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12 % Rendite bei Trade Republic? Das steckt wirklich dahinter
Trade Republic führt Private-Equity-Investments ab 1 € ein. Warum die beiden ELTIFs für Kleinanleger wie Dich trotzdem problematisch sein können.

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Trade Republic führt Private-Equity-Investments ab 1 € ein. Warum die beiden ELTIFs für Kleinanleger wie Dich trotzdem problematisch sein können.
Neu bei Trade Republic: Private Equity ab 1 €
Laut Broker: “Marktzielrendite” von 12 %
Haken an ELTIFs: Hohe Gebühren, unklare Rendite
Der Berliner Neobroker Trade Republic möchte 2025 weiter wachsen und sich stärker zu einer Vermögensverwaltungsplattform entwickeln. Seine neuste Portfolio-Erweiterung: Private-Equity-Investments. Laut Trade Republic soll damit eine “Marktzielrendite von 12 %” möglich sein – was aber diverse Haken hat.
Trade-Republic-Kundinnen und -Kunden können damit ab sofort auch in Firmen und Projekte investieren, die nicht an der Börse gehandelt werden – etwa mittelständische Unternehmen, Immobilien, Solarparks oder Infrastruktur (z. B. Eisenbahn- oder Flughafenprojekte).
Diese Anlageklasse – oft „Private Markets“ oder „Private Equity“ genannt – war lange Zeit nur Vermögenden und institutionellen Investoren zugänglich, da sie eine Mindestinvestition von 10.000 € und ein nachgewiesenes Vermögen von 100.000 € erfordert hat.
Eine neue EU-Regel zu ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) hat das 2024 geändert: Seitdem können auch Kleinanlegerinnen und Kleinanleger wie Du mit kleinen Beträgen in solche Fonds einsteigen.
Als Kooperationspartner hat Trade Republic zwei namhafte Fondsmanager dafür gewonnen: EQT, einen der größten europäischen Fondsanbieter, und die US-Beteiligungsgesellschaft Apollo, die zu den größten der Welt zählt.
Bei Trade Republic kannst Du damit direkt in die ELTIFs von Apollo (ISIN: LU3170240538) und EQT (ISIN: LU3176111881) investieren. Du kaufst hier jeweils Anteile an einem thesaurierenden Fonds, der das Geld in Unternehmen investiert, die nicht an der Börse gelistet sind.
Laut Trade-Republic-App investiert der Fonds von EQT in 100 Unternehmen aus 19 Ländern. 42 % des Investments steckt in IT-Unternehmen, 25 % in Firmen aus der Gesundheitsbranche. Genauere Informationen zu den Investitionen des Fonds von Apollo gibt es in der App nicht. Es werden lediglich Branchen wie Automotive oder Engineering genannt.
Anders als beim vergleichbaren Angebot von Scalable Capital, wo Du zum Start ein Einmalinvestment von 10.000 € tätigen musst, kannst Du bei Trade Republic schon ab 1 € in Private Markets investieren und Sparpläne ausführen.
Mit der niedrigen Eintrittshürde möchte Trade Republic vor allem seine Hauptzielgruppe ansprechen: Junge Anlegerinnen und Anleger, für die ein Private-Equity-Investment sonst schnell ein Klumpenrisiko im Depot darstellen würde.
Außerdem bietet Trade Republic zum Start eine Sonderaktion an: Wer in den ersten 30 Tagen in Private Equity investiert, bekommt vom Neobroker einen Zuschuss von 1 % der investierten Summe.
Warum wir Private-Equity-Investments über ELTIFs für keine gute Idee halten, haben wir schon Ende 2024 in diesem Beitrag ausführlich erklärt. Der Großteil der damals genannten Kritikpunkte gilt auch für die ELTIFs von Trade Republic:
Auch wenn Trade Republic in Kundenmails, Instagram-Posts und Co. eine “Marktzielrendite von 12 %” in Aussicht stellt, solltest Du Dich nicht darauf verlassen – eine Garantie dafür gibt es nämlich nicht.
Die Marktzielrendite ist lediglich eine Prognose: Sie zeigt, welche durchschnittlichen Renditen in der Vergangenheit in der Anlageklasse erzielt wurden. Wie Trade Republic genau zu dieser Marktzielrendite kommt, wollte der Broker auf Finanztip-Nachfrage nicht beantworten.
Ob die beiden Fonds von Trade Republic diesen Wert erreichen, ist völlig unklar. Genauso unklar ist, ob die laufenden Kosten der Fonds schon enthalten sind. Üblicherweise beinhaltet eine Marktzielrendite diese Kosten nicht. Bei den beiden ELTIFs von Trade Republic liegen die Kosten bei 2,8 % bzw. 2,35 % p. a. Zum Vergleich: Ein typischer ETF liegt in der Regel weit unter 1 % p. a.
Das Besondere bei ELTIFs ist, dass die Kosten nur geschätzt sind. Sie können in der Realität auch höher sein. Der Fonds des Anbieters Apollo berechnet zudem noch eine sogenannte “Performance Fee” (= Erfolgsgebühren), die er kassiert, wenn der Fonds besonders gut läuft. Auch diese schmälern dann Deine Rendite.
Normalerweise sind Private-Equity-Fonds als Langzeit-Investment gedacht, und das Geld ist oft über mehrere Jahre gebunden. Bei Trade Republic ist Ein- und Ausstieg auf den ersten Blick ziemlich flexibel: Du kannst Deine Anteile monatlich aus den Fonds abziehen, indem Du sie an Trade Republic zurückgibst.
Der Haken: Trade Republic kann die Rücknahme ablehnen. Dies liegt laut den Kundenvereinbarungen im freien Ermessen des Neobrokers. Vermutlich kommt es dazu, wenn in einem Monat gleichzeitig mehr Geld aus dem Fonds entnommen werden soll als eingezahlt wird.
In diesem Fall kannst Du Deine Anteile nur noch nach den offiziellen Bedingungen zurückgeben: Bei beiden Fonds ist die Rückgabe nur vierteljährlich möglich. Außerdem können die Fonds die Rücknahme limitieren, wenn viele Anlegerinnen oder Anleger gleichzeitig ihr Geld haben wollen.
Dir sollte bei einem Investment also bewusst sein, dass Du später nicht unbedingt zu jeder Zeit an Dein Geld kommst.
Wie bei anderen aktiv gemanagten Fonds hängt die ELTIF-Rendite stark vom jeweiligen Management ab. Wie gut es die Projekte auswählt, betreut und fördert, kannst Du – wenn überhaupt – nur mit großem Aufwand einschätzen.
Zwar stammen beide Fonds von bekannten Unternehmen. Eine Garantie, dass ihre Fondsmanager erfolgreich sind, hast Du aber nicht.
Wegen der hohen Kosten bei unklarer Rendite und der Abhängigkeit vom Fondsmanagement, empfehlen wir ELTIFs nach wie vor nicht – auch nicht als kleine Beimischung Deines Geldanlage-Portfolios.
Welche ETFs wir empfehlen, siehst Du in unserem ETF-Vergleich, darunter z. B. der iShares MSCI ACWI (IE00B6R52259) oder der Vanguard FTSE All-World (IE00B3RBWM25).
Übrigens: In den kommenden Monaten will Trade Republic sein Angebot um zwei weitere Anlageklassen erweitern. Sobald wir mehr Infos dazu für Dich haben, erfährst Du es zuerst in der Finanztip App.
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