vat­rechts­schutz­ver­si­che­rung. Der Baustein „Wohnen“ verteuert Deine Rechts­schutz­ver­si­che­rung laut unserer Analyse ungefähr um 30 bis 50 Prozent.
  • Die Ver­si­che­rung unterstützt Dich finanziell bei Streit rund ums Wohnen – als Mieter oder wenn Du im Eigenheim wohnst. Als Vermieter brauchst Du eine andere Ver­si­che­rung.
  • Beim Mietrechtsschutz besteht üblicherweise eine Wartezeit von drei Monaten. Wenn er sofort oder rückwirkend gelten soll, wird es teuer.
  • Willst Du Dich nur gegen einen Rechtsstreit als Mieter schützen, gibt es günstigere Alternativen wie die Mitgliedschaft in einem Mieterschutzbund.

So gehst Du vor

  • Wenn Du eine private Rechts­schutz­ver­si­che­rung abschließen möchtest und zur Miete oder im Eigenheim wohnst, kannst Du den Baustein „Wohnen“ mitversichern.
  • Bei der Tarifauswahl solltest Du aber die gesamten Leistungen in allen Bereichen beachten.
  • Wir haben gute Rechtsschutztarife geprüft und empfehlen: WGV PBV Optimal, Arag Aktiv Komfort, außerdem Huk-Coburg PBV Plus, wenn Du unter Umständen bereit bist, auch eine höhere Selbstbeteiligung zu zahlen.

Der Vermieter kündigt Eigenbedarf an, die Ne­ben­kos­ten­ab­rech­nung ist ungewöhnlich hoch oder Du hast Streit mit den Nachbarn. All diese Konflikte können viel Geld kosten, vor allem, wenn sie vor Gericht landen. Schön, wenn Du dafür nicht aufkommen musst, sondern Deine Rechts­schutz­ver­si­che­rung einspringt. Doch bist Du mit einer Miet­rechts­schutz­ver­si­che­rung wirklich gut beraten?

Ist eine Miet­rechts­schutz­ver­si­che­rung sinnvoll?

Immer wieder haben Mieter im Laufe der Zeit einmal Probleme mit ihrem Vermieter. Einige Konflikte lassen sich schnell lösen, für andere brauchst Du professionellen Rat. Im schlimmsten Fall kann ein Mietrechtsstreit auch vor Gericht landen. Laut Deutschem Mieterbund gab es in den örtlichen Beratungsstellen im Jahr 2022 etwa 850.000 Beratungsfälle rund um die Mietwohnung, das waren rund ein Viertel weniger als im Jahr 2020.

Die fünf häufigsten Beratungsthemen in Mietervereinen 2022

Beratungsthemen 
Betriebskosten41,7 Prozent
Woh­nungs­män­gel17 Prozent

allgemeine

Vertragsangelegen-

heiten

11,5 Prozent
Vermieterkündigung7,9 Prozent
Mieterhöhung7,9 Prozent

Quelle: Deutscher Mieterbund (Stand: 04. Januar 2023)

Die im Jahr 2021 vor Gericht verhandelten Streitigkeiten waren folgende Themen:

Die fünf häufigsten Prozessthemen 2021

Mietrechtsprozesse 
Vertragsverletzungen29,9 Prozent
Betriebskosten17,4 Prozent
Mietkaution16,9 Prozent
Mieterhöhung16,2 Prozent
Eigenbedarf7,6 Prozent

Quelle: Deutscher Mieterbund (Stand: 11. März 2022)

Eine Miet­rechts­schutz­ver­si­che­rung verspricht Dir, die Kosten, die durch einen solchen Streit verursacht werden, zu übernehmen. Jedoch kannst Du eine Miet­rechts­schutz­ver­si­che­rung nicht einzeln abschließen, sondern nur als Baustein in Deiner Pri­vat­rechts­schutz­ver­si­che­rung.

Das macht sich natürlich auch bei der Beitragshöhe bemerkbar. Zunächst solltest Du also klären, ob eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung für Dich überhaupt sinnvoll ist. Mehr darüber erfährst Du in unserem Ratgeber zur Rechts­schutz­ver­si­che­rung.

Wenn Du eine Pri­vat­rechts­schutz­ver­si­che­rung abschließen möchtest, kann auch der Baustein „Wohnen“ für Dich interessant sein.

Was umfasst der Mietrechtsschutz?

Mit Mietrechtsschutz können sich Mieter, Pächter oder Wohnungseigentümer gegen die Kosten rechtlicher Streitigkeiten mit dem Vermieter oder den Nachbarn schützen. Zu den versicherten Streitfällen, die Dich als Mieter betreffen können, gehören:

Aber auch als Eigentümer einer Wohnung oder eines Hauses kann Ärger auf Dich zukommen. Mit der Wohnrechtsschutzversicherung erhältst Du ebenfalls Unterstützung bei Streit mit den Nachbarn, zum Beispiel wegen Grundstücksgrenzen beim Eigenheim oder auch wegen Ruhestörungen. Ebenfalls abgedeckt sind Streitigkeiten mit dem Finanzamt, zum Beispiel über Abfallgebühren. Abhängig vom Tarif können Streitigkeiten um Immobilien im Ausland, Streit mit Verwaltungsbehörden wie Baugenehmigungen oder Konflikte um Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen mitversichert sein.

Die Rechts­schutz­ver­si­che­rung übernimmt dabei gerichtliche und außergerichtliche Kosten:

  • Mietrechtsberatung, auch telefonisch
  • Mediation, wenn vereinbart
  • Anwaltsschreiben
  • Anwaltskosten
  • Gerichtskosten
  • Kosten für Gutachter oder Zeugen

Bevor Du einen Anwalt beauftragst, musst Du eine Deckungszusage einholen. Mit dieser bestätigt Dir die Ver­si­che­rung, dass sie die notwendigen Kosten für den Rechtsstreit übernimmt.

Was ist im Mietrechtsschutz nicht mitversichert?

In den allermeisten Tarifen nicht versichert sind zunächst Streitigkeiten, die Du als Vermieter hast. Dafür benötigst Du eine sogenannte Ver­mie­ter­rechts­schutz­ver­si­che­rung. Wenige teure Premiumtarife haben eventuell auch Rechtsschutz für Vermieter im Privatbaustein. Solche umfangreichen Leistungen haben wir in unserem Rechts­schutz­ver­si­che­rungstest bei einem Tarif gefunden: der Arag Premium. Da diese Leistungen jedoch nur für einen kleineren Teil unserer Leser interessant sind, waren sie nicht Teil unserer Untersuchung und der Tarif ist im Preis/Leistungsvergleich wesentlich teurer als fast alle anderen Tarife.

Welche weiteren Leistungen in Deiner Mietrechtschutzversicherung außerdem nicht enthalten sind, hängt vom Vertrag ab und ist in den Ver­si­che­rungs­be­din­gungen genau erklärt.

Nicht versichert ist aber vor allem jeglicher Streit, der vor Vertragsabschluss oder während der Wartezeit begann. Bei Mietrechtsschutz gilt generell eine Wartezeit von drei Monaten. Das heißt, die Ver­si­che­rung übernimmt die Kosten erst dann, wenn der Streit frühestens drei Monate nach Vertragsabschluss entstand. Mietrechtsschutz ohne Wartezeit gibt es nur, wenn Du lückenlos von einem Vertrag in einen neuen gewechselt bist.

Einzelne Versicherer bieten „Sofort-Schutz“ an. Dieser Tarif ist allein und ohne den Baustein Privatrechtsschutz erhältlich. Du musst für den sofortigen Schutz jedoch einer Laufzeit von drei Jahren zustimmen und auch die Beiträge sind mit 300 bis 650 Euro im Jahr ausschließlich für Mietrechtsschutz sehr hoch.

Die Ver­si­che­rung zahlt unter Umständen auch nicht, wenn sie glaubt, dass die Erfolgschancen nur gering sind oder Du aus Mutwilligkeit, also nur um des recht haben willens, den Rechtsstreit austragen möchtest. Auch wenn Du einen Anwalt beauftragst, bevor Du eine Deckungszusage erhalten hast, kann sich die Ver­si­che­rung weigern zu zahlen.

Was kostet eine Miet­rechts­schutz­ver­si­che­rung?

Wie viel Du für Deinen Rechtsschutzvertrag zahlen musst, hängt von den vereinbarten Leistungen für die gesamte Ver­si­che­rung ab. Auch Deine Lebensbedingungen, Alter, Berufsstand und Wohnort spielen eine Rolle. Der Baustein „Wohnen“ verteuert eine private Rechts­schutz­ver­si­che­rung um etwa 30 bis 50 Prozent, wie unsere Analyse ergeben hat.

Privat-Rechtsschutztarife mit dem Baustein Wohnen gibt es mit einer Selbstbeteiligung von 150/250 Euro bei unserer Emp­feh­lung Arag Komfort zum Beispiel für einen Single, geboren 1980 in Offenbach für gut 200 Euro im Jahr. Ohne Wohnrechtsschutz kostete der Tarif 158 Euro.

Im Familientarif kostet der Rechtsschutz mit Wohnen 237 Euro im Jahr, ohne Wohnen 186 Euro. Bei der Huk-Coburg und der Württembergische Gemeinde Ver­si­che­rung (WGV) gibt es den Rechtsschutz Privat nur in Verbindung mit dem Bereich Beruf. Dieser kostet für Singles bei der WGV 242 Euro im Jahr, für Familien 284 Euro. Für den Bereich Wohnen zahlst Du hier mehr als 60 Euro zusätzlich. Bei der Huk-Coburg zahlen alle 250 Euro. Soll der Bereich Wohnen mit abgesichert werden, musst Du gut 56 Euro mehr zahlen.

Da sich die Tarife in ihren Leistungen zum Teil stark unterscheiden, lohnt sich ein genauer Vergleich. Der Tarif, der die meisten Leistungen beinhaltet, muss nicht der teuerste sein, aber im günstigsten Angebot fehlen eventuell für Dich wichtige Leistungen, die ja auch andere Aspekte als den Bereich Wohnen betreffen können.

Welche Ver­si­che­rung bietet guten Mietrechtsschutz?

Wenn Du den Bereich Wohnen mit absichern möchtest, achte darauf, dass der Tarif folgende Mindestkriterien erfüllt:

  • Telefonische Beratung ist kein kündigungsrelevanter Schadensfall.
  • Mediation
  • Wenn Du eine Zweitwohnung hast, sollte auch die versichert sein.

Darüber hinaus sollte der Tarif im Bereich Privatrecht noch weitere Kriterien erfüllen, die wir ausführlich im Ratgeber Rechts­schutz­ver­si­che­rung erläutern. Hier erfährst Du auch, wie wir Vergleichsportale getestet haben.

Ist ein Mieterschutzbund besser als eine Ver­si­che­rung?

Wohnrechtsschutz allein gibt es nicht. Für ein Rechts­schutz­ver­si­che­rung mit dem Baustein Wohnen musst Du mit mehr als 200 Euro im Jahr rechnen. Wenn Du aber nur Absicherung im Bereich Wohnen möchtest, lohnt sich das eher nicht. Hinzu kommt, dass Du sie erst nach Ablauf der Wartezeit nutzen kannst. Hast Du zwei Rechtsschutzfälle in zwölf Monaten, kann Dir die Ver­si­che­rung den Vertrag kündigen.

Statt umfangreichen Privatrechtsschutz abzuschließen, kann die Mitgliedschaft in einem Mieterverein eine gute Alternative sein. Mit Beginn der Mitgliedschaft kannst Du direkt Leistungen in Anspruch nehmen, also ohne Wartezeit! Die Beiträge sind zudem günstiger als die einer Rechts­schutz­ver­si­che­rung. Die Höhe hängt von Deinem Wohnort ab und liegt ungefähr zwischen 50 und 100 Euro pro Jahr. Menschen mit wenig Einkommen bekommen vergünstigte Beiträge. Flattert Dir eine dubiose Ne­ben­kos­ten­ab­rech­nung ins Haus oder eine Mieterhöhung, kannst Du Dir also direkt Hilfe holen. Mitglied wirst Du für ein oder zwei Jahre, danach kannst Du fristgerecht zum Ende des Vertragsjahres kündigen.

Als Mitglied erhältst Du persönliche Mietrechtsberatung von einer Anwältin, telefonische Erstberatung, Energieberatung oder Beratung bei Nachbarschaftskonflikten. Außerdem wirst Du beim Schriftverkehr mit Vermieter, Verwaltern und Behörden unterstützt. Du erhältst also alle außergerichtlichen Leistungen außer Mediation, die Du bei der Wohnrechtsschutz bekommst.

Für die Unterstützung in Gerichtsprozessen, musst Du unter Umständen einen kleinen Mehrbetrag leisten, oft ist der aber bereits in den regulären Mitgliedsbeiträgen enthalten. Für diese Leistung gilt dann eine Wartezeit von drei Monaten.

Wenn Du akut und schnell Rechtshilfe benötigst und keine regelmäßigen Beiträge zahlen möchtest, kannst Du Dich auch an einen Rechtsdienstleister wenden. Hier wirst Du bei Streit rund um eine Kündigung, Kautionsrückzahlung oder Mieterhöhung unterstützt, sowie bei der Durchsetzung der Mietpreisbremse. Dafür musst Du zunächst gar nichts zahlen, eine Wartezeit gibt es auch nicht. Dafür prüfen Dienstleister zunächst die Erfolgsaussichten Deines Anliegens und verlangen am Ende ein Honorar, dessen Höhe von Deiner Ersparnis abhängt. Eine Emp­feh­lung findest Du in unserem Ratgeber zur Mietpreisbremse.

Emp­feh­lungen aus dem Ratgeber Rechts­schutz­ver­si­che­rung

Wir haben im Sommer 2023 Rechtsschutztarife mit den Bereichen Privat, Beruf und Verkehr untersucht. Das beste Preis-Leistungsverhältnis boten die Tarife

Wie wir getestet haben, erfährst Du ausführlich in unserem Ratgeber zu Rechts­schutz­ver­si­che­rungen

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