„Privat versichern und bis zu 4.000€ im Jahr bei der Krankenversicherung sparen“ – verlockende Versprechen wie dieses könnten Dir momentan öfter begegnen. Denn spätestens Anfang 2025 wird die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Millionen Menschen deutlich teurer: Der GKV-Spitzenverband rechnet damit, dass die Zusatzbeiträge im Schnitt um mindestens 0,6 Prozentpunkte steigen.
Bei manchen Krankenkassen kann es weniger sein, aber auch deutlich mehr. Und: Viele Kassen haben sogar schon früher erhöht, also im laufenden Jahr. Davon wissen auch die privaten Krankenversicherer, Makler und Vergleichsportale. Deshalb rühren sie dieses Jahr besonders früh und kräftig die Werbetrommel für einen Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV).
Hinterfrag große Versprechen
Für Dich ist dabei erstmal besonders wichtig: Ruhe bewahren, besonders große Versprechen kritisch hinterfragen und vor allem nicht überstürzt ein scheinbar geniales Angebot annehmen.
Denn der Wechsel in die PKV ist eine Entscheidung fürs Leben – zurück in die GKV kommst Du nämlich nur schwierig. Deshalb sollte es Dir nicht darum gehen, vielleicht kurzfristig einige Tausend Euro zu sparen – was mit einer PKV schon möglich sein kann, wenn Du sie noch jung und gesund abschließt.
Stattdessen solltest Du sicher sein, nicht langfristig draufzuzahlen. Denn anders als in der GKV steht und fällt Dein Beitrag in der PKV nicht mit Deinem Einkommen: Hast Du irgendwann mal weniger Einnahmen (z. B. bei einem Jobwechsel oder vor allem in der Rente), zahlst Du in der GKV automatisch weniger – in der PKV nicht.
Vielleicht sparst Du aber auch nicht einmal kurzfristig. Denn Werbung soll natürlich immer besonders attraktiv klingen. Deshalb wird z. B. keine durchschnittliche Ersparnis genannt, sondern eine maximal mögliche („bis zu“). Es können also Äpfel mit Birnen verglichen werden, etwa eine GKV mit durchschnittlichem Zusatzbeitrag mit dem günstigsten PKV-Tarif für einen noch jungen, kerngesunden und kinderlosen Menschen.
Außerdem gibt es in der PKV Vertragsangebote mit sehr unterschiedlichen Leistungen, auch welche bei denen das Leistungsangebot der GKV bei Weitem nicht erreicht wird.
So schnell ist die PKV teurer als in der Werbung
Deshalb gilt: Nur weil sich in irgendeinem Musterfall besonders viel sparen lässt, muss das für Dich noch lange nicht gelten. Drei Beispiele:
- Hast Du Vorerkrankungen (z. B. Diabetes, Burnout), bekommst Du womöglich keinen PKV-Vertrag, mindestens aber macht es Deinen Beitrag deutlich teurer. Bei der GKV ist das egal, hier gibt es keine Gesundheitsprüfung.
- Je älter Du sie abschließt, desto teurer wird Deine PKV monatlich. Denn ein Teil des Beitrags fließt in Rücklagen fürs Alter. Die gibt’s, damit Deine Beiträge zumindest nicht mehr ganz so stark steigen, wenn Du im Ruhestand bist und vielleicht weniger Einkommen hast. Je weniger Zeit der Versicherer hat, diese Reserve zu bilden, desto teurer wird Dein Beitrag.
- Hast oder planst Du Kinder, wird eine PKV finanziell ebenfalls unattraktiver: Denn anders als in der GKV gibt’s da keine kostenlose Familienversicherung. Du musst also auch Deine Kinder privat versichern und dafür extra zahlen.
PKV wird auch teurer
Außerdem wird 2025 nicht nur die GKV teurer. Auch der PKV-Verband rechnet zum 1. Januar mit Beitragserhöhungen – und zwar kräftig: Für zwei Drittel aller Versicherten sollen die Beiträge steigen, im Schnitt um 18%. Insgesamt soll die PKV damit durchschnittlich 12% teurer werden.
Aktuell kostet eine PKV laut Verband im Schnitt 557€ im Monat, wovon bei Angestellten der Arbeitgeber die Hälfte übernimmt. Selbstständige zahlen den gesamten Betrag allein. Bei Beamten sind es im Schnitt 241€. Mit der erwarteten Erhöhung 2025 werden daraus 623€ bzw. 270€.
Zum Vergleich: Verdienst Du als gesetzlich Versicherter mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag (1,7%) über 62.100€ brutto im Jahr, zahlen Dein Arbeitgeber und Du zusammen aktuell rund 844€ im Monat. Würdest Du zur aktuell günstigsten GKV wechseln (BKK Firmus, 0,9% Zusatzbeitrag), wären es noch 802€.
Warum wir den Vergleich mit diesem recht hohen Einkommen rechnen? Nur bis zu dieser Summe fallen 2024 überhaupt GKV-Beiträge an (Beitragsbemessungsgrenze). Und nur wenn Du als Angestellter sogar über 69.300€ im Jahr verdienst (ab 2025 voraussichtlich 73.800€), darfst Du überhaupt in die PKV wechseln.
PKV also klar günstiger?
Der Vergleich zeigt: Der PKV-Durchschnitt ist selbst im Vergleich zur günstigsten GKV eine Ecke günstiger. Denk aber an unsere Beispiele von oben: In Deinem Fall kann das ganz anders aussehen. Denn in den Durchschnitt fließen eben auch sehr günstige Tarife ein, z. B. von jungen und gesunden Menschen oder mit niedrigeren Leistungen. Oder auch von Selbstständigen, die zum günstigsten Tarif überhaupt greifen, weil sie den kompletten Beitrag alleine stemmen müssen.
Passt eine PKV überhaupt zu Dir?
Noch wichtiger als der Blick auf den aktuellen Kostenvergleich ist wie gesagt aber die Frage, ob die PKV langfristig die richtige Wahl für Dich ist. Neben unseren Faktoren von oben (Alter, Vorerkrankungen, Familienplanung) solltest Du Dir vor allem sehr sicher sein, dass Du dauerhaft gut verdienst oder Vermögen hast, um Dir die Beiträge langfristig leisten zu können. Oder Du bist verbeamtet. Für Beamte ist die PKV oft die beste Option.
PKV passt für Dich – was nun?
Überleg Dir also gut, ob die PKV für Dich überhaupt sinnvoll ist. Für viele Menschen, die in die PKV wechseln könnten, ist die GKV langfristig trotzdem die bessere Wahl. Mehr Orientierung gibt Dir unser Ratgeber zum PKV-Wechsel. Ist die Antwort „Ja“, haben wir auch eine Leistungsübersicht (PDF) für Dich, die Dir zeigt, welche Leistungen ein guter Tarif abdecken sollte.
Zur Tarifauswahl solltest Du Dich aber auch beraten lassen – wir empfehlen von Buddenbrock Concepts, BVLG - Beamtenversorgung leicht gemacht, Hoesch und Partner, Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung und Fachzentrum Finanzen Dieter Homburg. Für die Beratung haben wir eine Checkliste (PDF), mit der Du prüfen kannst, ob alles Wichtige besprochen wurde.
Wichtig: Lass Dich wirklich nur zur Tarifauswahl beraten – nicht, ob Du überhaupt in die PKV solltest. Diese Entscheidung kannst nur Du selbst völlig neutral treffen.
Besser weiter GKV? So sparst Du
Die PKV ist nichts für Dich? Auch in der GKV kannst Du sparen. Wie viel, zeigt Dir unser Zusatzbeitrag-Rechner. Außerdem ist der Wechsel zu einer günstigeren und guten Kasse leicht. Wir empfehlen HKK, TK, Audi BKK, HEK, Energie-BKK und BIG direkt gesund.
Sparen in der PKV
Du bist schon in der PKV, kommst nicht raus, aber Dein Beitrag steigt 2025? Dann gibt’s zum Glück noch einige Optionen, wie Du sparen kannst. Du kannst z. B. prüfen, ob die PKV-Beitragserhöhung überhaupt rechtmäßig ist oder den Tarif wechseln. Mehr dazu und was Du besser nicht tun solltest, liest Du in unserem Ratgeber zum PKV-Tarifwechsel.