Variable und dynamische Stromtarife Wann Du Strom verbrauchst, ist entscheidend für seinen Preis

Benjamin_Weigl
Benjamin Weigl
Finanztip-Experte für Energie

Das Wichtigste in Kürze

  • In einem variablen Stromtarif ändert sich der Strompreis während des Tages oder monatlich.
  • Ist Dein Stromtarif dynamisch, richtet sich der Strompreis danach, was der Einkauf der Energie aktuell am Markt kostet. Daher kann sich der Preis mehrfach täglich, teilweise sogar stündlich ändern.
  • Nutzt Du Strom, wenn die Energie gerade günstig ist, kannst Du in variablen und dynamischen Tarifen Deine Strom­kos­ten senken.

So gehst Du vor

  • Voraussetzung für einen dynamischen Stromtarif ist ein intelligenter Stromzähler. Wenn Du keinen besitzt, kannst Du Dir einen einbauen lassen. Ab 2025 sind die Preise für solche Smart Meter auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt.
  • Daneben gibt es variable Tarife, die Du mit einem digitalen Stromzähler abschließen kannst. Die Strompreise sind dann aber weniger flexibel.
  • Variable Tarife werden zwar über Stromrechner angezeigt. Auf Anhieb sind sie aber nicht zu erkennen. Dynamische Tarife zeigen Vergleichsrechner bislang nicht an. Wer variable Tarife für Haushaltsstrom anbietet, kannst Du unserer Übersicht im Text entnehmen.

Die meisten Stromtarife für Haushaltsstrom haben einen fixen Preis: Ob Du Strom am Sonntag oder am Montag nutzt, ob am Morgen oder am Abend – Du zahlst pro Kilowattstunde immer dasselbe. Es gibt aber auch Tarife, deren Preis sich innerhalb eines Tages verändert. Sie heißen variable oder dynamische Stromtarife und sind in Deutschland bislang noch nicht weit verbreitet. Seit August 2021 sollen aber alle Stromlieferanten nach Möglichkeit variable Tarife anbieten; größere Unternehmen auch mindestens einen dynamischen Tarif. Ab 2025 sind alle Stromversorger verpflichtet, variable und dynamische Stromtarife anzubieten. 

Was sind variable und dynamische Stromtarife?

Der Strompreis in variablen Stromtarifen verändert sich im Laufe des Tages: Er kann steigen und sinken – er ist im Gegensatz zu fixen Stromtarifen flexibel. Diese flexiblen oder variablen Tarife unterscheiden sich dabei:

  1. Lastvariable Tarife: Diese Tarife werden für steuerbare Nachtspeicherheizungen, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos angeboten. Steuerbar bedeutet dabei, dass der Netzbetreiber über ein Schaltgerät die Stromversorgung des jeweiligen Geräts verringern kann. Das macht er aber nicht nach Belieben, sondern innerhalb festgelegter Zeitfenster und gewährt dafür niedrigere Netzentgelte. Für einen lastvariablen Tarif braucht das Heizgerät oder die Ladestation einen eigenen Stromzähler.

  2. Zeitvariable Tarife mit NT- und HT-Zeiten: Hier besteht in bestimmten Stunden ein niedrigerer Strompreis (NT-Tarif), meist nachts. Tagsüber gilt dann ein höherer Preis (HT-Tarif). Üblich sind solche zeitvariablen Tarife seit den 1960er-Jahren, um Nachtspeicherheizungen zu betreiben. Für einen solchen tageszeitabhängigen Tarif benötigst Du einen Zweitarifzähler.

  3. Zeitvariable Tarife ohne festgelegte Zeiten: Es gibt moderne zeitvariable oder tageszeitabhängige Tarife auch für Haushaltsstrom. Bei diesen ist nicht festgelegt, in welchen Stunden ein bestimmter günstigerer Preis besteht – das entscheidet sich am Strommarkt. Allerdings besteht entweder ein Korridor, innerhalb dem sich der Preis bewegt, oder der Anbieter rechnet einen Mit­tel­wert pro Monat ab. Anbieter können einen intelligenten Zähler voraussetzen, das muss aber nicht sein. Einen zeitvariablen Tarif kannst Du auch mit einem einfachen digitalen oder sogar analogen Stromzähler abschließen.

  4. Dynamische Tarife: Dynamische Stromtarife gehören auch zu den zeitvariablen Tarifen. Ihr Strompreis ist sehr flexibel und orientiert sich dabei am aktuellen Börsenpreis – er verändert sich zigmal am Tag und kann stärker steigen und fallen als die zeitvariablen Tarife mit Preisgrenzen oder festen oder gemittelten Preisen. Um einen dynamischen Stromtarif abzuschließen, brauchst Du ein intelligentes Messsystem.

Variable Tarife für Haushaltsstrom

Für Haushaltsstrom gibt es – unter den flexiblen Tarifen – bislang nur zeitvariable und dynamische Verträge. Verändern kann sich am Strompreis dabei ein Kostenbestandteil: die Beschaffung der Energie. Die Kosten dafür sind flexibel. Der größte Kostenanteil, den Du über den Strompreis bezahlst, verändert sich dagegen innerhalb eines Jahres in der Regel nicht – die Umlagen, Steuern, Abgaben und Entgelte für Stromzähler und Netznutzung.

Die Kosten für den Energieeinkauf haben sich seit Herbst 2021 stark erhöht und somit einen großen Anteil an der Höhe Deines Strompreises erreicht. Im Schnitt zahlen Haushalte in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 rund 37 Cent pro Kilowattstunde. Die Kosten für den Stromeinkauf belaufen sich dabei auf rund 12 Cent. Hinzukommen rund 3 Cent, die der Lieferant für seine Dienste berechnet.

Diese 12 Cent für die Strombeschaffung (oder auch etwas mehr oder weniger, je nachdem wie sich die Preise über einen längeren Zeitraum entwickeln) stellt Dir Dein Energielieferant in einem Stromtarif mit fixen Preisen in Rechnung, auch wenn Du eher in Stunden Strom beziehst, in denen die Preise niedriger sind. Mit einem variablen oder dynamischen Tarif profitierst Du hingegen, wenn Du den Strom zu einem Zeit­punkt nutzt, an dem er gerade günstiger ist. Dann kannst Du etwa Dein Elektroauto laden (wenn die Wallbox keinen eigenen Zähler hat), Marmelade einkochen oder die Waschmaschine anstellen.

Du kannst auch profitieren, wenn Strom über Wochen oder Monate günstiger im Einkauf ist. Zuletzt war das 2020 im Zuge der Corona-Pandemie der Fall – die Beschaffungspreise brachen von Februar bis Juni ein, weil die Industriebetriebe weniger Strom nachfragten. Ende 2021 ging es dann steil nach oben mit den Börsenpreisen am Day-ahead-Markt. Diese Preise werden am Vortag des Kaufs bekannt und gelten am Tag des Bezugs. 

Die Preise in vielen Bestandstarifen verringerten sich im Frühling und Sommer 2020 aber nicht. Denn Anbieter von Tarifen mit fixen Preisen können auf plötzliche Tiefstpreise nicht schnell reagieren. Meist schließen die Unternehmen ihre Abnahmeverträge Monate oder Jahre im Voraus. Sinken die Beschaffungskosten im Jahr der Lieferung aber, haben sie deswegen nicht in selbem Maße niedrigere Kosten. Umgekehrt geben Lieferanten in fixen Verträgen auch nicht sofort steigende Kosten weiter – oft dauert es aber nur ein paar Wochen oder Monate, bis Du ein Preiserhöhungsschreiben erhältst.

Aber: 2022 sind die Börsenpreise am Day-ahead-Markt deutlich höher als am Terminmarkt. Lieferanten, die sich im Sommer 2021 mit Kontrakten für 2022 eingedeckt haben, zahlen 7 bis 9 Cent pro Kilowattstunde. Der kurzfristig beschaffte Strom kostet im Frühling 2022 dagegen im Schnitt rund 19 Cent pro Kilowattstunde. Die Preise schwankten dabei von Tag zu Tag erheblich: Am 28. Mai kostete die Kilowattstunde rund 4 Cent, am 30. Mai waren es rund 23 Cent. Oder im Juni: Am sechsten Tag des Monats kostete eine Einheit Strom 9 Cent, am 22. Juni 32 Cent pro Kilowattstunde.

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Wann sind die Preise an der Strombörse eher niedrig?

Den Strompreis handeln entweder Erzeuger und Abnehmer miteinander aus – oder der Markt bestimmt den Preis. Dies passiert an den Strombörsen EEX in Leipzig und Epex Spot in Paris. An der EEX wird Strom für Monate oder Jahre im Voraus gehandelt; an der Epex Spot kurzfristig – noch am selben oder am nächsten Tag liefert der Anbieter. Obwohl nur ein Teil der Energie über die Börsen eingekauft wird, sind die dort gebildeten Preise ein verlässlicher Indikator für das Preisniveau insgesamt.

Ist die Nachfrage nach Strom hoch, treibt das den Preis an der Strombörse nach oben – das ist vor allem am Morgen und am Abend der Fall. Sinkt die Nachfrage wieder, fallen die Preise – nachts und nachmittags ist das in der Regel zu beobachten. Ist das Stromangebot höher als die Nachfrage, können die Preise sogar ins Negative rutschen. Das geschieht etwa an windigen Tagen, an denen Windkraftanlagen viel Strom produzieren.

Die Preisunterschiede an einem Tag sind unter der Woche stärker ausgeprägt als am Wochenende (einschließlich Feiertage). Von Montag bis Freitag liegen Höchst- und Tiefstpreise stärker auseinander als an Samstagen und Sonntagen. Der Grund dafür ist, dass viele Berufstätige am Wochenende nicht arbeiten und die Kinder zuhause sind. Wann dann etwa jede Familie morgens Kaffee oder Tee kocht, verteilt sich stärker über den Vormittag – an Wochentagen konzentriert sich das auf weniger Stunden am Morgen.

Es kann wie gesagt auch passieren, dass kurzfristig negative Preise an der Strombörse bestehen – dann übersteigt das Angebot die Nachfrage. Wer zu diesen Zeit­punkten Strom ins Netz einspeist, erhält dafür keinen Erlös, sondern muss den Preis mit negativem Vorzeichen zahlen. Wer dann als Kunde in einem dynamischen Tarif mehr Strom als üblich nutzt, wird finanziell belohnt – und hilft, das Stromnetz stabil zu halten.

Wie kommst Du zu einem flexiblen Stromtarif?

Um einen variablen oder dynamischen Stromtarif abzuschließen, brauchst Du häufig einen bestimmten Stromzähler. Abhängig vom Stromzähler kannst Du dann einen variablen Stromtarif abschließen. Elf Tarife für Haushalte haben wir im Frühling 2022 gefunden. Einige lassen sich auch über Vergleichsrechner wie dem Finanztip-Stromrechner finden, aber nicht alle. Deswegen nennen wir die uns bekannten Tarife hier. Wenn wir von neuen Angebote Kenntnis erlangen, nehmen wir sie in unsere Übersicht auf.

Variable und dynamische Stromtarife für Haushaltsstrom

Stromanbieter

TarifTarifart

benötigter

Stromzähler

Information

zum Strompreis

AwattarHourly-Cap

variabler

Tarif mit Preiskorridor

intelligenter Zähler oder intelligentes MesssystemBörsenstrompreise aktuell übermittelt
AwattarHourlydynamischer Tarifintelligentes MesssystemBörsenstrompreise aktuell übermittelt
Eon Energie DeutschlandSmartstrom Öko

variabler Tarif mit 3 festen Preisen 

intelligentes MesssystemFestpreise auf der Internetseite abrufbar
GasagStrom flexdynamischer Tarifintelligentes MesssystemBörsenstrompreise aktuell übermittelt
Rabot Chargerabot.homevariabler Tarif mit sich monatlich ändernden Preisenjeder ZählertypBörsenstrompreis gemittelt plus 20% der erzielten Ersparnis gegenüber der örtlichen Grundversorgung
Rabot Chargerabot.chargevariabler Tarif, lädt E-Auto bevorzugt bei Ökostrom-Überschussjeder ZählertypBörsenstrompreis gemittelt plus 20% der erzielten Ersparnis gegenüber der örtlichen Grundversorgung
Rabot Chargerabot.charge smartdynamischer Tarifintelligentes 
Messsystem
Börsenstrompreise aktuell übermittelt
Stadtwerke DüsseldorfDüsselstrom Öko Dynamischdynamischer 
Tarif
intelligentes 
Messsystem
Börsenstrompreise aktuell übermittelt
TibberTibber Energy

variabler

Tarif mit gemittelten Monatspreisen

jeder Zählertypab 13 Uhr Preise für Folgetag in der App abrufbar
TibberTibber Energydynamischer Tarifintelligenter Zähler oder intelligentes Messsystemab 13 Uhr Preise für Folgetag in der App abrufbar
Vivi-PowerVivi-Stromvariabler Tarif mit sich monatlich ändernden Preisenjeder ZählertypFestpreise bis zu drei Monate im voraus auf der Internetseite abrufbar
VoltegoVoltego 
Privat
dynamischer
Tarif
intelligentes
Messsystem
Börsenstrompreise aktuell übermittelt

Die Tabelle ist nach dem Namen der Stromanbieter alphabetisch geordnet. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 27. März 2023)

Der Wechsel von einem fixen zu einem variablen Tarif unterscheidet sich nicht von jedem anderen Vertragswechsel. Wählst Du einen anderen Anbieter, übernimmt dieser die Kündigung beim bisherigen Lieferanten für Dich oder Du kündigst den bestehenden Vertrag selbst.

Willst Du einen Tarif abschließen, für den Du ein Smart Meter, also ein intelligentes Messsystem brauchst, kannst Du Dir ein solches Gerät einbauen lassen. Manchmal enthält das Angebot für den variablen Tarif vom Stromversorger auch den Einbau eines neuen Stromzählers. Der Preis dafür ist im Angebot separat aufgeführt. Entweder Du nimmst das Angebot samt Zählertausch an oder Du beauftragst einen speziellen Anbieter – einen so genannten Mess­stel­len­be­trei­ber – damit, den intelligenten Zähler einzubauen und schließt danach den Stromliefervertrag über den variablen oder dynamischen Tarif.

Ab 2025 hat jeder Verbraucher das Recht auf ein Smart Meter. Du kannst dann bei einem Mess­stel­len­be­trei­ber ein Smart Meter bestellen und er ist verpflichtet, den intelligenten Stromzähler innerhalb von vier Monaten bei Dir einzubauen. Das steht im Gesetzentwurf zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende, der im Frühjahr 2023 inkraft treten soll. 

Bei einem Wechsel des Mess­stel­len­be­trei­bers übernimmt das neu gewählte Unternehmen in der Regel die Kündigung beim bisherigen Betreiber des Zählers. Zum vereinbarten Termin kommt dann ein Elektriker, baut den bisherigen Stromzähler aus und setzt Dir ein modernes Gerät ein. Das jährliche Messstellenentgelt für diesem neuen Zähler ist dann höher als bei einem alten Ferraris-Zähler. Eventuell berechnet der neue Mess­stel­len­be­trei­ber noch eine einmalige Gebühr für den Einbau des Zählers.

Typische Entgelte für verschiedene Stromzähler

Stromzähler oder SystemMessstellenentgelt pro Jahr
analoger Eintarifzähler8 bis 17 Euro
digitaler Zähler (moderne Messeinrichtung)20 Euro
intelligenter Zählerca. 100 Euro
intelligentes Messsystemab 100 Euro

Quelle: Finanztip-Erhebung (Stand: 20. Mai 2021)

Alle Verbraucher bekommen bis spätestens 2032 verpflichtend ein intelligentes Messsystem eingebaut. Ab 2025 werden die Kosten für die Smart Meter auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt. Damit sollen sie für alle Bürger tragbar sein und nicht über dem Preis der bisherigen digitalen Zähler liegen. 

Für einen dynamischen Stromtarif muss in der Regel ein intelligenter Zähler installiert sein. Zu diesem gehört ein digitaler Zähler, der über ein Smart Meter Gateway in ein Kommunikationssystem eingebunden ist. Dir wird so der Stromverbrauch in Echtzeit angezeigt. Darüber hinaus übermittelt Dir der Stromanbieter den aktuellen Strompreis am Handelsmarkt, damit Du direkt auf ein Preissignal reagieren kannst. Möglich ist auch, dass Du einen Alarm einrichtest, wenn Preise hoch oder niedrig sind oder dass Du über die App des Stromanbieters bestimmte Geräte in Deinem Haushalt steuerst – abhängig von den Preissignalen am Markt. Die Geräte müssen dazu an einer steuerbaren Steckdose hängen.

Es gibt auch Anbieter, die eigene Kommunikationsmodule anbieten, die Du beispielsweise an Deinem digitalen Stromzähler installieren kannst. So kannst Du auch von dynamischen Stromtarifen profitieren, wenn Du noch kein Smart Meter hast. Aber Achtung: Für dieses Kommunkationsmodul musst Du auch eine Gebühr bezahlen. Wenn es zu teuer ist, rechnet sich der dynamische Tarif für Dich vielleicht nicht mehr. 

Wie viel kannst Du mit einem flexiblen Stromtarif sparen?

Wie stark sich ein flexibler Stromtarif lohnen kann, hängt von drei Faktoren ab:

  1. ob Dein Tarif „nur“ variable oder dynamische Preise hat

  2. wie sich die Strompreise mittelfristig entwickeln – waren sie bis Mitte 2020 sehr niedrig, so sind die Preise an der Börse im Herbst 2021 stark gestiegen

  3. wie stark Du Deinen Verbrauch in Stunden mit niedrigeren Strompreisen verlagern und insgesamt senken kannst

Allein durch das Einbrechen der Strompreise im Frühling 2020 konnten Kunden in dynamischen Stromtarifen sparen: Sie zahlten bis zu 3 Cent pro Kilowattstunde weniger. Bei 170 Kilowattstunden Verbrauch bedeutete das eine Ersparnis von rund 5 Euro pro Monat. Dieser Effekt ist 2022 nicht gegeben – die Preise an der Strombörse sind hoch, besonders, wenn der Strom kurzfristig beschafft wird, wie dies in variablen und dynamischen Verträgen der Fall ist. Das bedeutet: Deine Strom­kos­ten verringern kannst Du in solchen Verträgen 2022 nur, wenn Du Deinen Verbrauch senkst oder in Stunden mit niedrigen Preisen schieben kannst.

Denn die Preise an der Strombörse schwanken über den Tag verteilt stark – es können locker 10 Cent pro Kilowattstunde (netto) oder noch mehr sein. Die Preise können dabei auch auf 5 Cent und noch weniger pro Kilowattstunde fallen, weil gerade viel Windstrom in die Netze geht. Nutzt Du Geräte in den Zeiten niedriger Strompreise, sparst Du sowohl bei den Kosten für den Stromeinkauf als auch anteilig bei der Mehrwertsteuer.

Verschiebst Du dann das Wäschewaschen vom Abend in den Nachmittag, kannst Du bei einem 60-Grad-Waschgang bei voller Beladung der Trommel rund 13 Cent sparen. Lädst Du Dein Auto nachts und nicht am Abend, können es locker 4 bis 5 Euro bei einer Vollladung sein. Wirfst Du den Trockner nachmittags an, kostet das mehr als 10 Cent weniger. Nimmst Du extreme Tiefpreise oder sogar Negativpreise mit, kann sich die Ersparnis jeweils verdoppeln.

Die Preise an der Strombörse bekommst Du direkt über Deinen Anbieter angezeigt. Die Ersparnisangaben beziehen sich auf neue energieeffiziente Haushaltsgeräte. Haben Deine Maschinen ein paar Jahre auf dem Buckel, kann die durchschnittliche Ersparnis auch höher sein.

In einem lediglich zeitvariablen Tarif für Haushaltsstrom rechnet der Anbieter nicht die direkten Beschaffungskosten für Strom pro Tag ab. Er bildet stattdessen einen Mit­tel­wert über den Monat oder gibt einen Preiskorridor vor, der nicht überschritten, aber auch nicht unterschritten werden kann, oder der Anbieter legt für verschiedene Zeitfenster am Tag unterschiedliche fixe Preise fest. Letzteres ist beim Tarif „Smartstrom Öko“ von Eon der Fall: Am teuersten ist der Strom von morgens bis nachmittags, ab 16 Uhr ein bisschen günstiger und nach 21 Uhr kostet er rund 5 Cent weniger als tagsüber. Der Tarif ist so angelegt wie zeitvariable Tarife für Nachtspeicheröfen oder Wärmepumpen.

Ein Preiskorridor besteht dagegen im Tarif Hourly-Cap von Awattar. Sinkt der Marktpreis, kommt Dir das trotzdem zugute – über einen Bonus. Um rund 2,75 Euro verringerte dieser die Strom­kos­ten der Kunden im genannten Tarif 2020 pro Monat. Mit monatlich gemittelten Preisen arbeitet Tibber, wenn Du keinen intelligenten Zähler installiert hast.

Da es typische Hochpreiszeiten und Niedrigpreiszeiten an der Strombörse gibt, kannst Du bei diesen variablen Tarifen überlegen, einzelne Geräte zu bestimmten Zeiten ausschließlich oder stärker zu nutzen. Dann profitierst Du von günstigeren Strompreisen am Markt und sparst Geld, allerdings nicht in vollem Umfang wie in einem dynamischen Tarif – schließlich werden die Preise entweder gemittelt oder sind in ihrer Höhe begrenzt. Dafür bist Du aber auch vor Höchstpreisen an der Strombörse geschützt. Die Börsenpreise übermitteln die Anbieter oder Du kannst Sie über Deinen Stromzähler einsehen. Je nachdem, wie stark Du Deinen Verbrauch in Stunden niedriger Preise verlagern kannst, sparst Du 2 bis 3 Cent pro Kilowattstunde.

Wie sieht der Stromvertrag bei diesen Tarifen aus?

Der Stromvertrag für einen variablen Tarif unterscheidet sich im Grundsatz nicht von einem Vertrag für einen fixen Tarif (§ 309 Punkt 9 BGB): 

  • maximale Laufzeit: zwei Jahre

  • maximale Kündigungsfrist: ein Monat

  • Vertragsverlängerung: nur um unbestimmte Zeit

Nach Ende der ersten Laufzeit ist ein Vertrag damit jederzeit mit einer Frist von höchstens einem Monat kündbar.

Beim Thema Rechnung gelten dagegen für variable Stromtarife zusätzliche und teilweise auch andere Fristen als für Tarife mit fixen Preisen:

  • Mindestens alle zwölf Monate muss der Lieferant eine Abrechnung schicken und Dir kürzere Abrechnungszeiträume anbieten: monatlich, alle drei oder alle sechs Monate (§ 40b Abs. 1 EnWG). 

  • Monatlich bekommst Du in jedem Fall eine Abrechnungsinformation (§ 40b Abs. 3 EnWG). Diese enthält alle für eine Abrechnung relevanten Daten, aber keine Zahlungsaufforderung.

  • Eine Abrechnung oder Schlussrechnung ist bis zu sechs Wochen nach Ende des Abrechnungszeitraums zuzustellen. Bei monatlicher Abrechnung verkürzt sich die Frist auf drei Wochen (§ 40c Abs. 2 EnWG).

Tatsächlich sind manche Fristen in variablen Stromverträgen aber kürzer: Bei Tibber und Awattar gibt es keine Mindestlaufzeit und die Kündigungsfrist beträgt gerade mal zwei Wochen. Abrechnungen erstellt das Unternehmen monatlich.

Wenn jeden Monat eine Rechnung kommt, bedeutet das auch: Du zahlst keine Abschläge, die sich nach dem voraussichtlichen Verbrauch in einem Jahr richten, sondern das, was Du tatsächlich benötigt hast. Du musst dazu auch Deinen Zähler (,sofern es ein Smart Meter ist,) nicht ablesen – die Messwerte ruft der Anbieter selbst ab. Ein weiterer Vorteil der monatlichen Abrechnung: Bist Du mehrere Wochen verreist, verringern sich direkt Deine Strom­kos­ten. Vermietest Du Deine Wohnung für ein paar Monate unter, weißt Du, welche Strom­kos­ten der Zwischenmieter zu tragen hat.

Eines ist aber bei Tibber und Awattar anders: Ändern sich einzelne Umlagen, Steuern oder Entgelte auf den Strompreis und machen elektrische Energie teurer oder günstiger, verpflichtet sich der Anbieter in der Regel nicht, Dich darüber zu unterrichten. Über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ist festgelegt, dass der Anbieter Umlagen, Steuern, Abgaben und Entgelte jeden Monat in ihrer jeweiligen Höhe berechnet. Verringern sich die hoheitlich festgelegten Kosten, profitierst Du direkt davon; steigen sie, erhöht sich dagegen vermutlich auch Dein Strompreis.

Ein Son­der­kün­di­gungs­recht steht Dir aufgrund eines höheren Preises dabei nicht zu, wenn klar geregelt ist, dass die Höhe der einzelnen Posten ohne Verzögerung und ohne Aufpreis an Dich weitergereicht wird. Ändert der Anbieter seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen, hast Du natürlich ein Son­der­kün­di­gungs­recht und musst auch über dieses aufgeklärt werden. Auch wenn Du umziehst, darfst Du Deinen Vertrag außerordentlich kündigen, wenn Dich der Lieferant an der neuen Anschrift nicht zu denselben Preisen beliefern kann.

Wohin steuern variable Stromtarife?

2021 gab es nur wenige dynamische Tarife für Haushaltsstrom. Das dürfte sich ändern: Stromlieferanten sollen nun mindestens einen dynamischen Tarif anbieten, wenn sie mehr als 100.000 Kunden haben. Rund 100 Unternehmen betrifft diese Pflicht.

Ab 2025 müssen alle Stromlieferanten ihren Kunden variable und dynamische Tarife anbieten, unabhängig von der Anzahl ihrer Kunden. Interessiert sich ein Verbraucher für einen dynamischen Tarif, muss ihn der Anbieter zudem über die Vor- und Nachteile unterrichten und den Einbau eines intelligenten Messsystems anbieten, falls dieses nicht vorhanden ist. 

Alle Stromlieferanten – unabhängig von der Kundenzahl – sollen mindestens einen variablen Tarif anbieten, wenn das für sie wirtschaftlich und technisch machbar ist. Dazu zählen auch Tarife für Autostrom oder Wärmestrom, in denen nachts andere Preise als am Tag gelten oder der Verbraucher von geringeren Entgelten profitiert, weil er seine Verbrauchsgeräte vom Netzbetreiber steuern lässt. Tageszeitabhängige Tarife hat mehr als jeder zweite Stromversorger im Portfolio; lastvariable Tarife etwa jedes zehnte Unternehmen. 

Bislang nutzt rund eine halbe Million Stromkunden variable oder dynamische Tarife zuhause. Der Gesetzgeber verspricht sich von der neuen Vorgabe, dass sich dynamische und variable Stromtarife stärker verbreiten und das Stromnetz in Zeiten hoher Nachfrage oder hohen Stromangebots entlasten. Denn im Zuge der Energiewende besteht zunehmender Bedarf, die Stromnachfrage stärker an das Angebot anzupassen – Windkraftanlagen und Photovoltaiksysteme erzeugen nicht zu beliebigen Zeiten Strom, sondern je nach Wetterlage. Auf diesen Kraftwerken beruht schon heute rund ein Drittel der Stromerzeugung in Deutschland. Und dieser Anteil soll wachsen – spätestens 2030 sollen Wind- und Solarstromanlagen den größten Anteil der elektrischen Energie in Deutschland bereitstellen.

Neben den zeitvariablen Tarifen gelingt dies auch mit lastvariablen Tarifen. Damit Du Deine Wärmepumpe oder Dein Elektroauto netzdienlich betreibst – nämlich dann Strom beziehst, wenn gerade viel Strom ins Netz wandert und möglichst wenig, wenn das Gegenteil der Fall ist –, gewähren die Netzbetreiber schon heute niedrigere Entgelte. Von Ort zu Ort unterscheiden sich diese aber. Auch die Bedingungen für einen lastvariablen Tarif können verschieden sein. Für Elektroautos lohnen sich lastvariable Tarife zudem meist noch nicht und für Wärmepumpen eher, wenn Dein Wärmestrombedarf hoch ist. Eine Lastmanagementverordnung soll einheitliche Regeln für ganz Deutschland schaffen. Wann diese Verordnung kommt, ist allerdings unklar. Ende 2020 hatte das Wirtschaftsministerium einen Entwurf erarbeitet, der nach Protest der Automobilbranche wieder einkassiert wurde.

Autoren
Ines Rutschmann

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