Rebalancing Wann Du Deine Geldanlagen umschichten solltest

Timo Halbe
Timo Halbe
Experte Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Finanztip empfiehlt für die Geldanlage eine Kombination aus einem breitgestreuten Aktien-ETF als Renditebaustein und eine Zinsanlage als Sicherheitsbaustein.
  • Die Aufteilung zwischen den beiden Bausteinen solltest Du einmal für Dich festlegen.
  • Im Lauf eines Jahres kann sich jedoch Deine Aufteilung der Bausteine durch die unterschiedliche Wertentwicklung stark verschieben. Du solltest sie dann wiederherstellen. Das heißt Rebalancing.

So gehst Du vor

  • Du solltest einmal im Jahr prüfen, ob Deine Geldanlage noch der passenden Aufteilung entspricht. 
  • Hast Du weniger als 20.000 Euro angelegt, lohnt sich ein Rebalancing aufgrund der Kosten nicht. Ist Dein Anlagebetrag höher, solltest Du erst umschichten, wenn die Abweichung von Deiner ursprünglichen Aufteilung mehr als fünf Prozent beträgt.
  • Solltest Du zur Wertsicherung Gold im Portfolio haben, lohnt sich ein Umschichten des Goldanteils nicht.

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Der bekannte Börsenexperte André Kostolany gab Anlegern stets den Ratschlag, Aktien zu kaufen, sich anschließend Schlafmittel zu besorgen und nach einigen Jahren reich wieder aufzuwachen. In Fachkreisen wird diese Strategie auch „Buy and hold“ genannt. 

Auch Finanztip ist der Meinung, dass Buy and hold für Deine Geldanlage am besten geeignet ist. Wer kann schon genau vorhersagen, wann die Börsen auf Talfahrt gehen? Oder wer kann einschätzen, wann sich die Börsen nach einem Tief wieder erholen und auf Rekordjagd gehen? Manchmal ist es aber doch nötig einzugreifen. In diesen Ratgeber erfährst Du, wann das sinnvoll ist und wie Du am besten vorgehst. 

Ist ein Rebalancing sinnvoll?

Ein  regelmäßiges Rebalancen Deiner Geldanlage ist sinnvoll. Der Grund dafür sollte die Anpassung an Deine ursprüngliche Risikoaufteilung sein. Schließlich bedeutet Rebalancing ins Deutsche übersetzt: „wieder ins Gleichgewicht bringen“. Welche Risikoaufteilungen sinnvoll sind, erfährst Du in unserem Ratgeber zur Geldanlage

Gemeint ist damit, dass Du die ursprüngliche Aufteilung Deines Vermögens zwischen Aktien und Zinsanlagen wiederherstellst. Denn bei Finanztip empfehlen wir Dir bei der langfristigen Geldanlage auf einen breitgestreuten Aktien-ETF als Renditebaustein und eine Zinsanlage wie Tagesgeld als Sicherheitsbaustein zu setzen. Da Aktienkurse schwanken, wird sich der Wert Deines Aktien-ETF anders entwickeln als der Deiner Zinsanlage. Dadurch gerät die ursprüngliche Verteilung Deiner Anlage auseinander. Du hast zum Beispiel zu Beginn eine Aufteilung von 60 Prozent Aktien-ETF und 40 Prozent Tagesgeld, läuft es an der Börse ein paar Jahre gut, kann sich die Aufteilung schnell verändern und der Anteil des Aktien-ETF auf 70 Prozent steigen. Hin und wieder solltest Du diese Unwucht ausgleichen. 

Das Umschichten Deiner Geldanlage nur um Gewinne aus Aktien zu sichern, empfehlen wir hingegen nicht. Denn damit verringerst Du den langfristigen Zinseszinseffekt Deiner Aktien.

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  • Mit dem richtigen Wertpapierdepot zahlst Du wenig fürs Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds (ETFs).
  • Finanztip empfiehlt zwölf Depotangebote. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Traders Place (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang).

Zum Ratgeber

Wann solltest Du Deine Geldanlage rebalancen?

Du solltest Deine Geldanlage umschichten, wenn sich die Aufteilung zwischen Deinem Renditebaustein aus Aktien und Deinem Sicherheitsbaustein aus Zinsanlagen stark verschoben hat. Weicht Dein Portfolio etwa fünf Prozent oder mehr von Deiner ursprünglich gewählten Aufteilung ab, ist es Zeit dafür. Bereits bei geringeren Veränderungen zu justieren, ist meist unverhältnismäßig teuer und aufwendig.  

Eine Umschichtung lohnt sich nach unserer Einschätzung allerdings nur, wenn Du bereits mindestens 20.000 Euro angespart hast. Ansonsten sind die Kosten für den Kauf und Verkauf der ETF-Anteile einfach zu groß. 

So berechnest Du, ob Du rebalancen solltest

Um zu berechnen, ob es an der Zeit für ein Rebalancing Deiner Geldanlage ist, musst Du jeweils das Geld im Sicherheitsbaustein und das Geld im Renditebaustein durch das Gesamtvermögen teilen. Nun prüfst Du, ob die jeweiligen Anteile von Deiner ursprünglichen Aufteilung abweichen. Das Ganze veranschaulicht am besten ein Beispiel:

Pascal hat eine ursprüngliche Risikoaufteilung von 60 Prozent Aktien-ETF und 40 Prozent Tagesgeld. Um regelmäßig zu sparen, fließt von seinem Gehalt jeden Monat etwas Geld in einen ETF-Sparplan und über einen Dauerauftrag auch auf sein Tagesgeldkonto. Aktuell liegen im Aktien-ETF 53.000 Euro und auf dem Tagesgeldkonto 18.000 Euro. Pascal errechnet nun zunächst das gesamte Vermögen, indem er beide Bausteine addiert. 53.000 Euro plus 18.000 Euro ergeben 71.000 Euro. 

Im nächsten Schritt teilt Pascal den Wert der einzelnen Bausteine durch das Gesamtvermögen und multipliziert das Ergebnis mit 100, um einen Prozentwert zu erhalten:

  • Aktien-ETF: 53.000 Euro/71.000 Euro x 100 = 74,65 Prozent
  • Tagesgeld: 18.000 Euro/71.000 Euro x 100= 25,35 Prozent

Pascal weicht also etwa 15 Prozent von seiner ursprünglichen Aufteilung ab und sollte dementsprechend rebalancen. Wie er dazu vorgehen kann, erfährst Du weiter unten. 

Überprüf Deine Anlagestrategie einmal im Jahr

Ob Du diese Bedingungen erfüllst, musst Du aber nicht täglich prüfen. Es genügt, wenn Du das einmal im Jahr in den Blick nimmst. Zum Beispiel, wenn Du Deine Geldanlage eh einem allgemeinen Check unterziehst. Wir empfehlen Dir nämlich jährlich zu einem festgelegten Termin die gesamte Anlagestrategie zu kontrollieren. Beantworte dazu dieselben Fragen wie am Beginn Deiner Anlage:

  • Wie lange kannst Du auf das Geld verzichten?
  • Wie viele Verluste kannst Du zwischenzeitlich ertragen?
  • Über wie viel Geld möchtest Du am Ende des Anlagezeitraums verfügen?

Falls sich Deine Antworten geändert haben, solltest Du Deine Strategie überdenken und möglicherweise die einzelnen Anlageklassen anders gewichten. Wenn sich beispielsweise Deine Vermögensverhältnisse durch eine Erbschaft oder deutliche Gehaltserhöhung verbessert haben, kannst Du meist eine höhere Aktienquote wählen. Irgendwann musst Du aber so oder so damit anfangen, Dein Portfolio umzuschichten – nämlich dann, wenn Du Dich Deinem Anlageziel näherst. Lies hierzu mehr im Ratgeber zur Geldanlage.

Wie schichtest Du Deine Geldanlage um?

Um Deine Geldanlage umzuschichten hast Du zwei Optionen: 

  1. Du entnimmst Geld aus dem Baustein, der aktuell zu hoch ist, und investierst es in den Baustein, der aktuell zu gering ist.
  2. Du lenkst Deine zukünftigen Investitionen in den Baustein, der zu niedrig ist. Und zwar so lange, bis der Baustein der ursprünglichen Aufteilung entspricht.

Bei der ersten Variante ist die Geldanlage sofort ausgeglichen. Dafür können abhängig von Deinem Depotanbieter Kosten für die Umschichtung anfallen. Außerdem musst Du beim Verkauf sehr wahrscheinlich Steuern zahlen. Die zweite Variante bietet sich vor allem an, wenn Deine Anlage nicht ganz so stark von Deiner ursprünglichen Aufteilung abweicht. Denn dann kannst Du die Anlage ausgleichen, indem Du Deine monatliche Sparrate einfach umleitest. Planst Du eine größere Einmalanlage – zum Beispiel aus einer Erbschaft – kannst Du auch diese nutzen, um die Anlage aufzuteilen.

Wie Du bei beiden Varianten vorgehst, erklären wir Dir am obigen Beispiel von Pascal. Seine gewünschte Aufteilung betrug 60 Prozent im Aktien-ETF und 40 Prozent im Tagesgeld. Aktuell hat er jedoch 53.000 Euro im Aktien-ETF und 18.000 Euro im Tagesgeld. Das momentane Verhältnis beträgt also etwa 75 Prozent zu 25 Prozent. Pascal kann eine der beiden Varianten zum Umschichten nutzen:

Variante 1: Direkt umschichten

Zunächst muss Pascal überlegen, bei welcher Aufteilung seine Anlage nun wieder ausgeglichen wäre. Insgesamt hat er 71.000 Euro. 60 Prozent davon sollen in den Aktien-ETF angelegt sein, also 42.600 Euro. Die restlichen 28.400 Euro sollen auf dem Tagesgeldkonto liegen.

Um diese Aufteilung zu erreichen, muss Pascal ETF-Anteile im Wert von etwa 10.400 Euro verkaufen und auf das Tagesgeldkonto einzahlen. Dieser Betrag ergibt sich, indem er von dem momentanen Anlagebetrag im Aktien-ETF den Zielbetrag abzieht. Also:

53.000 Euro – 42.600 Euro = 10.400 Euro

Bei der Umschichtung muss Pascal nicht genau auf 10.400 Euro kommen. Der Wert ist eine Orientierung, um die Anlage wieder grob in Ausgleich zu bringen. 

Variante 2: Künftige Investitionen umschichten

Für die zweite Variante baut Pascal seine Geldanlage nicht direkt um, sondern steckt so lange weitere Investitionen in das Tagesgeldkonto, bis die Wunschaufteilung erreicht ist. Pascal würde also seinen ETF-Sparplan stoppen und seinen Dauerauftrag auf das Tagesgeldkonto entsprechend erhöhen. Bei seinem nächsten jährlichen Anlagecheck prüft er dann, ob die Aufteilung seiner Wunsch-Gewichtung entspricht. Ist das der Fall, setzt er den ETF-Sparplan fort. Der Vorteil an diesem Vorgehen: Pascal spart sich die Kosten für den Verkauf der ETF-Anteile.

Der Nachteil dieser Methode ist, dass es dauern kann, bis Pascal seine Umschichtung abgeschlossen hat. Zahlt er zum Beispiel normalerweise 240 Euro im Monat in den ETF und 160 Euro auf das Tagesgeldkonto, würde er künftig also die gesamten 400 Euro aufs Tagesgeld zahlen. Nehmen wir als Vereinfachung nun an, dass sich der Aktien-ETF in der nächsten Zeit nicht weiterentwickelt. Pascal also weiter 53.000 Euro in dem ETF hält. Damit das Verhältnis zwischen ETF und Tagesgeld 60 zu 40 beträgt, müssen sich auf dem Tagesgeldkonto nun etwa 35.300 Euro sammeln. Da dort erst 18.000 Euro liegen, muss Pascal also etwa 43 Monate 400 Euro auf das Konto einzahlen, um die gewünschte Aufteilung zu erreichen. Macht der ETF in dieser Zeit Gewinn dauert es länger, macht er Verlust geht es schneller.

Deutlich schneller klappt das Rebalancing mit Variante 2, wenn bei Pascal eine große Einmalanlage ansteht. Das könnte der Fall sein, wenn Pascal zum Beispiel sein Auto verkauft hat, ohne es zu ersetzen oder Geld geerbt hat. Die erhaltenen 20.000 Euro möchte er anlegen und könnte sie so aufteilen: Er zahlt 18.400 Euro auf das Tagesgeldkonto und nur 1.600 Euro in den Aktien-ETF. Dadurch liegen auf in Aktien-ETF 54.600 Euro und auf dem Tagesgeld 36.400 Euro. Das entspricht der Aufteilung von 60 zu 40.

Unser Podcast zum Thema

Lohnt es sich, Gewinne in Gold umzuschichten?

Im Ratgeber zu Gold zeigen wir, dass ein zehnprozentiger Anteil Gold am Aktienportfolio in der langen Frist keine Mehrrendite bringt, sondern lediglich die Schwankung Deiner Anlage ein klein wenig reduziert.

Dies ändert sich auch nicht, wenn Anleger regelmäßig umschichten und den Goldanteil wieder auf zehn Prozent der Anlagesumme bringen. In der langen Frist haben in unseren Berechnungen die Transaktionskosten die Renditevorteile selbst bei werthaltigen Portfolios von 50.000 Euro und mehr aufgefressen. 

Das Vorgehen hat weitere Nachteile: In der Regel haben Anleger, die regelmäßig umschichten, Indexfonds auf Gold (Exchange Traded Commodities auf Gold, ETCs) im Depot. Sie verzichten also auf Goldmünzen oder Barren im Tresor. Das widerspricht aber der Anlageidee, Gold als Sicherheit für Währungskrisen auf die Seite zu legen. Denn im Fall der Fälle müsstest Du erst an das Gold herankommen.

Zweitens müsste das Umschichten manuell passieren. Anleger müssten sich also die Mühe machen, den Aktienmarkt zu beobachten und dann bestimmte Kriterien ausmachen, nach denen sie umschichten – zum Beispiel ein Wertgewinn des Aktienindex von mehr als 35 Prozent. All das ist für den sicherheitsorientierten Sparer wohl zu aufwendig.

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