Staatsanleihen Zinsen aus der Staatskasse

Timo Halbe
Timo Halbe
Experte Geldanlage

Das Wichtigste in Kürze

  • Staatsanleihen sind Wertpapiere, mit denen sich Staaten am Kapitalmarkt Geld beschaffen – und zwar auch bei Privatleuten.
  • Die Staaten zahlen dafür festgelegte Zinsen; am Ende der Laufzeit erhalten die Anlegenden ihr Geld zurück.
  • Staatsanleihen kannst Du an der Börse handeln und sie unterliegen Kursschwankungen. Wie diese Kurse mit der Rendite zusammenhängen, liest Du in diesem Ratgeber.

So gehst Du vor

  • Finanztip empfiehlt Tages- oder Festgeld, weil dieses höhere Renditen abwerfen als Staatsanleihen. Gute Festgeldangebote findest Du mit unserem Rechner.

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  • Möchtest Du Staatsanleihen kaufen, brauchst Du ein Wertpapierdepot.

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Um ihre Staatsausgaben zu finanzieren, geben Länder Staatsanleihen heraus. Der deutsche Staat verkauft zum Beispiel Anleihen mit Laufzeiten zwischen einem und 30 Jahren. In diesem Ratgeber erklären wir Dir, wie solche Staatsanleihen funktionieren und ob sie für Privatanlegerinnen und Privatanleger eine gute Geldanlage sind.

Was sind Staatsanleihen?

Staatsanleihen sind Wertpapiere, mit denen die Staaten ihre Staatsschuld finanzieren. Vereinfacht gesagt: Sobald ein Staat in seinem Haushaltsplan höhere Ausgaben als Einnahmen beschließt, schließt er diese Lücke in aller Regel über den Verkauf von Staatsanleihen. 

Legt ein Staat eine neue Anleihe auf, so sammelt er von den Anlegerinnen und Anlegern Geld ein und verspricht ihnen, den angegebenen Nennwert der Anleihe nach einem festgelegten Zeitraum wieder zurückzuzahlen. 

Dieser Zeitraum gibt die sogenannte Laufzeit der Anleihe an. Die Anlegenden erhalten einen festen Zins. Dieser Zins heißt auch Kupon und wird meist jährlich ausgezahlt.

Nach Ablauf der Laufzeit erhalten die Anlegenden, also die Inhaberinnen und Inhaber der Anleihe, das geliehene Geld wieder zurück.

Während ihrer Laufzeit werden Staatsanleihen an Börsen gehandelt, meist von großen, institutionellen Investoren wie Versicherungen und Fonds. Aber auch Privatleute können Staatsanleihen an der Börse kaufen und verkaufen.

Deutsche Staatsanleihen heißen auch Bundesanleihen. Mehr dazu liest Du in unserem Ratgeber zu Bundesanleihen

Welche Laufzeiten haben Staatsanleihen?

Die Laufzeiten der Anleihen sind sehr unterschiedlich. Es gibt Staatsanleihen mit einer Laufzeit von wenigen Monaten, aber auch welche mit 30 Jahren oder noch mehr. 

Österreich machte 2017 Schlagzeilen, als es eine 100-jährige Anleihe auflegte. Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen zog kurz darauf nach und gab ebenfalls Anleihen mit einer Laufzeit von 100 Jahren heraus. 

Für Anlegende sind solche extrem lang laufenden Anleihen meist riskanter und spekulativer als kurz- oder mittelfristige Anleihen. 

Wie hoch ist das Risiko von Staatsanleihen?

Wie riskant eine Staatsanleihe ist, hängt vor allem davon ab, wie kreditwürdig der jeweilige Staat ist. Denn bei einer Staatsanleihe gibt es vor allem ein Risiko: Der Staat geht pleite und kann das geliehene Geld nicht zurückzahlen. Doch Bonität eines Landes ist gerade für Laien schwer zu beurteilen. 

Die Bonität von Staaten wird daher regelmäßig von Ratingagenturen bewertet. Die drei bekanntesten Agenturen sind Moody’s, Standard and Poor’s (S&P) sowie Fitch. Die beste Bonitätsnote, die ein Land erhalten kann, ist AAA, die schlechteste D.

Wenn ein Staat tatsächlich so starke Zahlungsprobleme bekommt, dass er die Zinsen oder sogar am Ende der Laufzeit die gesamte Anleihe nicht mehr finanzieren kann, müssten Anlegende teilweise oder komplett auf ihr Geld verzichten.

Argentinien ist ein prominentes Beispiel für ein Land, das in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals seine Schulden aus Anleihen nicht bezahlt hat. Bei Anleihen der Bundesrepublik Deutschland und anderen Staaten mit höchster Bonität ist dies noch nicht vorgekommen.

Welche Risiken haben Anleihen in fremder Währung?

Bei Anleihen in fremder Währung besteht zusätzlich ein Währungsrisiko. Solche Anleihen geben Länder von außerhalb des Euroraums heraus. Sie laufen dann oft in der jeweiligen Landeswährung. US-Staatsanleihen sind zum Beispiel in US-Dollar notiert. 

Währungsrisiko heißt: Verliert der Dollar gegenüber dem Euro stark an Wert, gilt das auch für die Anleihe und entsprechende Zinszahlungen. Es kann dadurch passieren, dass Du am Ende weniger Euro bekommst, als Du investiert hast. 

Genauso kann es auch andersherum laufen, dann erzielst Du einen Währungsgewinn. Der Schweizer Franken beispielsweise hat in den vergangenen Jahren deutlich gegenüber dem Euro an Wert gewonnen. Da beide Möglichkeiten der Wertentwicklung nicht vorher planbar sind, raten wir von Anleihen in anderen Währungen als Euro ab. 

Wie hoch sind die Zinsen von Staatsanleihen?

Die Höhe der Zinsen einer Staatsanleihe hängt vor allem von der Kreditwürdigkeit des Landes und von der Laufzeit der Anleihe ab.

Je schlechter die Kreditwürdigkeit eines Landes ist, desto höher ist der Zins der Anleihe. Das bedeutet: Die Anleger erhalten quasi eine Entschädigung dafür, dass sie ein höheres Risiko eingehen.

Ein Beispiel aus dem September 2025: Für eine Bundesanleihe, eine deutsche Staatsanleihe mit zwei Jahren Laufzeit, welche die Bonitätsnote AAA hat, erhalten Anlegende etwa zwei Prozent Zinsen im Jahr. Für eine Anleihe aus Italien mit der Bonitätsnote BBB über eine ähnliche Restlaufzeit gibt es hingegen 2,2 Prozent.

Für Die Laufzeit gilt: Je länger diese ist, desto höher ist tendenziell der Zins. Schließlich verzichten Investorinnen und Investoren länger auf ihr Geld. Zudem steigt – auch wieder tendenziell – mit zunehmender Laufzeit die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

Sind Staatsanleihen eine gute Geldanlage?

Finanztip rät statt zu Staatsanleihen eher zu Tages- und Festgeld als Sicherheitsbaustein für die Geldanlage. Denn gute Konten werfen noch etwas höhere Erträge ab als Staatsanleihen und bieten ebenfalls ein hohes Maß an Sicherheit: Bankeinlagen bis zu 100.000 Euro sind in der EU von der Einlagensicherung geschützt.

Timo Halbe

Gute Festgeldkonten bringen etwas mehr Rendite als ähnlich sichere Staatsanleihen. Hinzu kommt: Festgeld ist deutlich einfacher zu verstehen. Es gibt keine Kursschwankungen.

Timo Halbe
Unser Finanztip-Experte für Geldanlage

Gute Festgeldangebote findest Du mit unserem Festgeldrechner:

Das Ranking erfolgt für die gewählte Filtereinstellung anhand der aktuellen Zinsen, wobei Angebote, die unsere Finanztip-Kriterien erfüllen, als Empfehlung zuerst gelistet werden. Mehr erfahren.

Hinweise zum Festgeld-Vergleich

Der Finanztip-Festgeldrechner basiert auf Festgeld-Daten von über 100 Banken, die der Dienstleister Financeads GmbH & Co. KG, Nürnberg (Datenschutzhinweise) zur Verfügung stellt. Diese haben wir mit unseren Parametern so gefiltert, dass Du ein verbraucherfreundliches Ergebnis nach Finanztip-Kriterien bekommst. Empfohlene Banken müssen der gesetzlichen Einlagensicherung in einem wirtschaftlich starken europäischen Land angehören und seit mindestens zwei Jahren Einlagenprodukte wie Tages- und/oder Festgeldkonten für Kunden in Deutschland anbieten. Die Auswahl der Festgeldangebote erhebt keinen Anspruch auf einen vollständigen Marktüberblick. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit und Aktualität der hier bereitgestellten Informationen. Für Schäden aus fehlerhaften Daten oder durch die Nutzung des Rechners übernehmen wir keine Haftung.

Welchen Nachteil hat Festgeld gegenüber Staatsanleihen?

Festgeld hat gegenüber Staatsanleihen einen Nachteil: Du kommst an das Geld während der Laufzeit nicht heran. Wie sich dieses Problem mit der sogenannten Zinstreppe weitgehend aus dem Weg räumen lässt, kannst Du in unserem Ratgeber Festgeld lesen.

Grundsätzlich können aber auch Staatsanleihen ein Sicherheitsbaustein sein. Damit diese aber wirklich Sicherheit bieten, solltest Du dafür nur Anleihen von Staaten wählen, die eine sehr gute Bonität haben. 

Denn: Staatsanleihen kannst Du zwar jederzeit verkaufen, allerdings nur zum aktuellen Kurs. Extrem riskante Staatsanleihen – solche von bankrottgefährdeten Ländern – kannst Du eventuell überhaupt nicht verkaufen, weil niemand sie haben will. Es kann also passieren, dass Du Verluste machst.

Eine andere Alternative sind sogenannte Geldmarkt-ETFs, die in Staatsanleihen mit kurzer Restlaufzeit investieren. Was das ist und welche wir empfehlen, erfährst Du in unserem Ratgeber zu Geldmarktfonds.

Was sind Staatsanleihen-ETFs?

Staatsanleihen-ETFs investieren in eine Vielzahl von Staatsanleihen. Sie funktionieren genauso wie ein Aktien-ETF. Nur dass sie keinen Aktien-, sondern einen Anleihenindex nachbilden.

Also einen Index, in dem mehrere Anleihen nach bestimmten Kriterien zusammengefasst werden. Manche Indizes zeigen dabei explizit die Entwicklung von bestimmten Staatsanleihen. Wie bei Aktien-ETFs streust Du so das Risiko.

Ein beliebter Index ist zum Beispiel der Bloomberg Euro Treasury Bond Index. Dieser Index besteht aus Anleihen aus der Eurozone, die mindestens noch ein Jahr Laufzeit haben. Allerdings schließt der Index nur Anleihen aus Staaten ein, die mindestens die Bonitätsnote BBB haben. Es gibt ETFs unterschiedlicher Anbieter, die diesen Index nachbilden.

Worauf solltest Du bei Staatsanleihen-ETFs achten?

Du solltest die Laufzeit-Spanne oder zumindest die durchschnittliche Laufzeit der Indexanleihen kennen. Das ist wichtig, weil Du darüber ablesen kannst, wie sensibel die Anleihekurse voraussichtlich auf eine Veränderung des Zinsniveaus reagieren. Du kannst aus der Laufzeit ableiten, wie stark der Index im Wert steigen oder fallen kann, wenn Zinsen – zum Beispiel um ein Prozent – steigen oder sinken.

Außerdem solltest Du natürlich darauf achten, welche Länder im jeweiligen Index berücksichtigt werden – Anleihen-ETFs aus Schwellenländern sind tendenziell deutlich schwankungsanfälliger und risikoreicher als solche aus Industriestaaten.

Mehr Details dazu, wie ein Anleihen-ETF funktioniert, erfährst Du in unserem Ratgeber zu Anleihen-ETFs.

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Wie kaufst Du Staatsanleihen?

Um Staatsanleihen und Staatsanleihen-ETFs zu erwerben, benötigst Du zunächst ein Depot. Hast Du ein Depot eröffnet, kannst Du Staatsanleihen und Staatsanleihen-ETFs über die Börse oder den Direkthandel erwerben. 

Dafür fallen je nach Depotanbieter Ordergebühren an. Wie Du solche Wertpapiere erwirbst, erklären wir Dir auch in unserem Ratgeber zum Aktienkauf.

Kannst Du Anleihen auch direkt beim Staat kaufen?

Bis 2012 konntest Du als Privatanlegerin oder Privatanleger deutsche Staatsanleihen auch direkt bei der Emission erwerben. 

Dieses Angebot hat die Finanzagentur des Bundes dann jedoch eingestellt. Aktuell können nur Banken die Staatsanleihen direkt bei der Herausgabe erhalten. Als Anleger erhältst Du die Anleihen nur über die Börse.

Bei welchen Depots kannst Du Staatsanleihen kaufen?

Bei der Auswahl eines passendes Depots hilft Dir unser Depot-Vergleich. Um herauszufinden, bei welcher Finanztip-Empfehlung Staatsanleihend handelbar sind, kannst Du einfach oben links danach filtern.

Depot-Vergleich: Hier findest Du das passende Depot

Die Auswahl erfolgt nach verbraucherfreundlichen Finanztip-Kriterien, sortiert nach Preis-Leistungs-Bewertung. Mehr erfahren.

Hinweis zum Depot-Vergleich

Der Finanztip-Depot-Vergleich basiert auf Daten von Banken, die wir selbst über die Websites der Anbieter, Preis- und Leistungsverzeichnisse und Abfragen bei den Anbietern gesammelt haben. Die Daten werden von uns monatlich kontrolliert und aktualisiert. Wir übernehmen keine Gewähr und Haftung für die Richtigkeit und Aktualität der hier bereitgestellten Informationen.

Die Reihenfolge der Depots in der Tabelle wird durch ein Scoring vorgegeben, Du hast die Wahl zwischen der Bewertung von Preis-Leistung, Kosten und Leistung. Beim Scoring spielen zum Beispiel folgende Konditionen eine Rolle: Verwahrgebühren, Ordergebühren, Anzahl von Handelsplätzen, Angebot der von Finanztip empfohlenen ETFs, Sparplanfunktion, Steuerinformationen oder Zinsen auf dazugehörigen Konten. Alle Empfehlungen erfolgen redaktionell unabhängig.

Die Auswahl der Depots erhebt keinen Anspruch auf einen vollständigen Marktüberblick. Wir nennen nur Depots, die deutschlandweit eröffnen werden können. Außerdem zeigen wir nur Anbieter, bei denen (1) das Depot komplett online eröffnet und geführt werden kann, (2) die Depotführung kostenlos ist oder durch Bedingungen wie die Ausführung eines Sparplans, bestimmte Wertpapiertransaktionen oder einen monatlichen Geldeingang auf dem dazugehörigen Girokonto kostenfrei gestellt werden kann, (3) neben ETFs auch Einzeltitel (also Aktien oder Anleihen) im selben Depot gehandelt werden können, (4) es die Möglichkeit gibt, automatische Sparpläne auf ETFs im selben Depot einzurichten, (5) es einen automatischen Abzug der deutschen Abgeltungssteuer gibt, (6) es keine Mindesteinlage gibt und (7) der Markteintritt nicht weniger als drei Monate her ist. 

Beispiel: Wie sieht der Kauf in einem Depot aus? 

Im folgenden Screenshot siehst Du, wie beispielsweise beim Depotanbieter Trade Republic die Zusammenfassung für den Kauf einer Bundesanleihe aussieht. Eine ähnliche Zusammenfassung erscheint bei jedem Depotanbieter. 

Zuvor musst Du die Kennnummer der gewünschten Anleihe und den Nennwert tippen, also wie viel Geld Du bei Fälligkeit der Anleihe zurückbekommen möchtest. Wenn alle Angaben in der Zusammenfassung korrekt sind, kannst Du auf „Kaufen“ klicken.

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Zum Ratgeber

Was bedeutet die Rendite von Staatsanleihen?

Die Rendite gibt an, wie hoch der jährliche Ertrag gemessen am aktuellen Kurs der Anleihe bis zum Ende der Laufzeit ist. 

Anleger handeln Anleihen an der Börse nämlich nicht zum Nennwert – also ihrem Rückzahlbetrag –, sondern zu einem aktuellen Kurs. Dieser wird meist in Prozent des Nennwertes angegeben. Bei einem Kurs von 98 Prozent zahlst Du für eine Anleihe mit 1.000 Euro Nennwert also 980 Euro. 

Die Rendite von Staatsanleihen schwankt täglich mit deren Kursen. Steigen die Kurse, sinkt die Rendite – und umgekehrt. Die Finanzagentur des Bundes veröffentlicht zum Beispiel jeden Tag die aktuellen Kurse und Renditen von Bundeswertpapieren auf ihrer Website

Die Renditen von Staatsanleihen nutzen Experten oft, um die allgemeine Entwicklung des Zinsniveau zu beschreiben. In der folgenden Grafik siehst Du, wie viel Rendite eine deutsche Staatsanleihe mit zehnjähriger Laufzeit jeweils in den vergangenen Jahren gebracht hat. 

Du erkennst gut, wie gering die Rendite in der Zeit der extremen Niedrigzinsen zwischen 2016 und 2021 war und wie sie seit 2022 angestiegen ist.

Was beeinflusst den Kurs von Staatsanleihen?

Der Kurs einer Anleihe wird vor allem von der Zinsentwicklung beeinflusst. Steigt der Marktzins, fallen die Kurse der Anleihen. 

Der Grund: Kommen neue Staatsanleihen mit einem höheren Zinssatz und gleicher Laufzeit auf den Markt, fällt der Kurs alter Anleihen entsprechend dem Zinsunterschied. Bei fallenden Marktzinsen funktioniert der Mechanismus umgekehrt.

Ein Beispiel: Wir betrachten eine alte Staatsanleihe mit Kupon von 0,5 Prozent pro Jahr. Sie ist bereits vor mehreren Jahren herausgegeben worden und hat jetzt eine Restlaufzeit von zwei Jahren. Gleichzeitig gibt es eine neue Anleihe mit zwei Jahren Laufzeit. Da das Zinsniveau gestiegen ist, hat sie einen Kupon von 1,8 Prozent. 

Das Problem: Die jährliche Zinszahlung von 0,5 Prozent würde kaum jemanden vom Hocker reißen. Schließlich bekommst Du eine neue Anleihe mit gleicher Laufzeit aber 1,8 Prozent Zinsen. Die alte Anleihe ist für neue Anlegende konkurrenzfähig, wenn sie einen geringeren Kurswert bezahlen müssen. Deswegen fällt der Kurs auf 97 Euro.

Wie stark reagieren die Anleihen-Kurse auf Zinsänderungen?

Das hängt von der Laufzeit der Anleihe ab. Je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto stärker reagieren die Kurse, wie die folgenden Rechnungen zeigen:

Beispiel 1: Eine Anleihe bietet eine jährliche Rendite von fünf Prozent. Der aktuelle Marktzins liegt ebenfalls bei fünf Prozent. Der Kurs der Anleihe beträgt 100 Prozent. Wie ändert sich nun der Kurs bei Anleihen mit verschiedenen Restlaufzeiten, wenn der Marktzins um einen Prozentpunkt auf sechs Prozent steigt?

Beispielrechnung 1

Restlaufzeit in Jahren151030
Kurs in Prozent99,1 95,8 92,6 86,2 

Quelle: Finanztip-Berechnung

Beispiel 2: Dieselbe Ausgangslage wie in Beispiel 1, aber der Marktzins sinkt nun um einen Prozentpunkt auf vier Prozent.

Beispielrechnung 2

Restlaufzeit in Jahren151030
Kurs in Prozent101104,5108,1117,3

Quelle: Finanztip-Berechnung

Die beiden Beispiele illustrieren, dass eine Zinsänderung am Kapitalmarkt sich umso stärker auf den Kurs einer Anleihe auswirkt, je länger deren Restlaufzeit ist. Der Kurs einer zehnjährigen Anleihe reagiert deutlich stärker als der einer einjährigen, weil er die Zinsänderung für mehr Laufzeitjahre ausgleichen muss. Noch stärker reagieren die 30-jährigen Anleihen.

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Wie berechnet sich die Rendite einer Staatsanleihe?

Die Rendite einer Staatsanleihe berechnet sich aus drei Werten:

  1. der aktuelle Kurs der Anleihe
  2. die Höhe der regelmäßigen Zinszahlungen, die noch ausstehen. Dieser Wert heißt auch Kupon
  3. den Stückzinsen

Was sind die Stückzinsen einer Anleihe?

Die Stückzinsen einer Anleihe sind im Prinzip eine Entschädigungszahlung an den Verkäufer, wenn Du die Anleihe zwischen den Zinsterminen kaufst. 

Dahinter steckt Folgendes: Die Zinszahlung in Höhe des Kupons findet nur einmal pro Jahr statt. Und zwar zu einem festen Termin an alle, die die Anleihe zu diesem Termin halten.

Kaufst Du die Anleihe vor der Zinszahlung, entgeht diese dem Verkäufer. Der Kupon wandert als neuer Besitzer der Anleihe in Deine eigene Tasche. Daher preist der Verkäufer diesen Verlust über die Stückzinsen in den Preis mit ein. Die Stückzinsen betragen für jeden Tag vor der Zinszahlung 1/360 des Kupons.

Die genaue Berechnung der Rendite erklärt sich am besten an einem Beispiel: Wir betrachten eine Anleihe mit einer Restlaufzeit von etwa zwei Jahren. Der Kurs liegt bei rund 97 Prozent des Nennwertes, der Kupon für die jährliche Zinszahlung beträgt 0,5 Prozent. Es ist der 15. Mai eines Jahres.

Du möchtest die erwähnte Anleihe kaufen, und zwar für 100 Euro Nennwert. Dann sieht die Rechnung so aus:

  • Weil der aktuelle Kurs 97 Prozent des Nennwertes beträgt, bezahlst Du 97 Euro.
  • Seit dem letzten Zinstermin am 15. August sind fast genau neun Monate vergangen. Die Stückzinsen betragen daher annäherungsweise 9/12 des Kupons von 0,50 Euro. Anders gesagt: Du zahlst dem bisherigen Anlegenden 9/12 von 50 Cent, also rund 38 Cent Stückzinsen.
  • Du zahlst daher am 15. Mai 97,00 + 0,38 Euro, macht 97,38 Euro. Zum Laufzeitende der Anleihe in 27 Monaten bekommst Du 100 Euro zurück, den Nennwert. Außerdem bekommst Du zu den Zinsterminen am 15. August und am 15. August im Folgejahr noch je 0,50 Euro Zinsen.
  • Wenn man diese Zahlungen zusammenrechnet, ergibt sich eine Rendite von 1,8 Prozent auf Deine Investition. Wie bei Renditen üblich, handelt es sich um eine Jahresrendite. So kannst Du diese Staatsanleihe mit anderen Anleihen oder auch Anlageformen wie Tagesgeld vergleichen.

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