Hast Du einen Riester-Vertrag (auch Riester-Rente genannt) für Deine Altersvorsorge abgeschlossen? Dann könntest Du einen klassischen Finanz-Fehler gemacht haben.
Denn diese Verträge, häufig von Banken und Versicherern verkauft, eignen sich nur in bestimmten Fällen für Deine Altersvorsorge – obwohl sie vom Staat bezuschusst werden können.
Aber oft sind sie vor allem eines: unnötig teuer – und deswegen trotz der Zuschüsse weniger rentabel als es ETFs in der Vergangenheit waren. Für wen sich ein Riester-Vertrag wirklich noch lohnt, liest Du hier.
Die Zuschüsse und Steuererleichterungen, die Du vom Staat für den Riester-Vertrag bekommst, machen es auch kompliziert, den Vertrag zu kündigen. Denn die erhaltenen Vorteile musst Du bei einer Kündigung zurückzahlen – bzw. werden sie vom angesparten Geld abgezogen, bevor es Dir ausgezahlt wird.
Bevor Du also vorschnell kündigst, lies hier und vermeide die häufigsten Fehler dabei:
Fehler 1: Unüberlegt kündigen
Der vielleicht größte Fehler: Deinen Riester-Vertrag wechseln oder kündigen, wenn das Guthaben gerade schlecht dasteht. Z. B., wenn Du einen Riester-Fondsparplan oder eine fondsgebundene Riester-Rentenversicherung hast und Deine Fondsanteile gerade nicht so viel wert sind.
Bei einer Kündigung würdest Du dann deutlich weniger Geld zurückbekommen. Bei einem Wechsel würde das niedrige Guthaben als Wert für die Beitragsgarantie in den neuen Vertrag übernommen werden. Das hätte zur Folge, dass auch nur dieser Wert am Ende der Laufzeit des neuen Vertrags garantiert für Deine Auszahlphase zur Verfügung stünde.
So machst Du es besser: Wart ab, bis sich der Wert Deiner Fondsanteile erholt hat, bevor Du Deinen Riester-Vertrag kündigst oder wechselst. Du kannst stattdessen Deine Einzahlung stoppen, den Vertrag also ruhend stellen. Und ihn dann später wechseln oder kündigen, wenn Dein Vertragsguthaben nach einer positiven Fonds-Entwicklung gestiegen ist.
Eine Kündigung ergibt nur Sinn, wenn Du auf das Geld angewiesen bist, keine anderen Ersparnisse hast und niemanden um Hilfe bitten kannst. Außerdem sollte Dein Guthaben so hoch sein, dass Du nach Abzug aller Kosten trotzdem das rausbekommst, was Du brauchst. Beachte aber, dass die Auszahlung aufgrund der komplexen Rückerstattung zwei bis drei Monate dauern kann.
Fehler 2: Auszahlungssumme nicht vorher klären
Wenn Du kündigst, bekommst Du nicht automatisch Dein gesamtes Vertragsguthaben ausgezahlt. Erkundige Dich vorher bei Deinem Anbieter, wie viel Dir tatsächlich bleibt.
Berücksichtige dabei, dass zusätzlich zu den erhaltenen Zulagen und eventuellen Steuervorteilen auch Verwaltungskosten, Stornogebühren sowie ein möglicher Verlust durch Marktschwankungen Deinen Auszahlungsbetrag schmälern können. Erst wenn Du den genauen Betrag kennst, kannst Du eine fundierte Entscheidung treffen.
Fehler 3: Effektivkosten nicht vergleichen
Ein Anbieterwechsel lohnt sich vor allem dann, wenn die Kosten des neuen Vertrags niedriger sind als die Deines aktuellen Vertrags. Aber beachte: Dazu zählen auch Gebühren für Verwaltung, Fonds, Abschluss- und sonstige Kosten.
Wir empfehlen Dir daher auch nur den Wechsel zu einem Riester-Fondssparplan und nicht zu einer Riester-Rentenversicherung. Denn ein Riester-Fondssparplan hat im Gegensatz zu einer Riester-Rentenversicherung keine Abschlusskosten. Achte aber generell auf versteckte Gebühren: Einige Verträge haben nur auf den ersten Blick scheinbar bessere Konditionen.
Achtung: Bevor Du den Vertrag wechselst, frag unbedingt bei Deinem aktuellen Anbieter nach den Kosten, die für den Wechselprozess anfallen. Maximal darf er 150€ verlangen, oft ist es weniger.
Außerdem solltest Du in Deinen Vertragsbedingungen nachlesen oder den Anbieter fragen, ab wann und mit welchem Vorlauf ein Wechsel möglich ist.
Fehler 4: Steuerliche Folgen ignorieren
Kündige Deine Riester-Rente nicht übereilt. Denn: Bei einer Kündigung musst Du die erhaltenen Zulagen und Steuervorteile zurückzahlen. Im Jahr 2023 mussten Menschen, die ihren Riester-Vertrag gekündigt haben, durchschnittlich 2.000€ zurückzahlen. Davon waren etwa 1.500€ Zulagen und ca. 500€ Steuern.
Fehler 5: Den Pfändungsschutz aufgeben
Riester-Verträge sind pfändungssicher und somit vor dem Zugriff durch Menschen und Institutionen geschützt, denen Du Geld schuldest. Kündigst Du Deinen Vertrag und bekommst das Geld ausgezahlt, verliert es diesen Schutz.
Falls Du Schulden hast oder in einer finanziellen Krise steckst, könnte eine Kündigung dazu führen, dass Dein gesamtes Guthaben für die Tilgung von Forderungen genutzt wird.
Fehler 6: Den falschen Zeitpunkt wählen
Ein Wechsel ergibt besonders dann Sinn, wenn Dein aktueller Vertrag hohe Kosten hat und Du noch viele Jahre bis zur Rente hast. Stehst Du kurz vor der Rente, lohnt sich die Kündigung fast nie. Selbst ein Wechsel bringt dann wenig, da Aktienfonds nur über längere Zeiträume stabile Renditen erwirtschaften und die Zinsen für klassische Versicherungsverträge aktuell gering sind.
Falls Du bereits kurz vor dem Renteneintritt stehst und älter bist als 62 Jahre (60 Jahre für Verträge, die vor 2012 gestartet sind) kannst Du in die Auszahlphase wechseln. Dadurch vermeidest Du hohe Verluste durch die Rückzahlung von Zulagen und Steuervergünstigungen.
Zum Start der Auszahlphase kannst Du Dir bis zu 30% des Kapitals auf einen Schlag auszahlen lassen. Der Rest wird dann für die monatliche Auszahlung verwendet. Je nach Vertrag erhältst Du dann eine lebenslange Rente oder beginnst mit einem Auszahlplan, der dann im späteren Verlauf Deines Ruhestands in eine lebenslange Rente umgewandelt wird.
Falls die monatliche Auszahlung aus Deinem Riester-Vertrag eine bestimmte Grenze unterschreiten würde, kannst Du das gesamte Vertragsguthaben stattdessen auch als Einmalzahlung erhalten. Diese Grenze verschiebt sich jedes Jahr. 2025 liegt sie bei 37,45€ pro Monat. Auch, wenn Du diese Abfindung versteuern musst, ist das meist eine der besten und günstigsten Varianten.
Weitere Details und Fälle, in denen eine Kündigung wirklich sinnvoll ist, findest Du in unserem Ratgeber zu Riester kündigen.