Reiseversicherungen Welche Versicherung muss ins Urlaubsgepäck?

Expertin Versicherungen
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Selbst bei gut geplanten Urlauben kann etwas schief gehen. Du musst unerwartet kurz vor dem Urlaub am Blinddarm operiert werden oder wirst während des Urlaubs krank. Auch ein Autounfall mit dem Mietwagen oder verlorenes Reisegepäck können Dir den Urlaub verderben. Gegen die meisten Risiken kannst Du Dich versichern. Wir erklären Dir in diesem Ratgeber, wann und wofür das sinnvoll ist – und für wen.
Die folgende Übersicht zeigt, für welche Situationen welche Versicherungen es für Reisende gibt und welche sinnvoll oder notwendig sein kann. Im Anschluss findest Du eine genauere Einschätzung.
Versicherung | Anwendungsfall | Wann und wo relevant | Kosten | Finanztip- Empfehlung |
Auslandskranken-versicherung | medizinische Versorgung | Reisen außerhalb Deutschlands | ab 10 Euro/Reise | für Reisen bis 10 Wochen
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Kfz im Ausland | Defekte und Unfälle | im Ausland mit Mietwagen oder eigenem Auto | keine Extrakosten | Mallorca-Police, die EU-weit gilt
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Reiserücktritt- und abbruchversicherung | Urlaub kann plötzlich nicht angetreten oder muss vorzeitig abgebrochen werden | teure Reisen | abhängig vom Reisepreis und -ort; | Reiserücktritts- und -abbruchversicherungen |
Reisegepäck | Diebstahl, Verlust oder Beschädigung von Gepäck | Versicherung unnötig | / | Absicherung über Hausratversicherung und u.U. durch das Transportunternehmen |
Reisehaftpflicht | Schäden im Ausland gegenüber Dritten | Schäden in der EU unbeschränkt und weltweit tarifabhängig in PHV versichert | / | unsere Empfehlungen für Privathaftpflichtversicherung enthält EU-weiten Versicherungsschutz und weltweit mindestens 6 Monate |
Reiseunfall | Verletzungen durch Unfälle | in anderen Versicherungen enthalten | / | für Behandlungskosten und Rücktransport: Auslandskrankenversicherung
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Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 21. März 2025)
Wirklich jeder, der im Ausland unterwegs ist, und das gilt auch für Reisen innerhalb der EU, sollte unbedingt eine Auslandsreisekrankenversicherung besitzen. Sie springt für Behandlungskosten im Ausland ein, die gesetzliche Krankenkassen (GKV) nicht oder nur teilweise erstatten. Denn die übernehmen nur das, was die lokale gesetzliche Versicherung zahlen würde. Und das gilt nur in der EU und Ländern, mit denen Deutschland ein Sozialversicherungsabkommen geschlossen hat. Je nach Land kannst Du damit im Ernstfall auf hohen Kosten sitzen bleiben.
Auch wenn Du privat versichert bist, solltest Du prüfen, ob Dein Tarif Dir ausreichend Schutz gewährt. Denn nicht alle Tarife privater Krankenversicherungen (PKV) decken sämtliche Kosten im Ausland ab. Eine gute Auslandsreisekrankenversicherung sollte zum Beispiel für medizinisch sinnvolle Rücktransporte aufkommen. Selbst wenn ein medizinischer Rücktransport eventuell über Deinen Automobilverein abgesichert ist, bleibt die Auslandskrankenversicherung unter anderen Aspekten wichtig.
Sehr guten Krankenversicherungsschutz gibt es schon für wenig Geld: Empfehlenswerte Tarife für Singles starten bei weniger als zehn Euro im Jahr, für Familien gibt es diese ab 20 bis 30 Euro.
Bist Du mit dem Mietwagen unterwegs, hängt es hauptsächlich vom Urlaubsland ab, ob Du eine sogenannte Mallorca-Police brauchst. Mit einer solchen Zusatzvereinbarung bist Du mit den in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungssummen abgesichert (§ 4 PflVG und Anhänge). Anders als der Name „Mallorca-Police“ vermuten lässt, gilt diese Ergänzung zur Kfz-Haftpflicht in der Regel innerhalb der EU und im gesamten geografischen Europa, und damit auch in Staaten wie der Schweiz oder Albanien. Mit weltweiter Gültigkeit heißt der Schutz meist „Traveller-Police“.
Für die meisten Leihwagen schließt Du mit dem Mietvertrag eine eigene Versicherung ab. Allerdings gilt bei diesen Autoversicherungen oft nur die gesetzliche Deckungssumme des jeweiligen Urlaubslandes. Je nachdem wo Du hinfährst, kann diese sehr niedrig sein – und gerade bei schweren Personenschäden nach unserer Einschätzung mitunter nicht ausreichen.
Hast Du keine Mallorca-Police – vielleicht, weil Du gar kein eigenes Auto und damit keine eigene Kfz-Versicherung hast, kannst Du diesen Zusatzschutz auch über Deine private Haftpflichtversicherung vereinbaren.
Du solltest dann zunächst im Vertrag für den Mietwagen prüfen, ob Du im Urlaub ausreichend abgesichert bist. Schau nach, was unter dem Punkt „Versicherungssumme“ im Vertrag des Mietwagenverleihers vereinbart ist. Eventuell musst Du in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen nachlesen. Die Versicherungssumme sollte Personenschäden bis mindestens 7,5 Millionen Euro abdecken, Sachschäden bis 1,22 Millionen Euro und Vermögensschäden bis 50.000 Euro. Das entspricht den gesetzlichen Mindest-Deckungssummen in Deutschland.
Autofahrer und -fahrerinnen brauchen im Urlaub für den eigenen Wagen nicht unbedingt extra einen Auto-Schutzbrief, aber er kann sich rechnen. Je nach Tarif bekommst Du auch Leistungen im Ausland. Hierzu zählen zum Beispiel Unfall- und Pannenhilfe. Wenn Dein Auto länger liegen bleibt, bekommst Du zudem Übernachtungskosten erstattet, ebenso die Kosten für Weiter- oder Rückfahrt. Diese Leistungen gibt es auch über eine Mitgliedschaft im Automobilclub, der auch im Ausland hilft. Wir empfehlen die Tarife mobil Premium und mobil Premium Partner+ sowie den Tarif ACE Classic. Mehr dazu erfährst Du im Ratgeber zur Pannenhilfe.
Eine Reiserücktrittsversicherung ist für die meisten Reisen unnötig. Der Abschluss kann sich aber für eine teure Reise lohnen. Sinnvoll kann der Schutz auch für Senioren und Familien mit Kindern sein, bei denen das Stornorisiko generell etwas höher ist.
Allerdings zahlt die Reiserücktrittsversicherung nur, wenn der Urlaub wegen eines wichtigen und vor allem unerwarteten Grundes ausfällt. Das kann ein schwerer Unfall oder eine Erkrankung sein, aber auch ein Jobwechsel oder wenn Studierende eine Prüfung nachholen müssen.
Die Reiserücktrittsversicherung sollte immer eine sogenannte Reiseabbruchversicherung beinhalten. Dann erstattet die Versicherung auch Kosten für nicht genutzte Reiseleistungen wie bereits gebuchte Ausflüge, falls Du den Urlaub vorzeitig beenden musst. Übrigens: Es ist nicht empfehlenswert, die Reiserücktrittsversicherung direkt bei der Buchung über den Reiseveranstalter oder ein Buchungsportal abzuschließen. Denn solche Verträge sind meist teurer.
Eine Reiserücktrittsversicherung lohnt sich für teure Reisen, Senioren und Familien mit Kindern.
Wir empfehlen die Reiserücktrittsversicherung der LVM, die der Signal Iduna für Einzelverträge und bei Jahresverträgen die Reiserücktrittskostenversicherung mit Urlaubsgarantie der HanseMerkur, die ähnlich bei Care Concept abgeschlossen werden kann.
Eine spezielle Urlaubshaftpflichtversicherung ist unnötig. Die normale Privathaftpflicht, die ohnehin jeder haben sollte, deckt die meisten Schäden auch im Urlaub ab. Gute Tarife, wie die in unseren Empfehlungen, versichern auch ungewöhnliche Konstellationen – etwa, wenn Du Schäden mit dem geliehenen Surfbrett oder einem Boot verursachst. Auch wenn etwas in der gemieteten Urlaubswohnung kaputt geht, ist das abgedeckt.
Hinweis: Wer in Italien zum Skifahren will, benötigt eine Haftpflichtversicherung – diese ist auf italienischen Pisten gesetzlich vorgeschrieben. Dafür musst Du nichts extra abschließen, Deine Privathaftpflicht reicht aus. Denke aber daran, die Bestätigung, dass Du diese Versicherung hast, in den Urlaub mitzunehmen.
Auf den Abschluss einer Reisegepäckversicherung kannst Du getrost verzichten. Die Verträge sind meist teuer und bieten wenig Leistung. Ein genauer Blick in die Versicherungsbedingungen offenbart: Wird im Urlaub Dein Gepäck geklaut oder beschädigt, sucht die Versicherung meist eine Mitschuld beim Besitzer und kürzt die Leistung oder zahlt nichts. In vielen Situationen ist Gepäck auch über die Außenversicherung der Hausratversicherung abgesichert, oft auch über den Reiseveranstalter oder die Fluggesellschaft.
Auch im Urlaub können Unfälle passieren. Dennoch benötigst Du dafür keine Reiseunfallversicherung. Für die Behandlungskosten ist die Auslandskrankenversicherung zuständig. Wenn Du einen Rücktransport benötigst, übernimmt die Kosten ebenfalls eine Auslandskrankenversicherung oder auch ein Automobilclub, wenn Du in einem Mitglied bist. Eine Unfallrente bei bleibenden Schäden übernimmt die Unfallversicherung, egal wo der Unfall passiert ist.
Egal, wie viele Versicherungen Du hast, keine hilft Dir weiter, wenn Du im Notfall nicht weißt, bei welcher Gesellschaft Du versichert bist oder keine Kontaktdaten hast, um den Schaden zu melden. Auf die To-do-Liste vor jedem Urlaub gehört daher eine Aufstellung aller Urlaubsversicherungen mit Telefonnummer. Die Liste kommt zu den wichtigen Dokumenten, damit Du sie im Notfall zur Hand hast.
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