Frugalismus Dein Weg zu finanzieller Freiheit

Das Wichtigste in Kürze

  • Frugalismus bezeichnet einen Lebensstil, bei dem Du gezielt einen großen Teil Deines Einkommens sparst, um früher als üblich in Rente gehen zu können.
  • Du leistest Dir also ganz gezielt weniger als Du es eigentlich könntest, um finanzielle Freiheit zu erreichen.
  • Wenn Du überlegst, in Zukunft von Deinem Ersparten zu leben, nutze unseren Frugalisten-Rechner. Schon mit wenigen Angaben kannst Du berechnen, ob Dein Plan für die vorzeitige Rente aufgeht.

So gehst Du vor

  • Finde heraus, wie viel Geld Du monatlich benötigst und lege dann fest, ab wann Du finanziell unabhängig sein möchtest.
  • Mit unserem Rechner findest Du die Sparrate, um dieses Ziel zu erreichen. Nutze dafür außerdem ein Haushaltsbuch.
  • Lege Deine Ersparnisse sinnvoll an. Informier Dich über ETFs und starte einen Sparplan.

Mit 30 nicht mehr arbeiten gehen müssen, stattdessen mehr Zeit für Familie, Freunde, Hobbys oder Reisen haben. Für Dich klingt das wahrscheinlich genauso faszinierend wie für viele andere Menschen auch. Während aber die meisten dieses Ziel für unerreichbar halten, sehen das Frugalisten ganz anders. Für sie ist es nur eine Frage der Sparsamkeit, wie schnell finanzielle Unabhängigkeit erreicht werden kann. Um selbst mehr finanzielle Freiheit zu erlangen, kannst Du Dir von ihnen einiges abschauen, auch wenn Du nicht auf jeden Luxus verzichten möchtest.

Was ist Frugalismus?

 „Frugal“ bedeutet sparsam, genügsam. Menschen, die nach dieser Devise leben – also besonders bescheiden und sparsam –, heißen Frugalisten. Anders als in vergangenen Jahrhunderten, in denen Menschen etwa aus religiösen Gründen sparsam lebten, geht es den heutigen Frugalisten darum, möglichst früh finanzielle Freiheit zu erlangen. Die meist noch jungen Anhänger dieses Lebensstils legen so viel Geld wie möglich zurück, um bereits mit 30 oder 40 nicht mehr arbeiten zu müssen. Ab dann wollen sie von den Ersparnissen leben, indem sie sich eine monatliche Rente auszahlen. Ein anderer Begriff aus dem Englischen ist FIRE = Financial Independence, Retire Early, also finanzielle Unabhängigkeit, frühe Rente.

Für dieses Ziel legen Frugalisten im Schnitt 70 Prozent oder mehr ihres Einkommens zurück. Bei einem Einkommen von 3.000 Euro netto im Monat bedeutet das: Höchstens 900 Euro ausgeben und mindestens 2.100 Euro sparen. Ist das Sparziel und die persönliche finanzielle Freiheit erreicht, bleibt das Leben weiter bescheiden. Denn nach 10 bis 20 Jahren reichen die Ersparnisse meist nur für eine Rente, die für den bisherigen Lebensstil reicht, aber nicht für einen üppigeren. Frugalisten leben nicht nur bescheiden, um genug zu sparen, sie bleiben in der Regel auch sparsam, damit das Geld reicht. Frugalismus ist also ein Lebensstil, der nicht für jeden erstrebenswert ist.

Allerdings kann die Idee dahinter jedem helfen, die eigenen Einnahmen und Ausgaben zu optimieren, um mehr Geld anzulegen und finanziell einen größeren Spielraum zu erhalten. Denn Du kannst diesen Ansatz ja auch weniger streng umsetzen: Wenn Du etwa ordentlich sparst und wenig Geld ausgibst, kannst Du vielleicht mit Mitte 50 oder Anfang 60 in Rente gehen. Oder Du erarbeitest Dir eine Zusatzrente für mehr finanzielle Freiheit im Alter.

Wie findest Du Deinen Weg zur finanziellen Freiheit?

Um mehr finanzielle Freiheit zu erreichen, solltest Du Deine aktuellen Finanzen, also Einnahmen und Ausgaben zunächst kennen und dann optimieren. Mache Dir außerdem Gedanken über Deine Einnahmen und Ausgaben in der Zukunft.

Führe ein Haushaltsbuch, falls Du das noch nicht tust, und dokumentiere darin alle Ausgaben und Einnahmen, die Du pro Monat hast. Dann kennst Du Deine derzeitige Situation und Du weißt genau, wie viel Geld pro Monat übrig bleibt. Wie Du mithilfe Deines Haushaltsbuches Deine Sparrate verbessern kannst, erfährst Du weiter unten.

Als nächstes musst Du überlegen, wie viel Geld Du in Zukunft pro Monat zur Verfügung haben möchtest und wie lange Du von Deinem Ersparten leben möchtest. Das ergibt zusammen Dein Sparziel. Je länger Du von dem Geld leben möchtest und je mehr Rente Du benötigst, desto mehr Geld musst Du zunächst sparen.

Tipp: Nutze unseren Rechner, um Dein Sparziel zu berechnen und die Summe zu finden, die Du pro Monat ab jetzt zurücklegen musst, um dieses Ziel in der geplanten Zeit zu erreichen.

Mit dem Frugalisten-Rechner findest Du Dein Sparziel

Dein Ergebnis

Zusätzlich benötigtes Kapital
Monatliche Sparrate

Um ein möglichst realistisches Ergebnis zu erhalten, vorab ein paar Hinweise und Tipps zu den abgefragten Daten.

Monatliche Auszahlung – Dein passives Einkommen

Überlege, wie viel Du Dir in Zukunft selbst monatlich auszahlen möchtest. Frugalisten planen, ihr gesamtes Leben sparsam zu sein und kalkulieren knapp. Vielleicht möchtest Du Dir im Alter mehr leisten können. Versuche, den Wert realistisch für Dich einzuschätzen. Vergiss dabei nicht, dass unvorhergesehene Ereignisse eintreten können, positive wie negative, die viel Geld kosten können. Angefangen von der Geburt eines Kindes bis hin zu einer schweren Krankheit. Zu Deinen geplanten monatlichen Ausgaben solltest Du daher mit einem Risikoaufschlag rechnen. Zudem musst Du die Geldentwertung durch Inflation einkalkulieren. Dein Geld wird in 20 oder 30 Jahren weniger wert sein als heute. Um den Wertverlust zu berechnen, kannst Du unseren Inflationsrechner verwenden. Außerdem musst Du auf Deine Ersparnisse beziehungsweise die Entnahme später auch Steuern zahlen. Auch dies musst Du bedenken.

Zeitraum bis zur Auszahlung – die Anspardauer

Wann möchtest Du in Rente gehen, wie lange möchtest Du noch sparen? Je weniger Zeit Du einplanst, umso mehr musst Du monatlich sparen. Nutze den Rechner, um verschiedene Zeiträume auszuprobieren.

Startkapital

Hast Du bereits Ersparnisse? Dann gib sie hier ein. Sie mindern Dein noch benötigtes Kapital und bringen Dich damit schneller zum Ziel. Wenn Du noch nichts gespart hast, gib Null an.

Rendite in der Ansparphase

Deine Ersparnisse solltest Du natürlich nicht unterm Kopfkissen bunkern, sondern möglichst sinnvoll anlegen. Je nachdem, für welche Geldanlage(n) Du Dich entscheidest, erhältst Du dafür eine Rendite. Diese ist abhängig davon, wie Du Dein Geld anlegst. Je risikoreicher Du das machst, desto höher ist die Rendite, also der Zuwachs Deiner Ersparnisse. Jedoch steigt dann auch das Risiko, dass Du Geld verlierst.

Bei einem Tagesgeldkonto kannst Du über die Jahre immer weniger von Deinem Geld kaufen, da die Zinsen weniger bringen, als Du durch die Inflation verlierst. Dein Geld verliert also mehr an Wert, als es Zinsen einbringt. Etwas mehr Zinsen bekommst Du mit Festgeld, allerdings ebenfalls so wenig, dass es als einzige Geldanlage wahrscheinlich nicht ausreicht, um Dein Ziel zu erreichen.

Tipp: Informiere Dich über Aktien und ETF-Anlagen. Mit ETFs kannst Du das Risiko breiter streuen und erhältst voraussichtlich eine gute Rendite. Im Schnitt betrug sie in den letzten Jahren 9,6 Prozent pro Jahr.

Auszahlungsdauer – die Rentenzeit

Wie lange sollen Deine Ersparnisse ausreichen? Vielleicht ein unangenehmes Thema, aber Du solltest abschätzen, wie alt Du wirst. Bedenke dabei auch den medizinischen Fortschritt und die steigende Lebenserwartung. Plane lieber großzügig, um nicht im hohen Alter kein Geld mehr zu haben.

Rendite in der Auszahlungsphase

Diesen Wert kannst Du nur schätzen, da er noch in der Zukunft liegt. Ein Blick in die Vergangenheit kann aber helfen. Berechne, wie hoch die durchschnittliche Rendite Deiner Geldanlage(n) in den letzten 50 bis 80 Jahren war. Natürlich kannst Du damit dennoch daneben liegen. Da es in so langen Zeiträumen aber immer mehrere und unterschiedlich starke Wirtschaftskrisen und Aufschwungphasen gab, werden diese Schwankungen über die Zeit ausgeglichen.

Dein Ergebnis

Du erhältst anhand Deiner Angaben zwei Ergebnisse:

  1. Dein zusätzlich benötigtes Kapital, also das, was Dir noch fehlt, um Deine finanzielle Freiheit zu erreichen.
  2. Die monatliche Sparrate, also die Summe, die Du jeden Monat anlegen musst, um in der von Dir angegebenen Zeit zum Ziel zu kommen.

Wenn die Sparrate dem entspricht, was Du bereits anlegst, dann bist Du schon auf Deinem Weg zur finanziellen Freiheit. Wenn sie zu hoch ist, hast Du verschiedene Möglichkeiten. Du kannst den Zeitraum bis zur Auszahlung verlängern. Dadurch bekommst Du mehr Zeit zu sparen, es verkürzt aber auch gleich die Auszahlungsdauer, wodurch Dein Sparziel sinkt.

Du kannst auch versuchen, die Sparrate zu erreichen, indem Du weniger ausgibst beziehungsweise mehr einnimmst.

Wie erreichst Du Dein Sparziel?

Um Dein Ziel der finanziellen Freiheit zu erreichen, legst Du bisher nicht genug Geld zurück? Du musst also Deine Sparquote erhöhen, indem Du Ausgaben reduzierst, Einnahmen steigerst oder beides kombinierst.

Ausgaben reduzieren

Um Deine Ausgaben reduzieren zu können, musst Du sie erst einmal genau kennen. Nimm Dein Haushaltsbuch zur Hand und finde heraus, wo Du konkret sparen kannst. Die meisten Menschen geben den Großteil ihres Einkommens für Wohnen, Mobilität und Essen aus. Nimm zunächst diese Kosten unter die Lupe.

Wohnen - Wie viel Miete zahlst Du und hast Du die Möglichkeit, diese Kosten zu senken? Schau in den Mietspiegel für Deine Wohngegend und finde heraus, ob Deine Miete zu hoch ist. Falls ja, kontaktiere Deinen Vermieter. Wenn Du in einer sehr teuren Gegend wohnst, kann ein Umzug in eine günstige Gegend Geld sparen. Vielleicht kommt auch eine Verkleinerung infrage, eine Wohnung mit weniger Zimmern oder eine WG. Ist die Wohnung zu groß und sind kleinere Alternativen ebenso teuer, könntest Du untervermieten und so Deine Einnahmen erhöhen.

Mobilität - Ein Auto verursacht enorme Kosten, selbst wenn es die meiste Zeit nur rumsteht. Wenn Du Dein Auto also nur selten nutzt, kannst Du Geld sparen, wenn Du es verkaufst. Sofern Du Dein Auto benötigst, prüfe, ob es günstigere Alternativen gibt. Auf eine teure Monatskarte kannst Du vielleicht verzichten, wenn Deine Wege kurz sind und Du auch mit dem Rad problemlos zur Arbeit kommst.

Essen - Auswärts essen geht ins Geld. Nicht nur noble Restaurants sind teuer, auch tägliches Mittagessengehen. Wenn Du jeden Arbeitstag dafür im Schnitt 5 Euro ausgibst, sind das im Monat schon 100 Euro nur für Mittagessen. Selber kochen spart auf Dauer eine Menge Geld. Noch mehr sparen kannst Du, wenn Du gezielt nach Angeboten suchst und Rabattaktionen mitmachst.

Überprüfe außerdem all Deine Verträge, vom Telefon bis zur Ver­si­che­rung. Vergleiche Angebote und finde heraus, ob Du zu viel für Deinen Strom zahlst oder Deinen Handytarif. Vielleicht zahlst Du für Ver­si­che­rungen, die Du gar nicht benötigst, oder kannst bei einer wichtigen Ver­si­che­rung in einen günstigeren Tarif wechseln.

Auch bei den sogenannten flexiblen Kosten, also Ausgaben, die unregelmäßig anfallen, kannst Du oft sparen. Verzichte auf regelmäßige, ausgedehnte Shoppingtouren und Impulskäufe. Überlege Dir, was Du wirklich brauchst und schreibe Einkaufszettel (das gilt auch für Einkäufe im Supermarkt). Reparier Sachen, die kaputt gehen, wenn es möglich ist, oder kauf auch mal Gebrauchtes.

Einkommen steigern

Am einfachsten ist es, wenn eine Beförderung ansteht, die ein höheres Gehalt verspricht. Falls das in Zukunft nicht zu erwarten ist, kann ein Jobwechsel mehr Gehalt bringen. Je nach beruflicher Lage, kann auch ein zweiter Job infrage kommen. Zum Beispiel als Saisonkraft oder an den Wochenenden.

Noch besser wäre eine Einnahmequelle, die Dir langfristig zusätzliches Einkommen bringt. Sei es in passiver Form oder als selbstständige Tätigkeit. Blogger haben etwa Einnahmen durch Werbung. Oder Du verkaufst Selbstgemachtes im Internet oder auf Wochenmärkten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für alle, die kreativ sind.

Bleib aber auch bei den Überlegungen zu Deinem Einkommen realistisch. Du kannst nicht jetzt bereits mit Geld rechnen, welches Du noch nicht einnimmst.

Welche weiteren Finanztip-Rechner können Dir helfen?


Um Deine Einnahmen, Ausgaben und Dein Sparvorhaben zu optimieren, helfen Dir noch andere Finanztip-Rechner: Neben dem Haushaltsrechner findest Du weitere Antworten auf die Frage nach der Finanzoptimierung auch beim Sparplanrechner, unserem Fondsrechner oder dem Renditerechner.

* Was der Stern bedeutet:

Finanztip gehört zu 100 Prozent der gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.

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