Wertpapierhandel Aktien und ETFs kaufen: Das solltest Du über den Börsenhandel wissen

Timo Halbe
Timo Halbe
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Das Wichtigste in Kürze

  • Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder börsengehandelte Fonds – ETFs – kaufst oder verkaufst Du an der Börse.
  • Um an der Börse handeln zu können, brauchst Du ein Depot, ein spezielles Konto für Wertpapiere. Deinen Auftrag, die Order, gibst Du nicht direkt an einer Börse ab. Das erledigt Dein Depotanbieter für Dich.
  • Es gibt drei Methoden für den Wertpapierkauf: eine Einmalanlage, ein wiederkehrender Sparplan oder der Direkthandel ohne Börse. In diesem Ratgeber liest Du, welche Angaben Du vorher machen musst.
     

So gehst Du vor

  • Elf Depotangebote können wir empfehlen. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Traders Place (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang)
  • Achte bei einer Einmalanlage darauf, eine Börse mit ausreichend Handelsaktivität zu wählen, um einen fairen Preis zu bekommen. Handel nur während der Öffnungszeiten der Referenzbörse Xetra, wochentags zwischen 9 und 17:30 Uhr.
  • Setze eine Preisgrenze, ein Limit. Prüfe vor der Orderbestätigung die Zusammenfassung und die Kostenübersicht.
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Die Börse und den Handel mit Wertpapieren halten viele Menschen für sehr kompliziert, intransparent und sogar gefährlich. Zu Unrecht, finden wir. In diesem Ratgeber lernst Du, wie die Börse funktioniert und wie Du problemlos mitmischen kannst. Dabei nehmen wir Börsen-Neulinge Schritt für Schritt mit auf den Weg zur ersten Order und erklären die Zusammenhänge einfach.

Einfach erklärt: Was ist eine Börse?

An einer Börse finden zwei Gruppen von Menschen zusammen: Verkaufende und Kaufende. Prinzipiell kann es bei ihren Transaktionen um alle möglichen Dinge gehen. Heutzutage versteht man unter Börsen aber vor allem Handelsplätze für Wertpapiere aller Art, also Aktien, Anleihen sowie Investmentfonds – insbesondere ETFs. Das sind Fonds, die einen Aktienindex abbilden. Auch Währungen und Rohstoffe, Energieeinheiten oder Emissionsrechte werden an Börsen gehandelt.

Die Funktionsweise einer Börse ist simpel: Aus Angebot und Nachfrage bilden sich laufend passende Kombinationen, sodass das betreffende Wertpapier in neue Hände wandern kann. Die Börse sortiert alle Kaufangebote und alle Verkaufsangebote in einer Liste wie dieser.

Auf der linken Seite der Grafik sind Kaufangebote (Bids) zu einer Beispielaktie aufgereiht. Die obersten Zeilen besagen, dass jemand 430 Aktien für je 56,54 Euro kaufen würde. Das ist zu diesem Zeitpunkt das höchste Kaufgesuch, in Börsensprache auch Kauforder genannt. Für 1.733 Aktien würde jemand 56,52 Euro pro Stück zahlen und gibt damit aktuell den zweithöchsten Kaufwunsch ab. 

Die Verkaufsorders (Asks) für dieselbe Aktie stehen in der Tabelle auf der rechten Seite. Auch sie sind nach Beträgen sortiert. Den niedrigsten Verkaufspreis verlangt jemand mit 383 Aktien und möchte dafür je 56,56 Euro. In der zweitniedrigsten Verkaufsorder bietet jemand 2.404 Aktien für je 56,58 Euro an.

Die Lücke zwischen dem höchsten Kauf- und dem niedrigsten Verkaufspreis liegt hier bei zwei Cent. Sobald jemand zwei Cent von seinem Kauf- oder Verkaufswunschpreis abweicht, kommt eine Transaktion zustande. Die Preislücke wird auch die Handelsspanne oder der Spread genannt. Niedrige Spreads sind ein gutes Zeichen, denn die Aktie, der ETF oder das sonstige Wertpapier wird dann offensichtlich rege angeboten und nachgefragt, sodass die Vorstellungen auf beiden Seiten ziemlich eng übereinstimmen. Man spricht dann von einem liquiden Handel und es gilt: Je höher die Liquidität des Börsenhandels, um so fairer sind die Preise. Denn viele Anbietende und Nachfragende erhöhen die Chance, dass Du mit Deinen eigenen Preisvorstellungen eine passende Handelspartnerin findest. Stell Dir als Gegenprobe die Situation vor, dass es bei einer Aktie statt dieser längeren Liste nur genau ein Verkaufs- und ein Kaufgesuch gäbe, die sich außerdem nicht um Cents, sondern um viele Euro unterschieden. Dort käme sicher lange Zeit gar kein Geschäft zustande.

Im Grunde lassen sich Wertpapiere auch ohne Börse handeln. Es spricht beispielsweise nichts dagegen, wenn Du Deiner Arbeitskollegin ein paar ETF-Anteile verkaufst. Allerdings spricht doch so einiges für den üblichen Weg über eine bekannte Börse:

  • Gute Börsen haben eine hohe Liquidität. Das heißt, sowohl auf der Kaufen-Seite wie auf der Verkaufen-Seite stehen viele Interessierte bereit. Das sorgt für faire Preise.
  • Börsengeschäfte laufen in sehr formalisierten Bahnen ab. Die vielen Bausteine eines erfolgreichen Wertpapierkaufs müssen nicht jedes Mal von Neuem ausgehandelt werden, sondern funktionieren quasi nach Schema F.
  • Hierzu gehört auch eine hohe Transparenz. Wer will, kann die Handelsaktivität einer Börse in anonymisierter Form nachprüfen. Die Preise, die in der Vergangenheit für konkrete Wertpapiere gefordert oder geboten wurden, sind öffentlich.

Eine Reihe bekannter Börsen sind auch Nicht-Finanzinteressierten ein Begriff: die Wall Street in New York, die Frankfurter Börse mit ihrem Handelsplatz Xetra oder die Börsen in London und Tokio. Allerdings kommt es bei der Qualität einer Börse immer auch darauf an, was genau Du dort kaufen möchtest. Flapsig gesagt: Auch auf einem großen Wochenmarkt bekommst Du keine Fernseher. Es gibt durchaus kleinere Börsenplätze, die in ihrem Bereich spezialisiert sein können.

Wie entstanden Börsen?

Ihren Namen haben moderne Börsen von der Kaufmannsfamilie van der Beurse aus Brügge. Etwa ab 1409 trafen sich in ihrem Haus flämische und italienische Kaufleute und handelten miteinander. Es ging allerdings um Güter wie zum Beispiel Tuch, beziehungsweise Anrechtsscheine auf diese Güter.

Auch in Antwerpen und mehreren italienischen Städten bildeten sich ähnliche Handelstreffpunkte. Als Geburtsstunde der Börse Frankfurt gilt das Jahr 1585. Immer zur Messezeit legten dort die Anwesenden aktuelle Wechselkurse für die unterschiedlichen Währungen fest.

Die älteste Wertpapierbörse ist die Börse Amsterdam. Ihre Anfänge sind untrennbar mit der niederländischen Ostindien-Kompanie verbunden, der ersten börsennotierten Aktiengesellschaft der Welt, 1602 gegründet. Schon damals kamen die Investierenden in aller Regel nicht persönlich aufs Börsenparkett, sondern erteilten ihre Aufträge an Mittelsmänner. Auch die erste große Spekulationsblase entstand – und platzte – im frühen 17. Jahrhundert, als der Handelspreis für Tulpenzwiebeln erst in die Höhe schoss und dann überraschend kollabierte.

Ein Sprung in die Gegenwart: Die Vereinigung der Börsen der Welt WFE zählt über 70 Mitgliedsbörsen, an denen die Aktien von rund 55.000 Unternehmen gehandelt werden. Der Handel findet längst computergestützt statt. Beim sogenannten Algo-Trading führen Computer automatisiert Orders aus, wenn bestimmte einprogrammierte Bedingungen erfüllt sind. Was sich seit den Anfängen vor über 600 Jahren nicht verändert hat: Im Börsenhandel geht es natürlich um Geld – aber auch um viel Psychologie.

Wie startest Du an der Börse?

Dein persönlicher Zugang zur Börse ist mit wenigen Mausklicks eingerichtet. Ein gutes Depot – eine Art Konto für Wertpapiere – verursacht keine laufenden Kosten und hat niedrige oder manchmal gar keine Handelsgebühren. Anders gesagt: Du kannst als ersten Schritt einfach ein Depot eröffnen und Dich dann langsam ans Thema Börse herantasten. Je nachdem, auf welchem Weg Du kaufst, genügen für den ersten Wertpapierkauf schon wenige Euro. 

Das Depot solltest Du am besten bei einem von uns empfohlenen Anbieter eröffnen. Finanztip untersucht regelmäßig Banken und andere Anbieter und ermittelt so die Finanztip-Empfehlungen für Wertpapierdepots.

In die Tiefe gehen wir in unserem Ratgeber zum Depot eröffnen. Insbesondere zwei Dinge sind nötig: Du musst Deine persönlichen Daten angeben und Dich legitimieren, meist durch einen Videoanruf oder in einer Postfiliale. 

Zu jedem Depot gehören ein Verrechnungskonto und ein Referenzkonto. Denn im Depot selbst liegen später nur Deine ETFs oder andere Wertpapiere, die Du gekauft hast. Das Geld für die Käufe parkst Du auf dem Verrechnungskonto. Hier landet auch Geld, das Du aus Wertpapierverkäufen oder Ausschüttungen erhalten hast. Vom Verrechnungskonto kannst Du häufig nicht überallhin überweisen, deshalb gibst Du Dein bestehendes Girokonto als Referenzkonto an. Bei manchen Depotanbietern können Verrechnungs- und Referenzkonto identisch sein.

Auch, wenn Du noch kein Geld auf Dein Verrechnungskonto eingezahlt hast, kannst Du Dir schon einen ersten Überblick über Dein neues Depot verschaffen. Du kannst zum Beispiel die Kurse der handelbaren Wertpapiere anschauen, also Handelspreise aus der Vergangenheit.

Wie kaufst Du einen ETF?

Es gibt verschiedene Methoden, um ETF-Anteile an der Börse zu kaufen. Neben einer Einzel-Order/Einmalanlage gibt es den Direkthandel, bei dem Du für einen kurzen Moment quasi ein Festpreis-Angebot bekommst und einen Sparplan, der vor allem bei eher kleinen oder regelmäßigen Käufen eine preiswerte und praktische Alternative ist. Zuerst wollen wir Dir aber die einfachste Variante Schritt-für-Schritt erklären: die Einzel-Order oder Einmalanlage

  1. Wertpapier aussuchen

    Wenn Du noch nicht weißt, welcher ETF der Richtige für Dich ist, schau in die Finanztip-Empfehlungen in unserem ETF-Finder. Wir haben aus über 1.500 ETFs diejenigen herausgefiltert, die für Deine Geldanlage am besten passen. Hast Du Dich für einen ETF entschieden, suche ihn in Deinem Depot am besten über die Kennnummer (ISIN), um Verwechslungen zu vermeiden. 

    Bevor Du weitermachst, ein Hinweis zur besten Uhrzeit. Die deutsche Leitbörse Xetra hat montags bis freitags von 9:00 Uhr bis 17:30 Uhr geöffnet. Du solltest nur während dieser Zeiten an der Börse handeln, auch wenn Du in Schritt 4 gar nicht Xetra auswählst. Durch das größere Handelsaufkommen sind die Preise an allen deutschen Börsen nah beieinander und Du musst Dir keine Sorgen machen, dass Du bei Deiner Börse einen deutlich schlechteren Kurs bekommst.

  2. Ordermaske aufrufen

    Über die Suchfunktion im Depot kannst Du den ETF auswählen. Wenn Du auf „kaufen“ oder ähnliches klickst, öffnet sich die Ordermaske, wo Du die Angaben zum Kauf machen kannst. Das sind zum Beispiel Punkt 3 bis 5.
  3. Stückzahl wählen

    Bei einer Einmalanlage kaufst Du eine bestimmte Stückzahl an ETF-Anteilen, Aktien oder Anleihen, zum Beispiel 20 Stück. Anders als bei Produkten wie Büchern, deren Preis feststeht, schwanken die Preise für Wertpapiere durch Angebot und Nachfrage ständig. Der Betrag in Euro ergibt sich erst, wenn der aktuelle Preis der Order feststeht. Für eine Überschlagsrechnung kannst Du den aktuellen Angebotspreis nehmen, auch Briefkurs oder Ask genannt. Dieser ist immer ein bisschen höher als der Nachfragepreis, auch Geldkurs oder Bid genannt. Viele Depots zeigen so eine Überschlagsrechnung direkt an.
  4. Handelsplatz wählen

    Direktbanken und manche Broker geben Dir eine Reihe von Handelsplätzen zur Auswahl, also beispielsweise Xetra, Tradegate, die Börse Stuttgart und weitere. Für die Auswahl sind zwei Aspekte relevant: Dein Depotanbieter berechnet möglicherweise je nach Handelsplatz unterschiedliche Gebühren. Diese findest Du im Preis-Leistungsverzeichnis oder, einfacher, in der Kostensimulation kurz vor Bestätigung des Kaufs. Der andere Aspekt ist die Liquidität, also das Handelsvolumen. Als Faustregel gilt: Viel Liquidität bringt faire Preise. Mit Xetra und Tradegate, den beiden populärsten deutschen Börsen, machst Du hier eigentlich nichts falsch.
  5. Limit setzen

    Du solltest immer ein sogenanntes Limit angeben, also einen Preis, zu dem Du höchstens bereit bist zu kaufen. Andernfalls kaufst Du nämlich unlimitiert, andere Bezeichnungen dafür sind „Marktpreis“, „billigst“ oder „bestens“. Lass Dich nicht täuschen: Das ist einfach nur der nächste mögliche Preis. Der Handel klappt dann zwar sehr schnell, aber gerade bei seltener gehandelten Wertpapieren nicht unbedingt zu einem guten Preis. Ein simpler Orientierungspunkt ist ein aktueller Angebots- oder Briefkurs, also ein Preis, zu dem kürzlich ein Geschäft stattfand. Wenn der beispielsweise 50 Euro betrug und Du eine Kauforder mit leicht höherem Limit erteilst, also vielleicht ein halbes Prozent oder hier 50,25 Euro, dürfte Dein Kauf in wenigen Sekunden ausgeführt werden. Bei der Gültigkeit kannst Du trotzdem einen Monat oder auch ein Jahr angeben. Mehr zu Limits und anderen Orderzusätzen liest Du im „Abschnitt Was musst Du bei einer Order beachten?“.
  6. Kostenübersicht checken

    Nun sollten die Daten Deiner Kauforder zusammengefasst angezeigt werden – und dazu ein Link zur Kostenübersicht, manchmal etwas versteckt. Schau Dir darin den Abschnitt über Einstiegkosten an, die auch als Kaufkosten bezeichnet sein können. Hier findest Du den voraussichtlichen Preis des Wertpapiers an sich – „voraussichtlich“ deshalb, weil sich dieser noch ändern kann. Hast Du im vorigen Schritt einen Höchstpreis, also ein Limit angegeben, ist dieses aber das Maximum. Hinzu kommen Gebühren Deines Depotanbieters, gegebenenfalls für den Handelsplatz und eine sogenannte Courtage. Ausführlicher behandeln wir die Kosten im Abschnitt „Wie viel kostet der Handel an der Börse?“.
  7. Bestätigen und Ausführung abwarten

    Ist alles ok, bestätigst Du die Order. Sehr wahrscheinlich bekommst du schon nach ein paar Sekunden die Bestätigung, dass jemand zu diesen Konditionen an Dich verkaufen wollte und findest den ETF beziehungsweise das Wertpapier in Deiner Depotübersicht. Das Geld und die Kaufgebühren werden von Deinem Verrechnungskonto eingezogen. Wenn die nächsten Angebotskurse allerdings oberhalb Deines gesetzten Limits liegen, kommt kein Handel zustande. In diesem Fall bleibt Deine Order „offen“ und erscheint im Orderbuch Deines Depots. Du kannst entweder abwarten, bis sich ein Schnäppchen ergibt, wenn die Kurse unter Dein Limit fallen, oder die Order löschen und ändern.

Egal, ob Du ETF-Anteile per Sparplan, per Einmalanlage, im Direkthandel oder gemischt gekauft hast – wenn es sich um denselben ETF handelt, erscheinen die Anteile in Deinem Depot immer im selben Eintrag. Du kannst diese Kaufmethoden also kombinieren. 

Neben einer solchen Einzelanlage über die Börse gibt es die folgenden zwei Alternativen:

Mit einem Sparplan auf Autopilot gehen

Wenn Du regelmäßig ETF-Anteile kaufen möchtest, kannst Du Dir ein paar der vorgestellten Schritte sparen – nämlich die Wahl von Handelsplatz und Limit – und zu einem Sparplan greifen. Damit führt Dein Depotanbieter für alle, die denselben ETF besparen möchten, eine „Sammelbestellung“ aus und ordnet die gekauften Anteile je nach eingestelltem Budget den Kundinnen und Kunden zu. Du kannst einen Sparplan jederzeit – also auch nach der ersten Ausführung – aufstocken, reduzieren oder löschen. 

Bei Direktbanken ist ein Sparplan für kleinere Beträge kostengünstiger als eine Einmalanlage, weil es für Einmalanlagen dort Grundgebühren gibt. Schon sehr kleine Investitionsbeträge wie zehn oder 25 Euro genügen. Um ein Gefühl für die Kosten zu bekommen, kannst Du in unseren ETF-Finder schauen und dort unterschiedliche Beträge für Sparplan und Einmalanlage einstellen.

Eine ausführliche Anleitung findest Du in unserem Sparplan-Ratgeber.

Eine zahlenmäßige Besonderheit gibt es hier: Weil ein Sparplan keine festgelegte Anzahl von ETF-Anteilen kauft, sondern einen festgelegten Euro-Betrag investiert, bekommst Du Anteile mit Nachkommastellen, also zum Beispiel 1,52 Stück. Diese Bruchstücke sind ein Service Deines Depotanbieters und nicht eigenständig an der Börse handelbar. Das ist aber nicht weiter relevant. Nur, wenn Du Dein Depot zu einem anderen Anbieter übertragen willst, musst Du die Bruchstücke vorher zurückgeben.

Beim Direkthandel Preisklarheit haben

Wenn Du, wie oberhalb beschrieben, eine einzelne Order aufgibst, führt Dich die Börse mit jemandem zusammen, der oder die das entgegengesetzte Geschäft machen möchte – es werden also Kauf- und Verkaufswünsche verbunden und geklärt. 

Alternativ bieten manche Depots auch den Direkthandel an, manchmal auch Soforthandel, Live-Trading oder OTC („Over the counter“) genannt. Hier besteht die Gegenseite der Transaktion aus Maklerinnen und Maklern von Banken. Du bekommst für eine kurze Bedenkzeit – zum Beispiel 15 Sekunden – ein Preisangebot, das Du in dieser Frist annehmen kannst.

Häufig sind die Gebühren im Direkthandel etwas niedriger als beim börslichen Handel. Du hast außerdem direkt Preisklarheit und musst nicht auf die Ausführung einer börslichen Order warten. 

Zu den Nachteilen des Direkthandels gehört, dass er nicht so streng reguliert ist wie der Börsenhandel. Du solltest den angebotenen Preis schon gut einschätzen können, denn insgesamt ist die Transparenz beim Direkthandel geringer als an der Börse. Du kannst im Nachhinein nicht das vollständige Orderbuch ansehen, wie das an der Börse möglich ist.

Fazit: Börsen-Order oder Direkthandel?

Mach Dir insgesamt keinen zu großen Kopf über diese Frage. Die Unterschiede für Deinen langfristigen Vermögensaufbau sind winzig – denn schon der Wert eines ETF-Depots mit 10.000 Euro kann locker innerhalb eines Tages um ein Prozent schwanken, also um 100 Euro. Die exakten Kaufkosten spielen also über Dein gesamtes Investmentleben keine gravierende Rolle. Viel wichtiger ist die Wahl eines guten und günstigen ETF, die passende Aufteilung Deiner Sparrate, ein Depot mit niedrigen oder keinen laufenden Kosten und die Disziplin, auch in Börsenkrisen am Ball zu bleiben.

Anders sieht es aus, wenn Du häufig und nur für kurze Zeiträume Wertpapiere kaufen und verkaufen willst. Davon rät Finanztip aber ausdrücklich ab. Bei vielen Transaktionen fallen die Gebühren logischerweise stärker ins Gewicht.

Was musst Du bei einer Order beachten?

Damit Deine Order trotz schwankender Preise so ausgeführt wird, wie Du es möchtest, kannst Du Orderzusätze nutzen. Wir stellen Dir die Wichtigsten kurz vor. Aber beachte: Für das langfristige ETF-Investieren, wie wir es bei Finanztip empfehlen, ist nur der Orderzusatz Limit erforderlich. Die anderen Orderzusätze können sogar nachteilig sein. Sie können in turbulenten Marktphasen zu ungewollten Verkäufen führen.

Limit: Ein Limit ist eine Preisbegrenzung für Deinen Wertpapierkauf oder -verkauf. Beim Kauf gibt das Limit den höchsten Preis an, den Du zu zahlen bereit bist. Beim Verkauf ist es umgekehrt: das Limit gibt einen Mindestpreis an, den Du erzielen möchtest. Es ist immer sinnvoll, ein Limit zu setzen und nicht auf den nächstmöglichen Preis zu vertrauen, den Du bei einer Order zum Marktpreis bekommen würdest.

Bestens/billigst: Dies ist das Gegenstück zu einer Order mit Limit. Du bekommst einfach den nächsten mengenmäßig passenden Handel zugeteilt, egal, zu welchem Preis. Besonders ungünstig sind solche unlimitierten Orders, wenn insgesamt wenig Betrieb an der Börse herrscht.

Stop loss: Mit diesem Orderzusatz wird ein Verkauf eingeleitet, sobald der Kurs unter den gewählten Betrag fällt. Der Verkauf selbst findet dann aber unlimitiert statt. Bei einem schnellen Kursrutsch greift die Stop-loss-Order möglicherweise erst zu einem deutlich niedrigeren Preis. 

Stop loss limit: Hier kannst Du neben der Trigger-Schwelle auch einen Mindestpreis angeben.

Trailing stop loss: Diese Variante der Stop-loss-Order justiert die Schwelle für einen Verkaufsvorgang immer wieder nach, wenn der Kurs steigt. Eine mögliche Angabe ist beispielsweise „leite den Verkauf ein, wenn der Kurs 15 Prozent unter den letzten Höchstkurs fällt“.

Stop buy: Das Gegenstück zu Stop loss. Du kaufst damit ein Wertpapier, sobald dessen Kurs über den gewählten Betrag steigt, zum nächsten verfügbaren Preis. Dieser kann auch deutlich über dem Stop buy liegen.

Stop buy limit: Hier kannst Du neben der auslösenden Schwelle auch einen Höchstpreis angeben.

Was in einem sehr ungünstigen Fall passieren kann, wenn Du unüberlegt eine Order ohne Limit erteilst, kannst Du in diesem Video von Finanztip-Chefredakteur Saidi Sulilatu über einen 600.000 Euro teuren Fehler einer Anlegerin aus Leverkusen sehen.

Welche ist die beste Börse?

In Deutschland hat sich der Börsenhandel nicht auf eine einzige Zentralbörse konzentriert, wie das in manchen anderen Ländern der Fall ist. So gibt es beispielsweise in Großbritannien, abgesehen von den Überseegebieten, nur noch die London Stock Exchange. Keine der früher zahlreichen regionalen Börsen wie in Liverpool oder Manchester existiert noch. In Frankreich ist einzig die Börse Paris aktiv. Deutschland zählt dagegen zwölf Handelsplätze für Aktien, ETFs und Anleihen. Hinzu kommen noch weitere Börsen für speziellere Wertpapiere wie Futures.

Nicht jeder Depotanbieter hat alle deutschen Aktienbörsen im Programm. Die großen Direktbanken und länger etablierte Broker wie Flatex und Smartbroker listen aber diese Börsen auf:

  • Xetra
  • Tradegate Exchange
  • Frankfurt
  • Stuttgart
  • Düsseldorf
  • Berlin
  • LS Exchange (Lang & Schwarz)
  • Gettex
  • Quotrix
  • München
  • Hamburg
  • Hannover

Für Aktien und ETFs ist allgemein die Liquidität, beziehungsweise das Handelsaufkommen, bei Xetra und Tradegate am höchsten. Beide sind daher eine gute Wahl für Deine Order. Hinter Xetra verbirgt sich der elektronische Handelsplatz der Börse Frankfurt, der einer der größten weltweit ist. Tradegate ist eine Börse mit Sitz in Berlin, die sich auf Privatanleger spezialisiert hat. 

Je nach Preisstruktur Deines Depots gibt es kleine Unterschiede in den Handelsplatzgebühren, die aber kaum einen Unterschied machen, wenn Du selten handelst. Sei nicht verunsichert, wenn Dein Broker nur wenige oder auch nur einen Börsenplatz anbietet: Die von Finanztip empfohlenen ETFs gehören zu den Wertpapieren, die überall rege gehandelt werden. Außerdem orientieren sich die Kurse an allen deutschen Börsen eng an der Leitbörse Xetra, während diese geöffnet ist, also montags bis freitags zwischen 9:00 Uhr und 17:30 Uhr. Somit bekommst Du überall faire Preise.

Wie viel kostet der Handel an der Börse?

Im Börsenhandel gibt es verschiedene Kostenarten, die anfallen können. Wir stellen sie hier kurz vor. Ausführlich liest Du über dieses Thema in unserem Ratgeber ETF-Kosten. Vor Bestätigung Deiner Order werden Dir in einer Kostenübersicht die geschätzten Kosten angezeigt, die sich abhängig vom exakten Kaufpreis des Wertpapiers noch leicht verändern können. Nach Ausführung der Order bekommst Du die Abrechnung mit den endgültigen Kosten.

Der weitaus größte Kostenanteil besteht natürlich aus dem Kaufpreis der Aktie, des ETF oder der Anleihe. Ihn kannst Du nur indirekt beeinflussen, indem Du, wie im vorigen Abschnitt erwähnt, möglichst zu den Öffnungszeiten der deutschen Leitbörse Xetra handelst und mit einem Limit eine Preisgrenze angibst. Auch wenn Du verkaufst, ist es sinnvoll, auf diese beiden Punkte zu achten. Oft ist auch die Rede von Anlagebetrag, Ordervolumen oder -summe.

Dein Depotanbieter berechnet eine Ordergebühr oder Orderprovision. Das kann eine Pauschale sein, im günstigsten Fall null Euro oder ein Euro pro Order, oder eine proportionale Gebühr abhängig von der Größe Deiner Order, also beispielsweise 0,25 Prozent des Anlagebetrags. Hinzu kommen bei proportionalen Ordergebühren in der Regel eine Grund- oder Mindestgebühr zwischen fünf und zehn Euro. Rechne für eine Order über 2.000 Euro bei unseren Depot-Empfehlungen mit einer Gebühr von zehn Euro oder weniger. Einmalanlagen für weniger als 1.000 Euro lohnen sich bei Direktbanken oft nicht, weil die Ordergebühren dann unverhältnismäßig hoch wären. Für kleine Käufe ist ein Sparplan oder ein Broker mit niedrigeren Ordergebühren die bessere Wahl.

Hinzu kommt häufig eine Handelsplatzgebühr, die je nach gewähltem Börsenplatz unterschiedlich hoch sein kann. Achtung: Wenn Dein Depot auch Zugang zu ausländischen Börsen ermöglicht, fallen dafür normalerweise deutlich höhere Ordergebühren an. Die von Finanztip empfohlenen ETFs kannst – und solltest – Du daher an deutschen Börsen kaufen. Auch gängige ausländische Einzelaktien werden mit ausreichender Liquidität an deutschen Börsen gehandelt.

Weitere Positionen, die auf der Abrechnung auftauchen können, sind die Courtage oder die Transaktionskosten des Handelsplatzes, sowie ein Abwicklungsentgelt für den zentralen deutschen Wertpapierlagerplatz Clearstream. Ihre Höhe geht oft nur undeutlich aus den Preis- und Leistungsverzeichnissen hervor. Schau auch hierfür in die Kostenübersichten vor und nach Ausführung Deiner Order. 

Weniger Kosten dank Sparplan

Wenn Du statt einer Einmalanlage, also einer einzelnen Order, einen Sparplan anlegst, gilt eine andere Kostenstruktur. Neben dem Kaufpreis des Wertpapiers kann hier eine Sparplangebühr anfallen. Bei einer Reihe von Depotanbietern gibt es die allerdings gar nicht, Du zahlst dort also tatsächlich nur den Kaufpreis etwa Deines ETF. Bei anderen Anbietern kann es pauschale Sparplangebühren geben, beispielsweise 85 Cent oder 1,50 Euro pro Ausführung, oder proportionale Sparplangebühren wie etwa 1,5 Prozent des Anlagebetrags.

Einen ausführlichen Kostenvergleich mit allen Finanztip-Empfehlungen findest Du in unserem Ratgeber Wertpapierdepot.

Was passiert bei Teilausführungen?

Es kann passieren, dass Deine Kauf- oder Verkaufsorder nicht in einem Rutsch ausgeführt wird, sondern häppchenweise auf verschiedene Personen verteilt wird. Das nennt man Teilausführungen. Die Depotanbieter gehen unterschiedlich mit Teilausführungen um. Manche garantieren, dass Orders entweder komplett oder gar nicht ausgeführt werden. Die meisten erheben keine erneuten Gebühren, wenn die Teilausführungen am selben Tag stattfinden – was bei gängigen Wertpapieren der Fall sein wird. 

Bei gängigen Wertpapieren, also großen ETFs und namhaften Aktien, ist das Risiko von Teilausführungen sehr gering. Diese Gefahr droht noch am ehesten an Tagen mit niedrigem Handelsvolumen. Das sind zum Beispiel Feiertage, an denen trotzdem Börsenhandel stattfindet. Meide vorsichtshalber den Feiertagshandel, zumal dann ohnehin die Kurse ungünstiger sein dürften.

Entgegen verbreiteten Annahmen lassen sich Teilausführungen nicht verlässlich über die Orderzusätze „Fill or Kill“ oder „Immediate or Cancel“ vermeiden, denn auch mit ihnen werden sofort mögliche Teilausführungen ausgeführt. Definitiv verhindern kann man Teilausführungen über den Direkthandel.

Welche Fehler solltest Du vermeiden?

Neulinge an der Börse tappen häufig in dieselben Fallen. Damit Dir das nicht passiert, haben wir Dir die häufigsten Fehlerquellen als „Anti-Checkliste“ zusammengefasst. 

  • Ohne Limit ordern: Das kann im worst case zu unangenehmen Überraschungen beim Preis führen, egal, ob es um einen Kauf oder einen Verkauf geht. Bei stark nachgefragten Wertpapieren ist die Gefahr eines ungünstigen unlimitierten Preises aber zum Glück gering.
  • Abends, frühmorgens oder am Wochenende ordern: Zwar sind manche Börsenplätze auch zu diesen Zeiten geöffnet. Die fairsten Kurse bekommst Du aber während der Handelszeiten der deutschen Referenzbörse Xetra, weil dann insgesamt mehr am Markt los ist. Diese sind montags bis freitags von 9:00 Uhr bis 17:30 Uhr. Feiertage solltest Du ebenfalls meiden.
  • Exotische Wertpapiere an der „falschen“ Börse ordern: Grundsätzlich raten wir Dir ohnehin davon ab, Einzelaktien oder auch sehr spezielle, kleine ETFs zu kaufen – es sei denn, Du benutzt dafür etwas Spielgeld, auf das Du auch verzichten könntest. Setz lieber auf marktbreite ETFs, in denen Hunderte oder Tausende Firmen vertreten sind. Wenn Du trotzdem unbedingt ein exotisches Wertpapier kaufen möchtest, such Dir einen guten Börsenplatz aus, an dem es genügend Handelsaktivität gibt. Das kann eine Börse in Deutschland sein, möglicherweise aber auch eine im Ausland. Prüfe im letzteren Fall unbedingt die Gebühren Deines Depotanbieters, die deutlich höher sein können als für inländische Börsen.
  • Alte Kurse falsch deuten: Wenn die Zeitangabe neben dem von Dir recherchierten Kurs älter als 30 Minuten ist, sollte Dir das eine Warnung sein. Der Preis ist veraltet und der Börsenplatz wahrscheinlich nicht der beste, um dieses Wertpapier zu handeln, weil zu wenig Aktivität herrscht. Aber selbst Kursangaben in Echtzeit sind keine Prognose für den Preis, den Du kurz darauf mit Deiner Order erzielst. Sie beziehen sich so oder so auf die Vergangenheit und sind kein Preisschild für Deinen Kauf.
  • Kostenübersicht vor der Order missachten: Gewöhne Dir ruhig an, vor jeder Order in die Kostenübersicht zu schauen. Dies ist die Gelegenheit, um Irrtümer zu bemerken. Ist es wirklich das korrekte Wertpapier? Sind die Beträge und die voraussichtlichen Gebühren okay?

Beachtest Du alle diese Warnungen, sollte Dein Weg an die Börse von Erfolg gekrönt sein.

Mehr dazu im Ratgeber Wertpapierdepot

  • Mit dem richtigen Wertpapierdepot zahlst Du wenig fürs Kaufen und Verkaufen von Aktienfonds (ETFs).
  • Finanztip empfiehlt zwölf Depotangebote. Jeweils am stärksten: ING (Preis-Leistung), Traders Place (Kosten) und Comdirect (Leistungsumfang).

Zum Ratgeber

Autoren
Markus Neumann
Sara Zinnecker

* Was der Stern bedeutet:

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