Multi-Risk-Versicherungen Kombi-Schutz gegen Be­rufs­un­fä­hig­keit

Barbara Weber
Finanztip-Expertin für Ver­si­che­rungen

Das Wichtigste in Kürze

  • Multi-Risk-Policen sind eine Mischung aus verschiedenen Ver­si­che­rungsbausteinen. Sie enthalten Bestandteile aus der Grundfähigkeits-, Dread-Disease-, Unfall- und Pfle­ge­ver­si­che­rung.
  • Die Ver­si­che­rung zahlt, falls Kunden bestimmte Fähigkeiten verlieren, also zum Beispiel nicht mehr sehen, gehen oder sprechen können.
  • Geld gibt es auch, wenn der Versicherte schwer erkrankt oder durch einen Unfall eine Behinderung davonträgt.
  • Psychische Erkrankungen sind dagegen weitgehend ausgeschlossen.
  • Die Multi-Risk-Versicherung kann eine Alternative für diejenigen sein, denen eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung zu teuer ist.

Etwa jeder fünfte Arbeitnehmer kann laut der Deutschen Ren­ten­ver­si­che­rung nicht bis zum Ruhestand arbeiten, sondern wird vorher berufsunfähig. Eine Absicherung der eigenen Arbeitskraft ist deshalb enorm wichtig. Doch viele Menschen bekommen keine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung (BU) oder können sie sich nicht leisten. Wer wegen gesundheitlicher Risiken oder seiner Berufswahl extrem hohe Prämien für die BU zahlen müsste, für den kann eine Multi-Risk-Versicherung eine Alternative sein.

Was ist eine Multi-Risk-Versicherung?

„Multi-Risk-Versicherung“ ist schon kein eingängiger Begriff, aber es geht noch umständlicher, denn die Ver­si­che­rung wird zuweilen auch als Funktionsinvaliditätsversicherung bezeichnet. Sie ist eine Mischung aus mehreren Bausteinen: Sie stammen aus den Ver­si­che­rungen der Grundfähigkeiten, Unfallschutz, Pflege und Dread-Disease.

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Tarifen unterscheiden:

  1. Policen aus der Sparte der Unfall­ver­sicherungen und
  2. Policen aus der Sparte der Le­bens­ver­si­che­rung­en.

Die beiden Tarifarten unterscheiden sich in ihren Bestandteilen und Leistungen sowie bei Beitragsanpassung und Kündigungsrecht.

Unfallbasierte Policen haben klare Nachteile

Bevor Versicherte eine Rente aus einer unfallbasierten Multi-Risk-Versicherung bekommen, müssen sie hohe Hürden meistern. Leistungen nach einem Unfall gibt es erst ab einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent. Und auch wenn es um körperliche Fähigkeiten geht, ist die Ver­si­che­rung streng. Sie springt erst ein, falls ein Versicherter mehrere elementare Fähigkeiten wie Sitzen, Gehen oder Treppensteigen unwiederbringlich verliert. Es ist also schwierig, im Leistungsfall Geld von der Ver­si­che­rung zu bekommen.

Der größte Nachteil von Policen aus der Sparte der Unfall­ver­sicherung ist ein Hintertürchen, das die Versicherer in viele Verträge eingebaut haben. Die Vertragsbedingungen erlauben es ihnen, die Beiträge neu zu berechnen und beinah beliebig zu erhöhen, sofern die Finanzen des Unternehmens das erfordern. Sogar eine Kündigung des Vertrages ohne weitere Begründung ist bei einigen Anbietern möglich.

Den Versicherern gibt das die Möglichkeit, zu reagieren, falls sie die Schadenshäufigkeit falsch eingeschätzt haben und die Kosten zu hoch werden. Für den Versicherten kann das verheerend sein.

Im schlimmsten Fall könnte er sich die gestiegenen Beiträge nicht mehr leisten oder steht nach einer Kündigung ganz ohne Schutz da. Falls der Betroffene dann schon Gesundheitsprobleme hat, wird er keinen vergleichbaren Vertrag mehr bekommen.

Falls Du Dich für eine Multi-Risk-Versicherung entscheidest, raten wir Dir deshalb, einen Tarif eines Lebensversicherers zu wählen. Dieser verzichtet auf ein allgemeines Kündigungsrecht. Auch dann freilich musst Du darauf achten, dass die Ver­si­che­rung zu Deinen Bedürfnissen passt.

Policen aus der Sparte der Le­bens­ver­si­che­rung enthalten in der Regel folgende Bestandteile:

  1. eine Grund­fähig­keits­ver­si­che­rung,
  2. eine Dread-Disease-Versicherung sowie
  3. ein Absicherung für den Fall der Pflegebedürftigkeit.

Absicherung der Grundfähigkeiten

Die Basis jeder Multi-Risk-Police ist die Absicherung sogenannter Grundfähigkeiten. Damit sind elementare Körperfunktionen gemeint wie Sehen, Hören und Sprechen. Aber auch Stehen, Gehen sowie der Gebrauch von Armen und Händen fallen darunter. Wie viele Fähigkeiten ein Versicherter verlieren muss, damit er die vorher vereinbarte monatliche Rente bekommt, variiert von Anbieter zu Anbieter. Bei leistungsstarken Tarifen reicht aber schon der Verlust einer Grundfähigkeit aus. Ob Krankheit oder ein Unfall Ursache dafür ist, ist irrelevant. Die Ver­si­che­rung zahlt, sobald die Fähigkeit nach Einschätzung eines Arztes für mindestens zwölf Monate schwer beeinträchtigt sein wird.

Schutz bei schweren Krankheiten

Der zweite Baustein der Policen ist eine Dread-Disease-Versicherung, auch Schwere-Krankheiten-Vorsorge genannt. Sie zahlt, sofern beim Versicherten eine schwere Krankheit diagnostiziert wird. Dazu gehören Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall und Multiple Sklerose. Weitere versicherte Krankheiten variieren je nach Anbieter. Häufig muss eine Krankheit ein bestimmtes Stadium erreicht haben, damit sie als versichert gilt. Es lohnt sich deshalb, die Bedingungen verschiedener Gesellschaften zu vergleichen.

Manche Krankheiten sind nicht sofort ab Vertragsschluss versichert, sondern erst nach einer Wartezeit von einigen Monaten. So will der Anbieter verhindern, dass Menschen, die schon bei Abschluss der Ver­si­che­rung erkrankt waren, Leistungen erhalten.

Aus dem Schwere-Krankheiten-Baustein erhalten Versicherte keine monatliche Rente, sondern eine Einmalzahlung. Die Summe ist allerdings bei vielen Versicherern auf die Höhe von zwölf Monatsrenten aus den anderen Bausteinen begrenzt. Mit dem Geld lassen sich medizinische Zusatzkosten bezahlen oder das eigene Zuhause krankheitsgerecht umbauen. Langfristige Einkommensausfälle kannst Du damit nicht ausgleichen.

Rente bei Pflegebedürftigkeit

Multi-Risk-Versicherungen enthalten in der Regel auch eine Absicherung für den Pflegefall. Unterschiede gibt es bei der Definition von Pflegebedürftigkeit. Einigen Anbietern genügt es, wenn dem Versicherten die Pflegestufe I zuerkannt wurde. Andere zahlen eine Rente, sofern der Betroffene bei mindestens drei Alltagstätigkeiten wie Aufstehen, Anziehen, Körperpflege oder Essen auf fremde Hilfe angewiesen ist. Einige Ver­si­che­rungen leisten auch, falls eine Demenz ein selbstständiges Leben unmöglich macht, andere aber nicht.

Nur geringer Schutz bei psychischen Erkrankungen

Die häufigste Ursache für Be­rufs­un­fä­hig­keit – psychische Erkrankungen – ist nur bei der Be­rufs­un­fä­hig­keits- und der Er­werbs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung ausreichend abgesichert. Multi-Risk-Versicherungen zahlen bei psychischen Beeinträchtigungen nur in zwei Ausnahmen: falls erstens der Versicherte Gedächtnis, Orientierungssinn oder andere Grundfähigkeiten verliert oder falls er zweitens unter gerichtlich bestellter Betreuung steht oder gar für einen längeren Zeitraum in der geschlossenen Psychiatrie behandelt wird.

Das solltest Du wissen

Nur Tarife mit guter Bewertung wählen

Die Ver­si­che­rungs-Ratingagentur Franke & Bornberg vergleicht regelmäßig die Bedingungen verschiedener Anbieter. Schließ einen Tarif ab, der die Bestnote „FFF“ erhalten hat. Die Bewertung findest Du hier. Klick auf den Link zu Grundfähigkeits- und Multi-Risk-Versicherungen und lass Dir die Multi-Risk-Tarife der Kategorie „Leben“ anzeigen.

Auch bei Multi-Risk-Policen gibt es eine Gesundheitsprüfung

Wie bei der Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung müssen Kunden vor Vertragsabschluss eine Reihe von Gesundheitsfragen beantworten. Da die Policen aber weniger umfangreiche gesundheitliche Risiken absichern als eine BU, werden Vorerkrankungen normalerweise weniger streng beurteilt. Allerdings müssen gesundheitlich vorbelastete Menschen auch bei der Multi-Risk-Versicherung mit Risikozuschlägen oder Ausschlüssen rechnen. Es ist von größter Bedeutung, dass Du alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortest, sonst kann die Ver­si­che­rung sich im Leistungsfall weigern, zu zahlen.

Auf geringe Spanne zwischen Netto- und Bruttoprämie achten

Anbieter aus der Le­bens­ver­si­che­rungssparte können die Beiträge innerhalb einer bestimmten Spanne erhöhen. Diese wird als Netto- und Bruttobeitrag ausgewiesen. Den Nettobeitrag, auch Zahlbeitrag genannt, überweist der Versicherte anfangs an den Anbieter. Falls der Versicherer Risiken und Gewinne nicht richtig kalkuliert hat, kann er den Beitrag bis zur Bruttoprämie anheben. Achte deshalb auf eine möglichst kleine Differenz zwischen Netto- und Bruttobeitrag.

Zahlreiche Ver­si­che­rungsbausteine sind nicht unbedingt besser

Eine Vielzahl von Bausteinen suggeriert einen besonders umfassenden Schutz. Davon solltest Du Dich aber nicht blenden lassen, denn viele Leistungsauslöser überschneiden sich: Muss einem Motorradfahrer nach einem Unfall ein Arm amputiert werden, wäre das sowohl ein Fall für einen Unfallbaustein als auch für den Grundfähigkeitsbaustein.

Es kommt deshalb nicht auf die Anzahl der Ver­si­che­rungsbestandteile an, sondern darauf, wie gut sie zu Deinen Bedürfnissen passen. Einige Elemente der Policen, zum Beispiel eine Unfall­ver­sicherung, sind für die meisten Menschen nicht notwendig.

Beratung vom Fachmann holen

Eine Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung sollte immer die erste Wahl sein, wenn es Dir darum geht, Dich für den Fall abzusichern, dass Du nicht mehr arbeiten kannst. Sofern Du Dir keinen BU-Schutz leisten kannst, weil Du zum Beispiel wegen Deines Berufs sehr hohe Prämien zahlen müsstest, solltest Du über eine Multi-Risk-Versicherung nachdenken.

Lass Dich dabei von einem qualifizierten Honorarberater oder Ver­si­che­rungsmakler beraten. Mit ihm zusammen kannst Du klären, welche Alternative zur Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung in Deiner Situation die sinnvollste ist.

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Autor
Julia Rieder

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