Gasheizungen: 2025 noch immer häufige Wahl
Kaufpreis: Viel niedriger als bei Wärmepumpen – erstmal
CO2-Preis: Verdreifacht wahre Kosten der Gasheizung
Auch wenn die Wärmepumpe im ersten Halbjahr 2025 erstmals öfter verkauft wurde: Fast jede zweite neue Heizung ist noch immer eine Gasheizung gewesen. Denn einen großen Vorteil scheint die altbekannte Technik auf den ersten Blick zu haben: Anschaffung und Installation kosten Dich viel weniger Geld.
Ersetzt Du in Deinem Einfamilienhaus Deine Gasheizung durch eine neue, kostet das oft „nur“ um die 8.000 €. Denn Gasanschluss und -infrastruktur hast Du ja schon. Steigst Du dagegen auf eine Wärmepumpe um, ist das ein völlig neues Heizsystem für Dein Haus. Auch deshalb musst Du dafür eher mit einem Preis von 30.000 € rechnen.
CO2-Kosten und Förderung ändern alles
Auf dem Papier ist die Gasheizung gegenüber der Wärmepumpe also erstmal ein echtes Schnäppchen. Für beide Heizsysteme gibt’s aber vor allem einen jeweils entscheidenden Faktor, der die Rechnung drastisch verändert:
- Preisaufschläge für das verursachte CO2 verteuern die Gasheizung langfristig stark – in unserem Rechenbeispiel (s. u.) um mehr als das Dreifache vom Kaufpreis
- Bei einer Wärmepumpe fallen diese Kosten nicht an. Stattdessen kostet sie Dich sogar leicht 50 % weniger als der hohe Kaufpreis suggeriert, wenn Du die KfW-Förderung 458 nutzt
Das unsichtbare Preisschild der Gasheizung
Starten wir bei der Gasheizung: Schon seit Jahren stecken in Deinem Gaspreis für jede einzelne Kilowattstunde nicht nur Steuern, Netzentgelte und Gaskosten, sondern auch ein CO2-Preis. Der ist mehr oder weniger eine weitere Steuer, die auf klimaschädliche Energieträger wie z. B. auch Heizöl und Benzin fällig wird.
Und dieser CO-Preis steigt jährlich: 2021 kostete jede Tonne CO2 noch 25 €, 2025 sind es schon 55 €, 2026 werden es bis zu 65 € sein. Wie sich der Preis langfristig weiterentwickeln könnte, zeigen diverse Prognosen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Ariadne-Projekt macht z. B ein günstiges, ein mittleres und ein teures Szenario auf – wobei der CO2-Preis selbst im günstigen Szenario deutlich steigt.
So haben wir gerechnet
Aus diesem Projekt haben wir uns das mittlere Standardszenario – nötig, um die EU-Klimaziele zu erreichen – geschnappt und berechnet, welche Kosten die steigenden CO2-Preise verursachen. Dabei sind wir von einem älteren, nur zum Teil sanierten 150 m² großen Einfamilienhaus ausgegangen. Wir nehmen an, dass Du in den kommenden 20 Jahren je 24.000 kWh Gas verbrauchst – auch wenn die neue, modernere Gasheizung effizienter läuft als die alte. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von insgesamt 96 Tonnen.
Das Ergebnis: Allein fürs CO2 zahlst Du in heutiger Kaufkraft rund 20.000 €. Zusammen mit dem Kaufpreis von 8.000 € kostet Dich die Gasheizung also 28.000 € – weit über dreimal so viel als eigentlich auf dem Preisschild stand.
Und das ist nur der wichtigste Faktor. Künftig werden auch die Netzentgelte steigen und Gas teurer machen. Denn je mehr Menschen sich von der Gasheizung verabschieden, desto weniger teilen sich die Kosten für die Gasnetze. Beim für Wärmepumpen relevanten Strom hingegen will die Bundesregierung die Netzentgelte 2026 sogar senken – nur die Stromsteuer bleibt für Privathaushalte trotz gegenteiliger Wahlversprechen erhalten.
Außerdem könnte Gas auch deshalb teurer werden, wenn die EU-Staaten im Rahmen des Zolldeals künftig jede Menge teure Energie in den USA kaufen.
Biogas als Lösung?
Nicht berücksichtigt haben wir in unserer Rechnung, dass seit 2024 neu eingebaute Gasheizungen ab 2029 schrittweise mit immer mehr Biogas-Anteil betrieben werden müssen. Zunächst sind es 15 %, 2035 schon 30 und 2040 dann 60 %. Darauf fallen keine CO2-Kosten an.
Biogas ist aber sehr viel knapper als herkömmliches Erdgas – und damit teurer. In einer Finanztip-Erhebung 2024 kosteten 10 % Biogas-Anteil z. B. 2 ct/kWh mehr. 100 % Biogas-Anteil waren mit 15 statt 8,4 ct/kWh sogar fast doppelt so teuer wie gewöhnliches Gas.
Ob sich Knappheit und Preise beim Biogas zukünftig entspannen, ist unklar. Heißt: Was Du mit Biogas an CO2-Kosten einsparst, kann mit den höheren Preisen schnell wieder ausgegeben sein.
So viel bringt die Wärmepumpen-Förderung
Du siehst also: Mit 28.000 € inkl. der CO2-Kosten ist die Gasheizung plötzlich fast genauso teuer wie die Wärmepumpe mit 30.000 €.
Tatsächlich blenden die hohen Wärmepumpen-Preise aber: Denn eine Förderung von 50 % der Kosten von max. 30.000 € ist für die meisten Eigenheimbesitzer absolut realistisch. Die Wärmepumpe für 30.000 € kostet also nur noch 15.000 € – einen fünfstelligen Betrag weniger als die wahren Kosten der Gasheizung. Für Haushalte mit einem zu versteuernden Einkommen unter 40.000 € gibt’s sogar noch mehr Förderung. So sind bis zu 70 % bzw. 21.000 € drin.
Verzichte nicht auf hohe Fördermittel
Sicher Dir also unbedingt die Förderung aus dem KfW-Programm 458. Alle Infos, wann und wie Du den Zuschuss beantragen musst, liest Du in unserem Ratgeber zur Wärmepumpen-Förderung.
Am besten verschaffst Du Dir aber erst einmal einen Gesamteindruck, welche energetischen Maßnahmen für Dein Haus sinnvoll sind – von der Dämmung über neue Fenster bis hin zur Heizung. Vielleicht sind bei Dir z. B. auch Fernwärme oder Pellets möglich und besser als eine Wärmepumpe.
Mach eine Energieberatung
Das geht am besten mit einem individuellen Sanierungsfahrplan von einer Energieberatung. Wir empfehlen die Anbieter Enwendo, Enter, Fuchs und Eule, Novo und Senercon.
Gasheizung schon drin? Hol Dir einen günstigen Tarif
Hast Du noch oder bereits eine neue Gasheizung, schau zumindest, dass Du nicht zu viel fürs Gas zahlst. Die günstigsten Tarife zuverlässiger Anbieter findest Du in unserem Gaspreisvergleich (enthält Werbelinks). Nutz außerdem unsere Spartipps zum Heizen, spätestens wenn im Herbst wieder die Heizsaison startet.