Bonitätsprüfung So werden Deine Finanzen geprüft

Josefine Lietzau
Finanztip-Expertin für Bank und Kredit

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn Du Verträge abschließt, prüfen viele Anbieter Deine Bonität.
  • Sie nutzen dazu Daten, die Auskunfteien abgespeichert haben und Daten, die Du selbst an sie weitergibst.
  • Ist Deine Bonität zu schlecht, wird der Vertrag teurer oder Du kannst ihn gar nicht abschließen.

So gehst Du vor

  • Wollen Dir Anbieter keinen Vertrag anbieten, kannst Du Dich nach Alternativen umsehen.
  • Bei Girokonten gibt es zum Beispiel Basiskonten und bei Handyverträgen Prepaid-Tarife. Auch bei Krediten, Kredit­karten und der Wohnungssuche gibt es mehrere Möglichkeiten, um Verträge abzuschließen.

 

Die Bank verweigert Dir die Kredit­karte, die Zinsen für den Kredit sind hoch und der Vermieter will Dir die Wohnung nicht geben? Das kann an Deiner Bonität liegen. Wir erklären Dir, was damit genau gemeint ist.

Was ist Bonität?

Kurz gesagt, spiegelt Deine Bonität einfach nur Deine finanzielle Situation wider. Wie viel Geld verdienst Du, wie viel gibst Du aus? Reicht das Geld nicht nur für Deinen Alltag aus, sondern darüber hinaus? Diese Fragen sind für Dich immer wieder wichtig, egal ob es sich um Girokonten, Kredite, Handyverträge oder die Wohnungssuche handelt. Deine Kreditwürdigkeit – so nennt sich Bonität auch – kann den Ausschlag geben, ob Du die gewünschten Verträge abschließen kannst.

Warum wird Deine Bonität geprüft?

Viele Verträge bedeuten für die Anbieter ein finanzielles Risiko. Banken wollen vermeiden, dass Du den Kredit nicht zurückzahlst. Vermieter fürchten, dass ihr potenzieller Mieter nicht genug Geld hat, um monatlich die Miete zu stemmen. Online-Händler erlauben Dir nur, auf Rechnung zu bezahlen, wenn sie sich gegen Betrug absichern können.

Um dieses Risko zu senken, überprüfen sie Deine Kreditwürdigkeit und auch das Betrugsrisiko. Dafür haben sie verschiedene Möglichkeiten.

Wie läuft eine Bonitätsprüfung ab?

Anbieter können sich an Auskunfteien wie die Schufa wenden, um Deine Bonität zu prüfen. Denn diese Unternehmen speichern zahlreiche Daten zu Dir. Sie erhalten diese von Unternehmen, mit denen Du bereits Verträge abgeschlossen hast. So meldet Deine Bank zum Beispiel, dass Du ein Girokonto bei ihr hast, der Telekommunikationsanbieter meldet Deinen Handyvertrag. Auch Betreiber von Onlineshops geben Daten von Dir weiter, zum Beispiel, wenn Du einmal nicht die Einkäufe bezahlt hast.

Diese Daten dürfen bestimmte Unternehmen abrufen, immer dann, wenn sie ein berechtigtes Interesse haben. Und ein berechtigtes Interesse haben sie, wenn von dem Vertrag ein finanzielles Risiko ausgeht.

Insbesondere Banken fragen aber nicht nur Auskunfteien ab, sondern besorgen sich noch weitere Daten. Wenn Du einen Kredit oder eine Kredit­karte beantragst, interessiert die Banken zum Beispiel, wie viel Geld Du verdienst, was Du an Ver­si­che­rungen zahlst, ob Du Kinder hast oder ein Auto. So analysieren sie, wie Dein finanzieller Alltag aussieht und ob es Sicherheiten gibt, über die sie das Ausfallrisiko senken können. Die Daten holen sich die Banken direkt von Dir während des Antrags.

Konditionsanfrage oder Kreditanfrage

Bei Kreditanträgen verläuft die Kommunikation zwischen Bank und Schufa gegenseitig. Denn die Bank fragt bei der Auskunftei nicht nur Daten ab, sie meldet der Schufa auch Deinen Kreditantrag, bevor überhaupt ein Vertrag entsteht. Dazu hat die Bank zwei Möglichkeiten: Entweder sie meldet das Ganze als Konditionsanfrage oder als Kreditanfrage. Sollte sie die Option „Anfrage Kredit“ wählen, kann das Deinen Schufa-Score beeinflussen. Und damit wird möglicherweise auch Deine Bonität von außen anders eingeschätzt.

Inzwischen nutzen die meisten Banken und Kreditportale die Option Konditionsanfrage, wenn Du einen ersten Antrag stellst oder Kredite vergleichst.

Kosten und Dauer

Die Bonitätsprüfung ist für Dich kostenlos. Sie läuft im Hintergrund ab und dauert oft nur wenige Sekunden, bei Krediten zum Beispiel. Anders sieht es allerdings aus, wenn Dich jemand darum bittet, Bonitätsnachweise zu erbringen.

Wie erfährst Du Deine Bonität?

Wenn es Dich interessiert, wie Deine Bonität eingeschätzt wirst, kannst Du das über die kostenlose Datenkopie erfahren. Dabei solltest Du Dich neben der Schufa auch an andere Auskunfteien wenden. Sie sind alle verpflichtet, Dich kostenlos darüber zu informieren, welche Daten sie über Dich abgespeichert haben.

Du kannst Dir bei der Schufa auch eine Art kostenpflichtiges Abo abschließen, über das Du immer Zugriff auf die gespeicherten Daten hast. Das Abo kostet 3,95 Euro im Monat.

Auch wenn Du Deine Bonität nachweisen sollst, gibt es mehrere Optionen. Solche Nachweise brauchst Du meist, wenn Du eine Wohnung suchst.

Zum einen klappt das über die kostenlose Datenkopie. Die beantragst Du über die Website der Schufa. Es kann ein bis zwei Wochen dauern, bis die Unterlagen bei Dir ankommen. Neben der kostenlosen Datenkopie bietet die Schufa auch eine kostenpflichtige Variante an. Die Bonitätsauskunft für 29,95 Euro kommt schneller bei Dir an und zeigt weniger persönliche Informationen.

Gibt es Verträge ohne Bonitätsprüfung?

Wenn es finanziell schlechter aussieht, bekommen Verbraucher oft Probleme, bestimmte Verträge günstig oder überhaupt abzuschließen. Teilweise suchen sie dann nach Möglichkeiten, die Bonitätsprüfung zu umgehen.

Girokonto ohne Schufa - Schon bei Girokonten kann es passieren, dass Deine Bonität für einige Banken zu schlecht ist. Wollen Dir die Banken kein Girokonto geben, hast Du verschiedene andere Möglichkeiten. Neobanken – Banken, die sich beim Girokonto auf die Nutzung per Smartphone fokussieren – prüfen oft noch nicht die Schufa. Eine Liste dazu findest Du in unserem Ratgeber zu Girokonten ohne Schufa. Eine weitere Möglichkeit ist ein sogenanntes Basiskonto. Das müssen Dir die Banken gewähren, solange Du nicht bereits ein Girokonto hast.

Kredit­karte ohne Schufa - Über richtige Kredit­karten verleiht eine Bank Geld. Dieses Risiko will sie nicht bei jedem Kunden eingehen. Brauchst Du trotzdem eine Karte von Visa oder Mastercard, weil Du verreisen oder online einkaufen willst, kannst Du es bei Anbietern versuchen, die auf die Schufa-Prüfung verzichten. Das ist oft bei jungen Anbietern der Fall, die Girokonten ohne Dispo aber mit Debitkarten anbieten. Auch bei Banken, die Prepaid-Kreditkarten ausgeben, hast Du bessere Chancen.

Kredit ohne Schufa - Bei Krediten schätzen die Banken Deine Bonität mithilfe vieler Daten ein. Teilweise kommen diese von der Schufa, teilweise direkt von Dir. Hinter dem viel beworbenen „Kredit ohne Schufa“ steckt aber kein Kredit ohne jegliche Bonitätsprüfung. Die läuft in solchen Fällen nur ohne die Schufa ab, da die Banken im Ausland sitzen und so nicht mit der Auskunftei zusammenarbeiten. Sie nutzen andere Daten, um Deine Bonität einzuschätzen.

Handy trotz Schufa - Auch wenn Du einen Handyvertrag abschließt, werden die jeweiligen Anbieter Deine Bonität überprüfen, oft über Daten bei der Schufa. Ist Deine Bonität zu schlecht, kannst Du eine Kaution hinterlegen, das geht aber nicht bei jedem Anbieter. Eine zweite Möglichkeit sind Prepaid-Tarife, bei diesen verzichten die Anbieter auf eine Bonitätsprüfung.

Wohnung - Besonders wenn Du auf der Suche nach einer Wohnung bist, kann eine schlechte Bonität für Dich zum Problem werden. Doch auch hier gibt es Alternativen. Zum einen kann jemand für Dich bürgen. Das kann jedoch negative Folgen für den Bürgen haben. Zum anderen kannst Du auch einen Wohnberechtigungsschein beantragen und hast dann Zugang zu Sozialwohnungen.

Wie wird Deine Bonität berechnet?

Deine Bonität setzt sich aus den Informationen der Auskunfteien plus einer eigenen Einschätzung durch die jeweiligen Anbieter zusammen. Die Auskunfteien geben mit Deinen Daten auch sogenannte Scores weiter.

Über den Bonitätsscore wird den Anbietern angezeigt, wie groß das Ausfallsrisiko bei der jeweiligen Person ist. Es handelt sich um Wahrscheinlichkeitswerte. Über das Verhalten in der Vergangenheit wird errechnet, wie das Verhalten in Zukunft aussehen wird. Dabei werden zum Beispiel Informationen zu bisherigen Zahlungsausfällen genutzt. Für diese Prognose werden nicht nur die Daten einer Person allein genutzt, sondern von vielen, um mögliche Muster zu erkennen. Dabei wird die jeweilige Person vorher einer Gruppe von Menschen mit ähnlichen Daten zugeordnet.

Zudem gibt es neben dem generellen Score auch Scores für einzelnen Branchen. Der generelle Score wird bei der Schufa als Basisscore bezeichnet und geht nicht an die Unternehmen. Die bekommen stattdessen eine Schufa-Bewertung, die auf die jeweilige Branche angepasst ist. Diese Scores können sich bei einer Person unterscheiden. Laut der Schufa liegt das daran, dass bestimmte Produkte eher bezahlt werden als andere, weil sie für die Person wichtiger sind, darunter zum Beispiel die Raten für eine Baufinanzierung.

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