Einkommensteuer Was Du über die Einkommensteuer wissen solltest

Jörg Leine
Jörg Leine
Experte Steuern

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Einkommensteuer wird auf das Einkommen sogenannter natürlicher Personen erhoben, also von echten Menschen und nicht von Unternehmen.
  • Sie wird durch das Einkommensteuergesetz (EStG) sowie weitere Gesetze und Verordnungen geregelt.
  • Wird von der Steuererklärung gesprochen, ist meist die Einkommensteuererklärung gemeint.

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Gewerbesteuer, Erbschaftssteuer, Abgeltungssteuer – und es gibt noch einige andere Steuerarten. Doch im alltäglichen Sprachgebrauch heißt es oft nur die Steuer oder die Steuern. Und damit meinen wir in der Regel die Einkommensteuer. Zum Beispiel, wenn vom „von der Steuer absetzen“ oder der Steuererklärung die Rede ist. Doch was ist die Einkommensteuer, wer zahlt sie und was ist dann die Lohnsteuer? Diese und andere Fragen beantworten wir in diesem Ratgeber.

Was ist die Einkommensteuer?

Die Einkommensteuer (ESt) wird auf das Einkommen natürlicher Personen erhoben, also von echten Menschen. Auf der anderen Seite steht die Körperschaftsteuer, die für Kapitalgesellschaften wie GmbH und AG fällig wird. Und wer sich jetzt fragt, was mit den sogenannten Personengesellschaften wie GbR und OHG ist: Hier unterliegen die Gewinnanteile der Gesellschafter der Einkommensteuer. 

Die Einkommensteuer ist eine direkte Steuer und zählt zu den sogenannten Gemeinschaftsteuern.

Was sind direkte Steuern?

Direkte Steuern sind solche, die beim Steuerschuldner festgesetzt und erhoben werden - also direkt. Das sieht bei indirekten Steuern anders aus - und lässt sich an Beispielen wie der Umsatz-, der Tabak- und der Energiesteuer zeigen. Denn auch diese zahlen wir, meist ohne es zu merken. Aber nicht direkt an den Staat.

Was sind Gemeinschaftsteuern?

Bei Gemeinschaftsteuern teilen sich der Bund, die Bundesländer und gegebenenfalls die Gemeinden die Einnahmen aus der jeweiligen Steuer. Bei der Einkommensteuer gibt es aktuell die folgende Aufteilung: Der Bund und die Bundesländer erhalten jeweils 42,5 Prozent der Einnahmen, die vielen Städte und Gemeinden teilen die restlichen 15 Prozent unter sich auf. Klingt ungerecht für die vielen Kommunen? Nun, es gibt auch Steuern, welche Städte und Gemeinden ganz allein für sich haben. Das sind zum Beispiel die Gewerbesteuer und die Grundsteuer. Und die 16 Länder streichen unter anderem die Erbschaftssteuer und die Grunderwerbsteuer komplett ein. 

Zum Abschluss des Kapitels noch eine Zahl: im Jahr 2024 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts mit die Lohn- und Einkommensteuer 324 Milliarden Euro eingenommen, das ist mehr als ein Drittel des gesamten Steueraufkommens in Deutschland.

Was ist der Unterschied zwischen Lohnsteuer und Einkommensteuer?

Du leistest als Angestellter und Angestellte jeden Monat mit Deiner Lohnsteuer eine Vorauszahlung auf Deine zu zahlende Einkommensteuer. Die Höhe Deiner Lohnsteuer ist dabei abhängig vom Gehalt und der Steuerklasse

In der Steuererklärung werden Deine Lohnsteuerzahlungen angerechnet. Hast Du keine Sachen zum Absetzen, ergeben diese monatlichen Lohnsteuerzahlungen in guter Näherung Deine jährliche Einkommensteuer. Deshalb an dieser Stelle eine kleine Eselsbrücke: Lohnsteuer ist monatlich zu zahlen, Einkommensteuer einmal im Jahr.

Die Lohnsteuer ist nur eine sogenannte Erhebungsform der Einkommensteuer. Das gilt übrigens auch für die Kapitalertragsteuer

Was sind die fünf Grundprinzipien der Einkommensteuer?

Wie die Einkommensteuer funktioniert, regelt das Einkommensteuergesetz (EStG) in mehr als 120 Paragrafen. Sehr detailliert und in der Regel für Laien nahezu unverständlich. Immerhin lassen sich Grundprinzipien ausmachen, von denen wir jetzt kompakt und leicht verständlich fünf aufzählen. 

Was ist das Prinzip der Leistungsfähigkeit?

Beim Prinzip der Leistungsfähigkeit spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Personen mit nahezu gleichem Einkommen sollen gleich besteuert werden. Das nennt sich horizontale Gleichbehandlung. Und bei unterschiedlichen Einkommen gibt es eine unterschiedliche Besteuerung, die vertikale Gleichbehandlung.

Zudem greift die „Ist-Besteuerung“, die ausschließen soll, dass fiktive Dinge besteuert werden. Dann greifen noch das objektive und das subjektive Nettoprinzip. Mit dem objektiven wird klar gemacht, dass für die Ermittlung des Einkommens die Einkünfte herangezogen werden. Und diese bestehen wiederum aus den Einnahmen abzüglich der Ausgaben, die zur Erzielung dieser Einnahmen nötig waren.

Einfachstes Beispiel bei Angestellten: Die Ausgaben zur Sicherung des Arbeitseinkommens heißen Werbungskosten. Das subjektive Nettoprinzip stellt klar, dass existenzsichernde Aufwendungen steuerfrei bleiben, etwa der Grundfreibetrag.

Was ist das Prinzip der Individualbesteuerung?

Vereinfacht gesagt bedeutet das Prinzip der Individualbesteuerung, dass immer eine natürliche Person und deren persönlichen Einkünfte besteuert werden. Ehepaare gelten übrigens beim Ehegattensplittung steuerlich als eine Person.

Was ist das Prinzip der Einmalerfassung?

Beim Prinzip der Einmalerfassung geht es im Kern um Steuergerechtigkeit: Alle alle steuerlich relevanten Einnahmen werden genau ein Mal erfasst. Damit soll Doppelbesteuerung verhindert werden. Der bekannteste Fall von potenzieller Doppelbesteuerung ist die bei den Renten. 

Was ist das Markteinkommensprinzip?

Das Markteinkommensprinzip besagt, dass der Einkommensteuer nur sogenannte marktoffenbare Einnahmen unterliegen. Also nur solche, die nicht komplett im privaten Bereich erzielt werden. Ohne Markt sind zum Beispiel Erbschaften und Schenkungen zu sehen. 

Das EStG unterscheidet dabei sieben verschiedene Einkunftsarten. Das sind Einkünfte aus selbstständiger und nichtselbstständiger Arbeit, Kapitalvermögen, Gewerbebetrieb, Land- und Forstwirtschaft, Vermietung und Verpachtung sowie sonstige Einkünfte. Alles, was nicht dazu zählt, unterliegt nicht der Einkommensteuer. 

Ausführlicher kannst Du das im Ratgeber Einkunftsarten nachlesen.

Was ist das Prinzip der Abschnittsbesteuerung?

Das Prinzip der Abschnittsbesteuerung sichert, dass der Fiskus regelmäßig Steuereinnahmen erzielen kann. Gäbe es das Prinzip nicht, könnte jeder nach Lust und Laune dann zahlen, wenn ihm danach ist. Etwa alle fünf Jahre. Das ist aber nicht so, die Einkommensteuer wird jährlich berechnet und ist entsprechend im Jahrestakt zu zahlen. Nur zur Erinnerung: Deine Lohnsteuer ist eine monatliche Vorauszahlung für die Einkommensteuer. 

Wird Einkommen immer besteuert?

Prinzipiell wird Einkommen immer besteuert. Das bedeutet aber nicht, dass Du auch tatsächlich Steuern zahlen musst. Denn das deutsche Steuerrecht kennt jede Menge Freibeträge, Pauschbeträge und Freigrenzen, ausführlich nachzulesen im Ratgeber zum Steuerfreibetrag. Der wohl bekannteste Wert ist der Grundfreibetrag. Er beträgt im Jahr 2025 genau 12.096 Euro. Bis zu diesem Wert sind keine Steuern fällig. Du siehst, es kann trotz Besteuerung durchaus passieren, dass Du am Ende keine oder nur recht wenig Steuern zahlst.

Wie Dein Einkommen genau besteuert wird, hängt aber auch davon ab, wo Du wohnst – und wo Du Deine Einkünfte erzielst.

  • Lebst Du in Deutschland, bist Du „unbeschränkt steuerpflichtig“ und all Deine Einkünfte weltweit werden hier besteuert – das sogenannte Welteinkommensprinzip. Ausnahmen gibt es mittels Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und dem jeweiligen Land. Diese Abkommen sollen dafür sorgen, dass Einkommen nicht doppelt besteuert wird.
  • Liegt Dein Wohnsitz im Ausland, bist Du „beschränkt steuerpflichtig“, solange Du noch irgendwelche Einkünfte in Deutschland erzielst. Wenn Du mehr zu diesem Thema wissen willst, schau einfach in den Ratgeber zur Steuerpflicht.

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Wie wird die Einkommensteuer berechnet?

Wir könnten jetzt einerseits sagen: Gib jedes Jahr Deine (Einkommen-) Steuererklärung ab – dann berechnet das Finanzamt Deine Einkommensteuer und Du kannst diese im Steuerbescheid nachlesen. Aber es gibt andererseits gute Gründe zu wissen, wie die Einkommensteuer im Prinzip berechnet wird. Denn mit diesem Wissen lassen sich einfacher Steuern sparen.

Die vorentscheidende Rolle für die Höhe Deiner Einkommensteuer spielt das zu versteuernde Einkommen (zvE). Denn auf dieses wird Dein persönlicher Steuersatz angewendet. Wie das zvE ermittelt vom Finanzamt ermitttelt wird, wo Du es finden und abschätzen kannst, liest Du ausführlich im Ratgeber Zu versteuerndes Einkommen.

Du kennst jetzt die Grundlagen der Einkommensteuer. Wenn es an die praktische Umsetzung bei der Steuererklärung geht, empfehlen wir von Finanztip eine gute Steuersoftware oder Steuer-App. Die kostenlose Variante mit Elster ist nur ratsam, wenn Du Dich schon viel besser mit Steuern auskennst.

Mehr dazu im Ratgeber Steuersoftware

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