Dynamischer Stromtarif Negative Strompreise? Wann sich ein dynamischer Stromtarif für Dich lohnt

Benjamin_Weigl
Benjamin Weigl
Experte Energie

Das Wichtigste in Kürze

  • Dynamische Stromtarife können sich mit Wärmepumpe oder E-Auto lohnen. Für Haushalte mit normalem oder niedrigem Stromverbrauch sind sie ein Kostenrisiko.
  • Mit einem dynamischen Stromtarif zahlst Du den aktuellen Börsenstrompreis, der stündlich schwankt.
  • Nur wenn Du flexibel bist und günstige Strompreise nutzt, spart ein dynamischer Tarif Geld.

So gehst Du vor

  • Voraussetzung ist ein intelligentes Messsystem, Smart Meter genannt. Diesen Stromzähler kannst Du jederzeit bestellen, das lohnt sich aber nicht immer.
  • Schließ einen dynamischen Stromtarif bei einem günstigen Anbieter ab. Finanztip hilft Dir bei der Auswahl.
  • Verschiebe Deinen Verbrauch clever – mit Apps, steuerbaren Geräten oder Energiemanager.

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Stehst Du öfter mal vorm Supermarktregal und hältst Ausschau nach günstigen Sonderangeboten? Das kannst Du beim Strom auch machen! Dort ändern sich die Preise aber noch viel schneller als im Supermarkt, und auch heftiger. Warum beim Strom von negativen Preisen bis zu extrem hohen Preisen alles möglich ist, erklären wir Dir in diesem Ratgeber.

Wie funktioniert ein dynamischer Stromtarif?

In einem dynamischen Stromtarif schwankt der Strompreis ständig. Du zahlst immer den Preis, den der Strom aktuell an der Börse kostet, genauer gesagt den Day-Ahead-Preis an der EPEX Spot. Dort legt der Strompreis fast täglich eine Achterbahnfahrt hin – Anbieter von dynamischen Stromtarifen geben diese Preise eins zu eins an Dich weiter. Wenn Du die Achterbahnfahrt der Preise nutzt und Deinen Verbrauch clever verschiebst, kannst Du Stromkosten sparen.

Zum Vergleich dynamische Stromtarife

Warum schwankt der Börsenstrompreis? 

Die Preisschwankungen an der Strombörse hängen unter anderem mit der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zusammen. Wetter und Jahreszeit beeinflussen den Börsenstrompreis. Wenn Photovoltaikanlagen und Windräder viel günstigen Ökostrom produzieren, ist Strom im Überfluss vorhanden und die Strompreise sinken. Es kann sogar negative Strompreise geben.

Das Gegenteil nennt man Dunkelflaute: Wenn nachts oder bei trübem Wetter keine Solarenergie produziert wird und gleichzeitig kein Wind weht, wird Strom knapp und fossile Gas- und Kohlekraftwerke müssen einspringen. Das ist teuer und treibt die Strompreise in die Höhe. 

Zu welcher Tageszeit ist Strom günstig?

Niedrige Strompreise gibt es oft in der Nacht, am Mittag und am Nachmittag. Hohe Strompreise gibt es oft morgens und abends zwischen 18 und 21 Uhr. Das hängt mit dem Stromverbrauch von Haushalten und Industrie zusammen.

  • An Werktagen ist der Strombedarf von morgens bis abends hoch und Strom ist oft teuer. Wenn die Sonne scheint, senkt die Solarenergie aber mittags und nachmittags die Preise.
  • An Wochenenden ist der Strombedarf insgesamt niedriger, weil in vielen Industriezweigen und Unternehmen nicht gearbeitet wird. Deshalb ist Strom an Wochenenden tendenziell günstiger.
  • In der Nacht ist der Strombedarf sehr niedrig, die Folge sind niedrige Strompreise. Wenn dazu noch Wind weht und Strom erzeugt, kann es sehr günstig werden. 

Welche Voraussetzungen haben dynamische Stromtarife?

Die wichtigste Voraussetzung für einen dynamischen Stromtarif ist ein intelligentes Messsystem (iMSys). Dadurch können Stromanbieter einen dynamischen Tarif jede Viertelstunde trennscharf abrechnen. Ein iMSys ist ein moderner, intelligenter Stromzähler, häufig auch Smart Meter genannt. Diese intelligenten Zähler schicken Deine Verbrauchsdaten automatisch an Deinen Netzbetreiber. 

Achte darauf, dass auf Deinem Stromzähler ein sogenanntes Smart Meter Gateway angebracht oder integriert ist. Dieses Extramodul macht den Zähler erst zum iMSys. Das Smart Meter Gateyway kann unterschiedlich aussehen und ist für einen dynamischen Tarif unbedingt erforderlich.

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Manche Stromanbieter behaupten, ihr dynamischer Tarif funktioniere auch ohne Smart Meter. Fall darauf nicht rein – der Vertrag kann vielleicht abgeschlossen werden, aber Du kannst die schwankenden Börsenstrompreise dann gar nicht nutzen.

Benjamin Weigl
Unser Finanztip-Experte für Energie

Ohne iMSys können dynamische Stromtarife nur zum monatlichen Durchschnittspreis der Strombörse abgerechnet werden. Dann ist das kein richtiger dynamischer Tarif, sondern lediglich ein variabler Stromtarif mit monatlicher Preisanpassung.

Wie bekommst Du ein Smart Meter?

Haushalte, für die sich ein dynamischer Stromtarif besonders lohnen kann, werden in den nächsten Jahren verpflichtend schrittweise mit Smart Meter beziehungsweise iMSys ausgestattet. Das ist im Messstellenbetriebsgesetz geregelt. Du bekommst es in den folgenden Fällen:

Gehörst Du zu diesen Pflichteinbaufällen, wird sich der örtliche Netzbetreiber, meistens ist das der Stromnetzbetreiber, spätestens in wenigen Jahren bei Dir melden. Wenn Du darauf wartest, ist der Einbau des Smart Meters kostenlos. Dazu kommen bis zu 100 Euro jährliche Gebühr (§ 30 MsbG), die Du akzeptieren musst.

Jeder kann seit 2025 ein Smart Meter auch vorzeitig beantragen. Dann kostet der Einbau allerdings Geld, in der Regel mindestens 100 Euro (§ 35 Abs. 1 Nr. 1 MsbG). Zusätzlich müssen Haushalte, die nicht ohnehin verpflichtend mit Smart Meter ausgestattet werden sollen, oft jährliche Extra-Gebühren bezahlen. Alle Kosten findest Du im Ratgeber Smart Meter.

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Oft lohnt es sich nicht, ein Smart Meter extra für dynamische Stromtarife anzufordern. Außer Du weißt, dass Du durch den Tarif Jahr für Jahr mindestens dreistellige Stromkosten einsparen könntest.

Benjamin Weigl
Unser Finanztip-Experte für Energie

Wie lange dauert der Smart Meter-Einbau auf Wunsch?

Innerhalb von vier Monaten nach dem Antrag sollte das Smart Meter eingebaut sein (§ 34 Abs. 2 Nr. 1 MsbG), oft dauert es aber länger. Auch manche Anbieter von dynamischen Stromtarifen bauen Smart Meter ein, in der Regel über Drittfirmen. Prüfe bei solchen Angeboten die Kosten und Bedingungen.

Laut offiziellen Zahlen der Bundesnetzagentur sind bislang nicht einmal drei Prozent der deutschen Haushalte mit Smart Metern ausgestattet und haben damit die Chance, dynamische Stromtarife zu nutzen. Damit sich so ein Tarif lohnt, sollte auch Dein Strombedarf bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Für wen lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?

Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich vor allem für Haushalte mit einem hohen Stromverbrauch durch Wärmepumpe oder Elektroauto, deren Verbrauch sich flexibel in bestimmte Stunden verschieben lässt. Wenn Deine Geräte gezielt die Zeiten mit günstigen Börsenstrompreisen nutzen, sparst Du mit einem dynamischen Tarif Geld.

Das Sparpotenzial kann nach Berechnungen von Finanztip bei mehreren Hundert Euro im Jahr liegen, hängt aber stark vom individuellen Haushalt ab. Verschiedene Studien zeigen übereinstimmend: Wenn stromhungrige Verbraucher wie E-Auto oder Wärmepumpe einen großen Teil Deines Strombedarfs ausmachen, lohnt sich häufig ein dynamischer Tarif.

Studien zu dynamischen Stromtarifen

Verbraucherzentrale: Bis zu sieben Prozent Stromkosten sparen

Ein vom Verbraucherzentrale Bundesverband beauftragtes Gutachten des Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft (2024) hat für einen dynamischen Stromtarif eine Ersparnis von sieben Prozent gegenüber den Kosten eines günstigen Festpreistarifs errechnet. Der Beispielhaushalt mit vier Personen und einem E-Auto verbrauchte 5.800 Kilowattstunden pro Jahr, wobei 66 Prozent des Verbrauchs flexibel verschiebbar waren. Insgesamt hätte der Haushalt durch die zeitliche Anpassung des Verbrauchs in einem halben Jahr 65 Euro gespart.

Derselbe Vier-Personen-Haushalt ohne E-Auto (Jahresverbrauch 2.900 Kilowattstunden, 29 Prozent flexibel verschiebbar) hätte nur drei Prozent der Kosten eingespart.

Und ein Zwei-Personen-Haushalt ohne E-Auto (Jahresverbrauch 1.800 Kilowattstunden, 14 Prozent flexibel verschiebbar) hätte nur ein Prozent der Stromkosten eingespart.

Rabot Energy: E-Auto 33 Prozent günstiger laden

Die Beratungsfirma Neon hat im Auftrag des Stromanbieters Rabot Energy in einer Kurzstudie berechnet, dass ein E-Auto mit dynamischem Stromtarif 33 Prozent billiger laden kann als in einem klassischen Stromtarif zu 30 Cent pro Kilowattstunde Arbeitspreis. Die Ladezeiten wurden intelligent in die günstigsten Preiszonen verschoben. Gerechnet wurde mit einem VW ID.3 einer Berufspendlerin, das zuhause 1.584 Kilowattstunden pro Jahr lädt, was im Beispiel rund 7.600 Kilometer Fahrstrecke ergibt.

ADAC und Tibber: Sparpotenzial mit großem Haken

Der ADAC und der Stromanbieter Tibber, der sich auf dynamische Stromtarife spezialisiert hat, haben im Frühjahr 2025 ein hohes Sparpotenzial von dynamischen Stromtarifen errechnet. Allerdings wurde der dynamische Tarif dabei mit einem ziemlich teuren Festpreistarif verglichen.

Dessen Stromkosten lagen für einen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden bei 1.640 Euro im Jahr. Das entspricht einem Strompreis von 41 Cent pro Kilowattstunde, wenn man Arbeits- und Grundpreis zusammenrechnet. Ein Vier-Personen-Haushalt würde durch einen dynamischen Tarif demnach 352 Euro einsparen. Dieses Sparpotenzial kommt aber durch den hohen Strompreis des Standardtarifs zustande.

In einem zweiten Beispiel hätte ein E-Auto mit dem dynamischen Tarif jährlich 296 Euro gespart. Auch für dieses Beispiel gilt: Wäre der Standardstromtarif günstiger, wäre die Ersparnis geringer.

Lohnt sich ein dynamischer Tarif mit E-Auto?

Ein dynamischer Stromtarif eignet sich für ein E-Auto oft besonders gut. Steckst Du Dein Elektroauto an die Wallbox an, muss es nicht sofort laden. Du kannst den Ladevorgang zum Beispiel tief in die Nacht verlegen, wenn Strom oft billig ist. Oder Du lädst es an einem sonnigen Nachmittag, wenn Solarstrom für niedrige Preise sorgt.

Das kann auch mit einem Pendlerfahrzeug klappen. Ist Dein Arbeitsweg nicht allzu weit, muss das E-Auto nicht täglich laden. Mit einer vollen Batterie kannst Du Tage mit teuren Börsenstrompreisen aussitzen. Gut wäre, wenn Dein E-Auto regelmäßig ladebereit zuhause herumsteht und Deine Wallbox intelligentes Laden beherrscht.

Wie viel kannst Du beim E-Auto-Laden sparen? 

Unter günstigen Bedingungen senkt ein dynamischer Tarif nach unseren Finanztip-Berechnungen die Ladekosten eines E-Autos um 300 Euro im Jahr. Wir haben für dieses Beispiel mit einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern gerechnet. Bei sparsamer Fahrweise (20 kWh/100 km) ergibt das einen Strombedarf von 3.000 Kilowattstunden. Nehmen wir an, dass Du immer zuhause lädst.

Wenn Du die Ladezeiten konsequent in Stunden mit günstigen Börsenstrompreisen legst, sparst Du mit einem dynamischen Tarif ganz sicher Geld. Erzielst Du durchschnittlich zehn Cent pro Kilowattstunde günstigere Preise als in einem klassischen Stromtarif mit Festpreis, läge die Ersparnis bei 300 Euro im Jahr. Erzielst Du fünf Cent pro Kilowattstunde günstigere Preise, sparst Du immerhin noch 150 Euro.

Wie hoch die Ersparnis tatsächlich ist, hängt von der Volatilität der Strombörse ab. Aber auch von Deinem Fahrprofil – insbesondere, wie häufig und zu welchen Tageszeiten Dein E-Auto zuhause steht.

Lohnt sich ein dynamischer Stromtarif mit Wärmepumpe? 

Ein energieeffizientes Gebäude und ein Pufferspeicher sind gute Voraussetzungen, damit eine Wärmepumpe mit dynamischem Tarif ein paar Hundert Euro im Jahr sparen kann. Wärmepumpen benötigen viel Strom, müssen aber selbst in mittelmäßig effizienten Gebäuden nicht durchgehend heizen. Je weniger Wärme Dein Gebäude verliert, desto besser kann die Wärmepumpe auf günstige Strompreise „warten“. Und mit einem Pufferspeicher kannst Du Wärme auch für später vorproduzieren.

Im Winter sind die Zeiten mit billigen Strompreisen, in denen Du günstig heizen kannst, recht unregelmäßig verteilt. Es gibt selten Solarstrom, dafür aber nachts oft niedrige Preise durch günstigen Windstrom. In den oft teuren Morgen- und Abendstunden macht die Wärmepumpe bestenfalls Pause.

Wenn Du schon Erfahrungen mit Deiner Wärmepumpe hast, kannst Du besser abschätzen, ob sich ein dynamischer Tarif lohnt. Die Alternative ist ein spezieller Stromtarif für die Wärmepumpe. Der bietet günstige und feste Strompreise, die Wärmepumpe braucht aber einen eigenen Stromzähler. Das lohnt sich nach Finanztip-Berechnungen oft erst ab 4.500 Kilowattstunden Wärmestromverbrauch.

Extra-Rabatt für Wallbox, Wärmepumpe oder Stromspeicher

Mit einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung kannst Du einen dynamischen Stromtarif mit den Netzentgelt-Rabatten nach Paragraf 14a EnWG kombinieren. So sinken Deine Stromkosten nicht nur durch günstige Börsenstrompreise, sondern auch noch durch vergünstigte Netzgebühren.

Das funktioniert mit vielen Wärmepumpen, Wallboxen und Stromspeichern – besonders, wenn das Gerät ab 2024 installiert wurde. Details findest Du im Ratgeber Paragraf 14a EnWG Steuerbare Verbrauchseinrichtungen.
 

Passt ein dynamischer Tarif zur Photovoltaikanlage?

Ein dynamischer Tarif kann eine PV-Anlage gut ergänzen – vorausgesetzt Du hast einen hohen Strombedarf, den Du nicht mit eigenem Solarstrom decken kannst. Gerade im Sommerhalbjahr liefert Dir eine eigene Photovoltaikanlage (PV-Anlage) viel selbst produzierten Solarstrom. Für diese Zeiten lohnt sich ein dynamischer Stromtarif nicht. Wenn bei sonnigem Wetter die Strompreise an der Börse in den Keller rauschen, hast Du selbst Strom im Überfluss.

Allerdings könntest Du mit einem dynamischen Tarif zusätzlich günstige Strompreise in der Nacht nutzen. Das bietet sich zum Beispiel an, falls Du ein E-Auto hast, mit dem Du tagsüber oft unterwegs bist.

Im Winterhalbjahr liefert Deine PV-Anlage deutlich weniger Strom. Dann kann ein dynamischer Stromtarif seine Stärken ausspielen – er bietet Dir auch ohne Sonne zeitweise günstige Strompreise, etwa wenn in Deutschland viel Windstrom produziert wird. Das ist gerade mit einer Wärmepumpe eine gute Option.

Lohnt sich ein dynamischer Tarif für einen Stromspeicher?

Unserer Einschätzung nach lohnt sich ein dynamischer Stromtarif für einen Stromspeicher nur, wenn Du ausschließlich sehr günstige Börsenstrompreise nutzt und Dein Speicher eine hohe Gesamteffizienz hat. Dann kannst Du den Stromspeicher Deiner PV-Anlage theoretisch mit billigem Strom aus dem Netz laden. Für einmal Laden und Entladen musst Du grob mit Verlusten von 15 bis 20 Prozent rechnen. Hinzu kommt der schwer zu kalkulierende Akkuverschleiß. 

Prüfe, ob Stromspeicher und Wechselrichter das Laden aus dem Netz technisch beherrschen. Außerdem brauchst Du für intelligentes Laden ein Energiemanagementsystem. Auf dem Markt gibt es Anbieter, die Dir dynamisches Laden eines Speichers als Geschäftsmodell verkaufen – deren Versprechungen sind aber oft undurchsichtig. 

Warum empfiehlt Finanztip dynamische Tarife nicht für normale Haushalte?

Wir bei Finanztip raten Haushalten mit normalem Strombedarf von dynamischen Stromtarifen ab, da für diese Haushalte das Risiko von höheren Preisen überwiegt. Normale Haushalte ohne flexible Großgeräte können ihren Verbrauch nicht ausreichend verschieben, um billige Strompreise auszunutzen. Der Großteil ihres Strombedarfs liegt oft in den Stunden mit höheren Börsenstrompreisen, zum Beispiel abends beim Kochen. Außerdem kostet Dich das für einen dynamischen Tarif notwendige Smart Meter zusätzlich Geld. 

Auch die Verbraucherzentrale rät Haushalten mit gewöhnlichem Verbrauchsprofil von dynamischen Stromtarifen ab. Mit dieser Einschätzung sind wir bei Finanztip also nicht allein. Je niedriger oder unflexibler Dein Strombedarf, desto besser bist Du mit einem klassischen Stromtarif bedient. Dort zahlst Du einen vertraglich vereinbarten, fixen Strompreis. Mit dem Stromvergleich von Finanztip (enthält Werbelinks) findest Du klassische Tarife mit verbraucherfreundlichen Kriterien, problematische Stromanbieter schließen wir dort aus.

Kannst Du mit Waschmaschine, Spülmaschine und Trockner sparen?

Bei Großgeräten wie Waschmaschine, Spülmaschine oder Trockner kannst Du mit einem dynamischen Stromtarif gegebenenfalls etwas Geld sparen. Du kannst den Stromverbrauch dieser Geräte per Startzeitprogrammierung in die Stunden mit günstigen Strompreisen schieben. Allerdings ist das Sparpotenzial nach unseren Finanztip-Berechnungen relativ gering.

Ein Beispiel: Bei täglicher Nutzung benötigt eine Waschmaschine der Energieeffizienzklasse A rund 183 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Schaffst Du dabei immer um zehn Cent pro Kilowattstunde günstigere Strompreise, spart das 18 Euro im Jahr.

Welche Vor- und Nachteile hat ein dynamischer Stromtarif?

Die wichtigsten Vorteile eines dynamischen Stromtarifs sind: 

  • Du kannst von billigen Börsenstrompreisen direkt profitieren. Stundenweise sind sehr niedrige Strompreise möglich.
  • Die flexible Verbrauchsanpassung unterstützt die Energiewende. Denn erneuerbare Energien liefern in der Regel nicht kontinuierlich Strom.
  • Den Verbrauch in günstige Zeiten zu verlegen, entlastet auch das Stromnetz. Denn hohe Preise gibt es ebenfalls wegen Netzüberlastung oder Stromknappheit.
  • Meistens bezahlst Du mit der monatlichen Abrechnung nur die tatsächlichen Kosten. Zu hohe Abschläge und Warten auf Rückerstattung sind kein Thema.

Die größten Nachteile eines dynamischen Stromtarifs sind:

  • Du allein trägst das Preisrisiko. Vorübergehend sind extrem hohe Börsenstrompreise möglich.
  • Zu Beginn ist oft nicht klar, ob sich ein dynamischer Tarif lohnt. Deshalb rät Finanztip zu Verträgen mit kurzer Laufzeit, aus denen Du zur Not schnell wieder rauskommst.
  • Ein intelligentes Messsystem, also ein Smart Meter plus Gateway, ist Voraussetzung – und verursacht höhere Zählerkosten.
  • Du hast keinen festen monatlichen Abschlag. Die Abrechnung kann mal hoch und mal niedrig ausfallen.
  • Du musst Deinen Stromverbrauch planen. Oder Du brauchst kompatible oder zusätzliche Geräte, die Deinen Verbrauch automatisch und intelligent steuern.

Was ist beim Wechsel in einen dynamischen Tarif wichtig?

Wir bei Finanztip empfehlen Dir, beim Wechsel in einen dynamischen Stromtarif auf eine kurze Mindestvertragslaufzeit von höchstens einem Monat zu achten. Außerdem solltest Du einen genauen Blick auf die Gebühren werfen, die die Anbieter verlangen – mit niedrigen Gebühren sparst Du Geld.

Warum ist eine kurze Mindestvertragslaufzeit ratsam?

Durch eine Mindestvertragslaufzeit von höchstens einem Monat bleibst Du flexibel und kannst jederzeit wechseln, falls sich der dynamische Tarif für Dich als unpassend entpuppt. Das kann verschiedene Gründe haben: Vielleicht passt Dir der Anbieter nicht oder Du stellst fest, dass Du in einem Tarif mit Dynamik doch kein Geld sparen kannst. Schließlich können wir Dir vorher kein sicheres Sparpotenzial nennen, ohne Dein genaues Verbrauchsverhalten zu kennen.

Wenn Du die Voraussetzungen für dynamische Stromtarife grundsätzlich erfüllst, kannst Du die neuen Tarife einfach mal ausprobieren. Dank der kurzen Mindestvertragslaufzeit gehst Du dabei kein großes Risiko ein.

Auch falls es plötzlich noch einmal zu einer Energiepreiskrise mit stark steigenden Strompreisen kommen sollte, hilft Dir die kurze Vertragslaufzeit. Dann könnte ein Wechsel zurück in einen klassischen Stromtarif mit Festpreis ein Ausweg sein.

Welche Anbieter haben niedrige Gebühren? 

Die Anbieter mit den niedrigsten Gebühren bei dynamischen Stromtarifen findest Du in unserem Finanztip-Vergleich der dynamischen Stromtarife, den wir regelmäßig aktualisieren. Dort zeigen wir auch nur Tarife an, welche die Mindestkriterien von Finanztip erfüllen, etwa die kurze Mindestvertragslaufzeit:

Zum Vergleich dynamische Stromtarife

Wir empfehlen Anbieter mit besonders niedrigen Aufschlägen. Obendrauf kommt dann noch der eigentliche Strompreis. Im nächsten Abschnitt erfährst Du alles zur Preiszusammensetzung.

Wie funktioniert der Anbieterwechsel? 

Grundsätzlich funktioniert der Wechsel in einen dynamischen Stromtarif wie jeder andere Anbieterwechsel. Hilfreiche Tipps und eine Schritt-für-Schritt Anleitung findest Du im Ratgeber Stromanbieter wechseln. Beachte nur eins: Dynamische Tarife lassen sich nicht mit den klassischen Stromtarifen in unserem Stromvergleich vergleichen. Denn die beiden Tarifarten funktionieren ganz unterschiedlich. 

Wie setzt sich der Preis des dynamischen Tarifs zusammen?

Der Strompreis eines dynamischen Tarifs setzt sich wie bei klassischen Tarifen aus einem Arbeitspreis und einem Grundpreis zusammen. Das Besondere ist die Kopplung an den variablen Börsenstrompreis, was den Arbeitspreis ständig schwanken lässt.

Hinzu kommen verschiedene Anbietergebühren, die oft intransparent dargestellt werden. In unserer Finanztip-Analyse machen wir sie sichtbar und vergleichbar. Die Anbietergebühren sind der einzige Preisbestandteil, den die Stromanbieter bei einem dynamischen Tarif selbst beeinflussen können. Nur dadurch unterscheiden sich die Angebote preislich voneinander.

Wie setzt sich der Arbeitspreis zusammen?

Der Arbeitspreis wird für jede verbrauchte Stromeinheit in Cent pro Kilowattstunde abgerechnet und hat diese Preisbestandteile:

  • Netzentgelte, Stromsteuer und Umlagen sind der größte Kostenblock. Zusammen machen sie im Schnitt knapp 18 Cent pro Kilowattstunde (netto) aus, sagen Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Die Netzentgelte unterscheiden sich regional. Diese Kosten stehen fest, der Stromanbieter kann sie nicht beeinflussen und Du musst sie in einem dynamischen Stromtarif auf jeden Fall bezahlen.
  • Der Börsenstrompreis ist der einzige variable Preisbestandteil. In einem dynamischen Tarif wird gewöhnlich der Day-Ahead-Preis an der EPEX Spot eins zu eins an Dich weitergegeben. Das ist der Strompreis, der am Tag zuvor für die kurzfristige Lieferung in einer Auktion ausgehandelt wird. Bisher sind das Stundenpreise, ab 1. Oktober 2025 soll auf Viertelstundenpreise umgestellt werden. Die aktuellen Day-Ahead-Börsenstrompreise kannst Du auf Netztransparenz.de einsehen. In aller Regel stellen sie Dir auch die Anbieter dynamischer Tarife per App oder auf ihrer Website zur Verfügung.
  • Die Anbietergebühr auf den Arbeitspreis verlangt der Anbieter für die Bereitstellung des dynamischen Tarifs. Die Gebühr deckt seine Kosten und soll einen Gewinn erwirtschaften. Die Anbieter im Finanztip-Vergleich verlangen hier zwischen null und drei Cent pro Kilowattstunde (brutto).

Wie setzt sich der Grundpreis zusammen? 

Der Grundpreis eines dynamischen Stromtarifs ist ein fester Eurobetrag, den Du monatlich bezahlst. Er kann auch als jährlicher Grundpreis angegeben sein und besteht aus zwei Teilen: 

  • Die Netzentgelte und das Messstellenentgelt – das ist die Gebühr für den Stromzähler – werden vom Netzbetreiber und Messstellenbetreiber festgelegt. Der Stromanbieter kann ihre Höhe nicht beeinflussen und reicht die Kosten einfach an Dich durch. An den Netzentgelten ist besonders, dass ein Teil mit dem Arbeitspreis abgerechnet wird und zusätzlich ein Teil als feste Gebühr mit dem Grundpreis. Die Kosten unterscheiden sich je nach Region.
  • Die Anbietergebühr auf den Grundpreis ist die zweite Gebühr, die der Anbieter des dynamischen Tarifs für sich einstreicht. Die Anbieter im Finanztip-Vergleich verlangen zwischen 3,90 und 14,40 Euro pro Monat (brutto). 

Wann bekommst Du bei negativen Strompreisen Geld fürs Stromverbrauchen?

Der Börsenstrompreis muss nach Finanztip-Berechnungen etwa bei minus 18 Cent pro Kilowattstunde oder noch niedriger liegen, damit Dein Strompreis in einem dynamischen Stromtarif tatsächlich negativ wird. In solchen Stunden bekommst Du dann Geld fürs Stromverbrauchen. Das kommt vor, insgesamt sind diese Stunden aber selten.

Der Börsenstrompreis muss so weit im Minus sein, dass er die feststehenden Kosten die Du auf jeden Fall bezahlen musst, vollständig kompensiert. Diese Kosten liegen im Schnitt bei knapp 18 Cent pro Kilowattstunde (netto). Das sind die regional unterschiedlich hohen Netzgebühren Deines Netzbetreibers und staatliche Steuern und Abgaben

Ein Beispiel: Liegt der Börsenstrompreis bei minus 25 Cent pro Kilowattstunde, musst Du trotzdem diese 18 Cent pro Kilowattstunde an Gebühren bezahlen. Insgesamt bekommst Du aber netto sieben Cent pro Kilowattstunde als Gutschrift raus. Darauf kommt noch die Mehrwertsteuer von 19 Prozent, die Dir bei negativen Strompreisen entgegenkommt. Insgesamt würdest Du in diesem Beispiel brutto 8,33 Cent pro Kilowattstunde fürs Stromverbrauchen verdienen.

Wann gibt es negative Strompreise?

Wenn sehr viel Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, aber der Strombedarf niedrig ist, fallen die Börsenstrompreise regelmäßig ins Negative. Zum Beispiel lag der Day-Ahead-Preis am Sonntag, 11. Mai 2025, zwischen 13 und 14 Uhr bei minus 25 Cent pro Kilowattstunde. Weiter oben im Ratgeber findest Du dazu auch eine Grafik. 

Anzahl der Stunden mit negativen Strompreise steigt

Zuletzt gab es immer häufiger negative Strompreise. Während im Jahr 2024 noch insgesamt 457 Stunden mit negativen Preisen gezählt wurden, wurde diese Anzahl im Jahr 2025 bereits Ende August geknackt. Das berichtet der Anbieter Tibber, der sich auf dynamische Stromtarife spezialisiert hat.

Anbieter dynamischer Stromtarife weisen gerne auf die negativen Strompreise hin, weil sie ein starkes Signal sind, wie Verbraucherinnen und Verbraucher in bestimmten Zeiträumen mit einem dynamischen Tarif Geld sparen können. Negative Strompreise bedeuten aber nicht automatisch, dass Du nach Berücksichtigung aller übrigen Kostenbestandteile einen Strompreis von unter null Cent pro Kilowattstunde bezahlst. 

 

Wie nutzt Du einen dynamischen Tarif optimal?

Je besser Du die Schwankungen des Börsenstrompreises ausnutzt, also Deinen Verbrauch in Zeiten mit niedrigen Preisen verlegst, desto mehr Geld kannst Du mit einem dynamischen Stromtarif sparen. Das kannst Du selbst manuell steuern. Besser ist es, auf intelligente Lösungen zu setzen, die Deinen Stromverbrauch automatisch optimieren. Überlege Dir deshalb, wie Du Deinen dynamischen Stromtarif technisch mit Deinen Geräten verknüpfst. 

Wie nutzen Wärmepumpe oder Wallbox intelligent die günstigsten Preise? 

Bei einigen Wallbox- und Wärmepumpen-Modellen kannst Du direkt eine integrierte Funktion für die intelligenten Nutzung von dynamischen Strompreisen benutzen. Dann kannst Du direkt am Gerät einfach einstellen, dass Du einen dynamischen Tarif nutzt. Die Wärmepumpe oder Wallbox brauchen eine Schnittstelle, um auf die Strompreisdaten zuzugreifen. Dann optimieren sie ihren Verbrauch so, dass sie zu möglichst günstigen Zeiten laufen.

Es gibt mehrere Optionen, um diese Preissignale zur Wärmepumpe oder Wallbox zu bekommen: 

  • Manche Stromanbieter unterstützen für ihren dynamischen Tarif bestimmte Wallbox- und Wärmepumpenmodelle. Dann kannst Du Dein Gerät zum Beispiel mithilfe einer App steuern. Das geht zum Beispiel bei den Anbietern Ostrom, Tibber und Octopus Energy, aber auch vielen anderen. Erkundige Dich, ob Deine Geräte mit dem Tarif kompatibel sind.
  • Bei manchen Wallboxen und Wärmepumpen lässt sich die intelligente Steuerung auch nachrüsten. Dazu braucht es in der Regel ein separates Gerät. Wenn Du bei Deinem Modell unsicher bist oder eine neue Wallbox oder Wärmepumpe kaufen möchtest, erkundige Dich bei Händlern und Fachgeschäften nach dieser Funktion und Kompatibilität mit dynamischen Tarifen.
  • Mit einem Energiemanagementsystem für Dein Haus kannst Du Deine Geräte separat steuern und oft auch auf dynamische Strompreise optimieren. 

Was bringt ein Energiemanagementsystem?

Ein Home Energy Management System (HEMS), kurz Energiemanager, optimiert die Verbrauchszeiten Deiner Geräte. Dadurch sollen Deine Energiekosten sinken. Wenn Du einen dynamischen Stromtarif mit einem passenden Energiemanagementsystem kombinierst, können Geräte wie Wallbox und Wärmepumpe gezielt zu den günstigen Preisen angesteuert werden. 

Sinn ergibt so ein Energiemanager, wenn Du eine Photovoltaikanlage hast, gegebenenfalls mit Stromspeicher, und möglichst viel Deines Solarstroms selbst verwenden möchtest. Ohne PV-Anlage solltest Du genau überlegen, ob sich ein Energiemanager lohnt, nur um dynamische Stromtarife zu nutzen. Insbesondere, wenn für die Nutzung des Energiemanagers eine monatliche Abogebühr anfällt. Achte aber auch auf den Kaufpreis und Kompatibilität mit Tarifen und Geräten.

Welche Geräte kannst Du manuell steuern?

Den Verbrauch von größeren Haushaltsgeräten wie Waschmaschine, Trockner oder Geschirrspüler kannst Du in günstige Preiszonen verschieben – aber wahrscheinlich nur, indem Du sie selbst zum passenden Zeitpunkt startest. Die Strompreise des nächsten Tages findest Du bei vielen Anbietern schon am Vortag in einer App oder auf der Website. Meist am Nachmittag.

Nutze die Startzeitprogrammierung Deiner Geräte, um sie bei günstigen Strompreisen laufen zu lassen. Zum Beispiel mittags, wenn Du außer Haus bist. Wenn Du ein modernes Smart Home hast, kannst Du die Geräte womöglich sogar von unterwegs zeitgesteuert starten. 

Diese Methode hat einen Nachteil: Sie ist aufwendig und nicht jeder will permanent die Strompreise des nächsten Tages im Blick behalten. Zudem ist das Sparpotenzial von normalen Haushaltsgeräten in dynamischen Stromtarifen begrenzt.

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