Entscheidende Lebensphasen mit großen Veränderungen gibt es viele – auch finanziell. Die vielleicht größte Veränderung steht Dir in Deinen 60ern bevor: In dieser Phase gestaltest Du in der Regel den Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand.
Gleichzeitig wirst Du in diesem Alter (bis zur Rente) womöglich so viel Geld verdienen wie nie zuvor – und auch Dein Vermögen ist hoffentlich größer denn je. Das heißt auch: Fehler sind umso kostspieliger.
Aber welche Fehler sind typisch?
Genau diese Frage haben wir uns auch gestellt – oder besser gesagt der Community im Finanztip Forum. Dort gibt es jede Menge “alte Hasen”, die bereits selbst wertvolle Erfahrungen in diesem Alter gemacht haben. Auch Dir helfen sie gerne weiter, wenn Du mal eine Frage hast.
Aus jeder Menge Community-Feedback haben wir vor allem vier typische Fehler abgeleitet – bzw. Tipps, wie Du sie vermeidest:
Tipp 1: Den ETF-Sparplan bis zum Ruhestand durchziehen
Das klingt erstmal unlogisch. Denn einen ETF solltest Du mindestens 15 Jahre halten und mit Anfang 60 hast Du bis zur Rente nicht mehr so viel Zeit. Aber: Du musst zu Beginn Deiner Rente sowieso nicht gleich Dein ganzes Depot leeren. Was Du zum Beispiel mit 65 noch investierst, kann daher noch bis 80 liegenbleiben und Rendite einfahren.
Nutz also in der Zeit bis zur Rente Dein wahrscheinlich hohes Einkommen und lass Deinen Sparplan so lange laufen, wie Du gut verdienst. Sonst riskierst Du vielleicht, dass Dir am Ende des Ruhestands im Depot das Geld ausgeht.
Extra-Tipp von uns: Noch besser ist es, wenn Du mit ca. Mitte 50 einen neuen ETF besparst und das bis zur Rente durchziehst. Der ist dann gut gefüllt – und Du kannst mit unserer Finanztip 3x10-Strategie steuerlich noch Tausende Euro mehr rausholen.
Tipp 2: Lebensumstände auf den Ruhestand vorbereiten
Stell Dir Fragen wie: Hast Du später die finanziellen Mittel und bist körperlich fit genug, um die eigenen vier Wände in Schuss zu halten? Brauchst Du überhaupt noch ein großes Haus, um das Du Dich kümmern musst? Wenn ja, was passiert nach Deinem Tod damit? Ist Dein Wohnraum barrierefrei? Ist die Umgebung altersgerecht (ÖPNV, Lebensmittelversorgung, Arztpraxen, etc.)?
Je nachdem, wie Du Dir diese Fragen beantwortest, steht vielleicht ein Umzug in eine kleinere, aber praktischere Wohnung und der Verkauf Deiner Immobilie an. Für Letzteres empfehlen wir Dir die Maklerunternehmen Homeday oder McMakler, für einen altersgerechten Hausumbau kannst Du die KfW-Förderprogramme 455-B oder 159 nutzen.
Wichtig: Geh all diese Dinge nicht zu spät an, sondern solange Du noch fit genug bist, Dich darum zu kümmern.
Tipp 3: Keinen zu hohen Lebensstandard angewöhnen
Über die letzten Jahrzehnte hast Du wahrscheinlich nicht nur nach und nach mehr verdient, sondern Dir in dem Zuge auch immer mehr gegönnt. Das ist total in Ordnung – solange Du Dich nicht daran gewöhnst und mit etwas weniger total unglücklich wärst. Denn im Ruhestand gehen Deine monatlichen Einnahmen (trotz ETF-Auszahlungen) wahrscheinlich etwas zurück. Schau also jetzt schon, dass Dein Lebensstandard nur so hoch ist, wie es auch im Ruhestand ungefähr möglich sein wird.
Auch hierbei hilft’s natürlich, wenn Du eben weiterhin eine gute Sparquote hast – die kann dann bei Renteneintritt bequem wegfallen.
Und nutz natürlich bis dahin auch ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto als Notgroschen oder um für Urlaub oder anderen Luxus mit guten Zinsen zu sparen. Beim Tagesgeld bekommst Du aktuell z. B. 3,31% Zinsen p. a. ohne zeitliche Begrenzung bei der Distingo Bank über WeltSparen. Gutes Festgeld gibt's z. B. bei der Ziraat Bank und der İşbank (İşweb-Festgeld) (je 3,60% p. a. für 12 Monate) oder bei der Cronbank und PBB direkt (3,75% p. a. für 36 Monate).
Tipp 4: Unangenehme Themen klären
Ob Krankheit, Tod oder Erbe. Neben Deiner Gesundheit solltest Du Dich spätestens jetzt auch um rechtliche Dinge wie Dein Testament kümmern. Auch eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung sind wichtig. Die regeln, was passieren bzw. wer entscheiden soll, wenn Du krank wirst und bei Finanzthemen (Vorsorgevollmacht) oder medizinischen Maßnahmen (Patientenverfügung) nicht mehr selbst entscheiden kannst.
Die Dokumente kannst Du mit diesem Online-Tool der Verbraucherzentrale kostenlos erstellen oder das Angebot des Rechtsdienstleisters PatientenverfügungPlus nutzen. Der stellt zusätzlich für 19,90€ im Jahr mit einem Notfallausweis sicher, dass die aktuellen Verfügungen hinterlegt und von Ärztinnen bzw. Ärzten und Angehörigen jederzeit online abrufbar sind.
Du bist immer noch unsicher, wie Du in dieser oder einer anderen Lebensphase vorgehen sollst oder hast eine andere Frage? Dann kannst Du sie wie gesagt im Finanztip Forum stellen. Oder Du nutzt eines unserer Expertengespräche für Finanztip Unterstützer. Halt dazu einfach Ausschau nach neuen Ankündigungen im Finanztip Newsletter oder der Finanztip App.