Arbeitsunfähigkeitsversicherung Risiken und Fallstricke der Arbeitsunfähigkeitsklausel

Nathanael Häfner
Nathanael Häfner
Experte BU und Unfallversicherung

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Arbeitsunfähigkeitsklausel zahlt Dir monatlich Geld, wenn Du längere Zeit krankgeschrieben bist.
  • Sie ist ein Zusatzbaustein in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Daher nennt sie sich auch Arbeitsunfähigkeitsklausel (AU-Klausel).
  • Vorsicht: Wenn Du gleichzeitig Geld aus der AU-Klausel und aus einer Krankentagegeld-Versicherung bekommst, kann es sein, dass Du das Krankentagegeld zurückzahlen musst.
     

So gehst Du vor

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Ein Herzinfarkt oder eine langwierige Reha– und schon fällst Du lange im Beruf aus, bist also arbeitsunfähig. Das belastet auch Deine Finanzen. Mit einer Arbeitsunfähigkeitsversicherung sicherst Du Dich ab und bekommst bereits Geld, wenn Du länger krankgeschrieben bist. Es handelt sich aber nicht um eine eigene Versicherung, sondern um die AU-Klausel als Teil einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU).

Wir verwenden in diesem Ratgeber die Begriffe AU-Klausel und Arbeitsunfähigkeitsversicherung synonym. Allgemein gilt: Du solltest Dich mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) absichern. Sie zahlt eine monatliche Rente, wenn Du dauerhaft nicht mehr arbeiten kannst.

Was ist eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung?

Die Arbeitsunfähigkeitsklausel ist ein Zusatzbaustein zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Mit einer AU-Klausel zahlt Dir der Versicherer einen monatlichen Betrag, sobald Du länger als sechs Monate krankgeschrieben bist. Diese Zahlung soll die Zeit überbrücken, bis Du als berufsunfähig giltst.

Die Arbeitsunfähigkeitsversicherung ist nicht das Gleiche wie eine BU, sondern nur ein Teil der BU-Versicherung. Daher heißt sie auch AU-Klausel.

Die BU-Versicherung greift, wenn Du dauerhaft berufsunfähig bist, also nicht mehr in Deinem Beruf arbeiten kannst. Die AU-Klausel zahlt bereits bei einer mindestens sechsmonatigen, ununterbrochenen Krankschreibung – also einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit.

Merkmal Krankentagegeld­versicherungAU-Klausel
Leistungsbeginn 43. Tag der Krankschreibungrückwirkend 4–6 Monate
Länge der LeistungLänge der Krankschreibung, bis Genesung oder BU18–36 Monate
Höhe der Leistungvereinbartes Krankentagegeldvereinbarte BU-Rente
Kosteneigenständige Versicherung5–10 % Zuschlag auf BU

Quelle: Finanztip-Recherche, 30. September 2025

Wann zahlt die Arbeitsunfähigkeitsversicherung?

Wenn Du eine AU-Klausel in Deiner BU hast und mehr als sechs Monate lang ohne Unterbrechung krankgeschrieben bist. Geld gibt es aber nur nachträglich: Den monatlichen Betrag, den Du vorher mit Deinem BU-Versicherer festgelegt hast, erhältst Du rückwirkend ab dem Zeitpunkt Deiner Arbeitsunfähigkeit. Du bekommst das Geld also auf einen Schlag ausgezahlt. Danach zahlt die Versicherung monatlich.

Manchmal zahlen die Versicherungen auch schon das erste Mal nach vier Monaten, wenn Dir ein Arzt oder eine Ärztin bescheinigt, dass Du zwei weitere Monate lang krank sein wirst.

Egal, ob arbeitsunfähig oder berufsunfähig: Ein Arzt muss die Arbeits- oder Berufsunfähigkeit bescheinigen und Dich krankschreiben. Für die BU-Rente musst Du der Versicherung medizinische Unterlagen vorlegen und die Berufsunfähigkeit nachweisen. Erst wenn die Versicherung davon überzeugt ist, zahlt sie Dir eine monatliche BU-Rente in der vereinbarten Höhe. 

Das dauert laut Analysehaus Franke & Bornberg etwa sechs Monate (Stand: Juni 2025).

Quelle: Finanztip, eigene Darstellung (September 2025)

Die AU-Leistung entspricht der vereinbarten BU-Rente aus Deinem Vertrag. Hast Du also beispielsweise eine monatliche BU-Rente in Höhe von 1.500 Euro vereinbart und einer AU-Klausel zugestimmt, bekommst Du bei einer Krankschreibung von mindestens sechs Monaten fast 9.000 Euro im Nachhinein ausbezahlt. 

Wie lange bekommst du Geld aus der AU-Klausel? 

18 bis 36 Monate. Danach erhältst Du kein Geld mehr aus der AU-Klausel. Alternativ bekommst Du nur so lange Geld, bis Du wieder fit bist und zurück in Deinen Job kannst. Steht dagegen Deine Berufsunfähigkeit fest, wird die Arbeitsunfähigkeitsrente in eine Berufsunfähigkeitsrente umgewandelt. Das Geld aus der AU-Klausel musst Du nicht zurückzahlen. Dabei ist es egal, ob Du am Ende als dauerhaft berufsunfähig giltst oder Deine Arbeit wieder aufnimmst.

Eine AU-Klausel befreit Dich nicht vom Antrag für die BU-Rente. Sollte aus Deiner vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit eine dauerhafte Berufsunfähigkeit werden, musst Du dennoch regulär eine BU beantragen. Außerdem zahlen manche Versicherungen erst dann das Geld aus, wenn Du bereits einen Antrag auf eine BU-Rente gestellt hast. 

Wie sinnvoll ist eine AU-Klausel?

Die AU-Klausel brauchst Du in der Regel nicht. Besser eignet sich eine ausreichende Krankentagegeld-Versicherung. Denn damit bekommst Du früher und regelmäßig Geld.

Der Vorteil der AU-Klausel ist, dass Du das Geld vor der Berufsunfähigkeitsrente erhältst. Und das mit weniger Aufwand, denn Du musst weniger Belege einreichen als beim Antrag für Die BU-Rente. So verlangen manche Versicherer nur eine ärztliche Krankschreibung und eine Diagnose, bevor sie Dir das monatliche Überbrückungsgeld zahlen.

Nathanael Häfner

Wenn Du arbeitsunfähig bist, brauchst Du Geld. Und das bekommst Du schneller und regelmäßig mit einer Krankengeldtagesversicherung.

Nathanael Häfner
Unser Finanztip-Experte für BU und Unfallversicherung

Wie viel kostet die AU-Klausel?

Nach Finanztip-Recherche zahlst Du mit der AU-Klausel fünf bis zehn Prozent mehr im Monat für Deine BU.

Wird Dir die AU-Klausel mit der Zeit zu teuer, kannst Du sie aber nicht mehr so einfach aus Deinem BU-Versicherungsvertrag entfernen. Du müsstest dann eine neue BU-Versicherung abschließen.

Die AU-Klausel macht die BU aber nicht nur teurer. Du kannst Dich besser absichern, wenn Du als Angestellter oder Selbstständiger erkrankst. Denn der größte Nachteil ist die lange Wartezeit, bis die Versicherung zahlt. Du riskierst finanzielle Not, wenn Du keine Ersparnisse hast, mit denen Du die sechs Monate bis zur rückwirkenden Auszahlung des Geldes überbrückst. 

Wann zahlt die Krankentagegeld-Versicherung?

Gute Versicherungen zahlen bereits ab dem 43. Tag Deiner Krankschreibung, also nach sechs Wochen. Zur Erinnerung: Die AU-Klausel greift erst nach vier bis sechs Monaten. 

Als Angestellter bekommst Du bei Krankheit in den ersten sechs Wochen Deinen Lohn von Deinem Arbeitgeber oder Deiner Arbeitgeberin (§ 3 im EntgFG). Ab der siebten Woche gibt es dann Krankengeld von der gesetzlichen Krankenkasse. Du solltest eine Krankentagegeld-Versicherung abschließen, wenn das gesetzliche Krankengeld für Dich nicht ausreicht.

Denn das gesetzliche Krankengeld fällt niedriger als Dein Gehalt aus. Es beträgt 70 Prozent Deines letzten Bruttoeinkommens (§ 47 SGB 5). Das heißt also: Die Höhe Deines Krankengeldes ist begrenzt. 2025 gibt es höchstens 128,63 Euro am Tag und 3.858,90 Euro netto im Monat. Wenn das Krankengeld also niedriger ausfällt als Dein gewohntes Nettoeinkommen, solltest Du eine private Krankentagegeld-Versicherung abschließen.

Ist eine AU-Klausel für Privatversicherte sinnvoll?

Eine zusätzliche Absicherung über die AU-Klausel brauchst Du als Versicherter in der privaten Krankenversicherung unserer Finanztip-Einschätzung nach nicht. Denn Du solltest im Gegensatz zu gesetzlich Krankenversicherten auf jeden Fall eine private Krankentagegeld-Versicherung abschließen. Aus folgendem Grund: Wirst Du als selbstständige Person krank, bekommst Du keine Lohnfortzahlung von Deinem Arbeitgeber nach sechs Wochen Arbeitsunfähigkeit. (§ 3 EntgFG).

Du bist also unabhängig von der Höhe Deines Einkommens auf ein schnell ausgezahltes Ersatzeinkommen angewiesen. Aber auch eine Standard-Krankentagegeld-Versicherung zahlt meist erst ab dem 43. Tag der Krankschreibung. Du solltest daher prüfen, ob Du die ersten Wochen ohne Krankentagegeld überbrücken kannst. Andernfalls kannst Du auch eine Krankentagegeld-Versicherung abschließen, die bereits ab dem ersten Tag der Krankschreibung zahlt.

Brauchen Selbstständige in der GKV eine AU-Klausel?

Nein, auch dann gibt es sinnvollere Alternativen, die einen besseren Schutz bieten. Bist Du als Selbstständiger gesetzlich krankenversichert, bekommst Du auch keine Lohnfortzahlung. Du kannst dann aber mit Deiner gesetzlichen Krankenkasse über einen sogenannten Wahltarif vereinbaren, dass Du bei Krankheit ein Krankengeld bekommst. Auch das fließt schneller und einfacher als das Geld aus einer AU-Klausel.

Wie sich Selbstständige bei Krankheit absichern sollten, erfährst Du im Ratgeber Krankengeld für Selbstständige

Krankentagegeld und BU-Rente: Geht das zusammen?

Ja, allerdings musst Du aufpassen, wenn Du bereits eine Krankentagegeld-Versicherung hast und zusätzlich eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit AU-Klausel abschließen oder in Anspruch nehmen möchtest.

Achtung: Möglicherweise musst Du das Geld aus der Krankentagegeld-Versicherung später zurückzahlen, wenn Du gleichzeitig Geld aus der AU-Klausel bekommen hast. Das wird zum Problem, wenn das Krankentagegeld höher ist als die versicherte Berufsunfähigkeitsrente. Prüfe daher Deinen Vertrag genau. Das folgende Beispiel illustriert das Problem.

Du bist seit sechs Monaten krankgeschrieben und bekommst ein Krankentagegeld in Höhe von 2.000 Euro im Monat. Nach sechs Monaten hat sich Dein gesundheitlicher Zustand nicht gebessert und Du stellst einen Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsrente. Dein Antrag wird genehmigt und Du erhältst eine BU-Rente in Höhe von 1.500 Euro pro Monat. Dein Krankentagegeld endet damit. Doch mit der vereinbarten AU-Klausel zahlt Dir der BU-Versicherer rückwirkend eine BU-Rente für die ersten sechs Monate, in denen Du krankgeschrieben warst.

Das bedeutet konkret, dass Du in den ersten sechs Monaten Deiner Krankheit insgesamt 12.000 Euro Krankentagegeld erhalten hast. Da die BU-Versicherung jedoch rückwirkend ab dem Beginn Deiner Erkrankung leistet, erhältst Du stattdessen eine BU-Rente von insgesamt 9.000 Euro für denselben Zeitraum. Das bereits erhaltene Krankentagegeld von 12.000 Euro musst Du nun zurückzahlen. Da die BU-Rente für die ersten sechs Monate nur 9.000 Euro beträgt, musst Du die restlichen 3.000 Euro aus eigener Tasche an die Versicherung zurückzahlen.

Wer ein Krankentagegeld abschließt, sollte deshalb darauf achten, dass die Versicherung in ihren Bedingungen auf einen solchen Rückforderungsanspruch verzichtet. 

Wie Du eine gute Krankentagegeld-Versicherung bekommst und worauf Du bei den Bedingungen achten musst, erklären wir Dir im Ratgeber zum Krankentagegeld.

Mehr dazu im Ratgeber Krankentagegeld-Versicherung

  1. Für Selbstständige und manche Angestellte ist ein Krankentagegeld bei langer Krankheit sinnvoll.

  2. Von uns empfohlenes Portal für den Tarifvergleich: Acio

Zum Ratgeber

Die wichtigsten Fragen zusammengefasst

Wie lange wird die Rente aus der Arbeitsunfähigkeitsversicherung gezahlt?

Je nach Versicherungsvertrag zahlen die Anbieter eine Rente für einen Zeitraum von 18 bis 36 Monaten.

Wie musst Du die Arbeitsunfähigkeit nachweisen?

Du benötigst eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung von Deinem behandelnden Arzt. Dein Arzt muss Dich insgesamt für mindestens sechs Monate am Stück krankschreiben.

Wann bekommst Du das Geld aus der Arbeitsunfähigkeitsversicherung?

Das Geld bekommst Du in der Regel frühestens nach vier Monaten Arbeitsunfähigkeit, wenn Du nachweisen kannst, dass Du weitere zwei Monate krankgeschrieben bist.

Ist die AU-Klausel sinnvoll?

Sinnvoll ist die AU-Klausel nur, wenn Dein Krankengeld im Falle einer längeren Arbeitsunfähigkeit nicht ausreichen würde und Du keine zusätzliche Krankentagegeld-Versicherung hast. Selbstständige und privat Versicherte benötigen ohnehin eine Krankentagegeld-Versicherung und können daher auf eine zusätzliche AU-Klausel verzichten. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist dagegen für fast jeden sinnvoll!

Welche Leistungen in der BU sind wichtig?

  • Keine abstrakte Verweisung: Abstrakte Verweisung bedeutet, dass Dein Versicherer keine BU-Rente zahlt, solange Du noch in einem anderen Beruf arbeiten kannst. Achte darauf, dass Dein Versicherer auf diese Regelung verzichtet.
  • Nachversicherungsgarantie: Bei Ereignissen wie Heirat, Nachwuchs oder Hauskauf solltest Du die Möglichkeit haben, die BU-Rente zu erhöhen.
  • Beitragsdynamik: Vereinbare eine Beitragsdynamik, um Deine BU-Rente der Inflation anzupassen. Dadurch steigen jährlich die Beiträge, aber auch die zu erwartende Rente im Falle einer Berufsunfähigkeit.
  • Pauschalregelung: Mit einer Pauschalregelung bekommst Du die volle BU-Rente, auch wenn Du nur zu 50 Prozent berufsunfähig bist.
  • Keine Anzeigepflicht nach Vertragsschluss: Der Anbieter sollte darauf verzichten, dass Du ihn nach Vertragsschluss über einen Jobwechsel oder ein neues, risikoreiches Hobby informierst.

Das solltest Du noch beachten

Kannst Du die BU bei der Steuer absetzen?

Ja, die Beiträge zur BU kannst Du als Vorsorgeaufwendungen in der Steuererklärung angeben. Als Vorsorgeaufwendungen können Angestellte bis zu 1.900 Euro und Selbstständige bis zu 2.800 Euro steuerlich absetzen (Stand: August 2025).

Autoren
Julia Rieder

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