Roaming-Gebühren Im Ausland günstig mit dem Handy telefonieren und surfen
Finanztip-Experte für Digitales
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
In der einen Hand einen Cocktail, in der anderen das Smartphone: So sieht man mehr und mehr Urlauber am Strand liegen. Natürlich könnte gerade im Urlaub das Smartphone auch mal aus bleiben. Doch wenn Du auf Reisen nicht auf Dein Telefon verzichten möchtest, haben wir hier die wichtigsten Tipps für Dich, damit bei der Heimkehr nicht die dicke Rechnung auf Dich wartet.
Roaming ist immer dann aktiviert, wenn Dein Handy mit einem ausländischen Mobilfunknetz verbunden ist – egal, ob Du angerufen wirst, eine SMS schreibst oder im Internet surfst. Außerhalb der Europäischen Union verlangen Mobilfunkanbieter dafür fast immer sehr viel Geld. Das gilt nicht nur, falls Du simst oder jemanden anrufst, sondern auch, wenn Du angerufen wirst oder eine SMS empfängst.
Wenn Du aus Deutschland ins Ausland anrufst, ist das kein Roaming. Doch auch dabei gibt es erhebliche Preisunterschiede. Zum Beispiel sind seit Mai 2019 Telefonate innerhalb der Europäischen Union wesentlich günstiger geworden.
Grundsätzlich kannst Du fast jeden Tarif auch im Ausland nutzen, solange der Anbieter das nicht eindeutig einschränkt. Einige Anbieter sind jedoch dazu übergegangen, Tarife anzubieten, die nur in der Europäischen Union funktionieren.
Mit diesen Tarifen kannst Du Dir sicher sein, dass Dir auf Reisen keine zusätzlichen Kosten entstehen. Du kannst Dein Handy im Urlaub dann allerdings nur im W-Lan gebrauchen. Damit im Urlaub nicht plötzlich Dein Handy stumm bleibt, schließt unser Handy-Tarifrechner solche National-Tarife von vornherein aus.
Es kann jedoch auch vorkommen, dass Dein Mobilfunkanbieter keine Roaming-Kooperation für das Reiseland hat. Zum Glück ist das nur noch bei sehr wenigen Ländern der Fall. Hast Du ein exotisches Reiseziel, kannst Du bei Deinem Mobilfunkanbieter erfahren, ob Du mit Deinem Tarif im gewünschten Land „roamen“ kannst.
Einige Mobilfunkanbieter sperren ihre Handytarife auch in den ersten Wochen nach Vertragsabschluss für das Ausland. Drillisch zum Beispiel sperrt die Auslandsnutzung für acht Wochen, um Betrugsfällen vorzubeugen.
Ärgerlich ist, dass sich diese Sperre nur schwer von einem technischen Defekt unterscheiden lässt. Mit einem kurzen Anruf beim Anbieter oder einer Nachricht im Kundenbereich kannst Du Deinen Handytarif meist auch vor Ablauf der Frist für das Ausland freischalten lassen.
In der Europäischen Union musst Du keine Zusatzkosten zahlen – Du kannst Dein Handy nutzen, als wärst Du in Deutschland. Mit der EU-Verordnung „roam like at home“ sind die Zusatzkosten im Juni 2017 weggefallen. Die Regelung gilt neben dem gesamten EU-Ausland auch genauso für Liechtenstein, Island und Norwegen.
Auch Großbritannien bleibt vorerst weiterhin Teil der EU-Roaming-Regel. Alle drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 haben bestätigt, dass sie auch im Jahr 2022 planen, keine Roaming-Gebühren für Großbritannien zu erheben. Das kann sich jedoch jedes Jahr ändern.
Du kannst also mit einer Allnet-Flat auch im Urlaub sorgenfrei telefonieren, SMS schreiben und im Internet surfen. Bei sehr großen Datenmengen kann Dein Mobilfunkanbieter aber früher das Internet drosseln. Alle Details zum Internet im Urlaub haben wir in einem eigenen Ratgeber zusammengefasst.
Besonders vorsichtig solltest Du aber in Regionen an der Außengrenze der EU sein. Wählt sich das Handy in das falsche Mobilfunknetz ein, gelten die teuren Roaming-Gebühren des Landes außerhalb der EU. Du solltest zum Beispiel in der Grenzregion zur Schweiz besonders darauf achten, in welches Netz sich Dein Handy einbucht.
Achtung: Auf Schiffen und in Flugzeugen bleibt Roaming teuer. In der Luft, auf Kreuzfahrtschiffen und einigen Fähren funktioniert das Roaming oft über eine Satellitenverbindung. Diese Technik fällt nicht unter die EU-Verordnung. Unglaublich, aber wahr: Bereits das Abspielen von ein paar Youtube-Videos kann über Satellit mehrere Tausend Euro kosten.
Der Clou an der EU-Verordnung nach dem Prinzip „roam like at home“ ist, dass Du im EU-Ausland in jedes andere europäische Land telefonierst, als würdest Du das Gespräch innerhalb Deutschlands führen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Du in Frankreich eine französische Nummer wählst oder nach Spanien telefonierst: Ganz Europa wird als einheitliche Tarifzone behandelt. Dadurch ist es meist günstiger, im EU-Ausland in einem anderen EU-Land anzurufen als von Deutschland aus. Die Urlaubszeit gibt somit auch Gelegenheit, günstig Freunde und Bekannte in Europa anzurufen.
Tipp: In Grenzregionen kann es sich lohnen, für Auslandsgespräche ins Roaming-Netz des Nachbarlandes zu wechseln. Dafür solltest Du die automatische Netzsuche ausschalten und das ausländische Netz manuell auswählen – Ausnahme: Schweiz.
Damit Du die heimische Sim-Karte nicht dauerhaft im Ausland nutzt, ist das kostenlose Roaming auf vier Monate begrenzt. Diese Missbrauchsklausel, auch „fair use policy“ genannt, ist ein Zugeständnis der EU an die Mobilfunkanbieter, die befürchten, sonst draufzahlen zu müssen.
Bleibst Du länger als vier Monate mehr als die Hälfte der Zeit im Ausland, dann hat das kostenlose Roaming bald ein Ende für Dich. Vorher muss Dich Dein Anbieter allerdings schriftlich informieren und Dir 14 Tage Zeit geben, wieder nach Deutschland zu kommen, bevor er einen Aufpreis verlangen kann. Bist Du danach einige Monate zuhause und fährst dann wieder weg, beginnen die vier Monate von vorn.
Doch auch der Aufpreis ist eher gering, sodass Du Dir keine großen Sorgen machen musst, wenn es bei Dir mal etwas länger dauert, bis Du wieder nach Hause kommst.
Anruf pro Minute | pro SMS | pro Gigabyte | |
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seit Juli 2022 | 2,62 Cent | 0,48 Cent | 2,38 Euro |
Preise sind gerundet und inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer
Quelle: Europäische Kommission (Stand: 1. Juli 2022)
In Nicht-EU-Staaten sind Urlauber der freien Preisgestaltung ihres Mobilfunkanbieters ausgeliefert. Die Unternehmen nutzen das meist aus und verlangen extreme Preise. Einzige Ausnahme ist die Obergrenze für mobiles Internet. Sobald Du knapp 60 Euro versurft hast, setzt eine automatische Sperre ein, die vor weiteren Kosten schützt.
Ohne speziellen Datentarif fürs Ausland solltest Du nur im W-Lan online gehen. Die meisten Hotels besitzen Zugangspunkte, die Du kostenlos oder gegen eine relativ geringe Gebühr nutzen kannst. Ist das W-Lan schnell genug, kannst Du auch per Messenger wie Whatsapp oder Skype telefonieren und Nachrichten verschicken, anstatt SMS zu schreiben.
Achtung: Außerhalb der EU solltest Du das Daten-Roaming im Smartphone besser ausschalten. Die meisten Smartphones haben dafür einen Flugzeugmodus. Denn wenn das W-Lan-Signal zu schwach ist, greifen einige Smartphones, ohne dass Du es merkst, automatisch auf Deine mobilen Daten zurück. Nimm ankommende Gespräche nicht an und deaktiviere Deine Mailbox. Denn ohne Rufumleitung kann auch eine Nachricht auf der Mailbox Kosten verursachen.
Reist Du für längere Zeit in ein Land außerhalb der EU, lohnt es sich wahrscheinlich, auf einen Tarif eines Mobilfunkanbieters vor Ort auszuweichen. Dazu kannst Du im Urlaubsland in einen Handyshop oder Supermarkt gehen und eine Prepaid-Karte kaufen. Die Karte ist sofort einsetzbar. Allerdings kann der Kauf schwierig werden, wenn Du die Landessprache nicht gut beherrschst.
Für einige Länder bieten die Mobilfunkbetreiber spezielle Auslandsoptionen an. Als Tages- oder Wochen-Flatrate funktionieren sie wie Inlandstarife – sind aber nur für ausgewählte Länder verfügbar und oft relativ teuer.
Einfacher ist es, vor dem Aufbruch noch in Deutschland eine ausländische Sim-Karte zu bestellen. Spezielle Anbieter schicken Dir vor dem Urlaub eine Sim-Karte nach Hause, mit der Du im Urlaubsland zu vernünftigen Preisen telefonieren und surfen kannst. Die Online-Händler für Auslands-Sims sind in der Regel etwas teurer als eine lokale Prepaid-Karte.