Werkstattbindung Die Autowerkstatt Deiner Ver­si­che­rung machts günstiger

Kathrin Gotthold
Finanztip-Expertin für Vorsorge und Ver­si­che­rung

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Tarif mit einer sogenannten Werkstattbindung bestimmt Dein Autoversicherer, in welche Werkstatt Du Deinen Wagen bringen darfst. Zumindest für einen Teil der Reparaturen.
  • Im Gegenzug gibt Dir Dein Versicherer einen Rabatt auf Deinen Beitrag in der Kfz-Versicherung. Unsere aktuelle Finanztip-Studie zeigt, dass im Schnitt 11 Prozent drin sind.
  • Inspektionen und Wartungen kannst Du weiterhin in jeder beliebigen Werkstatt durchführen lassen. 
  • Wild-, Unwetter-, oder Glasschäden hingegen sollen bei einer Werkstattbindung in der Partnerwerkstatt des Versicherers repariert werden.
  • Eine Werkstattbindung ist jedoch nicht für jeden Halter geeignet. 

So gehst Du vor

  • Hast Du eine Werkstattbindung vereinbart, melde den Schaden erst Deiner Ver­si­che­rung und warte ihre Reaktion ab. 
  • Vereinbare einen Termin zur Reparatur mit der vom Versicherer genannten Autowerkstatt. 
  • Dann zahlt Deine Autoversicherung die Rechnung der Werkstatt ohne Abschläge und ohne nachträgliche Diskussion.

Du kannst mit einer Werkstattbindung den Beitrag für Deine Kfz-Versicherung drücken – Dein Autoversicherer nennt diese Klausel im Vertrag vielleicht auch Partnerwerkstatt-Bonus oder Deine ganze Police entsprechend Werkstatttarif. Für einige Gruppen ist eine Werkstattbindung besonders geeignet. Für andere allerdings weniger.

Wer kann mit Werkstattbindung sparen?

Fahranfänger zahlen oft deutlich mehr in der Kfz-Versicherung. Ihnen bringt die Vereinbarung, mit bestimmten Schäden in eine Partnerwerkstatt zu gehen, daher besonders viel. Mehr Tipps explizit für junge Fahrer gibts im Ratgeber Günstiger unterwegs als Fahranfänger.

Als Halter eines Gebrauchtwagens kannst Du in der Regel ebenfalls deutlich durch eine Werkstattbindung profitieren. Wie viel Du mit einer Werkstattbindung sparen kannst, erfährst Du weiter unten. Du hast noch kein Auto, willst aber eins kaufen? Informier Dich im Ratgeber Tipps für den Kauf eines Gebrauchtwagens, bevor Du zuschlägst.

Wer sollte die Finger von einer Werkstattbindung lassen?

Ist Dein Auto ein Leasing-Fahrzeug oder ein Neuwagen, lohnt sich eine Werkstattbindung meist nicht. Beim Leasing nicht, weil in den meisten Fällen die Leasinggesellschaft selbst darüber entscheiden möchte, wo das Auto repariert werden soll. Schließlich gehört das geleaste Auto der Leasinggesellschaft, auf Juristendeutsch heißt sie auch Leasinggeber. Du hingegen bist bei einem Leasingvertrag der Leasingnehmer – und nicht Eigentümer des Autos. Alles rund ums Thema Leasingvertrag und Auto, ob und wann sich ein Vertrag lohnt, erfährst Du in unserem Ratgeber zum Fahrzeug-Leasing.

Auch für Besitzer von Neuwagen ist die Werkstattbindung – erst einmal – kein Thema. Denn Auto-Hersteller geben zwei Jahre Garantie. Muss etwas in dieser Zeit repariert werden, übernehmen sie die Kosten in der Regel nur, wenn Du alles in einer Werkstatt ihrer Auto-Marke, einer sogenannten Markenwerkstatt, machen lässt. 

Auch Neuwagenfahrer und Leasingnehmer, die ihr Auto selbst versichern müssen, können bei der Autoversicherung sparen. Welche Stellschrauben es gibt, liest Du in unserem Ratgeber mit den schnellsten und einfachsten Tipps zum Sparen in der Autoversicherung

Was bedeutet Werkstattbindung?

Mit einer Werkstattbindung erklärst Du Dich als Versicherter dazu bereit, Schäden am eigenen Auto ausschließlich in einer Partnerwerkstatt des Versicherers reparieren zu lassen. Es geht dabei aber nur um Schäden, die Deine Kaskoversicherung übernimmt. 

Etwa Wildunfälle und Hagelschäden wie Glasschäden, die zahlt nämlich die Teilkasko. Oder selbstverschuldete Schäden sowie Schäden durch Vandalismus, also beispielsweise Fahrerflucht, bei der die Vollkasko einspringt.

Im Haftpflichtfall, also wenn nicht Du den Unfall verschuldet hast, sondern eine andere Person Dein Auto beschädigt hat, darfst Du die Kfz-Werkstatt selbst wählen. Denn dann zahlt den Schaden nicht Deine Ver­si­che­rung, sondern die Haft­pflicht­ver­si­che­rung Deines Unfallgegners. Auch Wartung und Inspektion kannst Du weiterhin bei jeder beliebigen Werkstatt durchführen lassen – dafür zahlt Deine Ver­si­che­rung ohnehin nicht. 

Weshalb gibt Dir Deine Ver­si­che­rung einen Werkstatt-Bonus?

Ein Grund für die günstigere Ver­si­che­rungsprämie bei Werkstattbindung ist eine Win-win-Situation zwischen Werkstätten und Versicherern. Die Partnerwerkstätten bekommen durch die Zusammenarbeit mit den Autoversicherern mehr Kunden, also Aufträge. 

Daher können sie Reparaturkosten und Preise teils günstiger kalkulieren. Diese Ersparnis kann der Versicherer dann über einen reduzierten Beitrag an seine Kunden weitergeben.

Was passiert, wenn Du Dich nicht an die Werkstattbindung hältst?

Du darfst mit Deinem Auto in jede Werkstatt Deiner Wahl. Aber: Bei Kasko-Schäden wird sich Deine Ver­si­che­rung im Zweifel quer stellen, wenn es darum geht, dass sie die volle Rechnung übernimmt. Nur bei Haft­pflicht­schä­den, Inspektion und Wartung kannst Du weiterhin zu Deiner Haus- und Hof-Werkstatt fahren.

Noch einmal für Dich im Überblick, welche Schäden unter die Werkstattbindung fallen

Teilkasko-Schäden, beispielsweise:

  • Schäden durch Wildunfälle,
  • Hagel-, Sturm- und sonstige Unwetterschäden,
  • Glasschäden.

Vollkasko-Schäden, also vor allem:

  • selbstverschuldete Schäden,
  • Schäden durch Vandalismus, also etwa in Folge von Fahrerflucht.

Hältst Du Dich als Versicherter nicht an die vereinbarte Werkstattbindung, kann es sein, dass Du auf einem Teil der Kosten sitzen bleibst. Einige Ver­si­che­rungs­be­din­gungen sehen sogar Vertragsstrafen vor. Um das zu verhindern, halte Dich am besten an unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man einen Schaden bei Werkstattbindung meldet und reparieren lässt.

In welcher Werkstatt wird Dein Auto repariert?

Die Partnerwerkstätten der Autoversicherer sind in der Regel Tüv- oder Dekra-geprüft. Schlecht sind sie also nicht. Ein mögliches Manko aber, vor allem wenn Du auf dem Land wohnst: die Anzahl der Reparaturbetriebe ist nicht in jeder Region gleich hoch. In Großstädten findest Du häufig mehr als in einigen ländlichen Regionen. Im Zweifel solltest Du das vor Abschluss einer Werkstattbindung bei Deiner Wunschversicherung abfragen. 

Das Problem ist allerdings kleiner als es auf den ersten Blick scheint. Es lohnt ein Blick in die Bedingungen, welchen Service ein Autoversicherer im Rahmen der Werkstattbindung genau bietet: Viele Ver­si­che­rungen haben in den Vereinbarungen einer Werkstattbindung auch einen Hol- und Bring-Service eingeschlossen. Dann kann es Dir relativ egal sein, wie weit die nächste Partnerwerkstatt entfernt ist.

Auf welche Zusatzangebote kannst Du bei Werkstattbindung setzen?

Beim Hol- und Bring-Service lässt der Auto-Versicherer das kaputte Auto abholen, in einer Werkstatt reparieren und stellt es dir wieder vor die Tür. In manchen Fällen bieten Versicherer diesen Service nur bei Autos an, die nicht mehr fahrtüchtig sind. Oder ab Entfernungen von mehr als 15 Kilometern zur Werkstatt. Bei anderen Tarifen gibts den Service aber auch grundsätzlich und bei jeder Reparatur.

Wenn Du schon ins Kleingedruckte schaust: Bei einigen Verträgen mit Werkstattbindung erhält der Kunde ein kostenloses Ersatzfahrzeug für die Zeit der Reparatur. Darauf solltest Du nicht verzichten, wenn Du Anspruch darauf hast.

Gilt die Werkstattbindung auch im Ausland?

Hast Du einen Unfall im Ausland, musst Du in aller Regel keine Partnerwerkstatt des Versicherers beauftragen. Bevor Du einen Schaden reparieren lässt, solltest Du aber ohnehin Deinen Versicherer kontaktieren. Schau hierzu auch in unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Du einen Schaden mit Werkstattbindung reparieren lässt. 

Besprich auch die Wahl Deiner Werkstatt. Du kannst nach einem Unfall im Ausland die Schadensabwicklung auch in Ruhe erst zuhause erledigen. Wie, das liest Du in unserem Ratgeber Hilfe beim Autounfall im Ausland

Wie meldest Du einen Schaden bei einer Werkstattbindung?

Du solltest in folgenden Schritten vorgehen, um auf der sicheren Seite zu sein, dass Dein Versicherer keine Probleme macht. 

  1. Beim Versicherer melden! Um auf der sicheren Seite zu sein, solltest Du daher nicht direkt selbst eine Werkstatt aufsuchen, auch wenn Du weißt, dass sie zum Netz Deines Versicherers gehört. Stattdessen: Melde Deinem Versicherer den Schaden. In der Regel wird Dir dann eine Werkstatt zugeteilt. 
  2. Partnerwerkstatt kontaktieren! Mach dann einen Termin mit der genannten Partnerwerkstatt aus. Je nach Tarif und Angebot Deiner Ver­si­che­rung holt die Werkstatt Deinen Wagen auch ab.
  3. Auto reparieren lassen! Je nach Tarif bringst Du Dein Auto selbst bei der Werkstatt vorbei oder lässt es abholen. Ob Du einen Ersatzwagen bekommst, findest Du im Kleingedruckten.
  4. Rechnung bezahlt der Versicherer! Die Rechnung geht dann direkt von der Werkstatt an Deine Autoversicherung. Sie kümmert sich um alles weitere. Nur wenn Du weitere Leistungen mit der Autowerkstatt vereinbart hast, musst Du etwas selbst bezahlen.

Wie viel kannst Du mit Werkstattbindung sparen?

Wir bei Finanztip führen regelmäßig eine Untersuchung zu Vertragsbestandteilen in Autoversicherungen durch. Dabei interessiert uns, an welchen Punkten im Vertrag Du sparen kannst. Darunter eben auch mit einer Werkstattbindung. Durch diese Vereinbarung können wir für unsere fiktiven Beispielkunden in der Untersuchung durchschnittlich 11 Prozent in der Autoversicherung sparen

Wir nennen diese Untersuchung unsere Kfz-Tarifmerkmal-Studie – Du kannst alle Ergebnisse und weitere Tipps zum Sparen sowie den Untersuchungsablauf im Ratgeber zu Tarifmerkmalen nachlesen.

11 Prozent Ersparnis durch Werkstattbindung?

Rund 10 Prozent oder doch eher 20 Prozent sparen? Du hast vielleicht gelesen oder gehört, dass eine Werkstattbindung mehr Ersparnis bringt, bis zu 20 Prozent. Weshalb sich diese unterschiedlichen Zahlen nicht widersprechen: Mit „Beitrag in der Autoversicherung“ meinen wir hier den Gesamtbeitrag. Der setzt sich aus dem Anteil für Haft­pflicht­ver­si­che­rung und dem Anteil für Kaskoversicherung zusammen.

Erstere Ver­si­che­rungsart ist Pflicht, zweite freiwillig – und nur für die Kaskoversicherung kannst Du eine Werkstattbindung abschließen. Das erklärt, weshalb viele Ver­si­che­rungen damit werben, dass mit der Vereinbarung einer Werkstattbindung 20 Prozent des Beitrags zu sparen seien. Diese Angabe bezieht sich dann in der Regel allein auf den Kasko-Beitrag.

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