Einkommensteuervorauszahlung Wer muss wann eine Steuervorauszahlung leisten?

Jörg Leine
Experte Steuern

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn der Steuerbescheid eine Steuernachzahlung ausweist, drohen unter Umständen zusätzlich Vorauszahlungen zur Einkommensteuer.
  • Diese Zahlungen werden aber mit der nächsten Steuererklärung verrechnet.
  • Selbstständige und Gewerbetreibende müssen fast immer Vorauszahlungen leisten.

So gehst Du vor

  • Prüfe zuerst Deinen Steuerbescheid und den Vorauszahlungsbescheid.
  • Lege gegebenenfalls innerhalb eines Monats Einspruch ein oder stelle einen begründeten Antrag auf Änderung.
  • Das empfiehlt sich zum Beispiel, wenn die Vorauszahlung nur durch einen einmaligen Effekt entstanden ist. 

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Eine Steuernachzahlung kann schon ärgerlich sein, Einkommen­steuer­vorauszahlungen für das laufende und das folgende Jahr machen es finanziell noch schlimmer. Finanztip erklärt Dir, ob das rechtens ist und wie Du handeln solltest. 

Wer muss eine Steuervorauszahlung leisten?

Selbstständige und Gewerbetreibende müssen fast immer Einkommen­steuer­vorauszahlungen leisten. Denn anders als Arbeitnehmer und Beamte wird bei ihnen nicht jeden Monat Lohnsteuer ans Finanzamt überwiesen. Und der Fiskus will nicht mit zum nächsten Jahr warten, wenn die Steuererklärung beim Finanzamt eintrudelt und fest steht, wie viel Steuern für das vergangene Jahr zu zahlen waren. 

Kein Vorauszahlungen müssen Selbstständige und Gewerbetreibende, wenn das erwartetende Einkommen 2025 unter dem Grundfreibetrag von 12.096 Euro liegt. Denn erst oberhalb dieses Freibetrags werden überhaupt Steuern fällig.

Können auch Arbeitnehmer und Rentner betroffen sein?

Ja, auch Angestellte und vor allem Rentnerinnen und Rentner müssen mit Einkommensteuervorauszahlungen rechnen. Das Prinzip solcher Vorauszahlungen ist in Paragraf 37 Einkommensteuergesetz (EStG) geregelt und für Steuerverhältnisse recht einfach. Das passiert, wenn

  1. Dein aktueller Steuerbescheid eine Nachzahlung ausweist und
  2. Du laut diesem Bescheid mindestens 400 Euro nachzahlen musst. 

Steuernachzahlungen und damit potenziell Vorauszahlungen sind zum Beispiel möglich bei:

Nur zur Klarheit: Nicht jede Rentnerin, jedes Ehepaar oder jeder Kurzarbeiter muss Steuern nachzahlen und sogar noch welche vorauszahlen. Aber es ist es prinzipiell möglich.

Gibt es oft Steuervorauszahlungen?

Das lässt sich nicht exakt beziffern. Aber Voraussetzung dafür ist ja an erster Stelle eine Steuernachzahlung. Und die tritt im Vergleich zur Steuererstattung eher selten auf. Betroffen von einer Nachzahlung waren im Jahr 2021 laut statistischem Bundesamt rund 1,8 Millionen Angestellte, knapp 13 Millionen - und damit deutlich mehr - erhielten eine Erstattung. 

Wie funktioniert die Steuervorauszahlung?

Im Normalfall erhältst Du mit Deinem Steuerbescheid auch gleich einen Vorauszahlungsbescheid. Wenn das Finanzamt festgestellt hat, dass Du für das vergangene Jahr zu wenig Einkommensteuer gezahlt hast, geht es davon aus, dass das im darauf folgenden Jahr erneut passieren wird. Und setzt deshalb Einkommensteuervorauszahlungen als eine Art Abschlag für die zu erwartenden Steuereinnahmen fest.

Wann sind die Vorauszahlungen fällig?

Die Vorauszahlungen zur Einkommensteuer sind vierteljährlich zu leisten. Die Stichtage sind laut Gesetz:

  • 10. März
  • 10. Juni
  • 10. September
  • 10. Dezember

Fällt das jeweilige Datum auf einen Samstag, Sonntag oder Feiertag, rutscht die Frist auf den nächsten Werktag.

Prinzipiell heißt das: Du zahlst zu diesen Zeitpunkten jeweils ein Viertel des zu erwartetenden Jahresbetrags. Wenn Du zum Beispiel eine Steuernachzahlung von 600 Euro hattest, dürftest Du im Normalfall in jedem Quartal 150 Euro Vorauszahlung leisten müssen.

Achtung: Du bekommst keine separate Zahlungsaufforderung. Du musst Dich also selbst darum kümmern, dass Deine Vorauszahlungen pünktlich eintreffen. Wenn Du dem Finanzamt keinen Lasteinzug erlaubt hast, richte am besten einen Dauerauftrag dafür ein. Schaffst Du es nicht pünktlich, droht schnell ein Verspätungszuschlag.

Was passiert, wenn der Steuerbescheid erst sehr spät kommt?

Dann ist die Theorie mit den oben genannten vier Terminen hinfällig. In der Praxis bekommst Du Deinen Steuerbescheid meist erst in der zweiten Jahreshälfte, oft erst im Oktober oder November. Dann sind die ersten drei Vorauszahlungstermine im März, Juni und September längst verstrichen.

Fürs Finanzamt kein Problem. Die Beamten summieren die Beträge aus den schon verstrichenen Quartalen auf und verteilen das auf die verbleibenden Quartale. Es kann also passieren, dass in Deinem Vorauszahlungsbescheid für den 10. Dezember der komplette Jahresbetrag steht.

Beispiel: Du bekommst Ende Oktober 2025 Deinen Steuerbescheid für das Jahr 2024. Und weil Du recht viele ausländische Kapitalerträge hattest, musst Du 1.800 Euro Steuern für 2024 nachzahlen - bis spätestens Ende November 2025.

Gleichzeitig bekommst Du den Vorauszahlungsbescheid vom Finanzamt. Für das Jahr 2025 sollst Du in jedem Quartal 450 Euro Steuern vorauszahlen. Und weil das Jahr schon fast vorbei ist, werden am 10. Dezember 2025 sogar gleich die ganzen 1.800 Euro fällig. Erst 2026 geht es mit 450 Euro in jedem Quartal weiter.

Was kannst Du gegen den Bescheid tun?

Du kannst Einspruch gegen den Vorauszahlungsbescheid einlegen. Allerdings solltest Du Dir zuerst den eigentlichen Steuerbescheid für das Vorjahr anschauen. Denn dessen “Ergebnis”, also die Steuernachzahlung, ist die Ursache für den Vorauszahlungsbescheid.

Prüfe also unbedingt zuerst den Steuerbescheid. Wenn Du der Meinung bist, dass da etwas nicht stimmt, lege innerhalb eines Monats gegen diesen Einspruch ein. Wie Du den Steuerbscheid richtig überprüfst und was beim Einspruch zu beachten ist, kannst Du ausführlich im Ratgeber zum Steuerbescheid nachlesen.

Musst Du trotz Einspruch zahlen?  

Unabhängig vom Ausgang des Einspruchs gegen den Steuerbescheid bleibt der Vorauszahlungsbescheid erstmal bestehen und Du musst zahlen. Du kannst aber reagieren und einen formlosen Antrag auf Herabsetzung stellen. Das solltest Du gut begründen: 

  • Ihr seid ein Ehepaar und habt die Steuerklassen geändert - das hat gute Chancen.
  • Du weist nur auf Deinen Einspruch hin - die Chancen sind eher schlecht.
  • Du kannst belegen, dass das vergangene Jahr ein steuerlicher Ausrutscher war, weil Du zum Beispiel einen einmaligen hohen Bonus erhalten hast. Oder Du im aktuellen Jahr beträchtliche Umzugskosten hattest, die sich absetzen lassen. 

Wenn das Finanzamt Deinen Antrag auf Herabsetzung anerkennt, erhältst Du einen neuen Vorauszahlungsbescheid. Bisher geleistete Zahlungen werden darin verrechnet.

Achtung: Das Finanzamt kann auch von sich aus die Höhe der Vorauszahlungen korrigieren, das bedeutet in der Regel aber erhöhen. Das passiert etwa, wenn der jeweilige Beamte neue Informationen über Dein Einkommen hat. Es ist aber erst erlaubt, wenn es im Jahr 5.000 Euro mehr sind.

Musst Du wieder die Steuererklärung machen?

Wenn Du Einkommensteuervorauszahlungen leisten musstest, bist Du verpflichtet, für das betreffende Jahr eine Steuererklärung abzugeben. Der Grund: Deine vierteljährlichen Steuervorauszahlungen sind nur Abschläge auf die zu erwartenden Steuern. Erst mit der Steuererklärung gibt es so etwas wie eine Schlussabrechnung

Musst Du Vorauszahlungen in der Steuererklärung angeben? 

Verpflichtend ist das zwar nicht, aber es macht das Leben dann doch gefühlt einfacher. Wenn Du die Steuererklärung wie gewohnt mit einer der Finanztip-Empfehlungen für Steuerprogramme ausfüllst, kannst Du auch Deine geleisteten Vorauszahlungen eingeben. Aber: Diese Beträge werden von Steuerprogrammen nur gebraucht, um die Steuererstattung oder Nachzahlung korrekt anzeigen zu können.

Machst Du die Steuer mit Elster, hast Du keine Möglichkeit, die Vorauszahlungen irgendwo einzutragen. Aber keine Bange: Die Zahlen sind dem Finanzamt natürlich längst bekannt und stehen in Deinem “Steuerkonto”. Am Ende werden die Vorauszahlungen bei der Steuerberechnung einfach mit dem berechneten Ergebnis verrechnet.

Beispiel: Du hast insgesamt 1.800 Euro für das Jahr 2024 vorausgezahlt. In deiner Steuererklärung für 2024 steht, dass Du eigentlich 1.300 Euro nachzahlen musst. Diese Zahl wird aber jetzt mit Deinen Vorauszahlungen verrechnet und Du erhältst sogar eine Steuererstattung von 500 Euro.

Haben sich Deine steuerlichen Verhältnisse nicht geändert, sollte am Ende dieser Steuererklärung eine Zahl nahe der Null stehen. 

Autoren
Udo Reuß

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