Bafög Checkliste Höchstsatz, Freibetrag & Voraussetzungen

Mit Bafög fördert der Staat junge Menschen, die wenig Geld haben, während ihrer Ausbildung. Überprüfe anhand unserer Checkliste, ob Du Bafög voraussichtlich bekommen kannst.

Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen
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Wer kann Bafög bekommen?

Die erste große Hürde, die Du meistern musst, ist herauszufinden, ob Du überhaupt Bafög-berechtigt bist. Der Staat springt nämlich nur ein, wenn Du oder Deine Familie die Kosten der Studien- oder Lehrzeit nicht selbst stemmen können. Erfüllst Du die Voraussetzungen, sollte Bafög ein fester Bestandteil sein, um Dein Studium oder die Ausbildung zu finanzieren. Denn mindestens die Hälfte bekommst Du geschenkt.

Ob Deine Berufsausbildung, Deine Schulausbildung oder Dein Studium durch Bafög gefördert werden kann, hängt von Deiner Ausbildungsstätte ab.

Diese Ausbildungsstätten werden gefördert

 Ausbildungsstätte
StudentenUniversitäten, Hochschulen, Fachhochschulen und Akademien
AuszubildendeBerufsaufbauschulen, Berufsfachschulen, Fachschulen, Berufskollegs
Schüleralle anerkannten Schulen von Gymnasien über Gesamtschulen bis Hauptschulen, zweiter Bildungsweg über Abendhauptschulen, Abendrealschulen, Abendgymnasien, Kollegs

Quelle: § 2 BAföG (Stand: Oktober 2022) 

Für Studenten gilt: Es wird grundsätzlich nur ein Vollzeitstudium gefördert. Auch bekommst Du die Förderung nur für das erste Studium; für ein Zweitstudium nur dann, wenn es direkt auf dem Erststudium aufbaut. Das ist etwa der Fall bei einem Bachelorstudium mit anschließendem Masterstudium. Wer sein Studienfach zum Zweitstudium wechselt, hat keinen Anspruch mehr auf Bafög.

Dasselbe Prinzip gilt für Erst- und Zweitausbildungen. Mit dem sogenannten Auslands-Bafög kannst Du Dir auch eine Ausbildung im Ausland oder ein Auslandssemester während des Studiums fördern lassen (§§ 2-7 BAföG).

Zusätzlich musst Du zwei grundsätzliche Voraussetzungen für Bafög erfüllen, egal ob Azubi, Schüler oder Student (§§ 8-10 BAföG):

  1. Staatsangehörigkeit: Du musst deutscher Staatsbürger sein, um Bafög zu bekommen. Es ist aber auch möglich, ohne deutschen Pass die staatlichen Zuschüsse zu erhalten. Dafür ist entscheidend, ob Du auch nach der Ausbildungszeit voraussichtlich langfristig in Deutschland bleiben wirst. Gerade unter den Menschen aus anderen EU-Ländern gibt es viele, für die ein solcher dauerhafter Aufenthalt infrage kommt. Erste Anlaufstelle ist das Auslandsamt der jeweiligen Hochschule.
  2. Alter: Bei Beginn der Ausbildung oder des Studiums darfst Du höchstens 45 Jahre alt sein (§ 10 BAföG).

Checkliste Bafög

Für einen kurzen Überblick haben wir die wichtigsten Punkte zum Bafög in einer Checkliste als Download für Dich zusammengefasst.

Checkliste  Bafög

Mit wie viel Bafög kannst Du rechnen?

Der Höchstsatz von 934 Euro pro Monat reicht oftmals gerade so aus für Wohnung, Essen und Lernmaterial (§§ 11-14 BAföG). Von dem Geld musst Du außerdem Deine Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Vom Bafög-Amt gibt es nur pauschale Förderungen – egal, wie viel Du zum Beispiel für Deine Wohnung ausgeben musst, Du bekommst immer nur 360 Euro für Miete und Nebenkosten (§ 13 BAföG).

Als Student hast Du nur innerhalb der Regelstudienzeit Anspruch auf Bafög. Dabei ist es egal, wie viele Semester Du davon Bafög erhältst.

Zweiter Heizkostenzuschuss: Alle Bafög-Empfänger bekamen in diesem Winter einen zweiten Heizkostenzuschuss von 345 Euro. Der erste Zuschuss im Jahr 2022 belief sich auf 230 Euro.

Auszubildende und Schüler bekommen das Bafög geschenkt

Für Azubis und Schüler gibt es weniger Bafög als für Studenten. Welche Höchstbeträge genau gelten, hängt allein von der Art der Ausbildungsstätte ab. Im Gegensatz zu Studenten bekommen Schüler und Azubis das Bafög vollständig als staatliche Förderung, und zwar grundsätzlich so lange, wie sie die Ausbildungsstätte besuchen. Dies gilt auch, wenn sie eine Klasse wiederholen müssen.

Bei Studenten sieht das etwas anders aus. Die Hälfte des Bafögs besteht aus der geschenkten Förderung und die andere aus einem langfristigen Darlehen. Die Konditionen des Darlehens sind günstig, sodass auch für Studenten gilt: Wenn Du Bafög-berechtigt bist, solltest Du die Förderung auf jeden Fall in Anspruch nehmen.

Wie viel Förderung Du höchstens bekommst

 bei den Eltern zuhauseeigene Wohnung

Universitäten, Höhere Fachschulen etc.

633 €934 €

Abendgymnasien, weiterführende

Fachschulklassen etc.

602 €900 €

Abendhaupt- und Abendrealschulen,

weiterführende Fachoberschulen etc.

596 €858 €
Berufsfachschulen384 €754 €

Schüler im ersten Bildungsweg,

Fachschulen etc.

-754 €

pro eigenes Kind

+160 €+ 160 €

Inklusive Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung in Höhe von 122 Euro (ab dem 31. Lebensjahr steigt der Betrag auf 205 €).
Quelle: §§ 12, 13, 13a BAföG (Stand: Oktober 2022)

Was darfst Du gespart haben oder verdienen?

Das angesparte Vermögen der Eltern wird bei der Bafög-Berechnung nicht herangezogen. Doch wenn Du jünger als 30 Jahre alt bist und selbst mehr als 15.000 Euro angespart hast, musst Du zuerst Deine Reserven aufbrauchen. Mit Lebenspartner und Kindern darfst Du mehr Geld auf der hohen Kante haben (je 2.300 Euro mehr für jede Person in Deinem Haushalt). Bist Du über 30 Jahre alt, darfst Du bis zu 45.000 Euro gespart haben (§ 29 BAföG).

Verdienst Du selbst genug, um Dir Dein Studium zu finanzieren oder wirst Du in der Ausbildung bezahlt, bekommst Du kein Bafög. Ausgenommen davon sind zum Beispiel Minijobs. Hier gibt es Freibeträge, die Dir geringe Einnahmen ohne Anrechnung auf das Bafög erlauben.

Auf die Freibeträge schlägt das Bafög-Amt noch Kosten für Sozialabgaben und die Werbungskostenpauschale obendrauf. Der grundsätzliche Freibetrag für eigenes Einkommen von 330 Euro im Monat erhöht sich damit pauschal auf 520 Euro. Das gilt für den gesamten Bewilligungszeitraum (normalerweise zwölf Monate). Ein Nebenjob in den Ferien oder in der vorlesungsfreien Zeit darf also auch mal mehr einbringen, solange Du insgesamt weniger als 6.240 Euro im Jahr verdienst. Ist Deine Ausbildung besonders kostenintensiv, hast Du Kinder oder unterstützt Du Deinen Ehepartner, gelten höhere Freibeträge.

Falls Du eine Waisenrente oder ein Stipendium bekommst, musst Du diese erst bei höheren Summen auf Dein Bafög anrechnen lassen. Ist das Geld aus dem Stipendium zweckgebunden, wie zum Beispiel eine Bücherpauschale, zählt es nicht und Du darfst deshalb auch mehr als den Freibetrag für Stipendien in Höhe von 300 Euro behalten.

Monatliche Freibeträge für eigenes Einkommen

 ab WS 2022/23

Grundfreibetrag

330 €

mit Ehepartner

+ 805 €

pro Kind

+ 730 €

Waisenrente/Waisengeld

+ 255 €

Stipendium

+ 300 €

Härtefälle1

+ 370 €

1 Falls eine private Einrichtung Schulgeld oder Studiengebühren verlangt, gilt das als Härtefall. Semesterbeiträge von staatlichen Hochschulen zählen nicht dazu.
Quelle: § 23 BAföG (Stand: Oktober 2022)

Was ist bei Deinem Bafög-Antrag wichtig?

Erfüllst Du alle Voraussetzungen, geht es an den eigentlichen Antrag. Dabei solltest Du vor allem die Fülle der Unterlagen nicht unterschätzen, die Du für Deinen Antrag zusammensammeln musst. So kann es zum Beispiel etwas Zeit in Anspruch nehmen, die Einkommensbelege Deiner Eltern zu beschaffen.

Kümmere Dich daher so früh wie möglich um Deinen Antrag. Wenn Du direkt zum Ausbildungs- oder Studienbeginn auf die Förderung angewiesen bist, solltest Du die nötigen Unterlagen schon zuvor organisiert haben.

Der beste Zeitpunkt für den Bafög-Antrag

Bafög kannst Du erst beantragen, wenn Du weißt, wo Du studierst oder Deine Ausbildung machst. Wenn Du bereits zuvor abschätzen kannst, wo Du am Ende landen wirst, lohnt es sich aber, den Antrag schon vor der Zusage einzureichen und die Einschreibung (Immatrikulation) nachzuschicken.

Allerspätestens im Monat des Ausbildungs- oder Studienbeginns solltest Du den Antrag auf den Weg bringen; Bafög gibt es nämlich nicht rückwirkend. Für das Wintersemester an der Uni reicht dazu auch noch der 31. Oktober.

Gerade bei Studien- oder Ausbildungsbeginn häufen sich die Kosten. Fällt es Dir schwer, ein oder zwei Monate finanziell zu überbrücken, bis das Bafög gezahlt wird, wende Dich an Deinen Sachbearbeiter. Häufig haben die Mitarbeiter im Bafög-Amt Verständnis für schwierige Übergangsphasen und bearbeiten dringende Fälle schneller. Für die Übergangszeit kannst Du außerdem auch Arbeitslosengeld II oder ab Januar 2023 Bürgergeld beantragen.

Wo Du Dein Bafög beantragen kannst

In welchem Bafög-Amt Du Deinen Antrag einreichen musst, hängt von der Art und dem Ort Deiner Ausbildungsstätte ab (§ 45 BAföG):

  • Studenten reichen ihren Bafög-Antrag im Studentenwerk ihrer Hochschule ein.
  • Für höhere Fachschulen, Abendgymnasien, Kollegs und Akademien ist das Bafög-Amt im Bezirk der Ausbildungsstätte zuständig.
  • Alle anderen Schüler müssen sich an das Bafög-Amt am Wohnort der Eltern wenden.

Auf bafög.de findest Du eine Liste der Ämter. Du kannst den Bafög-Antrag auch digital abgeben unter bafoeg-digital.de.

Diese Unterlagen brauchst Du

Der Antrag besteht aus verschiedenen Formblättern, die Du ausgefüllt beim Bafög-Amt einreichen musst. Du kannst diese auch elektronisch ausfüllen und einschicken. Normalerweise kommen noch Einkommensbelege von Dir und Deinen Eltern obendrauf, sowie ein Nachweis über Deine Vermögensverhältnisse und die Zulassung der Ausbildungsstätte.

Jedes Jahr aufs Neue: Bafög beantragen

Das Bafög-Amt gewährt die Förderung in der Regel immer nur für ein Jahr. Nach dem sogenannten Bewilligungszeitraum musst Du erneut die entsprechenden Formblätter und Unterlagen des Folgejahrs einreichen. Mit der Zeit bekommst Du darin Routine. Folgendes solltest Du über die Jahre beachten (§§ 15-17 BAföG):

Leistungsnachweis - Zum fünften Semester müssen Studierende nachweisen, dass sie genügend Kurse oder Seminare besucht und die notwendigen Zwischenprüfungen bestanden haben, um das Studium in der Regelstudienzeit zu schaffen. Du darfst Dein Studium also nicht allzu sehr schleifen lassen.

Fachwechsel - Im Bachelorstudium dürfen Studierende sich bis zum vierten Semester für ein anderes Studienfach entscheiden. Mit dem Wechsel startet die Regelstudienzeit und damit auch die Bafög-Bezugsdauer von neuem.

Hilfe beim Studienabschluss - Fehlen nach der Regelstudienzeit noch einige Monate zum Studienabschluss, können Studenten ein besonders gefördertes Bankdarlehen in Höhe ihres Bafögs beantragen. Dieses KfW-Darlehen ist günstiger als ein gewöhnlicher KfW-Studienkredit.
 

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