Studentenkredit Geld fürs Studium: Wie sinnvoll ist der Studienkredit?

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So gehst Du vor
Studieren kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Wohnung, Essen, Krankenversicherung, Telefon, Bücher – teilweise reichen die Einnahmen aus elterlicher Unterstützung und Nebenjobs gerade so dafür aus. Doch auch wenn das Geld knapp ist: Einen Studienkredit solltest Du nur als letzte Option ins Auge fassen, um Dein Studium zu finanzieren.
Falls Du über einen Studienkredit nachdenkst, solltest Du zunächst prüfen, ob Du das Studium mit Hilfe von Bafög, einem Studentenjob, einem Stipendium oder familiärer Unterstützung finanzieren kannst. Das ist in jedem Fall günstiger. Denn während Du nicht vorhersehen kannst, wie sich Deine berufliche Situation entwickelt, ist sicher, dass Du den Studienkredit zeitnah abzahlen musst.
Stipendien - Förderprogramme stehen allen Studenten offen. Was viele nicht wissen: Es gibt weit mehr Stipendiengeber als die bekannte Studienstiftung des deutschen Volkes, politische Stiftungen oder die Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Viele honorieren ehrenamtliches Engagement oder sind so stark auf bestimmte Zielgruppen spezialisiert, dass sie kaum Stipendiaten finden. Informiere Dich daher zum Beispiel auf der Website des Deutschen Akademischen Austauschdiensts.
Finanzielle Unterstützung für ein Auslandssemester bekommst Du auch über das Programm Erasmus+ (gesprochen „Erasmus plus“) der Europäischen Union. Bei einem Auslandsstudium von bis zu zwölf Monaten sind es bis zu 600 Euro monatlich.
Bafög - Mit Bafög können Studenten bis zu 992 Euro im Monat vom Staat bekommen, wenn sie anders nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Davon ist die Hälfte eine direkte staatliche Förderung und die andere Hälfte ein zinsloses Darlehen, von dem Du maximal 10.010 Euro zurückzahlen musst.
Bafög ist immer besser als ein regulärer Kredit, um ein Studium zu finanzieren. Deshalb solltest Du einen Antrag auch dann stellen, wenn Du wenig Hoffnung auf Bewilligung hast – denn es spielt nicht allein das Einkommen Deiner Eltern eine Rolle, sondern auch die Zahl Deiner Geschwister und Dein eigenes Einkommen.
Familiäre Unterstützung - Eltern sind gesetzlich verpflichtet, ihre Kinder in der ersten Ausbildung oder im Erststudium finanziell zu unterstützen, solange sie sich das leisten können. Außerdem bekommen sie bis zum 25. Geburtstag des Nachwuchses Kindergeld, das sie verwenden können, um Dein Studium zu finanzieren. Sollten die finanziellen Möglichkeiten Deiner Eltern nicht ausreichen, ist vielleicht auch jemand aus dem Verwandtenkreis bereit, mit einem privaten Darlehen auszuhelfen.
Studentenjobs - Mehr als zwei Drittel aller Studenten arbeiten neben dem Studium. Ein Job bringt neben Geld auch wichtige Erfahrungen und kann manchmal ein für das Studium vorgeschriebenes Praktikum ersetzen. Studentenjobs findest Du zum Beispiel über die Jobbörsen der Universitäten und des Studentenwerks, aber auch über die Arbeitsagentur oder Stellenportale im Internet.
Erst wenn alle diese Optionen nicht infrage kommen oder das Einkommen daraus nicht ausreicht, solltest Du über einen Studienkredit nachdenken.
Vom klassischen Ratenkredit unterscheiden sich Kredite für Dich als Student in mehreren Punkten.
Zudem gibt es verschiedene Varianten von Studentenkrediten:
Wir haben uns nur die Kredite für das gesamte Studium und Überbrückungskredite genauer angeschaut, da diese nicht auf einzelne Hochschulen begrenzt sind.
Nachdem die Studiengebühren an staatlichen Hochschulen bundesweit wieder abgeschafft wurden, hat sich der Markt für Studienkredite deutlich gelichtet. Es gibt derzeit nur noch die staatliche Förderbank KfW, die deutschlandweit unabhängig vom Studiengang ein ganzes Studium finanziert.
Bei der KfW bekommen Studenten über mehrere Semester monatlich eine feste Rate zwischen 100 und 650 Euro überwiesen, auf die Zinsen anfallen. In dieser Auszahlungsphase verrechnet die Bank die Zinskosten direkt mit dem Auszahlungsbetrag. So bekommst Du jeden Monat weniger ausgezahlt, je länger der Kredit läuft.
Ein Beispiel: Du hast einen Kreditbetrag von 400 Euro vereinbart. Im zweiten Monat zahlt die KfW Dir rund 399 Euro aus, denn es sind etwa ein Euro Zinsen angefallen. Nach 24 Monaten bekommst Du nur noch 369 Euro.
Die KfW vergibt ihren Studienkredit für fast alle Arten des Studiums: Erststudium, Zweitstudium, Zusatz- oder Aufbaustudium, Masterstudium. Auch eine Promotion lässt sich auf diese Weise finanzieren. Ausgenommen sind lediglich duale Studiengänge und Studiengänge, die vollständig im Ausland absolviert werden.
Die Förderung ist unabhängig vom eigenen Einkommen oder dem der Eltern. Als Antragsteller oder Antragstellerin musst Du mindestens 18 Jahre alt und darfst bei Beginn des Studiums nicht älter als 44 Jahre sein. Weitere Voraussetzungen sind zum Beispiel, dass Du an einer deutschen Hochschule eingeschrieben bist und Deutscher, EU-Bürger oder Bildungsinländer bist. Als Bildungsinländer gelten ausländische Staatsbürger, die ihr Abitur oder Fachabitur an einer deutschen Schule abgelegt haben. Mit einem Vorab-Check auf der Website der KfW kannst Du prüfen, ob Du alle Voraussetzungen erfüllst.
Die KfW arbeitet mit einem variablen Zins, weshalb sich dieser im Gegensatz zu einem Festzins während der Kreditlaufzeit ändern kann. Dabei orientiert sich der Zins am Euro Interbank Offered Rate, kurz Euribor. Diesen Zinssatz benutzen die Banken bei ihren Geschäften untereinander. Die KfW überprüft ihren Zins zweimal im Jahr.
max. monatliche Auszahlung | 650 € |
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max. Auszahlungszeit | 14 Semester |
Zinsen Auszahlungsphase | 6,85 % (variabel) |
Zinsen Rückzahlungsphase | 6,85 % (variabel) |
Auswahlverfahren | nein |
Altersgrenze | 44 Jahre |
Sondertilgung möglich | ja |
Sicherheiten erforderlich | nein |
Quelle: KfW (Stand 14. Februar 2025)
Auf die Auszahlungsphase folgt die sogenannte Karenzzeit von 18 beziehungsweise 23 Monaten, in der Du lediglich die Zinsen für den Studentenkredit an die KfW zahlst. Erst danach beginnst Du in der sogenannten Rückzahlungsphase, den Kredit inklusive Zinsen auf einmal oder in Raten zurückzuzahlen.
Beachte: Solltest Du Dein Studium abbrechen, dann musst Du den Studienkredit dennoch planmäßig nach der Karenzphase zurückzahlen. Einen Erlass oder Vergünstigungen gibt es bei der KfW nicht.
Alternativ zu dem variablen Zins, mit dem die KfW normalerweise rechnet, kannst Du für die Rückzahlungsphase auch einen festen Zins für maximal zehn Jahre vereinbaren. Der Festzins beinhaltet meist einen Aufschlag auf den variablen Zins. Die genauen Konditionen hängen davon ab, wie lange die Zinsen festgeschrieben sind. Einen Überblick über die aktuellen Bedingungen findest Du auf der Konditionenübersicht der KfW.
Welche Besonderheiten die KfW noch vorsieht, liest Du zusammen mit Beispielrechnungen in unserem Detailartikel zum KfW-Studienkredit.
Neben dem KfW-Kredit gibt es weitere Kreditangebote. Für sie gelten unterschiedliche Voraussetzungen. Einige Angebote sind regional begrenzt oder es werden nur Studenten technischer oder medizinischer Studienfächer gefördert.
Unter anderem vergeben auch lokale Sparkassen Studienkredite. Es ist daher einen Versuch wert, bei der eigenen Hausbank nachzufragen.
Einen umfassenden Überblick über diese Angebote findest Du im Studienkredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).
Abgesehen von klassischen Krediten gibt es ein weiteres Modell zur Studienfinanzierung: sogenannte Bildungsfonds. Sie fördern ausgewählte Studenten mit dem Geld von Kapitalanlegern.
Antragssteller müssen zunächst ein mehrstufiges Auswahlverfahren durchlaufen. Bei einer Zusage erhält jeder Student ein individuelles Finanzierungsangebot. Aber: Wenn Du das Auswahlverfahren eines Bildungsfonds bestehst, solltest Du darüber nachdenken, ob Du nicht auch einen Stipendiengeber überzeugen kannst.
Beim Bildungsfonds beziehen Studenten in der Auszahlungsphase die vollen vereinbarten Raten und zahlen auch in der Karenzzeit nichts. Anders als beim normalen Studienkredit orientiert sich die Rückzahlung am späteren Bruttogehalt. In der Regel verlangen die Fonds monatlich zwischen 7,5 und 12,5 Prozent des Gehalts. Die Höhe des Prozentsatzes vereinbarst Du mit dem Darlehensgeber vor Vertragsschluss. Auch die Anzahl von Beitragsmonaten und eine Kappungsgrenze, also eine maximale Rückzahlungssumme, legst Du vor Vertragsschluss fest. Eine klassische Tilgung samt Zinszahlung ist dagegen nicht vorgesehen.
Bundesweit bieten Unternehmen wie Deutsche Bildung und Brain Capital solche Finanzierungslösungen an. Sie betonen, die einkommensabhängige Rückzahlung sei ein faires Konzept: Wer später mehr als gedacht verdient, zahlt auch mehr zurück – kann es sich aber auch leisten. Wer dagegen weniger verdient als erwartet, zahlt dementsprechend wenig zurück. Bei zu geringem Einkommen wird die Rückzahlung aufgeschoben oder entfällt sogar ganz.
Weitere Vorteile, die Bildungsfonds in der Regel anführen: Die monatlichen Auszahlungsraten sind nicht in der Höhe begrenzt. Außerdem bieten Bildungsfonds neben der Finanzierung zum Teil auch Trainings, Workshops und Kontakte an, die den Berufseinstieg erleichtern sollen. Und: Es können sich auch Studenten bewerben, die im Ausland studieren wollen, ohne an einer deutschen Universität immatrikuliert zu sein.
Wenn Du über ein solches Angebot nachdenkst, solltest Du allerdings ein paar Dinge beachten:
Ein Bildungsfonds ist ein Anlageprodukt - Anstelle einer Bank verdient in diesem Fall ein Fonds am Studenten. Das notwendige Geld stammt von Anlegern, die sich entweder direkt am Fonds beteiligen oder Anleihen kaufen. Dafür werden ihnen Renditen in Aussicht gestellt.
Ein Bildungsfonds selektiert vor - Weil der Fonds eine Mindestrendite für seine Investoren erzielen muss, werden Studenten mit „hohen Risiken“ aussortiert.
Angebote sind schwer vergleichbar - Ein Bildungsfonds kalkuliert auf Grundlage verschiedener Datenbanken das später zu erwartende Einkommen des jetzigen Studenten. Er berechnet anhand dessen und weiterer Kriterien – wie der Höhe der Förderung und der Laufzeit – einen Prozentsatz des späteren Einkommens für die Rückzahlung. Nur diesen bekommst Du genannt. Wie hoch Deine jährliche Belastung aber im Sinne eines Effektivzinses ausfällt, weißt Du dagegen nicht. Der Vergleich mit einem regulären Studienkredit ist so nicht möglich.
Bildungsfonds weisen also eine spezielle und komplexe Struktur auf. Der Vorteil ist: Wer nach seiner Studienzeit unter dem vereinbarten Mindesteinkommen verdient, muss bei der Deutschen Bildung und Brain Capital nichts zurückzahlen. Der Nachteil ist: Studenten investieren zunächst Zeit für das Auswahlverfahren und erhalten sehr wahrscheinlich ein teureres Angebot als von der KfW. Daher sollte der KfW-Studienkredit in der Regel die bessere Wahl für Dich sein.
Eine noch bessere Möglichkeit stellt ein Stipendium dar, da dieses in der Regel nicht zurückgezahlt werden muss. Da Du ohnehin ein mehrstufiges Auswahlverfahren für den Bildungsfonds durchläufst, kannst Du Dich auch direkt für ein Stipendium entscheiden.
Dass der Bildungsfonds für die meisten eher unattraktiv ist, zeigt sich auch im Studienkredit-Test des CHE. Denn unter den Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium sind Bildungsfonds ein Nischenprodukt: 2023 machte der KfW-Studienkredit laut CHE rund 54 Prozent der Abschlüsse aus. Beim Rest der Verträge handelt es sich um Bildungskredite, Stipendien, über Studentenwerke abgeschlossene Angebote und eben Finanzierungen durch Bildungsfonds.
Bei den Bildungsfonds musst Du außerdem beachten, dass der Vertrag bei Studienabbruch oft vom Anbieter gekündigt und in einen normalen Ratenkredit überführt wird. Wer also Zweifel an einem erfolgreichen Abschluss seines Studiums hat, sollte sein Studium lieber anders finanzieren.
Falls Du nur in der Abschlussphase des Studiums oder im Auslandsjahr finanzielle Unterstützung brauchst, bietet sich ein Überbrückungskredit mit kurzer Laufzeit und einer begrenzten Darlehenssumme an. Am beliebtesten ist der Bildungskredit der Bundesregierung, den Du über das Bundesverwaltungsamt beantragen kannst.
Studenten erhalten dabei höchstens zwei Jahre lang bis zu 300 Euro im Monat. Auch eine einmalige Sonderzahlung von maximal 3.600 Euro ist möglich. Der Zinssatz ist variabel und orientiert sich wie beim KfW-Studienkredit am Sechs-Monats-Euribor. Zu diesem Zinssatz leihen sich die Banken gegenseitig für sechs Monate Geld aus. Studenten zahlen 2025 effektiv 4,14 Prozent pro Jahr (Stand: 14. Februar 2025).
Neben dem Bundesverwaltungsamt vergeben auch einige Darlehenskassen der Studentenwerke Überbrückungs- oder Abschlusskredite. Diese Darlehen sind oft zinsfrei. Damit sind sie die günstigste Variante, einen Teil des Studiums zu finanzieren. Allerdings kann jährlich nur eine begrenzte Zahl von Studenten gefördert werden. Die Angebote konzentrieren sich daher nur auf Studenten, die sich in einer schwierigen finanziellen Situation befinden und keine andere Finanzierungsoption in Anspruch nehmen können. Entsprechend ist ein persönliches Beratungsgespräch erforderlich, um die Bedürftigkeit nachzuweisen. Folgende Studentenwerke bieten zum Beispiel Kredite an: Bayern, Berlin, Bodensee, Hamburg, Hannover, Mannheim und Nordrhein-Westfalen.
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